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Seelsorge - Stellenwert und Aufgabe in der Gegenwart


Shubashi

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Ehrlich gesagt, bereue ich es etwas einen eigentlich Thread gestern für eine persönliche und eher traurige Geschichte gekapert zu haben. Es hat mich aber andererseits noch mehr für einen Aspekt des Glaubens sensibilisiert, die in meinen Augen immer wichtiger wird und eigentlich ein großer und guter Beitrag unserer Religion in dieser Welt sein könnte.

Es geht um die Seelsorge - was gehört dazu, wessen Aufgabe ist sie, welche Zielsetzung hat sie? Wie grenzt sie sich von „Therapie“ oder „Psychohygiene“ ab? Was ist ihr Verhältnis und Stellenwert in der Religion?

 

Als Impuls möchte ich meine aktuelle Sicht ein bisschen herausarbeiten, die aber vermutlich sehr individuell und laienhaft ist.

Erstmal gehe ich davon aus, dass der Mensch eine „Seele“ hat, und dass sie über die bloße geistig-emotionale Verfassheit des Menschen hinausgeht. Letztere verstehe ich als Teil menschlicher Funktionalität, erstere ist Teil und Ausdruck menschlicher Persönlichkeit mit ihrem ganz individuellen Ausdruck und Sinnstreben. Als solche ist sie für mich auch von religiöser Bedeutung - sie ist kostbar, weil sie in meinen Augen einen Bezug zu Kosmos und Ewigkeit und und somit der bedeutendeste Ausdruck einer Person ist.

Jede und jeder hat also für mich eine Seele, und deshalb gehört es eben zu den wichtigsten Aufgaben eines Lebens, Sorge für die eigene und andere zu tragen.

Religiös gesprochen, hat sie für mich Teil am Reich Gottes - entdecke ich sie im anderen, helfe ich ihm oder verbessere die Bedingungen seelischer Gesundheit, erhalte ich auch immer etwas Kostbares dafür zurück.

Dieser religiöse Bezug ist für mich aber eher allgemein - die Seele ist für mich allen Menschen zu eigen, ob Atheist, agnostisch oder religiös. Auch die Art der Religion ist nicht so wichtig, weswegen sich in meinen Augen „Seelsorge“ allenfalls auf expliziten Wunsch eines Menschen spezifisch im Sinne einer bestimmten äußern sollte.

Ich finde, darin steckt heutzutage eine gewaltige Aufgabe - wir können und sollten alle für die Seelen „sorgen“ - eigene und fremde, damit die Welt ein besserer Ort wird.

Die „Profis“ hätten damit einen auch Job, der zudem konfessionsübergreifend eine gewaltige gesellschaftliche Verbesserung zu einem friedlicheren und glücklicheren gesellschaftlichen Miteinander brächte, ohne dass es dazu einer „missionarischen“ Komponente bedürfte.

 

Wie seht Ihr das, gerade auch diejenigen, die beruflich Verantwortung für die „Seele“ anderer tragen (also „sorgend“ in gesellschaftlichen Kontexten am Miteinander werkeln - das sehe ich mal ziemlich breitgefächert - „gesellschaftliche Reproduktion“?)

 

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Am 12.12.2024 um 09:51 schrieb Shubashi:

Es geht um die Seelsorge - was gehört dazu, wessen Aufgabe ist sie, welche Zielsetzung hat sie? Wie grenzt sie sich von „Therapie“ oder „Psychohygiene“ ab? Was ist ihr Verhältnis und Stellenwert in der Religion?

"Seelsorge" gibt es exklusiv im Bereich des Glaubens an Gott und hat zum Zweck den Gläubigen auf dem rechten Weg des Glaubens zu bewahren oder ihn dorthin zu führen und das irdisch mögliche Seelenheit (Glaube, Hoffnung, Liebe, Seelenruhe, Zuversicht im irdischen Wirken etc.) zu verwirklichen. "[Psycho-]Therapie" ist dagegen glaubensunabhängig, ja sogar (im religiösen Sinne) glaubensfrei und beruht - wenn sie seriös ist - auf psychologisch-wissenschaftlicher Erkenntnis (klinische Studien). Zweck von [Psycho-]Therapie ist die Minderung/Beseitigung psychischen Leides, ggf. weltliche Sinnstiftung und Wiederherstellung eines "normalen" sozial unauffälligen Verhaltens (inneres und äußeres Verhalten).

