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"Ballast der gekränkten Grübelei"


SteRo

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vor 7 Stunden schrieb Die Angelika:

 

Ich denke, dass du froh sein kannst, diese "Kränkung" nicht mitvollziehen zu können. Der Autor des Artikel, Peter Otten, erklärt ja sogar, warum dieser Gedanke kränkend sei:

 

Das finde ich nun gar nicht so abwegig. Wenn ich Glaube als heilsam, als wertvoll, als existenziell empfinde, dann neige ich natürlich dazu, von mir auf andere zu schließen:

Weil der Glaube für mich heilsam, wertvoll, existenziell ist, ist er es für alle Menschen.

Dies vermittelt ja das Christentum auch ganz explizit: Jesus Christus ist der Heiland der Welt. Man denke doch nur mal an all die missionarisch beseelten Christen, die Nichtchristen dann um die Bibelverse um die Ohren hauen, dass Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, dass niemand zu Gott kommt, außer durch Christus, dass allein durch den Glauben Heil ist usw.usf.

Wenn ich nun mit meiner Weltanschauung nicht ankomme bei den Nichtglaubenden, wenn diese sogar auch noch sehr glücklich, sehr heil wirken, dann lässt einen das dann schon grübeln, insbesondere, wenn man dann auch noch den eigenen Glauben als Korsett, als Verzicht, als Aufopferung für Gott empfindet.

Da hilft dann oft nur noch der Blick ins Jenseits: Diese gottlos Glücklichen werden für ihr irdisches Glück im Jenseits bitter büßen müssen. Das scheint dann manchen Christen darüber hinwegzutrösten, dass diese Gottlosen so unbeschwert glücklich sind, während er den mühsam steinigen Weg geht. 

Wenn diese unbeschwert gottlos Glücklichen dann auch noch liebenswert, freundlich, in der Welt (heils)wirksam sind und Licht in die Welt bringen, kommt man schon ins Grübeln, wozu der ganze christliche Zinnober gut sein soll, so wie er von den Kirchen vermittelt wird.

Und man fühlt sich dann eventuell schon ein bisschen betrogen, vera******t und ist dann gekränkt/beleidigt.

Das ist die eine Möglichkeit. Die andere Möglichkeit einer eventuellen Kränkung ergibt sich im direkten familiären Umfeld:

Wie geht es dir, wenn dir Glaube, heilsam, wertvoll, existentiell für alle Menschen erscheint und deine eigenen Kinder lächeln dich vielleicht nur mitleidig an, wenn du sie von der Wichtigkeit des Glaubens überzeugen willst, und beginnen dich zu trösten mit Worten wie "Mönsch Mama/Papa, ist ja schön für dich, dass es dir mit deinem Glauben so geht, aber wir können grad so wie du leben, wir können sogar deine Werte gutheißen und vertreten, aber wir brauchen dazu keine Letztbegründung durch einen Gott. Lass es einfach gut sein. Es geht uns gut"?

Hat das nicht das Zeug dazu, dich zu kränken oder buchstäblich krank zu machen vor Sorge um das Seelenheil deiner Kinder?

Ich sage: ja, das hat das Zeug dazu, insbesondere, wenn ich keinen barmherzigen Gott glaube, sondern einen Gott, dem angeblich wichtig ist, dass ich orthodox geglaubt habe und in der richtigen Glaubensgemeinschaft war. 

 

Den Glauben anbieten und in diesem Angebot zurückgewiesen zu werden, kann schon kränkend sein. Da gehört schon Stärke, Selbstbewusstsein und großes Gottvertrauen dazu, nicht gekränkt zu sein, dass es einem nicht gelingt, dass das, was man selbst als absolut wesentlich, als heilsnotwendig betrachtet, nicht nur nicht angenommen wird, sondern glücklich lächelnd und bestimmt zurückgewiesen wird

 

 

Erst einmal danke für diesen Beitrag, der mit alles andere als anti-biographisch erscheint.

 

Ich kann natürlich vieles nachvollziehen, was Du schreibst, aber Verständnis bedeutet ja noch kein Einverständnis. Ich erlebe auch familiär einiges so wie Du beschreibst, doch womöglich bin ich anders geprägt (bin ja auch eher rheinisch-katholisch kirchenfern sozialisiert worden).

 

Mach ich mir Sorgen um das Seelenheil meiner Kinder? So sehr wie um meine Seele - ich vertraue sie Ihm an, ihre und meine, mehr kann ich nicht tun.

 

Ich bin ein wirklich vollkommen überzeugter Anti-Pelagianer. Ich selber kann einen Dreck. Alles ist Gnade.

 

Und ich habe früh Charles de Foucauld entdeckt und sein Leben studiert - erreicht hat er zu Lebzeiten genau: null. Wirklich gar nichts, weder unter Muslimen noch anderen Christen.

 

Verbitterte er? War er gekränkt? Hat er seine Berufung aufgegeben, an Gott verzweifelt, ging er zurück ins hedonistische Leben wie zuvor?

 

Nein, denn er wußte: nicht er ist entscheidend, sondern Er.

 

90% des irdischen Lebens Jesu war vollkommen unscheinbar. Das war Charles' Vorbild. Das finde ich schon ganz ordentlich, zu 90% so zu leben wie Jesus.

 

Es ist der verdammte Utilitarismus, der sich durch so viele Ritzen in die Kirche und die Hirne der Christenmenschen einschleicht - was kommt raus, was nutzt das, wem nutzt das - selbst das Dienen wird auf Effektivität und Produktivität getrimmt. Es zählt nicht mehr, was Gott will oder wollen könnte, sondern was rauskommt.

