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"Ballast der gekränkten Grübelei"


SteRo

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Kirche muss sich vom Ballast der gekränkten Grübelei befreien

 

"Tatsache ist, dass den meisten nichts fehlt, wenn sie ohne Religion und Glauben ihr Leben gestalten." Diesen Gedanken hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, vor ein paar Tagen in einer Predigt bei der Vollversammlung der deutschen Bischöfe gesagt. Gott als Begründung ethischer Entscheidungen und moralischen Handelns falle zunehmend weg. Damit hat er einen Gedanken des Pastoraltheologen Jan Loffeld aufgegriffen. Er hat ja dazu bekanntlich ein ganzes Buch geschrieben.

Dieser Gedanke ist auf den ersten Blick kränkend. Denn niemand empfindet sich und das, wovon er überzeugt ist leichthin als unbedeutend, ohne Resonanz und (Selbst)wirksamkeit.

 

Der Gedanke der "Kränkung" hat mich verdutzt. Zwar ist auch hier wieder undifferenziert von "Kirche" die Rede, was offen lässt, ob von der Gemeinschaft der Gläubigen oder von der Amtskirche die Rede ist, aber ich vermute doch, dass von der Amtskirche die Rede ist, weil diese ja in der Öffentlichkeit wirken und diese für den Glauben gewinnen will. Warum aber sollten Gläubige gekränkt sein, wenn ihr Nachbar nicht am Glauben interessiert ist?

Eine etwaige Kränkung der werbenden Amtskirche aufgrund ausbleibenden Erfolges ihres Werbens erscheint auch ziemlich irrelevant angesichts der möglichen "Kränkung" Gottes (mir fällt grade nichts Besseres ein als dieser Anthropomorphismus) und der Folgen dieser "Kränkung" für jene, die ihn "kränken".

Mehr als das Angebot "ins Schaufenster zu stellen" kann die Amtskirche eh nicht tun ... außer vielleicht irgendwann "den Laden dicht zu machen", wenn aus ökonomischen Gründen nichts mehr geht.

 

bearbeitet von SteRo
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vor 3 Stunden schrieb SteRo:

 Warum aber sollten Gläubige gekränkt sein, wenn ihr Nachbar nicht am Glauben interessiert ist?

Weil das bedeutet, dass christliche Religion in der öffentlichen Meinung nicht mehr viel zu melden hat. Die Kränkung liegt in dem Bedeutungsverlust.

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Ich nehme an, Bischof Bätzing bezieht sich leicht auf die von Freud genannten Kränkungen, wenn er zur kosmologischen, biologischen und psychischen jetzt auch noch eine geistliche dazuaddiert.

 

Da ich schon die ersten nicht als solche empfinde, kann ich mich bei der neuen auch nicht einreihen.

 

Was Merkur schreibt stimmt, da auch die ersten besonders eine Kränkung der eigenen Bedeutung darstellen können. Können, nicht müssen.

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vor 59 Minuten schrieb Merkur:

Weil das bedeutet, dass christliche Religion in der öffentlichen Meinung nicht mehr viel zu melden hat. Die Kränkung liegt in dem Bedeutungsverlust.

Was bitte hat der Glaube mit der öffentlichen Meinung zu tun? Es gibt überhaupt keine Veranlassung für den Gläubigen, gekränkt zu sein, wenn Nachbar und/oder Mehrheitsgesellschaft nicht am Glauben interessiert sind.

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vor einer Stunde schrieb SteRo:

Was bitte hat der Glaube mit der öffentlichen Meinung zu tun? Es gibt überhaupt keine Veranlassung für den Gläubigen, gekränkt zu sein, wenn Nachbar und/oder Mehrheitsgesellschaft nicht am Glauben interessiert sind.

Das sag mal den Gläubigen. Die wollen üblicherweise, dass auf ihre Belange besondere Rücksicht genommen wird. Mangelnde Sensibilität kann dann leicht als Provokation empfunden werden. Ein Beispiel dafür war die Aufregung um die Eröffnungsfeier der olympischen Spiele. 

