Werner Hoffmann Geschrieben 24. Mai Melden Geschrieben 24. Mai (bearbeitet) Hier muss wohl die Wissenschaftstheorie/-philosophie bemüht werden, denn ganz so einfach ist es nicht. Dazu muss ich allerdings bemerken, dass es gar keinen so unüberwindbar scheinenden "Graben" zwischen "Glaube und Wissenschaft" gibt. Tatsache ist, dass die wissenschaftlichen Disziplinen, von denen es ja viele hunderte gibt, durchaus auch auf Glaubenssätzen aufbauen, die nicht beweisbar sind wie beispielsweise Rupert Sheldrake in seiner Schrift "Der Wissenschaftswahn" festgestellt hat (siehe auch andere renommierte Autoren wie John Lennox aus Oxford mit der Abhandlung :"Wozu Glaube, wenn es Wissenschaft gibt ?" oder die Physikerin und Theologin Lydia Jaeger aus Paris mit ihrer Abhandlung "Wissenschaft ohne Gott ?".). Auf der anderen Seite kann das Geglaubte, das durch die reduktionistische (Natur-) Wissenschaft nicht erfassbar, messbar, "begreifbar", ist, durchaus Teil der Wirklichkeit sein. Dahinter steht auch eine gewisse "Hybris" - nur, was die stringente (Natur-) Wissenschaft bewiesen hat, ist real. Das ist aber nicht wirklich "Wissenschaft", die eher demütig vorgehen sollte. Der Mensch und eben auch die Wissenschaftler sind begrenzte Wesen. Der Quantenphysiker Professor Greenberger äußerte kürzlich im Gespräch mit Anton Zeilinger: Greenberger: Worin auch immer wir uns vertiefen, werden wir auf Widersprüche stoßen. Wir Menschen sind einfach von Natur aus begrenzt, wie wir sind und wohin wir gehen können. Deswegen finde ich auch die Idee einer "Theorie von Allem" lächerlich. Quelle: https://www.derstandard.de/story/3000000203738/anton-zeilinger-warum-ist-unser-gehirn-in-der-lage-quantenphysik-zu-betreiben Interessant dazu ist auch folgende Vorlesung: https://youtu.be/8ESMpfMW0bU?si=O4E8evItaN6MPpP8 bearbeitet 24. Mai von Werner Hoffmann Zitieren
rorro Geschrieben 24. Mai Melden Geschrieben 24. Mai vor 3 Stunden schrieb Marcellinus: Das müssen die Wissenschaften auch nicht. Aus naturwissenschaftlicher Sicht gibt es keine "Auferstehung". Glauben kann man das natürlich weiterhin, nur mit Wissen hat das nichts zu tun. Das ist einfach der Unterschied zwischen Glauben und Wissen. Es gibt aus naturwissenschaftlicher Sicht auch keinen Genuß, keine Liebe, keine Sehnsucht, kein Heimweh, keine Inspiration, keine Ideen, keine Erfindungen, keine Tradition, keine Kulturen, keine Verkehrsregeln, keine Gesetze, keine Schönheit, keine Kunst, kein Mißbrauch, keine Würde, keine Rechte, keine Pflichten etc. Das kann man alles nur glauben und nicht wissen, daß es das gibt? Ehrlich jetzt? Wäre es nicht einfacher zu sagen, daß das nicht im Zuständigkeitsbereich der Naturwissenschaften liegt (sagt ein naturwissenschaftlich Ausgebildeter), übrigens vor allem mangels empirischer Beweisbarkeit. Auch wenn ein dt. Gericht meinte, die Zahl der Geschlechter bestimmen zu können (was eine genuin biologische Konnotation hat und daher außerhalb des Zuständigkeitsbereiches eines Gerichtes liegt), so wurde damit bloß ein jur. Begriff des Geschlechtes eingeführt, den es zuvor nicht gab. Du kannst jetzt den naturwiss. Begriff der Nichtauferstehung einführen (rein naturwissenschaftlich im Sinne der empirischen Beweisbarkeit hat es sie nicht gegeben, faktisch vielleicht schon), nur wozu? Zitieren
