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Um Gottesbilder und Religion streiten - oder sich gegenseitig anregen?


Shubashi

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Cosifantutti
vor 6 Stunden schrieb Studiosus:

Das ist übrigens ganz unabhängig von Flo eine interessante Frage: Wie würden wir leben, wenn wir jetzt schon sicher wüssten, dass wir entweder gerettet oder verworfen sind? Wie würden wir die sagen wir restlichen 40 Jahre gestalten? 

Was sollte sich denn im realen Leben hier und jetzt denn konkret ändern durch eine solche Information, die sich ja per Definition gar nicht auf das real existierende Leben in der Raum-Zeit-Dimension bezieht, sondern auf einen virtuellen-imaginären Zustand außerhalb unseres konkreten Lebens ? Ich fand schon immer solche Gedankenspiele in der Art einer ( doppelten ) Prädestination sehr lebensfremd und innerhalb des christlichen Glaubenskontextes auch wenig "überzeugend" im Sinne von "durchdacht". 

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vor 9 Minuten schrieb Cosifantutti:

Was sollte sich denn im realen Leben hier und jetzt denn konkret ändern durch eine solche Information, die sich ja per Definition gar nicht auf das real existierende Leben in der Raum-Zeit-Dimension bezieht, sondern auf einen virtuellen-imaginären Zustand außerhalb unseres konkreten Lebens ?

 

O, ich kann mir da einige, auch sehr durchgreifende Konsequenzen vorstellen. Also mal ausschließlich aus der Perspektive eines (sehr) gläubigen Menschen gedacht: Wenn ich mir (was man eben gerade nicht sein kann) sicher wäre, dass ich gerettet bin, dann könnte ich natürlich die Sorge um meine Selbstheiligung ablegen und mich z. B. verstärkt um die Heiligung anderer bemühen, keine Ahnung, vielleicht eine Missionsgesellschaft gründen oder mich aus Dankbarkeit und zur Rettung von weiteren Seelen als Büßer aus dem öffentlichen Leben zurückziehen oder oder oder. So etwas in dieser Richtung. Also meine Freude wäre schon hier auf Erden so übermäßig groß, dass ich wahrscheinlich meine restliche irdische Lebenszeit vollständig nur dem Lob Gottes widmen wollen würde. 

 

Wenn man mit absoluter Sicherheit wüsste, was hier ja schon Thema war, dass man erlöst ist, ja dann müsste man eigentlich ein irdisches Leben führen wie die allerseligste Jungfrau Maria. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 32 Minuten schrieb Studiosus:

Ich denke die zentrale Frage, die man sich jenseits konfessioneller Theologie und kirchlicher Lehrschreiben selbst ganz ungeschminkt vorlegen muss, ist diese: Wer ist Jesus Christus? 

 

Wenn man zu dem Ergebnis gelangt, Jesus Christus ist für mich eine historische Figur, ein kreativer Rabbi (derer es einige gab), der im 1. Jahrhundert in Palästina lebte und von Gott erzählte, eine Jüngerschaft hatte und von dem nach seinem Tod jene, die an ihn als Messias glaubten, Geschichten überlieferten, dann wäre das - caveat: ich spreche ausschließlich für mich - in meinen Augen zu wenig. Mit dieser Antwort kann man vielleicht in der Prüfung zu den Einleitungsmodulen Kirchengeschichte oder Geschichte und Umwelt des Neuen Testaments punkten, aber einen Glauben, ein ganzes Leben darauf aufbauen? Meiner Ansicht nach sehr schwierig. 

 

 

vor 21 Minuten schrieb Werner001:

Da gebe ich dir völlig recht.

Die Frage, die sich daraus ergibt, ist das Henne-Ei-Thema: Glaubst du, weil dieser Jesus mehr war, nämlich der Messias,

oder muss für dich dieser Jesus der Messias sein, weil sonst dein dir liebgewordener Glaube sinnlos ist.

Ich denke, man kann diese Frage nicht wirklich beantworten

 

Mir erscheinen eure beiden Aussagen nicht angemessen, vermutlich weil mir das Geschenk des Glaubens auf eine vollkommen unkonventionelle Art und Weise zugegangen ist.