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vor 13 Minuten schrieb Merkur:

Das sag mal den Gläubigen. Die wollen üblicherweise, dass auf ihre Belange besondere Rücksicht genommen wird. Mangelnde Sensibilität kann dann leicht als Provokation empfunden werden. Ein Beispiel dafür war die Aufregung um die Eröffnungsfeier der olympischen Spiele. 

Es gibt einen klaren Unterschied zwischen Ignoranz und Beleidigung/Provokation.

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vor 29 Minuten schrieb Flo77:

Es gibt einen klaren Unterschied zwischen Ignoranz und Beleidigung/Provokation.

Nein, den gibt es nicht. Was man als Beleidigung ansieht, kann jeder für sich selbst entscheiden. Welche Ansicht sich durchsetzt hängt eher vom gesellschaftlichen Einfluss ab.

bearbeitet von Merkur
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vor 1 Stunde schrieb Merkur:

Das sag mal den Gläubigen. Die wollen üblicherweise, dass auf ihre Belange besondere Rücksicht genommen wird. Mangelnde Sensibilität kann dann leicht als Provokation empfunden werden. Ein Beispiel dafür war die Aufregung um die Eröffnungsfeier der olympischen Spiele. 

 

Jetzt weichst du vom Thema ab. Denn es ging um "keine Veranlassung für den Gläubigen, gekränkt zu sein, wenn Nachbar und/oder Mehrheitsgesellschaft nicht am Glauben interessiert sind."

Was du jetzt anführst ist ja nicht "kein Interesse am Glauben, weil man sein Leben auch ohne ganz gut führen kann" (was angeblich zur Kränkung der Amtskirche führt, die für den Glauben wirbt, und was den Gläubigen überhaupt nicht tangieren muss), sondern was du jetzt anführst ist im Gegenteil Interesse am Glauben von Anderen, um deren Glaubeninhalte für glaubensfremde Zwecke zu instrumentalisieren - und das ist ein anderes Thema und auf dieser Grundlage hast du dich gar nicht zum Thema geäußert.

 

 

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vor 12 Minuten schrieb SteRo:

 

Jetzt weichst du vom Thema ab. Denn es ging um "keine Veranlassung für den Gläubigen, gekränkt zu sein, wenn Nachbar und/oder Mehrheitsgesellschaft nicht am Glauben interessiert sind."

Überhaupt nicht. Kein Interesse am Glauben bedeutet im Regelfall auch: Ich halte mich nur an die allgemein üblichen Umgangsformen. Eure speziellen Regeln und Tabus interessieren mich nicht.

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vor einer Stunde schrieb Merkur:

Nein, den gibt es nicht. Was man als Beleidigung ansieht, kann jeder für sich selbst entscheiden. Welche Ansicht sich durchsetzt hängt eher vom gesellschaftlichen Einfluss ab.

Aber selbstverständlich gibt es den.

 

Es ist eine Sache, wenn mir jemand an einem Freitag Fleisch serviert (insbesondere wenn es sich um einen Katholiken handelt, der um meine Observanz weiß). Diese Form der Ignoranz kränkt mich persönlich, aber damit ist in der Regel keine böse Absicht verbunden. Es ist aber eine völlig andere, wenn die Inhalte oder Symbole unserer Religion zur bewussten Beleidigung/Provokation (wie die Olypiaeröffnung) eingesetzt werden.

 

Die Motivation eines Täters ist nicht so irrelevant, wie Du es hier gerne zu haben hättest.

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vor 5 Minuten schrieb Flo77:

Die Motivation eines Täters ist nicht so irrelevant, wie Du es hier gerne zu haben hättest.

Dazu müsste man die Motivation kennen und sollte nicht etwa von vornherein eine Beleidigungsabsicht unterstellen. Dass Christen auf keinen Fall provoziert werden dürfen, ist heute auch nicht mehr unbedingt allgemeiner Konsens. Darin liegt ja gerade die Kränkung. Zu George Grosz Zeiten war das noch anders.