Marcellinus Geschrieben 24. Mai Melden Geschrieben 24. Mai vor 15 Minuten schrieb rorro: Es gibt aus naturwissenschaftlicher Sicht auch keinen Genuß, keine Liebe, keine Sehnsucht, kein Heimweh, keine Inspiration, keine Ideen, keine Erfindungen, keine Tradition, keine Kulturen, keine Verkehrsregeln, keine Gesetze, keine Schönheit, keine Kunst, kein Mißbrauch, keine Würde, keine Rechte, keine Pflichten etc. Das kann man alles nur glauben und nicht wissen, daß es das gibt? Ehrlich jetzt? „Gott ist kein empirischer Gegenstand. Als Religionswissenschaftler interessiert mich nicht Gott, sondern die Gottesvorstellung der Menschen. Das ist wissenschaftlich verifizierbar. Und das ist der Unterschied zur Theologie." (Hartmut Zinser, Religionswissenschaftler) All das, was du aufgezählt hast, sind Empfindung und/oder Vorstellungen von Menschen, und die gibt es natürlich. Und so gibt es auch Gottesvorstellungen. Das ist eine empirische Tatsache. Nur ob es hinter dieser Gottesvorstellung auch das gibt, was man sich da so vorstellt (und da gibt es ja ganz unterschiedliche), das ist Glaubenssache. 1 Zitieren
SteRo Geschrieben 25. Mai Melden Geschrieben 25. Mai Findet ihr diese Gespräche über Wissenschaft und Religion, in denen so getan wird als würde die eine Disziplin mit der anderen irgendwie konkurrieren nicht auch müßig, ja garadezu albern? Im vorliegenden Fall wird das Gespräch schon deshalb ad absurdum geführt, weil sich die Beteiligten vermutlich nicht mal über den Begriff zum Wort "[Natur-]Wissenschaft" einigen können (betrifft @Werner Hoffmann's "Wissenschaftstheorie/-philosophie"), geschweige denn ist klar, ob es ein gemeinsames Verständnis zum Wort "Auferstehung" überhaupt gibt. Nach meinem Verständnis von "Naturwissenschaft" äußert sich diese zu Dingen, welche in der naturwissenschaftlichen Realität Evidenz besitzen oder auf der Basis von naturwissenschaftlichen Evidenzen als logische Hypothese formuliert werden können. Demnach wäre es vollkommen unwissenschaftlich, wenn sich die Naturwissenschaft zu einer (theologisch unbestimmten) "Auferstehung" äußern würde. Zitieren
rorro Geschrieben 25. Mai Melden Geschrieben 25. Mai (bearbeitet) vor 9 Stunden schrieb Marcellinus: All das, was du aufgezählt hast, sind Empfindung und/oder Vorstellungen von Menschen, und die gibt es natürlich. Ist eine Kultur eine „Vorstellung“? Oder ein Gesetz? Eine Erfindung? Nicht wirklich. Wenn Dein Wahrheitsbegriff streng naturwissenschaftlich determiniert ist - was ich Dir übrigens auch nicht abnehmen würde - dann ist das eine epistemiologische Armut, die Du anderen nicht aufoktryieren mußt. Nachtrag: nach Deiner Methode müsstest Du mir erst einmal die Evidenz von so etwas wie „Empfindung“ und „Vorstellung“ zeigen, damit ich annehmen kann, daß es so etwas gibt. bearbeitet 25. Mai von rorro Zitieren
Marcellinus Geschrieben 25. Mai Melden Geschrieben 25. Mai vor 2 Stunden schrieb rorro: Ist eine Kultur eine „Vorstellung“? Oder ein Gesetz? Eine Erfindung? Ja, meine Antwort war etwas unvollständig, aber du hattest auch eine ziemlich disparate Liste aufgemacht! vor 2 Stunden schrieb rorro: Wenn Dein Wahrheitsbegriff streng naturwissenschaftlich determiniert ist - was ich Dir übrigens auch nicht abnehmen würde - dann ist das eine epistemiologische Armut, die Du anderen nicht aufoktryieren mußt. Wo habe ich das behauptet? Gerade zum Wahrheitsbegriff, für den es meines Wissens keine verbindliche Definition gibt, habe ich mich an anderen