 

ad Studiosus: Warum sollte ich mir die Frage vorlegen: Wer ist Jesus Christus? Wie sollte ich dazu kommen? Versteh ich nicht. Da ist Gott und da gibt es die christliche Bibel. Meine Frage ist also: Macht das Sinn, kommen der Gott, der sich mir per Glauben offenbart und die Bibel zusammen?

 

ad Werner001: Hä?? Mein Glaube ist unabhängig von Jesus Christus. Aber die Frage ist: Kann sich der christliche Glauben zu meinem Glauben bereichernd hinzufügen?

 

 

 

 

 

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Cosifantutti
vor 1 Stunde schrieb Studiosus:

Wenn man mit absoluter Sicherheit wüsste, was hier ja schon Thema war, dass man erlöst ist, ja dann müsste man eigentlich ein irdisches Leben führen wie die allerseligste Jungfrau Maria. 

Und welche realen Konsequenzen im hier und jetzt kann da haben, wenn man mit absoluter Sicherheit weiß, dass man "verdammt" ist ? 

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vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

 

O, ich kann mir da einige, auch sehr durchgreifende Konsequenzen vorstellen. Also mal ausschließlich aus der Perspektive eines (sehr) gläubigen Menschen gedacht: Wenn ich mir (was man eben gerade nicht sein kann) sicher wäre, dass ich gerettet bin, dann könnte ich natürlich die Sorge um meine Selbstheiligung ablegen und mich z. B. verstärkt um die Heiligung anderer bemühen, keine Ahnung, vielleicht eine Missionsgesellschaft gründen oder mich aus Dankbarkeit und zur Rettung von weiteren Seelen als Büßer aus dem öffentlichen Leben zurückziehen oder oder oder. So etwas in dieser Richtung. Also meine Freude wäre schon hier auf Erden so übermäßig groß, dass ich wahrscheinlich meine restliche irdische Lebenszeit vollständig nur dem Lob Gottes widmen wollen würde. 

 

Wenn man mit absoluter Sicherheit wüsste, was hier ja schon Thema war, dass man erlöst ist, ja dann müsste man eigentlich ein irdisches Leben führen wie die allerseligste Jungfrau Maria. 

 

 

Was zum Teufel hegst du die Sorge um deine "Selbstheiligung"? " So etwas in dieser Richtung."

 

Wer begehrt "mit absoluter Sicherheit" zu wissen, der ist verloren, weil er den übernatürlichen Glauben und die übernatürliche Hoffnung auf natürlichem Wege zu umgehen versucht.

 

 

 

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vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

Wenn man mit absoluter Sicherheit wüsste, was hier ja schon Thema war, dass man erlöst ist, ja dann müsste man eigentlich ein irdisches Leben führen wie die allerseligste Jungfrau Maria. 

Warum?

Erstens wusste Maria nicht, dass sie schon erlöst ist

Zweitens hat sie ihr legendenmäßiges angeblich makelloses Leben nicht geführt, weil sie um ihre Erlösung wusste, sondern weil sie erbsündenfrei war

 

Werner

 

PS: wenn man ohne Erbsünde ein so unglaublich gottgefälliges Leben führt, dass die Erlösung schon garantiert ist, warum nimmt Gott die Erbsünde nicht einfach weg? Dass das geht hat er ja an Maria gezeigt, und schwupps, wäre sein innigster Wunsch, dass allen Menschen die Erlösung zuteil wird, erfüllt.

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vor 20 Minuten schrieb Werner001:

PS: wenn man ohne Erbsünde ein so unglaublich gottgefälliges Leben führt, dass die Erlösung schon garantiert ist, warum nimmt Gott die Erbsünde nicht einfach weg? Dass das geht hat er ja an Maria gezeigt, und schwupps, wäre sein innigster Wunsch, dass allen Menschen die Erlösung zuteil wird, erfüllt.