„Psychohygiene“ sagt mir nicht viel. Ich assoziiere damit die Vermeidung schädlicher Einflüsse und das wäre sowohl im Rahmen der Seelsorge als auch im Rahmen der [Psycho-]Therapie eine mögliche Intention, wobei das Verständnis von "schädliche Einflüsse" sich bei Seelsorge und [Psycho-]Therapie natürlich unterscheidet.

bearbeitet von SteRo
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12 hours ago, SteRo said:

"Seelsorge" gibt es exklusiv im Bereich des Glaubens an Gott und hat zum Zweck den Gläubigen auf dem rechten Weg des Glaubens zu bewahren oder ihn dorthin zu führen und das irdisch mögliche Seelenheit (Glaube, Hoffnung, Liebe, Seelenruhe, Zuversicht im irdischen Wirken etc.) zu verwirklichen. "[Psycho-]Therapie" ist dagegen glaubensunabhängig, ja sogar (im religiösen Sinne) glaubensfrei und beruht - wenn sie seriös ist - auf psychologisch-wissenschaftlicher Erkenntnis (klinische Studien). Zweck von [Psycho-]Therapie ist die Minderung/Beseitigung psychischen Leides, ggf. weltliche Sinnstiftung und Wiederherstellung eines "normalen" sozial unauffälligen Verhaltens (inneres und äußeres Verhalten).

„Psychohygiene“ sagt mir nicht viel. Ich assoziiere damit die Vermeidung schädlicher Einflüsse und das wäre sowohl im Rahmen der Seelsorge als auch im Rahmen der [Psycho-]Therapie eine mögliche Intention, wobei das Verständnis von "schädliche Einflüsse" sich bei Seelsorge und [Psycho-]Therapie natürlich unterscheidet.


Dein Beitrag verleitet mich ein kleines bisschen, die ketzerische, aber nicht böse gemeinte Frage zu stellen: Haben Ungläubige keine Seele, um die man sich kümmern sollte?

Ich habe jetzt erst mal in der LThK nachgelesen; danach ist die Idee der „Seelsorge“ schon bei Sokrates und den Platonikern angelegt. In der frühen Kirche steht die Christus- und Osterbotschaft zwar im Vordergrund, aber die Wüstenväter und Einsiedler führen schon ganz eigentliche „Seelsorge“ für den einzelnen vor. (Dass wir diese Quellen über die engere Kirche hinaus überhaupt wahrnehmen, hat in meinen Augen damit zu tun.)

Und steht in der frühen Kirche die Sorge um das Heil der eigenen Seele im Vordergrund, so dehnt die Kirche diese Sorge auf andere aus, bes. gerade auch mit dem 2. VK. Ab dort wird der katholische „Seelsorge“-Begriff aus der engen Verknüpfung mit der Pastoraltheologie in die „Volk-Gottes“-Theologie erweitert. Sehr schön finde ich Artikel auch folgendes Zitat:

Quote

Da sich die Kirche Jesu Christi nicht auf die sichtbare Kirche beschränkt, ist S[eelsorge] überall dort zu verorten, wo der Geist Jesu Christi lebendig ist, der sich an keine Institution od. Konfession exklusiv bindet.

(aus Bd. 9 LThK, Stichwort „Seelsorge“)
Moderne Seelsorge hat gerade im 20. Jh. auch psychologische Aspekte in ihre Ausbildung aufgenommen, z.B. dürfte sich die Klinikseelsorge nicht exklusiv auf Kirchenmitglieder oder Konfessionen beschränken? Sie ist ja auch eine diakonische Aufgabe, zumindest „unser“ Diakon ist überwiegend mit der Aufsuchung der Einzelnen beschäftigt, bietet die Teilnahme an der Selbstfürsorge im Kloster an und arbeitet in der Notfallseelsorge mit.

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Christen glauben an einen Gott, der in Jesus Christus Mensch wurde (Inkarnation), daher gibt es keine Seelsorge am "ganzen Menschen" vorbei. Seelsorge umfasst alle Bereiche des Menschseins und lässt sich nicht auf die Begleitung der Gottesbeziehung einer Person engführen (nicht einmal in der spezialisierteren Form der geistlichen Begleitung). 

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vor 2 Stunden schrieb Shubashi:


Dein Beitrag verleitet mich ein kleines bisschen, die ketzerische, aber nicht böse gemeinte Frage zu stellen: Haben Ungläubige keine Seele, um die man sich kümmern sollte?