Orten des Langen und des Breiten ausgelassen. vor 2 Stunden schrieb rorro: Nachtrag: nach Deiner Methode müsstest Du mir erst einmal die Evidenz von so etwas wie „Empfindung“ und „Vorstellung“ zeigen, damit ich annehmen kann, daß es so etwas gibt. Bei aller gebotenen Zurückhaltung: das halte ich für Sophisterei. Unser Dissens steckt doch ganz wo anders. Du versuchst, was mit metaphysischen Begriffen beschrieben werden soll, als Wissen zu behaupten, wo es doch nur Glauben ist. Das kannst du natürlich tun, aber wir werden da nie auf einen gemeinsamen Punkt kommen. Zitieren
rorro Geschrieben 25. Mai Melden Geschrieben 25. Mai Deine Überzeugung, daß es keine letzte Wahrheit (als formuliertes Wissen) gibt, kenne ich und habe sie bereits mehrfach (mit dem immer gleichen Beispiel) widerlegt (Du wirst Dich an meinen Urgroßvater, der Linkshänder war, erinnern). Für Dich ist allgemeines(!) Wissen evidenzabhängig. Und wenn Dir meine Gegenbeisiele nicht passen oder ich Dich mit Deinem Anspruch konfontiere, nennst Du das Sophismus. Das kenne ich seit Jahren und es wird einfach nicht spannender, sorry. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 25. Mai Melden Geschrieben 25. Mai vor einer Stunde schrieb rorro: Deine Überzeugung, daß es keine letzte Wahrheit (als formuliertes Wissen) gibt, kenne ich und habe sie bereits mehrfach (mit dem immer gleichen Beispiel) widerlegt (Du wirst Dich an meinen Urgroßvater, der Linkshänder war, erinnern). Nein, hast du nicht! Erstens weil ein derartig simples Beispiel nichts über "Wahrheiten" im Allgemeinen sagt. Und zweitens weil selbst dieses Beispiel an der simplen Tatsache scheitert, daß es selbst für Linkshändigkeit bis heute keine allgemein verbindliche Definition gibt. Selbst dieser scheinbar simple Tatbestand passt also nicht in ein binäres Schwarzweißschema (und dabei lassen wir die Tatsache, daß du gar beweisen kannst, ob dein Urgroßvater Linkshänder war, oder ob man es sich nur so erzählt hat, mal vollkommen außer Acht) Wie viel mehr gilt das für alle möglichen anderen Sachen, bei denen man mit dem Wort "Wahrheit" hantiert. Bei eigentlich allen Fragen von Bedeutung kann ein Wahr-Falsch-Schema nur dazu führen, daß alle Aussagen darüber über kurz oder lang als falsch gelten müssen. Aber ich gebe ganz ehrlich zu, ich bin es längst leid! Bleibt bei euren Fantasievorstellungen, wenn sie euch glücklich machen. Ich bin aus dem Spiel raus! Zitieren
rorro Geschrieben 25. Mai Melden Geschrieben 25. Mai vor 56 Minuten schrieb Marcellinus: Nein, hast du nicht! Erstens weil ein derartig simples Beispiel nichts über "Wahrheiten" im Allgemeinen sagt. Das bestimmst Du? Interessant. vor 56 Minuten schrieb Marcellinus: Und zweitens weil selbst dieses Beispiel an der simplen Tatsache scheitert, daß es selbst für Linkshändigkeit bis heute keine allgemein verbindliche Definition gibt. Man frage Linkshänder. Die wissen was sie sind. vor 56 Minuten schrieb Marcellinus: (und dabei lassen wir die Tatsache, daß du gar beweisen kannst, ob dein Urgroßvater Linkshänder war, oder ob man es sich nur so erzählt hat, mal vollkommen außer Acht) Dabei ist genau das der Witz: etwas schon prinzipiell(!) Unbeweisbares kann richtig oder falsch sein, also wahr oder unwahr. vor 56 Minuten schrieb Marcellinus: Bei eigentlich allen Fragen von Bedeutung kann ein Wahr-Falsch-Schema nur dazu führen, daß alle Aussagen darüber über kurz oder lang als falsch gelten müssen. Um eine Theorie zu falsifizieren reicht ein Beispiel. Eine von außen willkürlich zugewiesene „Bedeutung“ spielt da keine Rolle. vor 56 Minuten schrieb Marcellinus: Aber ich gebe ganz ehrlich zu, ich bin es längst leid! Bleibt bei euren Fantasievorstellungen, wenn sie euch glücklich machen. Ich bin aus dem Spiel raus! Wahrscheinlich besser so. Lass Dich von Argumenten nicht stören. Zitieren