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Es kommt selten vor, dass ich dem gegenwärtigen Vorsitzenden der DBK zustimme, aber damit hat er einfach recht. Er bezieht sich hier auf Jan Loffeld, den ich in Trier einmal persönlich treffen konnte, und dessen Forschung. Allerdings ist das, was Loffeld schreibt, längst bekannt. Man weigert sich lediglich seit Langem beharrlich, es anzuerkennen: Viele Menschen und es werden mehr sind im wahrsten Sinne des Wortes "gottlos glücklich". Ohne Religion, zumindest in Kirchen organisierte, klassische Religion fehlt ihnen im Leben nichts. Das gibt es und es ist ein ziemlich konstanter Trend. Und das hat nur bedingt mit "Reformstau" oder "Gestrigkeit" der Kirche zu tun. Wer prinzipiell mit Religion nichts anfangen kann, dem ist es egal, ob der Priester lateinisch oder deutsch murmelt, ob Frauen Priester werden können oder nicht oder ob Priester heiraten dürfen. Diese Diskurse sind in der säkularen Gesellschaft alle lange durch und nur noch Sonderdebatten in den Relgionen. 

 

Damit - und hier endet wohl die Gemeinsamkeit mit Bischof Bätzing - ist in meinen Augen auch der Kurs der "Anbiederung" an die Mehrheitsgesellschaft, den die katholische Kirche in Deutschland fährt, hinfällig. Durch Reformen erreicht man die gottlos glückliche Gruppe so oder so nicht. Sie sind, und es sind mittlerweile Generationen, für die Kirche verloren. Wer heute noch ohne klassische Sozialisation in Kirchenkreisen den Weg zum Glauben findet, der bevorzugt in der Regel sowieso eine konservativere Spielart des Katholischen und nicht dieses "Anders Katholisch", das an eine Zielgruppe adressiert ist, die es eigentlich gar nicht gibt. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 1 Minute schrieb Studiosus:

Es kommt selten vor, dass ich dem gegenwärtigen Vorsitzenden der DBK zustimme, aber damit hat er einfach recht. Er bezieht sich hier auf Jan Loffeld, den ich in Trier einmal persönlich treffen konnte, und dessen Forschung. Allerdings ist das, was Loffeld schreibt, längst bekannt. Man weigert sich lediglich seit Langem beharrlich, es anzuerkennen: Viele Menschen und es werden mehr sind im wahrsten Sinne des Wortes "gottlos glücklich". Ohne Religion, zumindest in Kirchen organisierte, klassische Religion fehlt ihnen im Leben nichts. Das gibt es und es ist ein ziemlich konstanter Trend. Und das hat nur bedingt mit "Reformstau" oder "Gestrigkeit" der Kirche zu tun. Wer prinzipiell mit Religion nichts anfangen kann, dem ist es egal, ob der Priester lateinisch oder deutsch murmelt, ob Frauen Priester werden können oder nicht oder ob Priester heiraten dürfen. Diese Diskurse sind in der säkularen Gesellschaft alle lange durch und nur noch Sonderdebatten in den Relgionen. 

 

So isses!

 

vor 1 Minute schrieb Studiosus:

Damit - und hier endet wohl die Gemeinsamkeit mit Bischof Bätzing - ist in meinen Augen auch der Kurs der "Anbiederung" an die Mehrheitsgesellschaft, den die katholische Kirche in Deutschland fährt, hinfällig. Durch Reformen erreicht man die gottlos glückliche Gruppe so oder so nicht. Sie sind, und das mittlerweile Generationen, für die Kirche verloren.

 

Ich kenne eine Menge "gottlos glücklicher" Leute, und keiner von denen ist durch kirchliche Propaganda zu erreichen. Das sollte auch niemanden wundern, erreichen die Kirchen ja nicht einmal die, die noch nicht ausgetreten sind. 

 

vor 1 Minute schrieb Studiosus:

Wer heute noch ohne klassische Sozialisation in Kirchenkreisen den Weg zum Glauben findet, der bevorzugt in der Regel sowieso eine konservativere Spielart des Katholischen und nicht dieses "Anders Katholisch", das an eine Zielgruppe adressiert ist, die es eigentlich gar nicht gibt. 