Ich habe jetzt erst mal in der LThK nachgelesen; danach ist die Idee der „Seelsorge“ schon bei Sokrates und den Platonikern angelegt. In der frühen Kirche steht die Christus- und Osterbotschaft zwar im Vordergrund, aber die Wüstenväter und Einsiedler führen schon ganz eigentliche „Seelsorge“ für den einzelnen vor. (Dass wir diese Quellen über die engere Kirche hinaus überhaupt wahrnehmen, hat in meinen Augen damit zu tun.)

Und steht in der frühen Kirche die Sorge um das Heil der eigenen Seele im Vordergrund, so dehnt die Kirche diese Sorge auf andere aus, bes. gerade auch mit dem 2. VK. Ab dort wird der katholische „Seelsorge“-Begriff aus der engen Verknüpfung mit der Pastoraltheologie in die „Volk-Gottes“-Theologie erweitert. Sehr schön finde ich Artikel auch folgendes Zitat:

(aus Bd. 9 LThK, Stichwort „Seelsorge“)
Moderne Seelsorge hat gerade im 20. Jh. auch psychologische Aspekte in ihre Ausbildung aufgenommen, z.B. dürfte sich die Klinikseelsorge nicht exklusiv auf Kirchenmitglieder oder Konfessionen beschränken? Sie ist ja auch eine diakonische Aufgabe, zumindest „unser“ Diakon ist überwiegend mit der Aufsuchung der Einzelnen beschäftigt, bietet die Teilnahme an der Selbstfürsorge im Kloster an und arbeitet in der Notfallseelsorge mit.

 

Ich sehe das so: Wenn man die Perspektive eines Denksystems einnimmt, dann verwende man auch die Worte und Begriffe, die zu diesem Denksystem gehören. Denn egal welches Denksystem man verwendet, es handelt sich immer auch um eine sprachliche Konvention. Deshalb hat das Wort "Seele" in der Psychologie und/oder Psychotherapie keinen Platz.

In Wiki findet man zu Seelsorge u.a.:

Der Begriff Seelsorge ist eine im Deutschen geschichtlich gewachsene Bezeichnung, die sich aus den Wörtern Seele und Sorge zusammensetzt. Er bezeichnet die persönliche geistliche Begleitung und Unterstützung eines Menschen insbesondere in Lebenskrisen durch einen entsprechend ausgebildeten Seelsorger, meist einen Geistlichen der jeweiligen Konfession oder Religion. ... Die wissenschaftliche Lehre von der Seelsorge wird als Poimenik bezeichnet und ist ein Teilgebiet des Fachbereichs Praktische Theologie an evangelisch-theologischen Fakultäten und der Pastoraltheologie an katholisch-theologischen Fakultäten.

 

Egal, welche Worte die alten Griechen oder sonstige Alte gebraucht haben, der Begriff zu "Seelsorge" stellt heutzutage einen religiösen Bezug her.

 

Wenn du von "moderner Seelsorge" sprichst und versuchst die Grenzen zwischen Seelsorge auf der einen und Psychologie und/oder Psychotherapie auf der anderen Seite zu verwässern, dann ist das nur Zeugnis davon, dass in protestantischen Kreisen der Glaube zunehmend "psychologisiert" wird, Glaube nicht mehr gesehen wird als Ausrichtung auf übernatürliche Ziele sondern als Wohlfühl-Instrument im Hier und Jetzt,

 

 

 

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vor 10 Stunden schrieb Shubashi:

Haben Ungläubige keine Seele, um die man sich kümmern sollte?

Auch Gläubige nicht, aber das war ja nicht die Frage.

 

Ich verstehe unter "Seelsorge" die Hilfestellung das eigene Leben in einer Krise (unabhängig von der Schwere der Krise) meistern zu können. Von der Psychotherapie grenzt sich die Seelsorge meiner Meinung nach durch einen "emotionaleren", religiösen/weltanschaulichem Rahmen ab. Die Therapie hat mMn tatsächlich was mit der Behandlung von Krankheitsbildern zu tun, wobei es da natürlich Grauzonen und Überschmeidungen geben kann. Die Seelsorge dürfte aber in meisten Fällen eher situativ sein und weniger langfristig im Sinne eines Therapeut-Patienten-Verhältnis vorkommen (das wäre dann eher wohl eine geistliche Begleitung, die nochmal eine andere Zielsetzung hat).