Merkur Geschrieben 25. Mai Melden Geschrieben 25. Mai vor 2 Stunden schrieb Marcellinus: Wie viel mehr gilt das für alle möglichen anderen Sachen, bei denen man mit dem Wort "Wahrheit" hantiert. Bei eigentlich allen Fragen von Bedeutung kann ein Wahr-Falsch-Schema nur dazu führen, daß alle Aussagen darüber über kurz oder lang als falsch gelten müssen. Bei den meisten Fragen reicht eigentlich ein "brauchbar" oder "unbrauchbar". 2 Zitieren
Marcellinus Geschrieben 25. Mai Melden Geschrieben 25. Mai vor 46 Minuten schrieb Merkur: Bei den meisten Fragen reicht eigentlich ein "brauchbar" oder "unbrauchbar". Richtig, und unbrauchbar ist das, was wir falsch nennen. Alles andere, ist entweder „noch nicht widerlegt“, oder „richtig nach dem aktuellen Stand des Wissens“ oder „besser als alle anderen konkurrierenden Erklärungen“. Der Komparativ und Relativität sind die entscheidenden Punkte. „Wahrheit“ dagegen steht für etwas Absolutes, und das gibt es in dieser Welt (außerhalb von Mathematik und Logik) nun einmal nicht. Zitieren
rorro Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor 14 Stunden schrieb Marcellinus: „Wahrheit“ dagegen steht für etwas Absolutes, und das gibt es in dieser Welt (außerhalb von Mathematik und Logik) nun einmal nicht. Doch. Selbstverständlich lassen sich absolut wahre Aussagen treffen außerhalb von Mathematik und Logik. Was Du schreibst ist wirklich vollkommener Blödsinn! Und ich rege mich so auf, weil ich weiß, daß Du viel zu klug dafür bist. Nimm einen Stammbaum, der 500 Jahre zurückgeht. Alles was wir haben sind Dokumente. Dennoch kann die Behauptung der dort beschrieben biologischen Abstammungslinie eine absolut wahre Aussage sein! Warum wehrst Du Dich dagegen? Zitieren
Marcellinus Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor 1 Stunde schrieb rorro: vor 15 Stunden schrieb Marcellinus: „Wahrheit“ dagegen steht für etwas Absolutes, und das gibt es in dieser Welt (außerhalb von Mathematik und Logik) nun einmal nicht. Doch. Selbstverständlich lassen sich absolut wahre Aussagen treffen außerhalb von Mathematik und Logik. Was Du schreibst ist wirklich vollkommener Blödsinn! Und ich rege mich so auf, weil ich weiß, daß Du viel zu klug dafür bist. Nimm einen Stammbaum, der 500 Jahre zurückgeht. Alles was wir haben sind Dokumente. Dennoch kann die Behauptung der dort beschrieben biologischen Abstammungslinie eine absolut wahre Aussage sein! Warum wehrst Du Dich dagegen? Weil du selbst demonstrierst, daß das, was ich schreibe, eben kein Blödsinn ist. Hast du eine Vorstellung, wie viel in einer 500 Jahre alten Abstammungslinie aus heutiger Sicht falsch oder zumindest nachträglich nicht mehr überprüfbar ist, wie vieles aus unserer Sicht gar keine biologische Abstammung ist? Da war die hochherrschaftliche Dame einmal allein auf der Kirchweih, weil es der edle Gatte nicht brachte, und - zack - 9 Monate später war er glücklicher Vater eines Stammhalters, den er natürlich als sein eigen erkannte! Daher zu Recht deine Formulierung: "Behauptung kann eine absolut wahre Aussage sein", oder, wahrscheinlicher, einfach falsch. Diese Welt ist zu vielfältig, um im allgemeinen Fall in ein binäres Schwar-Weiß-Schema gepresst zu werden. DESHALB wehrte ich mich dagegen. Weil mir die beobachtbare Wirklichkeit wichtiger ist als die Behauptung einer Wahrheit, die in vielen Fällen schlicht eine Illusion von Sicherheit ist. Zitieren