 

Auch das sollte eigentlich nicht verwundern. Wer aus dem Kinderzimmer in die Kirche kommt, lernt seine Konfession in der Regel bei den Eltern. Das ist in unseren Breiten in der Regel eine alltagskompatible, durch die Generationen der Anpassung weichgespülte Variante der Religion. 

 

Wer dagegen im Erwachsenenalter konvertiert, der lernt den Glauben aus Bücher oder in einer besonders missionarischen Gruppe. Herauskommt ein Glaube, der eher fundamentalistisch daherkommt, einfach weil es ein Glaube aus dem Lehrbuch ist, ohne all die Anpassungen und Kompromisse, die die traditionellen Religionen so inkonsequent erscheinen läßt und oft freundlicher. 

 

Es ist wie der Unterschied zwischen Muttersprache und Fremdsprache. Die Fremdsprache lernt man nach festen Regeln. Die Muttersprache ist dagegen vielschichtiger und kennt viel mehr Zwischentöne. Nur nach Grammatik muß man einen Muttersprachler nicht fragen. ;)

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vor 37 Minuten schrieb Marcellinus:

Es ist wie der Unterschied zwischen Muttersprache und Fremdsprache. Die Fremdsprache lernt man nach festen Regeln. Die Muttersprache ist dagegen vielschichtiger und kennt viel mehr Zwischentöne. Nur nach Grammatik muß man einen Muttersprachler nicht fragen. ;)

 

Dieses Bild gefällt mir, ähnlich nehme ich das auch wahr. 

 

Allerdings gibt es neben den Fremd- und Muttersprachlern auch noch die Gruppe der Philologen (sagen wir hier der Germanisten), die eine gewisse Zwitterstellung einnehmen: Sie sprechen zwar auch die Muttersprache ganz selbstverständlich, aber entscheiden sich auch noch dazu, sie zu studieren. Und dabei kann es zu bestimmten Korrekturen der "natürlichen Sprachentwicklung" kommen. Die Philologen mag dann irgendwie auch keiner, weil sie die Grammatik der Muttersprachler in Frage stellen und anhand des Lehrbuchs bewerten. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 12 Stunden schrieb SteRo:

angesichts der möglichen "Kränkung" Gottes (mir fällt grade nichts Besseres ein als dieser Anthropomorphismus) und der Folgen dieser "Kränkung" für jene, die ihn "kränken".

 

Inwiefern sollte Gott gekränkt oder auch "gekränkt" werden können? Das erschließt sich mir nicht.

Was wäre das für ein Gottesbild, bei dem Gott gekränkt / krank wird, weil sich der Mensch für ihn nicht interessiert?

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vor 5 Stunden schrieb Flo77:

Aber selbstverständlich gibt es den.

 

Es ist eine Sache, wenn mir jemand an einem Freitag Fleisch serviert (insbesondere wenn es sich um einen Katholiken handelt, der um meine Observanz weiß). Diese Form der Ignoranz kränkt mich persönlich, aber damit ist in der Regel keine böse Absicht verbunden.

 

Aber Flo, das kann dich doch nur dann kränken, wenn du dich und deine Observanz für so wichtig nimmst, dass dein Gegenüber dringend an deine persönliche Observanz denken muss.

Übrigens kann man auch aus böser Absicht heraus Ignoranz pflegen, z.B. weil man weiß, dass den anderen die Ignoranz kränkt und man ihn mit der gepflegten Ignoranz kränken will.

Umgekehrt könnte es ja jemand auch als kränkend empfinden, wenn Gläubige nicht berücksichtigen, dass Nichtgläubige es nicht sonderlich prickelnd finden, wenn sie nach einer mühsamen Bergtour auf dem Gipfel nicht in Ruhe die Aussicht genießen können, weil die Gläubigen da grad meinen ihre Umwelt mit einer Bergmesse beglücken zu müssen

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vor 3 Stunden schrieb Studiosus:

Durch Reformen erreicht man die gottlos glückliche Gruppe so oder so nicht.

 

Hier unterschlägst du aber wohl gerade, dass Reformen in der rk Kirche nicht von einer gottlos glücklichen Gruppe angemahnt werden, sondern von gläubigen Gruppierungen innerhalb der Kirche. 

