Studiosus Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August (bearbeitet) vor 1 Stunde schrieb Werner001: Was soll das denn heißen, „den Glauben annehmen, selbst wenn man ihn nicht kennt“? Das ist die berühmte fides implicita, der implizite Glaube, wie man ihn schon z. B. von Thomas von Aquin kennt. Da man eigentlich immer davon ausgehen musste, dass nicht jeder Gläubige den wirklich vollständigen Überblick über alle Glaubenslehren hat, wird sozusagen der Glaube an die big points - die vielleicht mit dem Inhalt der verschiedenen gebräuchlichen Glaubensbekenntnisse identisch ist - als Indiz für den Glauben auch an die damit verbundenen, eher obskureren Lehren der Kirche gewertet. bearbeitet 30. August von Studiosus Zitieren
Flo77 Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor 1 Minute schrieb Studiosus: z. B. von Thomas von Aquin kennt Der dachte wahrscheinlich ohnehin, in den Spiegel zu schauen wäre Sünde. Zitieren
SteRo Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor 8 Stunden schrieb Studiosus: Das ist die berühmte fides implicita, der implizite Glaube, wie man ihn schon z. B. von Thomas von Aquin kennt. Da man eigentlich immer davon ausgehen musste, dass nicht jeder Gläubige den wirklich vollständigen Überblick über alle Glaubenslehren hat, wird sozusagen der Glaube an die big points - die vielleicht mit dem Inhalt der verschiedenen gebräuchlichen Glaubensbekenntnisse identisch ist - als Indiz für den Glauben auch an die damit verbundenen, eher obskureren Lehren der Kirche gewertet. Das "klingt" dem Kontext von Thomas von Aquin nicht angemessen, denn dieser hatte eine ganz klares Bild vom "wahren" Glauben: Thomas in summa theol., II-II, q5, a3: Ich antworte, im Häretiker, der sich weigert, einen einzigen Glaubensartikel anzunehmen, bleibe weder der geformte noch der ungeformte Glaube. Denn die Gattung eines jeden Zustandes [hier: der Zustand des ('wahren') Glaubens] hängt ab vom Formalgrunde im Gegenstande; ist dieser entfernt, so kann der Zustand seiner Gattung nach nicht mehr bleiben. Der Formalgrund im Gegenstande des Glaubens aber ist die erste Wahrheit, insoweit sie geoffenbart wird in der Schrift und der Kirchenlehre, welche ihren Ursprung hat in der ersten Wahrheit. Wer also der unfehlbaren und göttlichen Richtschnur, nämlich der katholischen Kirchenlehre, nicht anhängt, da diese aus der ersten in der Schrift geoffenbarten Wahrheit hervorgeht, der hat nicht in sich den Zustand des Glaubens; mag er auch das, was Gegenstand des Glaubens ist, in anderer Weise festhalten als durch den Glauben; wie wenn jemand in der Vernunft eine Schlußfolgerung festhält, trotzdem er den strengen Beweisgrund dafür nicht kennt, es offenbar ist, daß er kein Wissen hat von dieser Schlußfolgerung, sondern nur ein Meinen. So nun ist es offenbar, daß jener, welcher der Lehre der katholischen Kirche als der unfehlbaren Richtschnur anhängt, auch Allem zustimmt, was die Kirche lehrt. Denn sonst, wenn er von dem, was die Kirche lehrt das, was er will, annimmt und was er will, verwirft, hängt er nicht mehr der unfehlbaren Richtschnur der Kirchenlehre an, sondern dem eigenen Willen. Wer also einen Glaubensartikel nicht annimmt, der will offenbar nicht in Allem der Lehre der Kirche folgen. Thut er dies nun hartnäckigerweise, so ist er ein Ketzer; ist er nicht hartnäckig, so irrt er bloß. Ein solcher Ketzer also, der einem einzigen Artikel den Glauben versagt, hat auch keinen Glauben betreffs der anderen, sondern ein gewisses Meinen je nach seiner Auswahl. Zitieren