Merkur Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai Die Behauptung über die Abstammungslinie kann wahr sein, aber sie ist eben nicht überprüfbar. Was nützt einem die Behauptung, etwas sei wahr, wenn man es nicht überprüfen kann? 1 Zitieren
Marcellinus Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor 4 Minuten schrieb Merkur: Was nützt einem die Behauptung, etwas sei wahr, wenn man es nicht überprüfen kann? Ist das nicht mit den allermeisten Behauptungen so? Sie können wahr sein oder falsch oder alles dazwischen. Nur wenn sie sich als falsch erwiesen haben, kann man sich absolut sicher sein, alles andere ist vorläufig. Zitieren
rorro Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor 3 Stunden schrieb Marcellinus: Weil du selbst demonstrierst, daß das, was ich schreibe, eben kein Blödsinn ist. Hast du eine Vorstellung, wie viel in einer 500 Jahre alten Abstammungslinie aus heutiger Sicht falsch oder zumindest nachträglich nicht mehr überprüfbar ist, wie vieles aus unserer Sicht gar keine biologische Abstammung ist? Da war die hochherrschaftliche Dame einmal allein auf der Kirchweih, weil es der edle Gatte nicht brachte, und - zack - 9 Monate später war er glücklicher Vater eines Stammhalters, den er natürlich als sein eigen erkannte! Daher zu Recht deine Formulierung: "Behauptung kann eine absolut wahre Aussage sein", oder, wahrscheinlicher, einfach falsch. Diese Welt ist zu vielfältig, um im allgemeinen Fall in ein binäres Schwar-Weiß-Schema gepresst zu werden. DESHALB wehrte ich mich dagegen. Weil mir die beobachtbare Wirklichkeit wichtiger ist als die Behauptung einer Wahrheit, die in vielen Fällen schlicht eine Illusion von Sicherheit ist. Es geht nicht darum, ob der konkrete Fall falsch ist, sondern ob eine Aussage absolut wahr sein kann. Das kann sie definitiv. Darum geht es und um nichts anderes. Zitieren
rorro Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor 1 Stunde schrieb Merkur: Die Behauptung über die Abstammungslinie kann wahr sein, aber sie ist eben nicht überprüfbar. Was nützt einem die Behauptung, etwas sei wahr, wenn man es nicht überprüfen kann? Das kommt darauf an, was für Dich ein ausreichendes Kriterium für „überprüft“ ist. Alle geschichtlichen Aussagen sind nur begrenzt überprüfbar. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor 3 Minuten schrieb rorro: Alle geschichtlichen Aussagen sind nur begrenzt überprüfbar. Richtig! Und das gilt für die physikalische und biologische Geschichte ebenso wie für die soziale. Immer leidet unser Wissen am Mangel an Informationen, Zeit und nicht zuletzt kognitiven Fähigkeiten. Noch ein paar Gründe mehr, um Begriffe wie „Wahrheit“ einen großen Bogen zu machen. