Weihrauch Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar vor 2 Minuten schrieb Flo77: Da ich grundsätzlich ein ausgesprochenes Misstrauen gegenüber Machthabern gleich welcher Art habe Das kenn ich irgendwoher. vor 2 Minuten schrieb Flo77: ist für mich - so ich denn davon ausgehe, daß im Text überhaupt göttliches Wort vorhanden ist - durchaus entscheidend "Macht-Wort" und "Gottes-Wort" zu trennen. Ja, das ist aber ein schwieriges, vielleicht unmögliches Unterfangen, weil es so etwas ähnliches wie Kirche und Staat, bzw. Religion und Staat zu trennen, zur Zeit der Abfassung biblischer Texte oder überall und im allgemeinen damals nicht gab. Insofern ist Heilige Schrift, egal welcher alten Kultur sie entstammt immer Literatur der Sieger. Das heißt aber nicht, dass die Sieger grundsätzlich unreligiös gewesen, oder keine spirituellen Menschen gewesen wären. Das hieße auf der anderen Seite vom Pferd fallen. Heilige Schriften waren beides, spirituelle und (macht-)politische Schriften. Da du das erkannt hast, bist du einen Schritt weiter als viele Gläubige, hast aber auch ein Problem mehr mit dem Glauben. Glaubenszersetzend ist das meiner Erfahrung nach nicht, nicht im Geringsten. Sieh dir bloß mal an, wie die Frömmsten hier im Forum im Thread "Polemik für Interessierte" wüten. Also mach dir keine Sorgen, und sprich dort dein Macht-Wort und hier dein Gottes-Wort. 1 Zitieren
Flo77 Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar vor 3 Minuten schrieb Weihrauch: Ja, das ist aber ein schwieriges, vielleicht unmögliches Unterfangen, weil es so etwas ähnliches wie Kirche und Staat, bzw. Religion und Staat zu trennen, zur Zeit der Abfassung biblischer Texte oder überall und im allgemeinen damals nicht gab. Insofern ist Heilige Schrift, egal welcher alten Kultur sie entstammt immer Literatur der Sieger. Das heißt aber nicht, dass die Sieger grundsätzlich unreligiös gewesen, oder keine spirituellen Menschen gewesen wären. Ich zweifle nicht an der grundsätzlichen Religiosität der Redakteure. Allerdings zweifle ich an der Lauterkeit ihrer Interessen. Interessanterweise sind aber ja viele Religionen - wie das transalpine Heidentum und auch das ursprüngliche Judentum - ja eben keine Religionen sind, die ursprünglich an eine Priesterkaste oder eine Monarchie gebunden gewesen wäre. Und diese Unmittelbarkeit, macht sie für mich so interessant. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar vor 11 Minuten schrieb Flo77: Ich zweifle nicht an der grundsätzlichen Religiosität der Redakteure. Allerdings zweifle ich an der Lauterkeit ihrer Interessen. An deiner grundsätzlichen Religiosität zweifelst du nicht. An der Lauterkeit deiner politischen Interessen auch nicht. Ich nehme an, dass das bei den Redakteuren auch nicht anders war. vor 18 Minuten schrieb Flo77: Interessanterweise sind aber ja viele Religionen - wie das transalpine Heidentum und auch das ursprüngliche Judentum - ja eben keine Religionen sind, die ursprünglich an eine Priesterkaste oder eine Monarchie gebunden gewesen wäre. Und diese Unmittelbarkeit, macht sie für mich so interessant. Das ist kein abwegiger Gedanke, finde ich, hat aber vielleicht doch einen Haken. In der Bibelwissenschaft gab es eine Zeit, in der unglaublich viele ältere Bibeltexte des NT aufgetaucht sind. Auch die Bibelwissenschaftler dachten anfänglich, dass die "archaischeren", älteren Texte die wahreren, weil ursprünglicheren, vielleicht noch nicht so sehr "verfälschten" seien. Davon kam man aber mit der Zeit aus guten Gründen wieder ab. Im übertragenen Sinn kann man sich fragen, wie weit man in der Religionsgeschichte zurückgehen will, und ob das sinnvoll für den persönlichen Glauben ist. Denn irgendwann landet man vermutlich auf diesem Rückweg ins Archaische in der Steinzeit, und da stellt sich dann unweigerlich die Frage, was man mit dem Glauben der Menschen damals, in der heutigen Zeit noch anfangen kann. Je weiter man zurückgeht, desto garstiger wird der Graben, der uns von unseren (spirituellen) Vorfahren trennt, und desto schwieriger wird es diesen Graben im Vorwärtsgang wieder zu überwinden. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar Jetzt muss ich doch noch einmal nachfragen, was du mit dem "transalpinen Heidentum" gemeint hast - aus unserer Sicht transalpin, oder aus der Sicht des Orients? Zitieren
Domingo Geschrieben 20. Januar Autor Melden Geschrieben 20. Januar vor 5 Stunden schrieb Weihrauch: Selbst dann, wenn man von der Quellenscheidung ausgeht, und man sich ganz sicher ist, dass die beiden Texte absolut nichts miteinander zu tun haben, und nicht harmonisiert werden können, wird der Mensch in Gen 2 von Anfang an als erwachsener Mensch verstanden, obwohl das gar nicht da steht, weil diese in Gen 1 angestoßene Assoziation (Mann und Frau = Mensch) unbewusst wirksam bleibt, weil der bewusste Teil des Gehirns trotz "besseren" Wissens, vom im Unterbewusstsein gespeicherten "Mann und Frau = Mensch" gesteuert bleibt, welches nicht aus dem Arbeitsspeicher gelöscht wurde und noch aktiv ist. Man könnte aber umgekehrt fragen, woraus es sich ergibt, dass es in Gen. 2 um einen noch nicht erwachsenen Menschen geht, oder gar, dass es sich bei den genannten "Tieren" tatsächlich um Spielzeuge handelt. Es ist schon lange her, als wir uns darüber unterhalten haben. Insbesondere bei den Tierspeilzeugen möchte ich fragen: Ist das Teil der berühmten Allegorie? Denn niemand, weder mittelalterlicher jüdischer Rabbi noch moderner Bibelforscher, ist mW auf diese Idee gekommen. Zitieren