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vor 13 Stunden schrieb SteRo:

 

Jetzt weichst du vom Thema ab. Denn es ging um "keine Veranlassung für den Gläubigen, gekränkt zu sein, wenn Nachbar und/oder Mehrheitsgesellschaft nicht am Glauben interessiert sind."

 

vor 13 Stunden schrieb Merkur:

Überhaupt nicht.

Klar, weichst du von Thema ab. Denn wenn das Thema ist "Kränkung der Kirche durch Menschen die den Glauben nicht brauchen", dann stellt sich zunächst wie bereits oben dargelegt die Frage: "Kirche"? Wer oder was ist das, was hier als gekränkt behauptet wird? Und die Antwort ist: Kann eigentlich nur die um den Glauben werbende Amtskirche sein, weil die (Laien-)Gläubigen gar keine Veranlassung haben können durch ein fehelendes Interesse am Glauben von Nachbar und/oder Mehrheitsgesellschaft gekränkt zu sein.

Und wenn du dann daherkommst mit "... die Aufregung um die Eröffnungsfeier der olympischen Spiele.  " dann ist das ganz offensichtlich ein anderes Thema.

 

vor 13 Stunden schrieb Merkur:

Kein Interesse am Glauben bedeutet im Regelfall auch...

Lies doch bitte den eröffnenden Beitrag! Da wurde nicht gefragt, was man unter "Kein Interesse am Glauben" alles verstehen kann, sondern der Ausgangspunkt war die Feststellung:  "Tatsache ist, dass den meisten nichts fehlt, wenn sie ohne Religion und Glauben ihr Leben gestalten." und die Behauptung Dieser Gedanke ist auf den ersten Blick kränkend.

 

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vor 20 Stunden schrieb SteRo:

Eine etwaige Kränkung der werbenden Amtskirche aufgrund ausbleibenden Erfolges ihres Werbens erscheint auch ziemlich irrelevant angesichts der möglichen "Kränkung" Gottes (mir fällt grade nichts Besseres ein als dieser Anthropomorphismus) und der Folgen dieser "Kränkung" für jene, die ihn "kränken".

 

vor 7 Stunden schrieb Die Angelika:

 

Inwiefern sollte Gott gekränkt oder auch "gekränkt" werden können? Das erschließt sich mir nicht.

Was wäre das für ein Gottesbild, bei dem Gott gekränkt / krank wird, weil sich der Mensch für ihn nicht interessiert?

Was denkst du wohl, was der Zusatz "(mir fällt grade nichts Besseres ein als dieser Anthropomorphismus)" bedeutet?

 

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vor 11 Stunden schrieb Studiosus:

Es kommt selten vor, dass ich dem gegenwärtigen Vorsitzenden der DBK zustimme, aber damit hat er einfach recht. Er bezieht sich hier auf Jan Loffeld, den ich in Trier einmal persönlich treffen konnte, und dessen Forschung. Allerdings ist das, was Loffeld schreibt, längst bekannt. Man weigert sich lediglich seit Langem beharrlich, es anzuerkennen: Viele Menschen und es werden mehr sind im wahrsten Sinne des Wortes "gottlos glücklich". Ohne Religion, zumindest in Kirchen organisierte, klassische Religion fehlt ihnen im Leben nichts. Das gibt es und es ist ein ziemlich konstanter Trend.

 

Ich denke, es gibt da einen Unterschied zwischen viele Menschen sind "gottlos glücklich" und dem Ausdruck wie er im referenzierten Artikel gebraucht wird "Tatsache ist, dass den meisten nichts fehlt, wenn sie ohne Religion und Glauben ihr Leben gestalten."