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor 10 Minuten schrieb rorro: Es geht nicht darum, ob der konkrete Fall falsch ist, sondern ob eine Aussage absolut wahr sein kann. Das kann sie definitiv. Darum geht es und um nichts anderes. Nein, genau darum geht es nicht! Ob eine Aussage absolut wahr sein KANN, ist schon deshalb unwitzig, weil das nur eine von zig Möglichkeiten ist, was eine Aussage eben auch sein kann, nämlich wahr oder falsch oder irgendwas sonst. „Wahrheit“ ist nun mal Teil eines ausdrücklich binären Bewertungsschema, und nicht irgendein WischiWaschi. Es geht darum, ob Aussagen definitiv wahr SIND. Und DER Nachweis scheitert zielsicher immer dann, wenn die Aussagen über die Komplexität von Sätzen hinausgehen wie „es regnet gerade“. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor 19 Minuten schrieb rorro: Es geht nicht darum, ob der konkrete Fall falsch ist, sondern ob eine Aussage absolut wahr sein kann. Dann ist das Wort, dass du verwenden solltest, nicht Wahrheit, sondern Möglichkeit. Und daß die Sätze, die du bisher hierfür als Beispiele gebracht hast, alle eine Möglichkeit darstellen, würde ich nie bestreiten. Aber ich denke (Vorsicht, Spekulation!), daß es dir eigentlich um ganz andere Sätze geht, und die haben mit Metaphysik zu tun. Da suchst du nach Wahrheit, wie du an anderen Orten schon geschrieben hast, und da würde ich selbst Möglichkeit im Zweifel ziehen. Da geht es dann um Glaubenswahrheiten, und wie der Name schon sagt, kann man das glauben oder nicht. Zitieren
Merkur Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor 32 Minuten schrieb rorro: Alle geschichtlichen Aussagen sind nur begrenzt überprüfbar. Dann sind sie möglicherweise absolut wahr, aber man weiß es halt nicht genau. Zu einer absolut wahren Aussage gehört ja wohl nicht die absolute Gewissheit, dass sie es ist. Zitieren
rorro Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor 13 Minuten schrieb Merkur: Dann sind sie möglicherweise absolut wahr, aber man weiß es halt nicht genau. Das bestreite ich ja gar nicht. Marcellinus tut das. Nach seiner Argumentation ist die ehemalige Existenz des Heiligen Römischen Reiches auch eine Glaubenswahrheit - so wie alle historischen Aussagen. Sie unterscheiden sich bloß in der - letztlich subjektiven - Beurteilung der Möglichkeit. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor einer Stunde schrieb rorro: vor einer Stunde schrieb Merkur: Dann sind sie möglicherweise absolut wahr, aber man weiß es halt nicht genau. Das bestreite ich ja gar nicht. Marcellinus tut das. Nach seiner Argumentation ist die ehemalige Existenz des Heiligen Römischen Reiches auch eine Glaubenswahrheit - so wie alle historischen Aussagen. Sie unterscheiden sich bloß in der - letztlich subjektiven - Beurteilung der Möglichkeit. Sag mal, wann hast du dich eigentlich entschieden, in einer Schwarz-Weiß-Welt zu leben? Kennst du nur "absolut wahr" oder "bloß subjektiv" und nichts dazwischen? Oder, und das halte ich mittlerweile für die am wenigsten peinliche Erklärung, du willst mich nur veralbern. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai Vielleicht mal hier etwas grundsätzlicher zum Begriff "Wahrheit". Es ist paradox. Der Begriff „Wahrheit“, der wie kein anderer für den Wunsch nach Erkenntnis, Eindeutigkeit, Gewissheit und Sicherheit seht, hat wie kein anderer Begriff für Unklarheit, Dissens und Verwirrung gesorgt (höchstens noch übertroffen vom Gottesbegriff). „Wahrheit“ ist ein von Menschen geschaffenes, sprachliches Symbol, ein Begriff, und was man damit zu begreifen versucht, das ist die Frage. Was