Flo77 Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar vor 38 Minuten schrieb Weihrauch: Jetzt muss ich doch noch einmal nachfragen, was du mit dem "transalpinen Heidentum" gemeint hast - aus unserer Sicht transalpin, oder aus der Sicht des Orients? Aus der Sicht des Orients. Also Kelten, Germanen, Slawen. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar (bearbeitet) vor einer Stunde schrieb Domingo: Man könnte aber umgekehrt fragen, woraus es sich ergibt, dass es in Gen. 2 um einen noch nicht erwachsenen Menschen geht, oder gar, dass es sich bei den genannten "Tieren" tatsächlich um Spielzeuge handelt. Das hängt eben davon ab, um welche Textsorte es sich handelt. Wenn es eine Allogorie ist, muss man sich fragen, für was, was das eigentlich Gemeinte ist. Umgekehrt muss man aus aber aus dem Text und seinen Inhalten schließen, ob es eine Allegorie ist oder nicht. Deswegen ist mir das doch so wichtig, was eine Allegorie ist, und woran im Text man eine Allegorie erkennen kann. Wenn es keine ist, ist meine Interpretation Bullshit, und der Kas auch für mich gegessen. vor einer Stunde schrieb Domingo: Insbesondere bei den Tierspeilzeugen möchte ich fragen: Ist das Teil der berühmten Allegorie? Was für eine berühmte Allegorie? Es ist ja noch niemand auf die Idee gekommen, dass es eine Allegorie sein könnte. Das ist das gleiche wie mit der Sintfluterzählung, die ist berühmt, aber nicht als Allegorie verstanden worden. Wegen beidem möchte ich die Allogorie an sich dingfestmachen, ein Messinstrument dafür, das man an jeden Text anlegen können muss, und dieses Messinstrument dann an Gen 2 und 3 und die Sintfluterzählung (beginnent bei Kain und Abel) anlegen. Und dann werden wir sehen, ob ich richtig oder falsch liebe (Onkel Freud lässt grüßen) liege natürlich. Beides ist mir recht. vor einer Stunde schrieb Domingo: Denn niemand, weder mittelalterlicher jüdischer Rabbi noch moderner Bibelforscher, ist mW auf diese Idee gekommen. Warum das so sein könnte, habe ich ja oben gerade versucht klar zu machen mit meinem Beispiel der Übersetzungen "Mann und Frau" statt "männlich und weiblich" und "Adam" statt "Mensch", wenigstens was das Christentum betrifft, würde das eine gewisse Denkblockade erklären. Der Rabbi wird es im hebräischen Original lesen, aber man sollte nicht vergessen, dass auch die Übersetzung Septuaginta von Juden für Juden geschrieben worden ist, und vielleicht zu einer zeitweise ähnlichen Denkblockade bei den Juden geführt haben könnte, die dann tradiert wurde, weil sie schon im kulturellen Gedächtnis gespeichert worden war. Aber besonders plausibel erscheint mir das selbst nicht. Aber was gehen mich die Rabbis an? Ein Kriterium für die Allegorie ist, dass sie eine Weiterentwicklung der Metapher ist, bei der sich Metapher sinnvoll an Metapher reiht, wobei alle Metaphern für sich entschlüsselt werden müssen, um den sinnvollen Zusammenhang ihrer Abfolge zu begreifen. Die aufgeschlüsselten Metaphern in der Erzählung vom Garten Eden sind in meiner Interpretation: Samenerguss mit Mensch in Eden hinein, Mensch in der Gebärmutter von Eden, Geburt des Menschen durch Eden, Stillen des Säuglings durch Eden, Entwönung des Säuglings, Sprechenlernen des Kindes mit dem Vater anhand von Spielzeugtieren, Kind wird zu Mann und Frau bei der Geschlechtsreife in der Pubertät, Geschlechtsverkehr von Mann und Frau, Schambehaarung als äußerliches Zeichen der Geschlechtsreife, Schwangerschaft der Frau (werdende Mutter), Geburt der Zwillinge Kain und Abel = Summa summarum Fruchtbarkeitsmythos und kein Sündenfall, denn ein weiteres Kriterium einer Allegorie ist, dass der initiale Text nicht durchgängig verständlich, in sich unlogisch ist. Belege für diese beiden eben angeführten Kriterien einer Allegorie liefere ich bei Gelegenheit nach, wenn man, wir, ich, du, wer auch immer, sich daran beteiligen will, weitere Kriterien für eine Allegorie zu sammeln, und man sich dann auf etwas bestimmtes einigt, wie dieses Messinstrument auszusehen hat. Sündenfall erst bei Kain und Abel, falscher Opferkult der beiden als ein Grund für die Sintflut, Mischehen als ein weiterer Grund für die Sintflut, Tiere auf der Arche wieder anders als Metapher für Menschen usw. ... bearbeitet 20. Januar von Weihrauch Entwöhnung vergessen. Zitieren
Flo77 Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar vor 1 Stunde schrieb Weihrauch: Im übertragenen Sinn kann man sich fragen, wie weit man in der Religionsgeschichte zurückgehen will, und ob das sinnvoll für den persönlichen Glauben ist. Denn irgendwann landet man vermutlich auf diesem Rückweg ins Archaische in der Steinzeit, und da stellt sich dann unweigerlich die Frage, was man mit dem Glauben der Menschen damals, in der heutigen Zeit noch anfangen kann. Je weiter man zurückgeht, desto garstiger wird der Graben, der uns von unseren (spirituellen) Vorfahren trennt, und desto schwieriger wird es diesen Graben im Vorwärtsgang wieder zu überwinden. Die existenziellen Fragen der Menschheit (Sex, Ernährung, Krankheit, Lebenslauf, Gesellschaft und Tod) haben sich seitdem nicht wirklich geändert. Die Umstände ja, aber nicht die Bedürfnisse und Gefühle. Steinzeitliche Religion dürfte die unmittelbarste - und vielleicht auch elementarste - Form der dieser Themenbewältigung sein. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar vor 36 Minuten schrieb Flo77: Aus der Sicht des Orients. Also Kelten, Germanen, Slawen. Ah, okay. Das ist ein ähnlicher Grund, warum die Bibelwissenschaftler von der Ansicht abgekommen sind, dass ältere Handschriften authentischer seien als neuere, denn es stellte sich heraus, dass die Gründe für die Unterschiede nicht so sehr auf ihrer Entstehungszeit beruhten, sondern viel mehr örtliche Ursachen hatten. Die ersten Gemeinden waren weit verstreut, und entwickelten sich ziemlich unabhängig von einander weiter, was sich in Unterschieden der Handschriften bemerkbar machte. Man sortierte dann eher nach räumlichen Kriterien als nach zeitlichen, also alexandrinischen, antiochischen, syrischen Handschriften etc., sofern ich das richtig verstanden habe. Ich bin ja in nichts ein Fachmann und auf jedem Gebiet ein Laie. So bist du auch im Bestreben nach archaischeren Formen räumlich, also transalpin, weiträumiger auf deiner Suche nach der ursprünglichen Spiritualität geworden, und müsstest es auch immer mehr werden, je früher du in der Menschheitsgeschichte zurückgehst. Unterwegs zu den Anfängen, möglichst ohne Anbindung an Priesterkasten oder Monarchien würdest du vermutlich selbst bei Schamanen in Australien oder Afrika vorbeikommen. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar vor 3 Minuten schrieb Flo77: Die existenziellen Fragen der Menschheit (Sex, Ernährung, Krankheit, Lebenslauf, Gesellschaft und Tod) haben sich seitdem nicht wirklich geändert. Die Umstände ja, aber nicht die Bedürfnisse und Gefühle. Steinzeitliche Religion dürfte die unmittelbarste - und vielleicht auch elementarste - Form der dieser Themenbewältigung sein. Das stimmt, aber ist das für dich und mich sinn- und zeckvoll - und vor allem wie kultisch umsetzbar? Wenn ich das richtig verstanden habe, ist es dir besonders wichtig, jetzt leg meine Worte nicht auf die Goldwage, zu Hause ein Ritual zu feiern, du hast einen Altar oder etwas ähnliches, und andererseits ist deine christlich-kirchliche Vorprägung anscheinend unüberwindbar stark in dir verankert. Du wirst deine Umstände nicht los werden können, und halbnackt um ein Lagerfeuer herumhüpfen, wird nicht so dein Ding sein, vermute ich. Zitieren
Flo77 Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar vor 2 Minuten schrieb Weihrauch: So bist du auch im Bestreben nach archaischeren Formen räumlich, also transalpin, weiträumiger auf deiner Suche nach der ursprünglichen Spiritualität geworden, und müsstest es auch immer mehr werden, je früher du in der Menschheitsgeschichte zurückgehst. Unterwegs zu den Anfängen, möglichst ohne Anbindung an Priesterkasten oder Monarchien würdest du vermutlich selbst bei Schamanen in Australien oder Afrika vorbeikommen. Naja - auch ich habe letztlich Grenzen. Mit Schamanismus zum Beispiel kann ich im Grunde nichts anfangen. Alles Mystische, Rauschhafte ist mir zutiefst suspekt (weshalb ich schon mit Paulus wenig bis gar nichts anfangen kann, geschweige denn mit AK Emmerich, Pater Pio und wie sie alle heißen). Die "Ursprünge" meiner religiösen Identität sehe ich am ehesten durch die Protoindoeuropäer begrenzt, die letztlich wohl die Grundlage für alle Religion zwischen Indien und Island gelegt haben. Gleichwohl sehe ich mich selbst in der Tradition der JHWH-Verehrung und fühle mich in der ethisch-erdenden Gelassenheit wie sie z.B. aus Micha 6,8 spricht tatsächlich am wohlsten. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar vor 18 Minuten schrieb Flo77: Die existenziellen Fragen der Menschheit (Sex, Ernährung, Krankheit, Lebenslauf, Gesellschaft und Tod) haben sich seitdem nicht wirklich geändert. Findest du? Ich sehe eigentlich mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten. vor 18 Minuten schrieb Flo77: Die Umstände ja, aber nicht die Bedürfnisse und Gefühle. Steinzeitliche Religion dürfte die unmittelbarste - und vielleicht auch elementarste - Form der dieser Themenbewältigung sein. Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Das Sein bestimmt das Bewußtsein. Du erinnerst dich? Und wenn die Umstände unvergleichlich anders sind, die Gefühle dementsprechend, dann sollte das auch für die Art der Themenbewältigung gelten. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar vor 11 Minuten schrieb Flo77: Gleichwohl sehe ich mich selbst in der Tradition der JHWH-Verehrung und fühle mich in der ethisch-erdenden Gelassenheit wie sie z.B. aus Micha 6,8 spricht tatsächlich am wohlsten. Zitat Mi 6,8 Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist / und was JHWH von dir erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte lieben / und achtsam mitgehen mit JHWH. Ist doch fein. Bin an Bord. Allerdings ist dem Menschen vieles gesagt worden. Meine Exkurse in andere Religionen, nordamerikanische Traditionen (Indianer, darf man das noch sagen?) Taoismus, Hinduismus, Zen-Buddhismus waren sehr heilsam und nützlich um Abstand vom Christentum zu gewinnen und in Ruhe meine Wunden lecken zu können, bis sie vernarbt waren, aber auch meine christlichen Wurzeln waren stärker als gedacht. Also: back to my roots und das ist auch okay. Zitieren
Studiosus Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar Da der Begriff Steinzeit fiel (eigentlich geht es noch um die Zeit davor), da bringe ich immer gerne meine kleine Story: Die Geburtsstunde aller Religion war gekommen als der erste darwinische Halbaffenmensch beim Saufen aus einer Regenpfütze sein Spiegelbild erblickte und sich dachte: Not bad. Das war der Beginn der Religion oder, wie manche böse Zungen sagen würden, des Narzissmus 😁 1 Zitieren
Marcellinus Geschrieben 20. Januar Melden Geschrieben 20. Januar vor 32 Minuten schrieb Studiosus: als der erste darwinische Halbaffenmensch beim Saufen […] sein Spiegelbild erblickte und sich dachte: … … kenn ich nicht, wasch ich aber trotzdem! 1 Zitieren