Studiosus Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August (bearbeitet) vor 58 Minuten schrieb SteRo: Das "klingt" dem Kontext von Thomas von Aquin nicht angemessen, denn dieser hatte eine ganz klares Bild vom "wahren" Glauben Der Aquinat gibt keine einfach ausgestanzten Antworten und das betrifft auch die Frage nach dem "impliziten Glauben". Um genau zu sein erörtert er sehr differenziert, dass bestimmte Glaubensartikel ausdrücklich (explicite) geglaubt werden müssen, von allen. Bei anderen wiederum kann es ausreichen, sie nicht ausdrücklich, sondern implizit zu glauben. Thomas begründet das in meinen Augen sehr nachvollziehbar mit der Art und Weise, wie der Glaube zu den Menschen kommt, sozusagen in einem abgestuften Modell: An der Spitze stehen Gott und seine Offenbarung, dann die Engel, dann die Menschen. Und auch unter den Menschen untereinander gibt es bei Thomas eine Binnendifferenzierung. Kurzum: Der Glaube wird hierarchisch, von oben nach unten, weitergegeben. Deshalb kann es für "einfache Gläubige" statthaft sein, gewisse Dinge lediglich einschlussweise, d. h. implizit, zu glauben, wohingegen die Höherstehenden, i. e. die kirchliche Obrigkeit und die Gelehrten, sie explizit zu glauben gehalten sind. Das setzt natürlich eine umfangreiche und präzise Kenntnis der Glaubenslehre voraus, die der Magister nicht allen gleichermaßen als Pflicht auferlegt. Bei Interesse die Fundstelle bei Thomas: STh II-II, q. 2 a. 5 ff. bearbeitet 30. August von Studiosus Zitieren
Flo77 Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor 13 Minuten schrieb Studiosus: An der Spitze stehen Gott und seine Offenbarung, dann die Engel, dann die Menschen. Kamen die Engel nicht erst nach Menschen, weil sie keinen freien Willen haben? vor 13 Minuten schrieb Studiosus: Kurzum: Der Glaube wird hierarchisch, von oben nach unten, weitergegeben. Der alte Tom hätte mal besser weniger Weihrauch geschnüffelt. Zitieren
Studiosus Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August (bearbeitet) vor 14 Minuten schrieb Flo77: Kamen die Engel nicht erst nach Menschen, weil sie keinen freien Willen haben? Das weiß ich auswendig gerade nicht. Ich meinte mich zu erinnern, dass die Reihenfolge so gewesen sei, wie man sie intuitiv aufstellen würde. Sozusagen von Gott und den himmlischen Höhen immer tiefer bis zum Menschen. vor 14 Minuten schrieb Flo77: Der alte Tom hätte mal besser weniger Weihrauch geschnüffelt. Also ich sehe das durchaus immer noch so. Man mag heute genau den umgekehrten Ansatz vertreten. Der Glaube als eine Bewegung "von unten", eine Art Graswurzel und individuelles Umfassen dessen, was man meint z. B. der Bibel entnommen zu haben. Das wird ja auch von vielen so gelebt. Wenn es aber um den Glauben im engeren Sinne geht, um seine formale Gestalt und die Artikel des Glaubens selbst, oder einfacher gesagt um die Glaubensinhalte (mit Augustinus könnte man von der fides quae sprechen), dann ist der hierarchische Aspekt nicht von der Hand zu weisen. Dann steht an der Spitze dieser Pyramide Gott selbst, der seine Offenbarung gibt, wie man das nach den instruktionstheoretischen Offenbarungsmodellen dargestellt hat. Diese Offenbarung ist, wenngleich bisweilen in kondensierter Form, der Kirche und dem kirchlichen Leitungs- und Lehramt übergeben worden, zur Bewahrung und Verkündigung. Von dort aus kommt sie auf den Menschen. Das scheint es mir zu sein, was Thomas hier im Blick hat, wenn er ein hierarchisches Element identifiziert. bearbeitet 30. August von Studiosus Zitieren
Marcellinus Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor 15 Minuten schrieb Studiosus: Dann steht an der Spitze dieser Pyramide Gott selbst, der seine Offenbarung gibt, wie man das nach den instruktionstheoretischen Offenbarungsmodellen dargestellt hat. Diese Offenbarung ist, wenngleich bisweilen in kondensierter Form, der Kirche und dem kirchlichen Leitungs- und Lehramt übergeben worden, zur Bewahrung und Verkündigung. Es gibt keine Offenbarung aus zweiter Hand. Zitieren