"Erbsünde" ist nicht unwichtig, aber sekundär. "Erlösung" ist nicht unwichtig, aber sekundär.

"Gott" ist wichtig und primär.

Gott offenbart sich jedem, notwendigerweise. Aber nicht jeder nimmt die Offenbarung Gottes als Offenbarung Gottes an. Viele nehmen sie als dies oder jenes an, aus freiem Willen.

Erst wenn man Gott versteht, kann man sich "Erbsünde" und "Erlösung" zuwenden.

 

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vor 58 Minuten schrieb Werner001:

Erstens wusste Maria nicht, dass sie schon erlöst ist

 

Daran würde ich, ohne heute noch zu tief in die Diskussion einzusteigen, ein großes Fragezeichen hängen. 

 

vor 58 Minuten schrieb Werner001:

Zweitens hat sie ihr legendenmäßiges angeblich makelloses Leben nicht geführt, weil sie um ihre Erlösung wusste, sondern weil sie erbsündenfrei war

 

Da ist doch ein gewisser Widerspruch enthalten: Was ist denn die Erbsünde (wohlgemerkt in der Zeit vor dem Kommen Christi und folglich auch der Taufe)? Der Grund für die fundamentale Störung des Verhältnisses zwischen Gott und Mensch. Maria war nun aufgrund eines Gnadenprivilegs von der Erbsünde befreit und litt konsequenterweise auch nicht an der Konkupiszenz (die sozusagen das ist, was postbaptismal von der Erbsünde als Residuum übrig bleibt). Es ist daher davon auszugehen, und die Theologie hat das auch vertreten, dass Maria sowohl frei von der Erbsünde als auch von persönlichen Sünden war. In Maria wird sozusagen der neue Mensch, der erst durch Christus und sein Erlösungswerk auf den Plan tritt, vorausgebildet. Deshalb nennt die Mariologie Maria auch die (auf die Verdienste Christi hin) Vorauserlöste. Und da Maria daneben die Braut des Heiligen Geistes ist und überhaupt mit dem Allmächtigen in einer solchen intensiven Verbindung stand, kann ich mir kaum vorstellen, dass sie um ihre Erlösung nicht gewusst haben sollte. Wie sollte die Mutter des Erlöser selbst unerlöst bleiben? Heute haben wir im Evangelium das Magnifikat gehört, den Lobgesang Mariens über Gottes Wirken an ihr

 

Also kurz gesagt: Ich gehe davon aus, dass Maria um ihre Erlösung und ihre Rolle im Heilsplan Gottes von Anfang an wusste. 

 

Jetzt hab ich doch meine Meinung schon verraten. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 7 Minuten schrieb Studiosus:

Was ist denn die Erbsünde (wohlgemerkt in der Zeit vor dem Kommen Christi und folglich auch der Taufe)? Der Grund für die fundamentale Störung des Verhältnisses zwischen Gott und Mensch. Maria war nun aufgrund eines Gnadenprivilegs von der Erbsünde befreit und litt konsequenterweise auch nicht an der Konkupiszenz (die sozusagen das ist, was postbaptismal von der Erbsünde als Residuum übrig bleibt). Es ist daher davon auszugehen, und die Theologie hat das auch vertreten, dass Maria sowohl frei von der Erbsünde als auch von persönlichen Sünden war. In Maria wird sozusagen der neue Mensch, der erst durch Christus und sein Erlösungswerk auf den Plan tritt, vorausgebildet. Deshalb nennt die Mariologie Maria auch die (auf die Verdienste Christ hin) Vorauserlöste. Und da Maria daneben die Braut des Heiligen Geistes ist und überhaupt mit dem Allmächtigen einer solchen intensiven Verbindung stand, kann ich mir kaum vorstellen, dass sie um ihre Erlösung nicht gewusst haben sollte. Wie sollte die Mutter des Erlöser selbst unerlöst bleiben? Heute haben wir im Evangelium das Magnifikat gehört, den Lobes Mariens über Gottes Wirken an ihr

 

Also kurz gesagt: Ich gehe davon aus, dass Maria um ihre Erlösung und ihre Rolle im Heilsplan Gottes von Anfang an wusste.