Weihrauch Geschrieben 21. Januar Melden Geschrieben 21. Januar (bearbeitet) Ich möchte noch einem Missverständnis vorbeugen, denn was ich hier geschrieben habe, könnte auf den ersten Blick wie ein Zirkelschluss erscheinen: vor 22 Stunden schrieb Weihrauch: Das hängt eben davon ab, um welche Textsorte es sich handelt. Wenn es eine Allogorie ist, muss man sich fragen, für was, was das eigentlich Gemeinte ist. Umgekehrt muss man aus aber aus dem Text und seinen Inhalten schließen, ob es eine Allegorie ist oder nicht. Das sieht so aus, als würde ich mit dem Ei das Huhn begründen wollen, und mit dem Huhn das Ei. Während ein Zirkelschluss unlogisch ist, geht es hier aber um den hermeneutischen Zirkel der ein legitimes Unterfangen darstellt, welches nicht gegen die Regeln der Logik verstößt. Im Gegenteil beschreibt er einen mehrstufigen Weg, mit dem man sich an den logischen Sinn, alles andere wäre Unsinn, eines Textes heran robben kann, um die eigenen hermeneutischen Prämissen, die falsch sein können, anhand des Textes in Frage zu stellen, und diese nach und nach zu korrigieren, bis Prämissen und Schlussfolgerungen eine logische Einheit bilden. Ich bin natürlich anfangs wie alle von der Sündenfallinterpretation ausgegangen, und davon, dass Gen 2 und 3 oder die Sintflutgeschichte keine Allegorien sind. Das war mein angelerntes Vorverständnis, sozusagen die Prämisse mit der ich die Urgeschichte das erste mal selbst las. Davor kannte ich Gen 1 als "1. Schöpfungsbericht", Gen 2 als die Erzählung von "Adam und Eva im Paradies" und Gen 3 als die Erzählung vom "Sündenfall" und die Sintfluterzählung nur vom Hörensagen. Beim ersten Lesen stutzte ich, wie viele andere auch: Was wurde zuerst erschaffen, die Tiere oder der Mensch? Daneben gab es noch eine ganze Reihe von Unstimmigkeiten und Widersprüchen, welche die Lektüre der Urgeschichte aufwarf, nicht nur im Text, sondern auch in Bezug auf mein Vorverständnis durch das Hörensagen, also wie über den Text gesprochen wurde. Ich merkte, Irgend etwas stimmt mit meinen Prämissen nicht. Kleinigkeiten merkt man sofort, z.B. dass ständig vom Paradies die Rede ist, aber geschrieben etwas vom Garten Eden steht. Also korrigierte ich meine Prämisse "Paradies" in "Garten Eden", was vollkommen logisch ist. Ich hoffe schließlich eines Tages in den Himmel zu kommen, nicht in den Garten Eden. Da knirscht es schon ein wenig in meinem theologisch gelernten Gebälk. Beim zweiten Lesen, denke ich schon nicht mehr an das Paradies, sondern eben an einen Garten in Eden, meine Prämisse hat sich durch das erste Lesen ein wenig verändert, und beim zweiten Lesen passt meine veränderte Prämisse von der Logik her schon ein wenig besser zum Text. Damit ist eigentlich schon alles gesagt, was man über den hermeneutischen Zirkel des wiederholten Lesens wissen muss. Der Rest besteht lediglich aus dem ständig wiederholten Lesen, und dem dabei ständigen, stufenweisen Ändern der Prämisse, um das Unlogische im eigenen Kopf, welches ja nichts anderes bedeutet, als das Eingeständnis, dass man den Text noch nicht verstanden hat, immer weiter zu eliminieren, bis man zu einem logisch konsistenten Ganzen gekommen ist, und dann guten Gewissens sagen kann, den Text endlich verstanden zu haben. Dazu gehört natürlich auch sagen zu können, um was für eine Textsorte es sich bei den Texten der Urgeschichte handelt. Es geht darum, auf alle im Text auftauchenden Fragen eine plausible, logisch nachvollziehbare Antwort geben zu können. Wer nicht logisch plausibel sagen kann, ob zuerst die Tiere oder der Mensch erschaffen wurde, hat den Text nicht verstanden. Wer nicht logisch plausibel sagen kann, was nun stimmt, dass alle Bäume, also auch der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis des Guten und Schlechten, dem Menschen zur Nahrung dienen sollen oder ob nicht alle Bäume des Menschen Nahrung sein sollen, hat den Text nicht verstanden. Wer nicht logisch plausibel sagen kann, von welcher Mutter in Gen 2 die Rede ist, hat den Text nicht verstanden. Wer nicht logisch plausibel sagen kann, warum das Herz des Mensch von Jugend an böse ist, hat den Text nicht verstanden. Wobei "logisch plausibel" meint, das Logische anhand und im Text zeigen zu können, und nicht mit textfernen Spekulationen zu argumentieren. Natürlich kann man nicht all diese Fragen beim ersten Lesen beantworten, sondern muss sich eine Frage nach der anderen vornehmen. Jedesmal wenn man eine Frage logisch plausibel beantworten kann, ändert sich dadurch das Vorverständnis, die Prämisse für das nächste Lesen. Der Text wird jedesmal ein wenig logischer, ein wenig plausibler, und damit wächst das Verständnis darüber immer mehr, wie der Text tickt, man bekommt den Bogen angeleitet durch den Text langsam raus, wie sich die Probleme mit denen der Text einen konfrontiert, anhand des Textes lösen lassen. Es geht nicht darum zu zeigen, dass die Urgeschichte in irgend einem Sinne "zuverlässig" ist, was immer das bedeuten mag. Es geht darum ob man selbst den Text verstanden hat, oder nicht. Was man dann mit diesem Textverständnis anfängt, wenn man alle Probleme im Text gelöst hat, ist ein anderes Thema, welches das Textverständnis zur Grundlage hat, bzw. haben muss. Mit ungelösten Problemen im Text, hat man keine Grundlage um mit dem Text irgend etwas anderes anzufangen, als weiter zu lesen, um die Probleme im Text zu lösen. bearbeitet 21. Januar von Weihrauch Zitieren