Kara Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor 17 Minuten schrieb Flo77: Kamen die Engel nicht erst nach Menschen, weil sie keinen freien Willen haben? Engel haben einen freien Willen. Schließlich gibt es auch gefallene Engel. Ungehorsam aus Stolz kommt bei ihnen genauso vor, wie bei uns. Wir Menschen haben unser Leben lang Zeit, uns für oder gegen Gott zu entscheiden. Wir lernen, wachsen, machen Fehler. Engel dagegen sehen alles auf einmal, sie kennen Gottes Plan, da sie nicht auf unsere Zeit beschränkt sind. Und weil sie deshalb genau wissen, was sie tun, können gefallene Engel auch nicht mehr erlöst werden. Das ist der Unterschied. Nicht der freie Wille. 2 Zitieren
SteRo Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor 40 Minuten schrieb Studiosus: Der Aquinat gibt keine einfach ausgestanzten Antworten und das betrifft auch die Frage nach dem "impliziten Glauben". Um genau zu sein erörtert er sehr differenziert, dass bestimmte Glaubensartikel ausdrücklich (explicite) geglaubt werden müssen, von allen. Bei anderen wiederum kann es ausreichen, sie nicht ausdrücklich, sondern implizit zu glauben. Aufgrund der Unbestimmtheit von "implizit glauben" scheint sich das "implizit glauben" nicht so recht einzufügen in sein Bild vom Zustand des [wahren] Glaubens (welches ich oben zitiert habe), weil sich der Glaube ja ereignen muss in der Seele des Individuums und nicht in dem Urteil eines außenstehenden Beobachters, der glaubt implizit dieses oder jenes als geglaubt annehmen zu dürfen. vor 40 Minuten schrieb Studiosus: Thomas begründet das in meinen Augen sehr nachvollziehbar mit der Art und Weise, wie der Glaube zu den Menschen kommt, sozusagen in einem abgestuften Modell: An der Spitze stehen Gott und seine Offenbarung, dann die Engel, dann die Menschen. Und auch unter den Menschen untereinander gibt es bei Thomas eine Binnendifferenzierung. Kurzum: Der Glaube wird hierarchisch, von oben nach unten, weitergegeben. Deshalb kann es für "einfache Gläubige" statthaft sein, gewisse Dinge lediglich einschlussweise, d. h. implizit, zu glauben, wohingegen die Höherstehenden, i. e. die kirchliche Obrigkeit und die Gelehrten, sie explizit zu glauben gehalten sind. Das setzt natürlich eine umfangreiche und präzise Kenntnis der Glaubenslehre voraus, die der Magister nicht allen gleichermaßen als Pflicht auferlegt. Bei Interesse die Fundstelle bei Thomas: STh II-II, q. 2 a. 5 ff. Ok. Aber diese seine Begründung muss einem ja auch erst mal glaubwürdig erscheinen. Da ich mich damit (STh II-II, q. 2 a. 5 ff) noch nicht befasst habe, kann ich nur sagen, dass mir die von mir zitierte Darstellung des "wahren" Glaubens im Rahmen des Gedankensystems des Thomas als glaubwürdig erscheint und ein impliziter Glaube darin keinen Platz hat. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor 1 Minute schrieb Kara: vor 34 Minuten schrieb Flo77: Kamen die Engel nicht erst nach Menschen, weil sie keinen freien Willen haben? Engel haben einen freien Willen. Schließlich gibt es auch gefallene Engel. Ich weiß nicht, was dieser "freie Wille" sein soll, aber es muß ein böser Konstruktionsfehler sein, der nicht nur einzelne Produkte, sondern ganze Produktionslinien unbrauchbar macht. Vielleicht sollte man mal über die Qualifikation des "Designer" reden? Zitieren
Kara Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor 5 Minuten schrieb Marcellinus: ganze Produktionslinien Das ist jetzt aber auch übertrieben. Nur ein Drittel der Engel fällt 😁. Ernsthaft: "Unbrauchbar" find ich schwierig in diesem Zusammenhang. Schließlich kennen wir Gottes Plan nicht. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor 12 Minuten schrieb Kara: vor 21 Minuten schrieb Marcellinus: ganze Produktionslinien Das ist jetzt aber auch übertrieben. Nur ein Drittel der Engel fällt 😁. Ernsthaft: "Unbrauchbar" find ich schwierig in diesem Zusammenhang. Schließlich kennen wir Gottes Plan nicht. Stell dir ein Kfz-Modell vor, bei dem ein Drittel aller Fahrzeuge einen kritische Fehler hat, der es unbrauchbar macht. Die gesamte Geschäftsleitung würde man teeren, federn und in die Wüste schicken. Das einzige Wort, das mir für solch einen "Plan" in den Sinn kommt, ist Inkompetenz oder Sabotage. Tertium non datur. Zitieren