Wenn einem nichts fehlt, bedeutet das nicht notwendigerweise, dass man glücklich ist, sondern bedeutet doch vielmehr, dass man zufrieden ist mit dem, was ist. Wenn man aber versucht den Glauben als Begründung für "glücklich sein" hinzustellen, dann wird - so scheint mir - grade der christliche Glauben doch sehr verzerrt, weil das Leid und die Hinnahme von Leid ein ganz wesentlicher Aspekt des christlichen Glaubens ist. Das überweltliche "Entrücktsein" durch die Hinnahme von Leid im Kontext des Glaubens sollte aber, weil es Ungläubigen vollkommen unverständlich sein muss, nicht "Glück" genannt werden, weil Ungläubige mit "Glück" doch überwiegend einen sehr irdisch-sinnlichen Affekt assoziieren, der idR auch sehr flüchtig ist.

Die Sache ist also die: Vielen Menschen haben soviel Zufriedenheit, so dass ihnen also nichts fehlt, und sie deshalb erst gar nicht den Impuls verspüren sich auf die Suche nach etwas wie Religion und Glauben machen müssen oder auf das Werben der Amtskirche zu reagieren. Und: dass Leid hinzunehmen sei, erscheint dem Menschen heuzutage doch vollkommen abwegig und es gibt auch sehr viele Methoden dagegen (wenn man das mit den Tugenden nicht so genau nehmen muss): Ablenkung, wellness, Medikamente, Drogen, Sinnesfreuden (auch kultureller Natur), Urlaubsreisen, Sex etc etc.

 

Die Frage, die sich stellt, richtet sich doch eigentlich auf die wenigen verbliebenden Gläubigen: Was ist eigentlich los mit denen, dass sie an Religion und Glauben anhaften oder danach suchen? Warum erscheint ihnen das moderne bunte Leben, das doch so viele Vernügungen bietet, als "nicht genug" oder "zu oberflächlich"?

 

bearbeitet von SteRo
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vor 2 Stunden schrieb SteRo:

 

Was denkst du wohl, was der Zusatz "(mir fällt grade nichts Besseres ein als dieser Anthropomorphismus)" bedeutet?

 

 

Nun, auch wenn es ein Anthropomorphismus ist, was bedeutet dieser bezogen auf Gott? Könntest du das bitte etwas erläutern? Ich verstehe das nicht.

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Noch einmal: ich kann diese "Kränkung" nicht mitvollziehen.

 

Ich habe bspw. Notenlesen gelernt, bevor ich Buchstaben lesen konnte, Musik ist ein essentieller Teil meines Lebens (und wird nur noch vom Glauben und der eigenen Familie getoppt). Doch offensichtlich gibt es Menschen, die musiklos glücklich sind. Warum sollte mich das kränken? Es kränkt mich ja auch nicht, wenn Erwachsene ohne Kinder glücklich sind. Ich verstehe prinzipiell nicht, wieso das Glücklichsein anderer jemanden kränken sollte.

 

Noch im letzten Jahrtausend sprachen die franz. Bischöfe mal von "proposer la foi" - den Glauben anbieten - und die dt. Bischöfe schrieben im Jahr 2000 "Zeit zur Aussaat". Was ist davon übriggeblieben außer verblichenem Papier?

bearbeitet von rorro
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An diesen Beitrag anschließend (und bevor ich wieder zur behaupteten vermeintlichen "Kränkung" zurückkomme) möchte ich die These in den Raum stellen, dass wir (im west-europäischen Kulturraum) in einem Zeitalter leben, das überwiegend dem epikureischen Ideal folgt (Seelenruhe durch maßvollen Hedonismus):

 

Zitat aus Quelle:

Das höchste Ziel (télos oder summum bonum) menschlichen Daseins besteht laut der Ethik Epikurs in der gelassenen Lust (hedoné oder voluptas). Letztere beziehe sich – so Malte Hossenfelder – vor allem auf die „Gesundheit des Körpers und ... Ruhe der Seele, ...“ Beide werden aber durch die Furcht vor den Göttern und dem Tod, der Maßlosigkeit der Begierden und von körperlichen Schmerzen bedroht. So muss sich der Weise sowohl von äußeren als auch inneren Einflüssen, die seine Seelenruhe (Ataraxie oder tranquillitas animi) bedrohen, von Begierde, Lüsten, Trauer und Furcht befreien und so zur innerlichen Autarkie gelangen.