Flo77 Geschrieben 21. Januar Melden Geschrieben 21. Januar vor 6 Minuten schrieb Weihrauch: Ich bin natürlich anfangs wie alle von der Sündenfallinterpretation ausgegangen, und davon, dass Gen 2 und 3 oder die Sintflutgeschichte keine Allegorien sind. Das war mein angelerntes Vorverständnis, sozusagen die Prämisse mit der ich die Urgeschichte das erste mal selbst las. Davor kannte ich Gen 1 als "1. Schöpfungsbericht", Gen 2 als die Erzählung von "Adam und Eva im Paradies" und Gen 3 als die Erzählung vom "Sündenfall" und die Sintfluterzählung nur vom Hörensagen. Ich muss zugeben, daß mir solche Feinheiten nie aufgefallen sind, weil ich nie den Text gelesen habe sondern nur die Harmonisierungen in Kinderbibeln oder eben in meiner Erinnerung aus der mündlichen Katechese durch wen auch immer. In meiner Erinnerung war die Sache mit der Rippe eine erklärende Ausdeutung zu "Lasst uns Menschen machen" bzw. "als Mann und Frau schuf er sie". Ich könnte noch nicht mal datieren, wann bei mir die Verschiebung vom Glauben an die Beschreibung einer historischen Begeben hin zu Allegorie einsetzte. Ich vermute irgendwann 4., 5. oder 6. Klasse, als ich mich mit Vorgeschichte anfing zu beschäftigen. Bei der Sintflutgeschichte bin ich bis heute mit einer rein allegorischen Deutung sehr vorsichtig. Auf der einen Seite ist die Wahrscheinllichkeit einer realen Fluterfahrung, die darin verarbeitet wurde sehr hoch, auf der anderen Seite sind Flutmythen weltweit bekannt. Ihr Ursprung und Sinn dürfte also weitaus komplexer sein als die Verfassung als Allegorie. Heute natürlich unter der Prämisse, daß der Sintflutmythos in seiner heutigen Gestalt noch eine andere, spezielle Bedeutung für die Volkswerdung Israels haben kann, die mir spirituell allerdings nur bedingt wichtig ist. Das Paradies ist für mich eine ähnliche Entwicklung. Als Kind waren "Himmel", "Jenseits" und "Paradies" quasi Synonyme, die auch in der mir zugänglichen Literatur weitgehend austauschbar verwendet wurden. Eine Trennung in Eden und himmlisches Jerusalem setzte bei mir erst in den späten Teenagertagen ein. Diese Entwicklungen hatten allerdings überhaupt keinen Einfluss auf meinen Glauben, wobei ich dazu sagen muss, daß ich keinen Besserwisser neben mir hatte, der mir meine persönlichen "Rationalisierungen" irgendwie madig gemacht hätte oder mit Verweis auf ein definitives Lehramt negierten hätte wollen. Sehr viel mehr Einfluss auf mein Glaubensleben hatte die Problematik der Jungfrauengeburt, die ich ab ca. 15/16 spätestens nicht mehr ernst nehmen konnte. Ich habe mich hier in alle möglichen "allegorischen" Deutungen zu flüchten versucht, aber keine war auch nur ansatzweise befriedigend. Was elementar damit zusammenhing, daß hier die Historizität quasi mit dem Holzhammer verkündet wurde. Hätte ich den (ebionitischen) Adoptionismus als real geglaubtes Zeugnis einer frühen christlichen Tradition schon als Teenager kennengelernt, hätte ich mir vieles schenken können. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 21. Januar Melden Geschrieben 21. Januar Was ist das Maß, an dem man einen Text messen können muss, was sind die Merkmale, Eigenschaften und Kennzeichen einer Allegorie? 1. Es wird etwas Anderes gesagt. Es geht also um die Verfasser- nicht die Leserintention 2. Man soll dieses Andere zu dem Gehörten "hinzu sehen". Dieses Andere sind Bilder, nicht die Töne des Gehörten 3. Die Bilder bedeuten etwas Anderes, als das Gehörte 4. Ist eine Form der bildlichen Rede 5. Hat einen tieferen Sinn als den buchstäblichen oder unmittelbaren 6. Es gibt bestimmte Signale, die darauf hinweisen, dass anderes als das Gesagte gemeint ist 7. Ist eine sprachliche Form, die (auch) etwas anderes aussagt (ἀλληγορεῖν), als sie unmittelbar darstellt. 8. Wenn man will kann man jeden Text als Allegorie lesen, egal ob der Text das indiziert oder nicht. 9. Was eine Allegorie ist, weiß das Lehramt am besten. 10. In der Regel wird die Frage nach der Allegorie vom Kontext bestimmt. 11. Der Kontext entscheidet, ob man einen Text allegorisch überdeutet oder nicht. 12. Es gibt bestimmte Genres, die anhand der Stilistik oder bestimmter Formeln, die Allegorie von vorne herein implizieren. 13. Das Auftreten von Göttern oder bestimmter "mythischer" Gestalten" können eine Allegorie von vorne herein implizieren 14. Eine Allegorie ist etwas anderem ähnlich, oder verhält sich zu etwas anderem analog 15. Eine Allegorie wirft durch Widersprüchlichkeiten, Probleme und berechtigte Fragen auf 16. Diese Widersprüchlichkteiten sind nicht Feind, sondern Freund des Lesers, eine Hilfe um dem eigentlich Gemeinten auf die Schliche zu kommen. 17. 18. usw. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 21. Januar Melden Geschrieben 21. Januar (bearbeitet) vor 1 Stunde schrieb Flo77: Ich könnte noch nicht mal datieren, wann bei mir die Verschiebung vom Glauben an die Beschreibung einer historischen Begeben hin zu Allegorie einsetzte. Ich vermute irgendwann 4., 5. oder 6. Klasse, als ich mich mit Vorgeschichte anfing zu beschäftigen. Du sagst, dass die Verschiebung hin zu einer Allegorie irgendwann 4. 5. oder 6. Klasse einsetzte. Meinst du wirklich Allegorie oder Mythos? Falls Allegorie, was war dann für dich das eigentlich Gemeinte der Allegorie? vor 1 Stunde schrieb Flo77: Bei der Sintflutgeschichte bin ich bis heute mit einer rein allegorischen Deutung sehr vorsichtig. Auf der einen Seite ist die Wahrscheinllichkeit einer realen Fluterfahrung, die darin verarbeitet wurde sehr hoch, auf der anderen Seite sind Flutmythen weltweit bekannt. Ihr Ursprung und Sinn dürfte also weitaus komplexer sein als die Verfassung als Allegorie. Der Sinn von den Sintflutmythen auf der ganzen Welt, ist nicht die Wahrheit zu verkündigen, dass es Sintfluten tatsächlich gab, seien sie nun regionale oder eine weltweite Überflutung. Der Sinn der Sintflutmythen bezieht sich nicht auf Sintfluten, sondern deren Ursachen oder Verursacher (Gottheiten) und ihr Verhältnis zu Mensch und Tier, zum Beispiel dass Mensch und Tier zu viel Lärm machen, der die Götter stört. Hier gibt es einen Grund, warum auch die Landtiere weg sollen, Wassertiere machen keinen Lärm, das ist die Logik dahinter, diese Logik fehlt in der biblischen Erzählung. Sie sind also keine Allegorien, sondern Ätiologien, welche die Fluten am Rande erklären, aber eigentlich geht es um das Verhältnis der Götter zu den Menschen, um Herrscher und Untertane, Wille und Gehorsam, Macht und Ohnmacht. Bei der biblischen Urgeschichte geht es