Werner001 Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August (bearbeitet) vor einer Stunde schrieb Flo77: Kamen die Engel nicht erst nach Menschen, weil sie keinen freien Willen haben? Und Luzifer? edit: Kara war schneller Werner bearbeitet 30. August von Werner001 Zitieren
Studiosus Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August (bearbeitet) vor 39 Minuten schrieb SteRo: Da ich mich damit (STh II-II, q. 2 a. 5 ff) noch nicht befasst habe, kann ich nur sagen, dass mir die von mir zitierte Darstellung des "wahren" Glaubens im Rahmen des Gedankensystems des Thomas als glaubwürdig erscheint und ein impliziter Glaube darin keinen Platz hat. Natürlich. Wobei ich zu bedenken gebe, dass man sich bei Thomas von Aquin und seiner Summe der Theologie nicht täuschen sollte. Sein Denken und die Summa als sein monumentales Hauptwerk bieten vielen, teilweise nur umrissenen und mit anderen, früheren oder späteren Einlassungen zu harmonisierenden Konzepten Platz, die man vielleicht nicht auf den ersten Blick vermuten würde. Folglich ist auch die wissenschaftliche Erforschung sowohl des Aquinaten als auch der auf ihn aufsetzenden Theologie ein schier unüberschaubares Feld. Zumindest war es das in der Vergangenheit. Heute sind der Thomismus und seine Nebenformen etwas in Verruf geraten. Institute wie das Martin Grabmanns zu München zeugen noch von der früheren Wertschätzung des Hl. Thomas, wie der Scholastik überhaupt. Im Übrigen würde ich auch nicht behaupten, Thomas sei ein ausgesprochener Vertreter einer fides implicita-Lehre. Er befasst sich innerhalb seines Werkekanons mit ihr, wie mit fast allen damals bereits virulenten Sachfragen der Theologie und Philosophie. Und kommt, wie angedeutet, meines Erachtens zu einem differenzierten Urteil über Möglichkeiten und Begrenzungen eines "impliziten Glaubens". bearbeitet 30. August von Studiosus Zitieren
Flo77 Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor einer Stunde schrieb Studiosus: instruktionstheoretischen Offenbarungsmodelle Grundgütiger. Noch bürokratisch-mechanischer geht's ja kaum noch. Die Uni versucht den Glauben wohl echt von der Wurzel her umzubringen. Zitieren
Flo77 Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor einer Stunde schrieb Studiosus: Der Glaube als eine Bewegung "von unten", eine Art Graswurzel und individuelles Umfassen dessen, was man meint z. B. der Bibel entnommen zu haben Was nebenbei der Katechetische Ansatz von Augustinus war... Zitieren
Studiosus Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August (bearbeitet) vor 11 Minuten schrieb Flo77: Was nebenbei der Katechetische Ansatz von Augustinus war... Beziehst Du dich auf De catechizandis rudibus? Ich gebe zu, die Inhalte dieses Werks nicht gegenwärtig zu haben. An der Begabung des Augustinus auf dem Gebiet der Katechese, die mit ihm eine neue Höhe erreichte, besteht meinerseits allerdings kein Zweifel. Ich würde nur vermuten, was ich oben auch zu unterscheiden versucht habe, dass es Augustinus dabei um die Vermittlung des Glaubens, nicht aber um eine freie Interpretation feststehender Kirchenlehre gegangen ist. Ein Glaube, der sich das und nur das herausnimmt, was ihm frommt, scheint mir nicht sehr augustinisch. Dazu ist bei ihm trotz allem die Stellung der Kirche als autoritative Lehrerin in meiner Wahrnehmung zu stark ausgeprägt. bearbeitet 30. August von Studiosus Zitieren