immer man unter „Wahrheit“ versteht, es ist verbunden mit denn Begriffspaar „wahr/falsch“. Ob es sich um eine Aussage, Theorie oder sonstige Vorstellung handelt, immer ist sie entweder definitiv und absolut „wahr“ oder eben nicht. Nun gibt es viele Fälle des täglichen Lebens, in denen das scheinbar unproblematisch ist. Der Wahrheitsgehalt von Aussagen wie „Ich hab mir den Arm gebrochen“, „Hier regnet es gerade“ oder „Caesar hatte eine Glatze“ ist prinzipiell kein erkenntnistheoretisches Problem, auch wenn der letzte Fall vielleicht nach 2000 Jahren in der Praxis schlecht zu recherchieren ist. Nur hat das eben nichts mit der „Wahrheit™“ zu tun, und auch im täglichen Leben kommen auf jeden Fall, den ich nach einem schwarz-weiß-Muster beurteilen kann, hundert andere, bei denen das nicht geht. In der Mathematik oder Logik dagegen ist Existenz wie Bestimmbarkeit des Wahrheitswertes einer Aussage nicht die Ausnahme, sondern die Regel, allerdings nicht, weil die Fragen immer einfach zu beantworten wären, sondern weil Mathematik wie Logik als menschengemachte Symbolsysteme eben so eingerichtet sind, daß Problemstellung wie Lösung nur aus eben diesen Symbolen bestehen und nur eine wahre oder falsche Antwort zulassen. Nur wenn man versucht, irgendwelche Aussagen über die Wirklichkeit zu machen, will das mit der „Wahrheit“ nicht so richtig klappen. Da hilft es auch nichts, zu behaupten, Wahrheit und Wirklichkeit seine irgendwie identisch, oder „Wahrheit eine Wesenseigenschaft der Wirklichkeit“, denn damit behauptet man ja nichts mehr und nichts weniger als daß „Wahrheit“ kein von Menschen erfundener Begriff ist. Das ist reine Esoterik. Modelle in den theoretisch-empirischen Wissenschaften bestehen aus menschengemachten Begriffen und Symbolen; die Zusammenhänge, die man mit ihnen beschreiben will, dagegen nicht. Das ist der eigentliche Grund dafür, daß diese Modelle immer unvollständig, vorläufig oder beides sind. Wenn man sie nicht allesamt für falsch erklären will, kommt man mit einem alles-oder-nichts-Schema nicht zurecht. Manche helfen sich dann mit der gedanklichen Konstruktion einer „Annäherung an die Wahrheit“, ein ganz besonderer Witz, denn wie will ich das Maß einer solchen „Annäherung“ bestimmen, wenn ich nicht weiß woran? In der Praxis habe ich außerhalb der Physik noch keinen Wissenschaftler erlebt, der sich getraut hat, seine Modelle „wahr“ zu nennen, und die Physiker lernen auch gerade auf die harte Tour, daß ihre Wissenschaften mehr Fragen als Antworten hat, und das Verfallsdatum ihrer Theorien immer kürzer wird, wenn sie überhaupt das Stadium der Hypothese verlassen. Was theoretisch-empirische Wissenschaftler tun, ist der Versuch, zu zeigen, daß ihre Modelle besser sind als die bisherigen, besser durch Tatsachenbeobachtungen belegt, besser in ihrem Erklärungs- oder vielleicht sogar Prognosewert, was immer in ihrem jeweiligen Fach als Qualitätskriterium etabliert ist. Dieser Komparativ, dieses „besser als vorher“, ist der eigentliche, und realistische Maßstab, mit dem Fortschritt in den theoretisch-empirischen Wissenschaften bestimmt wird. „Wahrheit“ (außerhalb von Mathematik und Logik) ist einfach eine veraltete Glaubensvorstellung. Daß es sich beim Wahrheitsbegriff eigentlich um eine Glaubensvorstellung handelt, daß also Subjektivismus und Wahrheit untrennbar verbunden sind, ist übrigens keine so neue Erkenntnis. Das