um etwas anderes. Oberflächlich darum, dass nur die Mitglieder des auserwählten Volkes gerettet werden, nur Menschen welche aus der Menschenlinie Set kommen, aber keiner aus der Menschenlinie des Kain. In anderen Sintflutmythen werden irgendwelche Menschen, der Mensch an sich gerettet. Das ist eine andere Logik. Ebenso stellt sich die Frage, warum der biblische Gott überhaupt Tiere in Mitleidenschaft zieht, Lärm kann es nicht sein, denn davon steht da kein Wort. Und wenn schon, denn schon alle Tiere, Land und Wassertiere. Sintflut ergibt da keinen Sinn, eine Seuche die alle Menschen und alle Tiere dahinrafft, oder nur die Menschen, bis auf diese acht, ergäbe mehr Sinn. Gott hat doch alle Möglichkeiten, und Krankheiten (Aussatz, Beulen und Seuchen) über Menschen oder bestimmte Menschen und andere nicht kommen zu lassen, gehört offensichtlich zu seinem Strafrepertoire. Solche (Schein-)Probleme gehören zum Wesen der Allegorie, wie das Amen in die Kirche. Sie provozieren das tiefere Nachdenken des Lesers und leiten ihn von der wörtlichen Ebene auf die Bildliche. Solche Widersprüche sind der Freund des Lesers, nicht sein Feind. Manche konstruieren aus solchen Widersprüchen in der Bibel ihre Bibelkritik um andere Menschen als Religioten abzustemmpeln. "Wie blöd muss man sein, um solch einen bronzezeitlichen Schwachsinn zu glauben? Wacht doch endlich auf! Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass es nie so eine Sintflut wie in der Bibel beschrieben gegeben hat" usw. In Wirklichkeit sind diese Widersprüche eine Hilfe für den Leser. In diesem Fall leiten sie die Aufmerksamkeit weg vom Wasser hin zum Land, weil nur Landtiere in Mitleidenschaft genommen werden. Wenn man die irreführende Übersetzung von erets weg nimmt, weil erets nicht Erde sondern Land bedeutet, wird das noch klarer, was mit dem Land passiert. Das Land wird von allen Nachkommen Kains "gereinigt", nach der Sintflut gibt es nur noch Nachkommen von Set im Land, keine Mischehen der Söhne Sets (Söhnen Gottes) mit den Töchtern des Kain (Menschentöchtern) und keine zwei Kultorte wie bei Kain und Abel, sondern nur noch den einen Kultort für alle Menschen im Land, den Altar des Noach und den Bund mit dem auserwählten Volk natürlich. Was ist aber mit den Tieren? Es geht um kultisch reine und kultisch unreine Tiere. Wie die Sintflut, der Regen von oben und das Chaoswasser von unten und die Arche sind die Tiere natürlich auch eine Metapher. Es reiht sich Metapher an Metapher, was ein sicheres Zeichen für eine Allegorie ist. Die Sintfluterzählung ist zwar auch ein Mythos, aber einer mit einer anderen Textsorte als die anderen Mythen aus dem Umfeld Israels. Das ist damals neu und anders, dass hier erstmals in einem Mythos nicht fiktive Geschichten erzählt werden, sondern historische Geschichte in einem Mythos erzählt wird - die Exilserfahrung der Juden. Die Endredaktion, die Stereo-Version ist demnach sicher nachexilisch und womöglich auch entweder P oder J. Da müsste man noch genauer hinschauen, um das entscheiden zu können, ob du vielleicht doch damit recht hast, dass die eine Version aus dem Südreich Juda und die andere aus dem Nordreich Israel stammt und beide vorexilisch sein könnten. vor 1 Stunde schrieb Flo77: Heute natürlich unter der Prämisse, daß der Sintflutmythos in seiner heutigen Gestalt noch eine andere, spezielle Bedeutung für die Volkswerdung Israels haben kann, die mir spirituell allerdings nur bedingt wichtig ist. Mir bringt das spirituell auch wenig, aber die Bibel nur als Bestätigung des eigenen Glaubens zu lesen, verstellt einem den Blick auf das, was da steht, und ist hermeneutisch wenig hilfreich, nein es ist hinderlich um den Sinn des Gelesenen zu erfassen. vor 1 Stunde schrieb Flo77: Sehr viel mehr Einfluss auf mein Glaubensleben hatte die Problematik der Jungfrauengeburt, die ich ab ca. 15/16 spätestens nicht mehr ernst nehmen konnte. Ich habe mich hier in alle möglichen "allegorischen" Deutungen zu flüchten versucht, aber keine war auch nur ansatzweise befriedigend. Was elementar damit zusammenhing, daß hier die Historizität quasi mit dem Holzhammer verkündet wurde. Hätte ich den (ebionitischen) Adoptionismus als real geglaubtes Zeugnis einer frühen christlichen Tradition schon als Teenager kennengelernt, hätte ich mir vieles schenken können. Tja, hinterher ist man immer schlauer, wobei es im Glauben weniger um Schlauheit geht, sondern mehr um Gefühle geht. Mit der Jungfrauengeburt habe ich eigentlich kein Problem mehr. Ist für mich eher so ein Genre-Element. Der Böse hat im Western einen dunklen Hut und dunkle Klamotten, der gute einen hellen Hut und helle Klamotten. Wie die Messianität Jesu eher Dekoration, gehört halt dazu, stört aber auch nicht. bearbeitet 21. Januar von Weihrauch Zitieren
Domingo Geschrieben 23. Januar Autor Melden Geschrieben 23. Januar (bearbeitet) Am 19.1.2025 um 11:13 schrieb Weihrauch: Jemand der so gut wie er die Pantateuchmodelle erklären kann, kommt gar nicht mehr auf die Idee, dass sich der 1. und 2. "Schöpfungsbericht" vielleicht doch harmonisieren lassen, bzw. dass der Redaktor vielleicht gar nicht verstehen könnte, wie man auf diese Idee überhaupt kommen könne, das man das müsste, weil er da gar keinen Widerspruch gesehen hat. Weil es ihm vollkommen klar war, dass elohim zuerst die Vögel und dann den Menschen erschaffen hat, und JHWH elohim, etwas anderes, das aussieht wie Vögel, aus Erde gemacht hat, damit der Mensch den Vögeln ihre Namen gibt. Oder, weil ihm der Widerspruch kein (oder kein ausreichender) Grund war, sich zu weigern, die zwei Schöpfungserzählungen (eher als "-berichte") nebeneinander zu stellen. Oft höre ich Bibelforscher und andere, die sonst mit dem Judentum vertraut sind, sagen, das sei normal im Judentum: Die Rabbiner lassen oft einander widersprechende Interpretationen einer bestimmten Passage beieinander bestehen und akzeptieren, dass verschiedene Denkschulen verschiedene Deutungen haben. Etwas Ähnliches könnte zZ der Endredaktion der Fall gewesen sein. Und wie Du schon erkannt hast, antwortet Kipp Davis in jenem Video auf Apologeten, für die die Bibel wortwörtlich inspiriert usw. ist. dann hat er damit recht, die Unvereinbarkeit der beiden Versionen der Schöfungsgeschichte auf der wörtlichen Ebene genau nachzuweisen. bearbeitet 23. Januar von Domingo Zitieren