Flo77 Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August vor 3 Minuten schrieb Studiosus: Meinst Du De catechizandis rudibus? Ich gebe zu, die Inhalte dieses Werks nicht gegenwärtig zu haben. An der katechetischen Begabung des Augustinus, die mit ihm eine neue Höhe erreichte, besteht meinerseits allerdings kein Zweifel. Ich würde nur vermuten, was ich oben auch zu unterscheiden versucht habe, dass es Augustinus dabei um die Vermittlung des Glaubens, nicht aber um eine freie Interpretation feststehender Kirchenlehre gegangen ist. Ein Glaube, der sich das und nur das herausnimmt, was ihm frommt, scheint mir nicht sehr augustinisch. Dazu ist bei ihm trotz allem die Stellung der Kirche als autoritative Lehrerin in meiner Wahrnehmung zu stark ausgeprägt. Dann lies ihn. Zitieren
Studiosus Geschrieben 30. August Melden Geschrieben 30. August (bearbeitet) vor 11 Minuten schrieb Flo77: Dann lies ihn. Tolle lege. Das passt ja gut. Ich kenne einen guten Teil des augustinischen Werkcorpus, seine katechetischen Schriften allerdings weniger (hierauf liegt nicht mein Schwerpunkt). Wenn man etwas in den Raum stellt (z. B. der katechetische Ansatz des Hl. Augustinus sei dieser oder jener), dann wäre es natürlich nett, den weniger Erleuchteten (in diesem Fall mir) wenigstens auf Rückfrage einen groben Überblick zu geben. Natürlich kann ich mich auch in 2 Wochen wieder melden, wenn ich diese entsprechende Literatur konsultiert habe. bearbeitet 30. August von Studiosus 1 Zitieren
iskander Geschrieben 31. August Melden Geschrieben 31. August Am 29.8.2024 um 21:57 schrieb Werner001: Hast du mal ein Beispiel für evangelikale, evangelische und katholische Gruppen, die in etwa so gefährlich sind wie der islamische Staat, Al Kaida, die Taliban, Hamas, Hisbollah, Boko Haram oder die Huthi? Werner Teilweise handelt es sich hier einfach um nicht-staatliche Akteure in oftmals eher politischen als religiösen Konflikten, die nicht die Möglichkeit haben, eine normalen Armee aufzustellen. Das war allerdings in Kolonialkriegen wie dem in Algerien nicht anders, und in Südafrika auch nicht. Was dann ein Freiheitskämpfer und was ein Terrorist ist, wird wohl sehr nach Interessenlage entschieden. So galt ja beispielsweise Nelson Mandela als Terrorist, der bis 2008 auf der "terror watch list" der USA stand, während der südafrikanische Staat trotz vieler Akte des Staatsterrorismus unterstützt wurde. Den Saudis gelten die Huthis als Terroristen, vielen Menschen im Jemen, die von den Saudis bombardiert wurden, hingegen höchstwahrscheinlich die Saudis. Der britischen Mandatsregierung galten Begin und Schamir als Terroristen, vielen Israelis wohl eher als Freiheitskämpfer. Die Hamas wiederum war Jahre lang durchaus gelitten (Netanjahu: "anyone who wants to thwart the establishment of a Palestinian state has to support bolstering Hamas and transferring money to Hamas. This is part of our strategy - to isolate the Palestinians in Gaza from the Palestinians in the West Bank") - bis sie dann aus bekannten Gründen nicht mehr wohlgelitten war. Aber direkt zu Deiner Frage: Die folgende Gruppe hat zwar wohl eine diffuse Ideologie, bezeichnet sich selbst aber als "christlich" und wird so bezeichnet. "Die Lord’s Resistance Army (LRA; deutsch „Widerstandsarmee des Herrn“) wurde 1987 unter der Führung von Joseph Kony im Norden Ugandas als Widerstandsbewegung gegen die ugandische Regierung unter Yoweri Museveni gegründet. [...] Ihr werden zahlreiche schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des LRA-Konflikts mit 100.000 Toten vorgeworfen.[2] Nachdem Uganda die LRA weitgehend vertreiben konnte, terrorisierte sie vor allem im Südsudan und in Ober-Uelle (im Norden der Demokratischen Republik Kongo) die Bevölkerung.[3][4] [...] Bei ihrem Kampf vor allem gegen die Zivilbevölkerung geht die Lord’s Resistance Army mit solcher Brutalität vor, dass Jan Egeland, Vizegeneralsekretär für Humanitäre Angelegenheiten und Koordinator für Nothilfe (OCHA) der UNO, sie Anfang 2005 als die „wohl brutalste Rebellengruppe der Welt“ bezeichnete. Mitglieder der LRA plündern, morden, foltern und vergewaltigen praktisch wahllos in den nördlichen Regionen Ugandas. Kinder werden entführt, um sie teils als Kindersoldaten, teils als Sex-Sklaven zu missbrauchen." https://de.wikipedia.org/wiki/Lord’s_Resistance_Army 1 Zitieren