 

Du fragst, warum die Kirche "uns" (also Menschen wie Kara und mir) wichtig ist. Ja, nur und ausschließlich wegen Jesus. Nur wegen Ihm. Es gibt wirklich überhaupt keinen anderen Grund. Hier erfahre ich Ihn körperlich, kann Ihn aufnehmen, an Seiner göttlichen Natur teilhaben, in Einer Kirche, von der ich glaube, daß sie am nächsten der Vorstellung folgt, wie Jesus die Eine Kirche wollte (verglichen mit allen anderen).

Das Idealbild des Menschen, das diese Kirche lehrt, ist eine sehr "hohe Latte" - weil Gott die Menschennatur vergöttlicht hat, indem Er sie annahm. “Gott wurde Mensch, damit der Mensch vergöttlicht werde” behauptete Athanasius. Darunter gehe ich nicht. Auch wenn ich tgl. nahezu durchgehend daran scheitere. Doch die Würde runtersetzen aus Gründen der Bequemlichkeit? Niemals! Meine Komfortzone zum Maßstab machen? Das wäre erbärmlich.

 

Ich käme allerdings nie auf die Idee, anderen ihr reales Glücklichsein abszusprechen nach dem Motto "hättest Du nur was wir haben, dann wüßtest Du, was Dir jetzt fehlt". Noch einmal: alles ist Gnade.

 

Den einen knallt Gott Seine Wahrheit ins Gesicht und reklamiert sie ab dann für sich, andere läßt Er ewig zappeln und schenkt seine Gnade stückweise - oder auch gar nicht. Verstehen tue ich das Null. Wirklich nicht. Deswegen bin ich auch äußerst zurückhaltend mit missionarischen Beurteilungen. Außer wenn es eine kollektive Weigerung des Säens gibt, die verstehe ich nicht. Ernten tun eh andere.

 

Und zum Schluß dieser - man verzeihe mir - eher dahingeworfenen Gedankenfetzen noch eines meiner Lieblingsphrasen, von Dir auch aufgeworfen: "gesellschaftliche Relevanz".

 

Meine Vorbilder der gesellschaftlichen Relevanz sind Jesus selbst, der Hl. Josef (großes Vorbild!), die Apostel, Franziskus von Assisi, Charles de Foucauld - solche Kerle.

 

Oder wie es der viel klüger als ich seiende Rémi Brague mal schrieb: "Das, was man „christliche Zivilisation“ nennt, ist nichts anderes als die Gesamtheit der „Nebenwirkungen“, die der Glaube an Christus auf die Zivilisationen hatte, die seinen Weg gekreuzt haben. Wenn man an Seine Auferstehung glaubt, und an die Auferstehung eines jeden Menschen in Ihm, sieht man alles in einem anderen Licht und handelt auch demzufolge, und zwar in jedem Bereich."

 

Mir geht es nicht um die Nebenwirkungen, die dürfen nie das Ziel sein. Sie stellen sich ein oder nicht. Vor allem habe viele noch nicht begriffen, daß es nur Nebenwirkungen bleiben, die als primäres Ziel unerreichbar sind (diese Menschen nennt Brague "Christianisten", siehe Link).

bearbeitet von rorro
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vor 4 Minuten schrieb Die Angelika:

Versteckte Winkelzüge gegen die Frauenordination?

 

Ja eben, das war der Plan. Ich habe es beim Lesen auch nicht gemerkt. 

 

Bäcker und Schauspielerin auf der einen Seite Theologin und Bischof vermeintlich auf der anderen Seite. Beim ersten und zweiten Lesen des Artikels dachte ich mir: Aha er gendert wohl nicht gerne, ist aber um Gleichheit und Ausgewogenheit der Geschlechter bemüht. Erst als ich durch die dauernde Widerrede hier anfing den Text zu analysieren, kam ich dahinter, dass es ihm genau um das Gegenteil von Gleichberechtigung der Geschlechter geht. 

 

So stutzte ich beim ersten und zweiten Lesen nur, warum er (Selbst)wirksamkeit schrieb, und dachte mir nicht mehr dabei. Erst als ich den Text analysierte, dachte ich länger über diese Formulierung nach, und fragte mich, bei welchem der vier Genannten denn nicht von Selbstwirksamkeit die Rede sein könne. Kam aber immer noch nicht drauf, wer sich dadurch (auf den nicht mehr erwähnten zweiten Blick der eigentlich auf den ersten Blick folgen müsste) nicht gekränkt fühlen sollte. 

 

Erst als er mir den Bären aufband, dass die neuen Freiräume in der uralten Sakrmentalität bestünden (ällabätsch, aber nicht für Theologinnen) wurde mir klar, dass eben Gott nur in sakramental geweihten Männern wie Bischöfen wirken könne, und darum unter den Vieren der Bischof der Grund für diese seltsame Formulierung der (Selbst)wirksamkeit ist, und dass er damit beabsichtigte, die Theologin über die Sakramentalität ein paar Absätze später aus der "Gleichung" zu nehmen, aber eben so "unaufdringlich" damit es einem nicht ins Bewusstsein springt und das Gift unterschwellig, sozusagen subliminal wirkt.

 

Ich wette, dass Otten lange an dem Artikel rumgebastelt hat, und als er fertig war, zufrieden mit sich und dem Lehramt. 

 

vor 35 Minuten schrieb Die Angelika:

Kennst du mehr als diesen einen Artikel von Otten? Vielleicht solltest du dich mal in seinem Blog ein bisschen umschauen....

 

Nein danke, jetzt langst aber. Ich habe mir jetzt wegen dem Artikel die Predigt vom Bätzing reingezogen und den Artikel über Loffeld. Irgendwann ist es wirklich genug. Dieser Artikel hat den ganzen Aufwand bis hierher gelohnt. Aus Freude am Lesen. Hiob 38,11 

 

 

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