Folge man „nüchternen Überlegungen“ über die Götter, über den Tod, über eigene Bedürfnisse und körperliche Schmerzen, so könne dies gelingen, denn

  • die Götter kümmern sich nicht um die Welt,
  • der Tod spielt für Menschen keine Rolle, denn wenn er eintritt, sind sie nicht mehr da,
  • natürliche Bedürfnisse, die Unlust vermeiden, wie z. B. Hunger, Durst, Freundschaft, sind erfüllbar,
  • die meisten Schmerzen sind gering ausgeprägt und dauern nur kurz.

So sei der Mensch in der Lage, ein bescheidenes, autarkes Leben voller Ataraxie, d. h. Unerschrockenheit und Gelassenheit zu führen.

 

Zitat aus Quelle:

Der epikureische Weise

Die vollendete Verkörperung von Epikurs Lehre ist die Figur des epikureischen Weisen. Dessen Merkmale hat Cicero mit Berufung auf Epikur so zusammengefasst:

„Er hat seinen Begierden Grenzen gesetzt; er ist gleichgültig gegen den Tod; er hat von den unsterblichen Göttern, ohne sie irgendwie zu fürchten, richtige Vorstellungen; er nimmt keinen Anstand, wenn es so besser ist, aus dem Leben zu scheiden. Mit solchen Eigenschaften ausgerüstet, befindet er sich stets im Zustand der Lust. Es gibt ja keinen Augenblick, wo er nicht mehr Genüsse als Schmerzen hätte.“[36]

 

 

Aber nochmal: Wenn das epikureischen Ideal eines maßvollen Hedonismus das vorherrschende Ideal in der Gesellschaft ist, warum sollte dies einen Gläubigen "kränken"?

 

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vor 5 Stunden schrieb rorro:

Es kränkt mich ja auch nicht, wenn Erwachsene ohne Kinder glücklich sind.

 

So weit so gut. Dieses Beispiel ist mir aber etwas zu mager, um daraus ein Prinzip abzuleiten.

 

vor 2 Stunden schrieb rorro:

Ich verstehe prinzipiell nicht, wieso das Glücklichsein anderer jemanden kränken sollte.

 

Das Glücklichsein auf Kosten anderer schließt du anscheinend prinzipiell aus. Vermutlich hast du eine Definition von Glücklichsein, welche solche Fälle prinzipiell ausschließt: jemand der auf Kosten anderer glücklich ist, ist nicht wirklich glücklich. Die Grundlage um wahrlich glücklich zu sein, ist der Gehorsam, sind die Autorität und Tradition der dienenden Kirche: In principio creavit Deus caelum et terram ... 

 

Der durch seinen Ungehorsam gefallene Mensch ist bis zu seiner Erlösung aus seinem selbst verschuldeten Unglück prinzipiell getrennt vom wahren Glücklichsein. Die Kirche macht ein Angebot, hat aber keinen Grund gekränkt zu sein, falls es abgelehnt wird, von Leuten die sich einbilden glücklich zu sein.

 

Wenn sich jemand durch die Autorität und Tradition der dienenden Kirche "gekränkt" fühlt, ist das verständlich. Aber die von Gott der Kirche gegebene Offenbarung in Jesus Christus ist dem durch die Sünde Verblendeten in Wahrheit keine "Kränkung" sondern der zugegebenermaßen schmerzliche Teil der angebotenen Heilung, damit er sehend werde, wie er dem Glücklichsein teilhaftig werden kann.

 

Kommt das einigermaßen hin? Falls nicht, was meinst du mit prinzipiell in diesem Satz: "Ich verstehe prinzipiell nicht, wieso das Glücklichsein anderer jemanden kränken sollte?"   

 

 

 

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vor 7 Stunden schrieb Weihrauch:

Kommt das einigermaßen hin?

 

Nicht im geringsten.

 

vor 7 Stunden schrieb Weihrauch:

Falls nicht, was meinst du mit prinzipiell in diesem Satz: "Ich verstehe prinzipiell nicht, wieso das Glücklichsein anderer jemanden kränken sollte?"   

 

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich den Satz noch weiter erklären soll.

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