Weihrauch Geschrieben 23. Januar Melden Geschrieben 23. Januar (bearbeitet) vor 9 Stunden schrieb Domingo: Oder, weil ihm der Widerspruch kein (oder kein ausreichender) Grund war, sich zu weigern, die zwei Schöpfungserzählungen (eher als "-berichte") nebeneinander zu stellen. Dieses Argument geht von der Prämisse aus, dass es diese Widersprüche tatsächlich gäbe, um zu dem Schluss zu kommen, dass es sich darum um zwei Schöpfungserzählungen handelt. Das ist doch ein Zirkelschluss, oder nicht? Wieso sollten Schreiber und Redaktor ihre eigenen Werke, als Berichte verstanden haben. Sie haben nicht mal die Mythen anderer Völker, die sie in ihren Werken verarbeitet haben, als Berichte betrachtet. Aus solchen Argumenten scheint mir eine Unterschätzung der geistigen Fähigkeiten sowohl der Autoren als auch der Redakteure zu sprechen. Ich gehe lieber von der Annahme aus, dass Leute die Weltliteratur verfasst haben, geistig auf der Höhe waren, und logisch nachvollziehbare Gedankengänge zu Papier bringen wollten, und das auch konnten. Vor allem dann, wenn man diese Logik nachvollziehen kann, und die scheinbaren Widersprüche, mit Logik als scheinbare Widersprüche aufzeigen kann. Die von mir lediglich nachvollzogene Logik des Textes, hat meinen eigenen christlichen Glauben vom Sündenfall, mit dem ich meine Lektüre begonnen habe nicht bestätigt sondern widerlegt. Darum kann mir keiner eine apologetische Absicht unterstellen, weder vorher, weil ich etwas anderes geglaubt habe, noch nachher, weil der Fruchtbarkeitsmythos bei dem ich unfreiwillig gelandet bin, etwas mit meinem heutigen Glauben zu tun hat. vor 9 Stunden schrieb Domingo: Oft höre ich Bibelforscher und andere, die sonst mit dem Judentum vertraut sind, sagen, das sei normal im Judentum: Die Rabbiner lassen oft einander widersprechende Interpretationen einer bestimmten Passage beieinander bestehen und akzeptieren, dass verschiedene Denkschulen verschiedene Deutungen haben. Etwas Ähnliches könnte zZ der Endredaktion der Fall gewesen sein. Auch dieses Argument setzt die Unharmonisierbarkeit von Gen 1 und 2 und 3 als Prämisse voraus. Frage: Wie lässt sich denn eine Unharmonisierbarkeit von zwei Texten beweisen? Wie geeignet ist dazu die Quellenscheidung, die ich bestätige und nicht im Geringsten anzweifle? Ist die Quellenscheidung für die Unharmonisierbarkeit ein hinreichendes Argument um diese Prämisse zu begründen? Same wie bei der Sintfluterzählung: zwei Mono-Erzählungen, die erst im Stereo-Gehörten die im Endtext enthaltene Logik sichtbar werden lassen, wenn man auch die Bilder zum Gehörten mitliest. Die Quellen zu scheiden ist legitim, aber wie kommt man zu dem Schluss, sie nicht wieder vereinigen zu "dürfen", was im Endtext offensichtlich der Fall ist. Dazu kommt die wiederum auf der Prämisse der angeblichen Unharmonisierbarkeit aufsetzende völlig textferne Übersetzung an der Grenze der beiden Quellen in Gen 2,4: Zitat Gen 2,4 Das ist die Geschichte der Entstehung von Himmel und Erde, als sie erschaffen wurden. Zur Zeit, als Gott, der HERR, Erde und Himmel machte, Das ist keine Übersetzung, sondern die verzweifelte Rechtfertigung der angelblichen Unharmonisierbarkeit. Eine Übersetzung würde nach meinem laienhaften Dafürhalten ungefähr so aussehen: Zitat Diese (Plural) sind die Nachkommen (toledot) des Himmels und des Landes, als diese (die Nachkommen) erschaffen (bara wie in Gen 1,1) wurden, am Tag als JHWH das Land und den Himmel machte (asaw). Wie würdest du @Domingo Gen 2,4 übersetzen, da ich mir das nur unbeholfen zusammenreimen kann? vor 9 Stunden schrieb Domingo: Und wie Du schon erkannt hast, antwortet Kipp Davis in jenem Video auf Apologeten, für die die Bibel wortwörtlich inspiriert usw. ist. dann hat er damit recht, die Unvereinbarkeit der beiden Versionen der Schöfungsgeschichte auf der wörtlichen Ebene genau nachzuweisen. Nein, er weist den Apologeten die Quellenscheidung und die Richtigkeit der Dokumenthypothese nach, die ich nicht bezweiflte, welche aber die Apologeten nicht wahr haben wollen. Aber diese beweist mitnichten die Unvereinbarkeit der beiden Versionen. Mit welchem Argument denn? Das sind zwei paar Stiefel. Er weist ihnen ferner nach, dass sie den Text nicht genau genug gelesen haben, weil sie ihn nicht im Hebräischen lesen können. Diesen Schuh muss ich mir von ihm auch anziehen lassen. Kipp Davis liest im Hebräischen, aber halt auch nicht so genau, oder er hält sich nicht daran, wie er es von den Apologeten erwartet, denn er sagt: "Es ist ein klarer Widerspruch zu Gen 1, wo die Tiere vor der Menschheit erschaffen werden und nicht nach dem Mann Adam." Hier kannst du es dir noch einmal anhören, wie er das, was im Hebräischen in Gen 2 steht, mit dem was er in seinem eigenen evangelikal geprägten "kulturellen Gedächtnis" gespeichert hat "überschreibt", obwohl er es mittlerweile als atheistischer Wissenschaftler besser weiß. Anders als er es hier darstellt, steht in Gen 2, dass zuerst der Mensch und nicht der Mann Adam und danach die Tiere gemacht werden. Ferner ignoriert er, dass in Gen 1,24 das Land (erets) die Tiere hervorbringt, dass dort elohim