Sucuarana Geschrieben 31. August Melden Geschrieben 31. August On 8/28/2024 at 2:07 PM, Mecky said: Ratzinger hat Kant gelesen. Aber er wendet ihn nicht ausdrücklich an. Ich nehme an, Du meinst: Er wendet ihn ausdrücklich nicht an. Ratzinger hat Kant gelesen, verstanden, und verworfen. Er bleibt lieber in seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. BXVI was das perfekte Beispiel von jemandem, der die Moderne verworfen hat, und wieder zurück ins Mittelalter will. Was ihm ein einfaches war; als Professor, Bischof, Grossinquisitor oder Papst wäre er auch im Mittelalter Mitglied der komfortablen herrschenden Klasse gewesen. Zitieren
Sucuarana Geschrieben 31. August Melden Geschrieben 31. August On 8/28/2024 at 1:48 PM, Marcellinus said: Der IS wirbt gerade junge hier Aufgewachsene mit Migrationshintergrund gerade mit dem Argument der besseren und damit überzeugenderen Religion. Ich nehme an, die jungen IS-Anhänger werden nicht theologisch angeworben. Sie bekommen nicht erst eine drei-semestrige Vorlesung in vergleichender Religionswissenschaft. Stattdessen werden sie über den Hass auf die christliche Oberschicht und Leitkultur im Westen angeworben. Sie sind arm, arbeitslos, und haben keine Perspektive. Das macht sie wütend. Andere Leute machen aus dem Hass eine Stimme für die AfD oder BSW. Früher sind aus diesem Hass die Kommunisten und Nazis entstanden, aber das ist heute igitt. Bei einer kleinen Gruppe mit Migrationshintergrund wird stattdessen daraus islamistisch eingefärbter Terrorismus, ist aber im Grunde der gleiche Prozess. Alle diese Gruppen haben gemeinsam, dass sie erstmal alles existierende kleinschlagen wollen, dann sehen wir weiter. 1 Zitieren
Sucuarana Geschrieben 31. August Melden Geschrieben 31. August On 8/29/2024 at 12:54 PM, Marcellinus said: Wissenschaft als "Offenbarung"? Einspruch, Euer Ehren! Nein, diesen Fortschrittsglauben gab es mal wirklich. In der Generation meiner Eltern (geboren Anfang der 30er Jahre, auf verschiedenen Kontinenten) glaube man wirklich daran, dass die Wissenschaft (zu der natürlich die Psychologie wie Freud und Jung, die Medizin, die Wirtschaftswissenschaft, ... gehörten) alle Probleme lösen wird. Der Fortschritt wird's schon richten, und alles wird besser. So nach dem Motto: Wie weit ist es von hier nach Kleinhausen? Luftlinie sind es 12km, aber vielleicht finden wir eine Abkürzung. Zitieren
Sucuarana Geschrieben 31. August Melden Geschrieben 31. August On 8/29/2024 at 1:13 PM, Flo77 said: Wenn wir dem gleichen Gott anbeten würden(!) müsste man davon ausgehen, daß dieser Gott eine massive psychische Störung bzw. gespaltene Persönlichkeit hat(te). Dreigeteilte Persönlichkeit vielleicht? Zitieren
Mecky Geschrieben 31. August Melden Geschrieben 31. August vor 3 Stunden schrieb Sucuarana: Ratzinger hat Kant gelesen, verstanden, und verworfen. Er bleibt lieber in seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Nein, das glaube ich nicht. Ratzinger hat Kant nicht verworfen, sondern er weigert sich lediglich, die theologische Tradition einer Relecture zu unterziehen, die nach Kants Ergebnissen eigentlich unumgänglich ist. Vor Kant war es möglich, alles Mögliche als "objektives Ding" zu beschreiben. Aber so ist die Welt nicht. Jede Aussage hat entscheidende subjektive Zugänge. Sehr vergröbertes Beispiel: Ein Mensch ist nicht objektiv böse. Sondern er wird von anderen mit einem Wertesystem beurteilt, in dem er auf der bösen Seite steht. Noch so ein vergröbertes Beispiel: Gott ist nicht objektiv dreifaltig, sondern Dreifaltigkeit ist ein sehr passender Zugang zu Gotteserfahrungen der Bibel und christlichen Tradition. 1 Zitieren
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