Hervorragend! Danke dafür!

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vor 9 Stunden schrieb Werner001:

PS: wenn man ohne Erbsünde ein so unglaublich gottgefälliges Leben führt, dass die Erlösung schon garantiert ist, warum nimmt Gott die Erbsünde nicht einfach weg? Dass das geht hat er ja an Maria gezeigt, und schwupps, wäre sein innigster Wunsch, dass allen Menschen die Erlösung zuteil wird, erfüllt.

@Studiosus: bleibt noch obige Frage offen

 

Werner

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Einsteinchen

Das Leiden blieb der Maria ja nicht erspart,  genauso wie dem sündenlosen Jesus 

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vor 9 Minuten schrieb Werner001:

@Studiosus: bleibt noch obige Frage offen

 

Werner

 

Das stimmt. Ich habe mich vor einiger Zeit hier schonmal an dieser Frage versucht und bin seither zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen. Da muss ich offen zugeben: Das weiß ich nicht, warum Gott das nicht tut. Man kann, wie versucht, argumentieren, warum er Maria durch einen souveränen Akt seiner Allmacht vor der Erbsünde bewahrt hat. Warum er das nicht einfach für alle Menschen tut, das kann ich nicht sagen. 

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vor 15 Minuten schrieb Studiosus:

 

Das stimmt. Ich habe mich vor einiger Zeit hier schonmal an dieser Frage versucht und bin seither zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen. Da muss ich offen zugeben: Das weiß ich nicht, warum Gott das nicht tut. Man kann, wie versucht, argumentieren, warum er Maria durch einen souveränen Akt seiner Allmacht vor der Erbsünde bewahrt hat. Warum er das nicht einfach für alle Menschen tut, das kann ich nicht sagen. 

Ich glaube, an dieser Stelle ist der logische Bruch der Immaculata. 
Eine Maria, die wie jeder andere Mensch geboren wird, und erst bei der Verkündigung, aus dem selben „freien Willen“ heraus, der an anderer theologischer Stelle für so grundlegend wichtig erachtet wird, sich entscheidet und damit von der Erbsünde befreit wird, würde wesentlich besser in die Gesamttheologie passen.

 

Daher ist es wohl kein Wunder, dass die Immaculata Jahrhundertelang von den Schwärmern (Franziskaner) vertreten und von den Gelehrten (Dominikaner) abgelehnt wurde 

 

Werner

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vor 22 Stunden schrieb Werner001:

Eine Maria, die wie jeder andere Mensch geboren wird, und erst bei der Verkündigung, aus dem selben „freien Willen“ heraus, der an anderer theologischer Stelle für so grundlegend wichtig erachtet wird, sich entscheidet und damit von der Erbsünde befreit wird, würde wesentlich besser in die Gesamttheologie passen.

In welche "Gesamttheologie"? Deine private "Gesamttheologie" natürlich. Gott erwählt und Gott verwirft, Personen und Völker. Diese deine kreatürliche Gleichmacherei begegnete uns bereits bei der Frage der Jungfrauengeburt: warum diese Besonderheit? warum nicht so wie bei allen anderen Empfängissen auch, so wie sich der natürliche Verstand das vorstellen will, weil er nicht verstehen kann, was übernatürlich ist?

 

Am 2.7.2024 um 23:17 schrieb Werner001:

PS: wenn man ohne Erbsünde ein so unglaublich gottgefälliges Leben führt, dass die Erlösung schon garantiert ist, warum nimmt Gott die Erbsünde nicht einfach weg? Dass das geht hat er ja an Maria gezeigt, und schwupps, wäre sein innigster Wunsch, dass allen Menschen die Erlösung zuteil wird, erfüllt.