die Schöpferfigur ist, während in Gen 2 der Mensch das Produkt anderer Figuren, nämlich des Himmels (JHWH elohim) und des Landes (eden) ist, ferner, dass die Tiere in Gen 2 nicht wie in Gen 1 von dem Land (erets) hervorgebracht werden, sondern JHWH elohim die Tiere wie den Menschen aus Erde (adamah) bereitet, aber dort nicht steht, dass er den Tieren den Odem des Lebens einhaucht, wie dem Menschen, der dadurch ein lebendiges Wesen (nephesh chay) wird. An beiden Stellen Gen 1,24 (Tiere) und Gen 2,7 (Mensch) ist von dem lebendigen Wesen (nephesh chay) die Rede, in Gen 2,19 dagegen ist nicht von lebendigen Wesen (nephesh chay) die Rede. Diese Tiere sind also nicht lebendig, wie der Mensch und die Tiere in Gen 1. Zitat Gen 1,24 Dann sprach elohim: Das Land (erets) bringe Lebewesen (nephesh chay) aller Art hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Wildtieren des Landes nach ihrer Art. Und so geschah es. Gen 2,7 Da bereitete JHWH elohim den Menschen (ha adam), aus Staub vom Erdboden (adamah), und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch (ha adam) zu einem lebendigen Wesen (nephesh chay). Gen 2,19 JHWH elohim, bereitete aus dem Erdboden (adamah) alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen (ha adam) zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch (ha adam) jedes lebendige (nephesh chay) Wesen benannte, so sollte sein Name sein. Ich kann nicht hebräisch lesen, aber ich kann zumindest in diesem Fall genauer lesen, und näher am Text bleiben als Kipp Davis. Sehr einfach nachvollziehbar lässt sich anhand des Textes zeigen, dass der Widerspruch den Kipp Davis hier sieht, gar nicht besteht, wenn man genau das macht, was Kipp Davis fordert, nämlich genau zu lesen. Das funktioniert mit Aufmerksamkeit, ohne die Vorannahme einer wörtlichen Inspiration, ohne Apologetik, mit und ohne Bibelwissenschaft, einfach mit gesundem Menschenverstand, ein wenig Logik und schon mit nur bruchstückhaften Hebräischkenntnissen. bearbeitet 23. Januar von Weihrauch (nephesh chay) in Gen 2,19 nachgetragen. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 23. Januar Melden Geschrieben 23. Januar Oups! In Gen 2,19 ist, anders als eben von mir behauptet, sehr wohl von lebendigen Wesen (nephesh chay) die Rede. Mein Fehler. Aber ändert das grundsätzlich was daran, dass diese aus Erde (adamah) gemachten Tiere, bzw. die vom Menschen gegebenen Namen der Tiere sowohl für Spielzeugtiere als auch für lebendige Tiere gelten sollen? Zitieren
Domingo Geschrieben 23. Januar Autor Melden Geschrieben 23. Januar vor 2 Stunden schrieb Weihrauch: Oups! In Gen 2,19 ist, anders als eben von mir behauptet, sehr wohl von lebendigen Wesen (nephesh chay) die Rede. Mein Fehler. Aber ändert das grundsätzlich was daran, dass diese aus Erde (adamah) gemachten Tiere, bzw. die vom Menschen gegebenen Namen der Tiere sowohl für Spielzeugtiere als auch für lebendige Tiere gelten sollen? Nein, es entfernt aber die Rechtfertigung dafür, in Gen. 2:19 von Spielzeugtieren auszugehen, da die dort genannten Tiere nephes chay sind. Zitieren
Domingo Geschrieben 23. Januar Autor Melden Geschrieben 23. Januar vor 3 Stunden schrieb Weihrauch: Auch dieses Argument setzt die Unharmonisierbarkeit von Gen 1 und 2 und 3 als Prämisse voraus. vor 3 Stunden schrieb Weihrauch: Nein, er weist den Apologeten die Quellenscheidung und die Richtigkeit der Dokumenthypothese nach, die ich nicht bezweiflte, welche aber die Apologeten nicht wahr haben wollen. Aber diese beweist mitnichten die Unvereinbarkeit der beiden Versionen. Mit welchem Argument denn? Das sind zwei paar Stiefel. Die Unvereinbarkeit ergibt sich aus der Tatsache, dass, wären beide Erzählungen wörtlich zu nehmende Berichte davon, wie Gott tatsächlich die Welt erschuf, und das sind sie laut Evangelikalen und anderen biblischen Fundis, dann wäre es unmöglich, einen kohärenten Gesamtbericht von besagter Schöpfungstätigkeit niederzuschreiben. (Ähnlich wie bei Jesu Auferstehung.) Oder besser ausgedrückt, das ist mit "Unvereinbarkeit" gemeint. Zumindest habe ich es bisher so aufgefasst, und habe Kipp Davis zugegebenermaßen nicht gefragt, wie er das meint, doch aus dem Video kann ich mMn sicher schließen, dass er es so meint. Ach Genesis 2:4. Komischer Vers. "Das sind die Zeugungen/Geburten von den Himmeln und dem Land bei ihrem Erschaffenwerden an dem Tag des Erschaffens von Erde und Himmeln durch YHWH 'elohim." Keine Ahnung, was dieser Vers hier zu suchen hat und warum die toledot-Formel für etwas anderes missbraucht wird als für eine Genealogie von Menschen. ("Genealogie" singular, ergibt sich aus toledot: eine Reihe von Zeugunen/Geburten = eine Genealogie.) Zitieren
Studiosus Geschrieben 23. Januar Melden Geschrieben 23. Januar (bearbeitet) vor 4 Stunden schrieb Weihrauch: Ich gehe lieber von der Annahme aus, dass Leute die Weltliteratur verfasst haben, geistig auf der Höhe waren, und logisch nachvollziehbare Gedankengänge zu Papier bringen wollten, und das auch konnten. Kurzer Zwischenruf: Wobei man natürlich kritisch rückfragen kann, ob sich die Schreiber bewusst waren, hier "Weltliteratur" zu schaffen. Sicher, das Alte Testament ist - ironischerweise durch die Ausbreitung des Christentums - zur Weltliteratur geworden. Wäre die Geschichte hingegen anders verlaufen, wäre die Thora noch heute ein nur für ein sehr kleines Volk bekanntes und relevantes Werk, das auch nur ein minimaler Bruchteil der Weltbevölkerung überhaupt lesen könnte. Vielleicht auf der Ebene der Bekanntheit der Schriften der Bahai (die außerhalb der Religionswissenschaft wahrscheinlich auch nur den Anhängern bekannt sein dürften). bearbeitet 23. Januar von Studiosus Zitieren
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