folgende Zitat fand ich bei meiner Beschäftigung mit Popper: „Das ummittelbar Erlebte ist subjektiv und absolut […] Die objektive Welt hingegen, welche die Naturwissenschaft rein herauszukristallisieren sucht, [..] ist notwendigerweise relativ […] Dieses Gegensatzpaar: subjektiv - absolut und objektiv - relativ scheint mir eine der fundamentalsten erkenntnistheoretischen Einsichten zu enthalten, die man aus der Naturforschung ablesen kann. Wer das Absolute will, muß die Subjektivität, die Ichbezogenheit, in Kauf nehmen; wen es zum Objektiven drängt, der kommt um das Relativitätsproblem nicht herum.“ (Hermann Weyl, Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaft, 1966, S. 150f, zitiert bei Karl Raimund Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1984, S. 75) Popper selbst schreibt dazu: „Das alte Wissenschaftsideal, das absolut gesicherte Wissen (episteme), hat sich als Idol erwiesen. Die Forderung der wissenschaftlichen Objektivität führt dazu, daß jeder wissenschaftliche Satz vorläufig ist. Er kann sich wohl bewähren - aber jede Bewährung ist relativ, eine Beziehung, eine Relation zu anderen, gleichfalls vorläufigen Sätzen. Nur in unserem subjektiven Überzeugungserlebnissen, in unserem Glauben können wir absolut sicher sein." (Popper a.a.O. S. 225) Und um diese „subjektiven Überzeugungserlebnisse“, diese persönlichen Gewißheiten, scheint es mir bei der Debatte um den Wahrheitsbegriff eigentlich zu gehen. Diese Gewißheit wollen manche offenbar mit allem (sprachlichen) Mitteln retten. Aber es hilft nichts: immer wenn jemand davon spricht, dieses oder jenes sei „wahr“, begeht er entweder eine sprachliche Ungenauigkeit oder formuliert einen Glauben , und zwar ganz egal, ob religiös oder nicht. Zitieren
rorro Geschrieben 26. Mai Melden Geschrieben 26. Mai vor 30 Minuten schrieb Marcellinus: Nun gibt es viele Fälle des täglichen Lebens, in denen das scheinbar unproblematisch ist. Der Wahrheitsgehalt von Aussagen wie „Ich hab mir den Arm gebrochen“, „Hier regnet es gerade“ oder „Caesar hatte eine Glatze“ ist prinzipiell kein erkenntnistheoretisches Problem, auch wenn der letzte Fall vielleicht nach 2000 Jahren in der Praxis schlecht zu recherchieren ist. Nur hat das eben nichts mit der „Wahrheit™“ zu tun, und auch im täglichen Leben kommen auf jeden Fall, den ich nach einem schwarz-weiß-Muster beurteilen kann, hundert andere, bei denen das nicht geht. Selbstverständich hat das was mit Wahrheit zu tun. Wenn Du einen anderen Wahrheitsbegriff verwendest, ist das ja nicht anderer Leute Problem. Ob die Naturwissenschaft die "objektive Welt" versucht herauszukristallisieren, ist zudem spätestens seit Heisenberg umstritte (was Popper natürlich wußte). An meiner Alma Mater gab es mal einen Dies Academicus zum Thema "Wahrheit" - und ein sehr interessantes Diskussionpanel (u.a. mit meinem Doktorvater, damals auch Rektor der Uni), kam zu sehr divergierenden Meinungen zur Frage, ob im Forschungslabor so etwas wie eine objektive Wahrheit gefunden werden könne. U.a. deswegen wäre ich beim Wahrheitsbegriff, wenn er ins Abstrakte abzugleiten droht, sehr skeptisch - die landläufige Bedeutung dagegen, die u.a. auch die Jurisprudenz verwendet, wenn es bspw. das Ziel einer Verhandlung ist, der "Wahrheit" auf den Grund zu gehen, die halte ich für viel bewährter. Zitieren
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