 

Weil Gott sich selbst liebt und erkennt hat er den Menschen nach seinem Bilde geschaffen und dazu gehört der freie Wille. Er hat alle belebten und unbelebten Dinge danach geschaffen wie er sich selbst erkennt als von ihnen imitiert werden zu können. Nur dadurch, dass die belebten und unbelebten Dinge Gott mehr oder weniger imitieren - gerade so wie es ihrer Natur entspricht - wird Gott von seinen Kreaturen verherrlicht und Gott hat erschaffen, um verherrlicht zu werden wie er sich in seiner ewigen und unendlichern Seligkeit selbst verherrlicht. Die einen Dinge sind, die anderen Dinge sind und leben und noch andere Dinge sind, leben und erkennen.

Der Mensch verherrlicht Gott (nur) dadurch, dass und (nur) wenn er aus freiem Willen die Vollkommenheit Gottes anstrebt.

 

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Am 3.7.2024 um 00:04 schrieb Studiosus:

Also kurz gesagt: Ich gehe davon aus, dass Maria um ihre Erlösung und ihre Rolle im Heilsplan Gottes von Anfang an wusste.

 

Hierzu vielleicht noch das Folgende (ST, I-II, q112, a5):

 

"Ich antworte, es könne etwas gewußt werden: 1. infolge von Offenbarung seitens Gottes; und so kann man wissen, man habe die Gnade. Gott thut dies manchmal, damit die Freude der sicheren Anschauung Gottes schon in diesem Leben beginne und Vertrauen und Stärke verleihe bei großen schwierigen Werken; wie zu Paulus gesagt wurde: „Sei zufrieden mit meiner Gnade.“ 2. Infolge eigener Kraft, aus sich selbst geschöpfter Kenntnis; und so kann niemand sicher wissen, ob er im Stande der Gnade sei. Denn dann nur weiß man eine Schlußfolge sicher, wenn man kraft der eigens entsprechenden allgemeinen Grundprincipien darüber urteilen kann. Wer das entsprechende Princip nicht kennt, der kann auch nicht die daraus abgeleitete Schlußfolgerung wissen. Das Princip aber und der Gegenstand der Gnade, Gott selber, ist uns wegen seiner unendlichen Größe unbekannt, ... Seine Anwesenheit also in uns oder seine Abwesenheit kann nicht mit Sicherheit gewußt werden. ... "

 

bearbeitet von SteRo
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Am 2.7.2024 um 15:36 schrieb Flo77:

Die Kirche hat bei mir ein Vakuum gefüllt, nämlich meine Sehnsucht nach Wahrheit, klaren Regeln und einem Ort wo ich per Taufe jederzeit dazugehörte und meinen Platz in der Bank beanspruchen konnte, weil ich mit der doch teilweise eher an Summerhill erinnernden Erziehung meiner Eltern schlicht nicht klarkam.

Ich frage mich, was gewesen wäre, wenn du in der Situation auf eine wesentlich liberalere Kirche getroffen wärest? Wie soll ich sagen... Es ist irgendwie widersprüchlich und doch (für mich) verständlich. Die ablehnende Haltung der Kirche gegenüber Homosexualität (oder überhaupt gegenüber Sex, Genuss etc.) verletzen dich. Die Vorgaben und Regeln, von denen du glaubst, ihnen gerecht werden zu müssen, überfordern dich, und machen dich kaputt. Aber du schreibst auf der anderen Seite, dass es genau das war, was du gesucht hast. Die Kirche hat dir das gar nicht rein gepresst. Du hast danach gesucht. Weil da ein Vakuum war.

 

Ich hoffe sehr, du liest meine Gedanken nicht als eine Art "Selber Schuld". So ist es überhaupt nicht gemeint. Ich will weder die Kirche entschuldigen, noch dir die Schuld zuschieben. Ich frage mich nur, wie dieses Vakuum, diese "Sehnsucht nach Wahrheit, klaren Regeln und einem Ort, wo [...] ich dazugehörte", wie das auf eine mehr lebensförderliche, positive Art hätte gefüllt werden können.

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vor 16 Minuten schrieb Aleachim:

Ich frage mich nur, wie dieses Vakuum, diese "Sehnsucht nach Wahrheit, klaren Regeln und einem Ort, wo [...] ich dazugehörte", wie das auf eine mehr lebensförderliche, positive Art hätte gefüllt werden können.

Das "Vakuum" hätte idealerweise ja gar nicht entstehen müssen, wenn meine Eltern von Anfang an bewusst gewesen wäre, was ich gebraucht hätte. Dann wäre es vielleicht einfacher gewesen.

 

Es gibt die Theorie, daß homosexuelle - insbesondere Männer - unter zwei Bedingungen geboren werden: entweder die Familie hat bereits mehrere Söhne/Kinder und die Natur will die Nachkommenzahl der nächsten Generation regulieren oder aber die Mutter steht unter besonderem Stress und braucht Hilfe die Familie zu stabilisieren. In einer Welt, in der Schwule als Verirrung wahrgenommen werden (und davon haben wir uns noch längst nicht erholt), können sie ihrer natürlichen Aufgabe für ihre Familien natürlich schlecht nachkommen.

 

Bei meinem Outing meinte meine Mutter, sie hätte es befürchtet... nun ja

bearbeitet von Flo77
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Am 2.7.2024 um 20:50 schrieb Studiosus:

Wenn ich mir (was man eben gerade nicht sein kann) sicher wäre, dass ich gerettet bin, dann könnte ich natürlich die Sorge um meine Selbstheiligung ablegen und mich z. B. verstärkt um die Heiligung anderer bemühen, keine Ahnung, vielleicht eine Missionsgesellschaft gründen oder mich aus Dankbarkeit und zur Rettung von weiteren Seelen als Büßer aus dem öffentlichen Leben zurückziehen oder oder oder. So etwas in dieser Richtung. Also meine Freude wäre schon hier auf Erden so übermäßig groß, dass ich wahrscheinlich meine restliche irdische Lebenszeit vollständig nur dem Lob Gottes widmen wollen würde. 

So kurios ich deine konkreten Gedanken dazu finde, so wunderbar finde ich die Aussage, die meiner Ansicht nach dahinter steht: Wer zutiefst glaubt, dass er "gerettet ist", dass er sich keine Sorgen machen muss, der kann ein wirklich und wahrhaftig froher, dankbarer, liebender Mensch sein. ("z. B. verstärkt um die Heiligung anderer bemühen" [...]"aus Dankbarkeit" [...] "meine Freude wäre schon hier auf Erden so übermäßig groß")

 

Wollte Jesus uns nicht genau das sagen und mit seinem Tod und seiner Auferstehung vermitteln? Dass wir gerettet sind, dass wir uns um nichts sorgen müssen. Dass wir liebende, frohe, dankbare Menschen sein können, und

Am 2.7.2024 um 20:50 schrieb Studiosus:

die Sorge um meine Selbstheiligung ablegen

dürfen, die uns im Grunde nur belastet?

 

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vor 7 Minuten schrieb Flo77:

Das "Vakuum" hätte idealerweise ja gar nicht entstehen müssen, wenn meine Eltern von Anfang an bewusst gewesen wäre, was ich gebraucht hätte. Dann wäre es vielleicht einfacher gewesen.

Ja, natürlich. Der "Idealfall" ist klar. (Aber vielleicht auch unmöglich...?)

 

Mir geht es eher um die Rolle der Kirche. Hätte dir die Kirche ein Gottesbild vermitteln können, dass dir geholfen hätte, dich anzunehmen und wertzuschätzen, wie du bist? Hätte sie dir einen Platz geben können, an dem du dich zugehörig fühlst, jenseits aller Regelerfüllung?

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Gerade eben schrieb Aleachim:

Ja, natürlich. Der "Idealfall" ist klar. (Aber vielleicht auch unmöglich...?)

 

Mir geht es eher um die Rolle der Kirche. Hätte dir die Kirche ein Gottesbild vermitteln können, dass dir geholfen hätte, dich anzunehmen und wertzuschätzen, wie du bist? Hätte sie dir einen Platz geben können, an dem du dich zugehörig fühlst, jenseits aller Regelerfüllung?

Ich denke nicht. Zumindest nicht die Katholika. Ich bin ja schon im Stuhlķreiskatholizismus aufgewachsen, in dem Deine Ideen ja schon so gut wie Doktrin waren. Da war aber Vat2 schlicht noch nicht lange genug her um schon Tradition zu sein und um genau zu sein hat Vat2 an der Lehre kaum was geändert und JP2 und B16 haben jetzt auch nix getan um da was zu verbessern.

 

Ich hab die Generation meiner Eltern als die Generation erlebt, die die alte Ordnung auf dem Gewissen hatte und um diese Generation aus Liebe zu retten, wollte ich wieder alles "richtig" machen.

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Am 2.7.2024 um 15:09 schrieb Flo77:

Ich teile das positive Urteil meiner Mitmenschen über mich zwar überhaupt nicht (dafür kenne ich mich zu gut),

Es schockiert mich immer wieder, wenn in deinen Beiträgen deutlich wird, wie sehr du dich selber abwertest. Ich meine, mich auch zu erinnern, dass du schon manchmal angedeutet hast, dass dein Umfeld sehr vieles von dir nicht weiß. (Im Sinne von: "Wenn die wüssten, was ich wirklich denke, wer ich wirklich bin...") Mir scheint, dass du hier im Forum kaum ein Blatt vor den Mund nimmst. Das,was du hier (in der "Anonymität" des Internets) schreibst, ist das, was du wirklich denkst. Das heißt doch, in gewisser Weise, kennen "wir" dich ziemlich gut, auch wenn es nur virtuell ist. In mancher Hinsicht vielleicht besser, als die Menschen in deinem Umfeld, bei denen du vielleicht meist eine Maske trägst. Die meisten hier beurteilen dich aber auch positiver, als du es selbst tust. Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, was an dir so schrecklich sein soll. Ich denke, dass das postive Urteil deiner Mitmenschen berechtigt ist.

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vor 2 Minuten schrieb Aleachim:

Mir scheint, dass du hier im Forum kaum ein Blatt vor den Mund nimmst.

Jein. Natürlich ist Flo meinem Ich schon immer etwas näher gewesen, als mein Real-ich. Aber auch Flo hat immer noch seine Abgründe und Geheimnisse, die nicht einmal hier aufgedeckt werden.

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@Aleachim: sieh dich vor: wer sich auf Schmutz einlässt mit der Absicht Reinheit zu verursachen, sollte dies nur, wenn sich die zukünftige Beseitigung von Schmutz auch erkennen lässt. Wenn sich die zukünftige Beseitigung von Schmutz nicht erkennen lässt, sollte man den Schmutz meiden, ihn als den Feind erkennen wie auch Gott es tut, der seine Feinde einfach verwirft, verstößt, und es damit bewenden lässt.

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Am 2.7.2024 um 13:51 schrieb Studiosus:

Das ist übrigens ganz unabhängig von Flo eine interessante Frage: Wie würden wir leben, wenn wir jetzt schon sicher wüssten, dass wir entweder gerettet oder verworfen sind? Wie würden wir die sagen wir restlichen 40 Jahre gestalten? 

Das man verworfen wird könnte ich schwer vorstellen. Das wäre ja so wie eine Versicherung abzuschließen, von der man jetzt schon weiß, dass sie im Schadenfall nicht zahlt. Ich würde mich dann wahrscheinlich nach einer anderen Religion umsehen.

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Am 4.7.2024 um 16:58 schrieb Aleachim:

Die ablehnende Haltung der Kirche gegenüber Homosexualität (oder überhaupt gegenüber Sex, Genuss etc.) verletzen dich. Die Vorgaben und Regeln, von denen du glaubst, ihnen gerecht werden zu müssen, überfordern dich, und machen dich kaputt. Aber du schreibst auf der anderen Seite, dass es genau das war, was du gesucht hast. Die Kirche hat dir das gar nicht rein gepresst. Du hast danach gesucht. Weil da ein Vakuum war.

Diese explizit ablehnende Haltung ist ja eher ein neueres Phänomen und möglicherweise eine Reaktion auf die Emanzipation. Vorher wurde einfach nicht darüber geredet.  

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