 

Die Seelsorge erfüllt mMn vorallem die Seligpreisungen. Der Seelsorger lässt die "Opfer" (Klienten?) Trost und Zuwendung erleben. Dabei können natürlich die Methoden der Psychohygiene auch zum Einsatz kommen, das dürfte aber dann wirklich vom Ei zelfall abhängen.

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Da oben der Bezug von Seelsorge zur Religion/zum Glauben hergestellt wurde und andererseits das "Wohlfühlen" ihm Hier und Jetzt (sowohl des Patienten als auch jener, die mit ihm zusammenleben müssen) Zweck der Psychotherapie ist, muss man sich ernsthaft die Frage stellen, was die Funktion von Seelsorge überhaupt sein kann. Denn da sich Seelsorge exklusiv an Gläubige richtet, die Gläubigen aber gar kein seelisches Problem haben können, wenn sie rechten Glaubens sind, wozu dann Seelsorge? Das einzige seelische Problem eines Gläubigen kann doch nur sein, dass er/sie (aufgrund innerer und/oder äußerer Bedingungen) um den rechten Glauben ringt und hierbei Unterstützung benötigt. Aber Unterstützung kann in diesem Falle doch nur Belehrung sein, wenn diese Belehrung auch sehr einfühlsam sein sollte. Also kann ein Seelsorger nur ein einfühlsamer Glaubenslehrer sein. Bei Stimmungsschwankungen tut's auch ein Gespräch unter Freunden und bei Verhaltensauffälligkeiten ist glaubensfreie Psychotherapie angezeigt.

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Am 14.12.2024 um 10:06 schrieb Shubashi:

In der frühen Kirche steht die Christus- und Osterbotschaft zwar im Vordergrund, aber die Wüstenväter und Einsiedler führen schon ganz eigentliche „Seelsorge“ für den einzelnen vor.

In dem Zusammenhang gestatte ich mir den Hinweis auf Weisung der Väter: Apophthegmata Patrum: Apophthegmata Patrum, auch Gerontikon oder Alphabeticum genannt (Sophia, Quellen östlicher Theologie) Übersetzt und herausgegeben ist das Buch von P. Bonifaz Miller OSB, einem meiner bewunderten Lehrer in Metten, ein Bibliomane, der mir und anderen die Liebe zu Büchern vermittelt hat und auch den Zugang zu Literatur, die andere Mönche konfisziert hätten. Mir ist da sogar einmal ein ganz unschuldiger Krimi aus dem Goldmann Verlag bei heimlicher Kontrolle des Studierpultes abhanden gekommen. :rolleyes:

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21 minutes ago, Wunibald said:

In dem Zusammenhang gestatte ich mir den Hinweis auf Weisung der Väter: Apophthegmata Patrum: Apophthegmata Patrum, auch Gerontikon oder Alphabeticum genannt (Sophia, Quellen östlicher Theologie) Übersetzt und herausgegeben ist das Buch von P. Bonifaz Miller OSB, einem meiner bewunderten Lehrer in Metten, ein Bibliomane, der mir und anderen die Liebe zu Büchern vermittelt hat und auch den Zugang zu Literatur, die andere Mönche konfisziert hätten. Mir ist da sogar einmal ein ganz unschuldiger Krimi aus dem Goldmann Verlag bei heimlicher Kontrolle des Studierpultes abhanden gekommen. :rolleyes:


Das Buch ist mir zufällig im Sommer im Nütschauer Buchladen in die Hände gefallen, es bringt in meinen Augen v.a. den wichtigen Aspekt ins Spiel, dass die Wüstenväter Seelsorge durch Verweis auf die Selbstverantwortlichkeit betrieben.

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13 hours ago, Flo77 said:

Von der Psychotherapie grenzt sich die Seelsorge meiner Meinung nach durch einen "emotionaleren", religiösen/weltanschaulichem Rahmen ab. Die Therapie hat mMn tatsächlich was mit der Behandlung von Krankheitsbildern zu tun, wobei es da natürlich Grauzonen und Überschmeidungen geben kann. Die Seelsorge dürfte aber in meisten Fällen eher situativ sein und weniger langfristig im Sinne eines Therapeut-Patienten-Verhältnis vorkommen (das wäre dann eher wohl eine geistliche Begleitung, die nochmal eine andere Zielsetzung hat).


Ich bin nicht so geneigt, „Seelsorge“ in den Bereich der „Krankheit“ verlegen zu wollen; in meinen Augen wird der gute Seelsorger dann eher dazu raten, die Hilfe von Profis zu suchen.

Was mich an dieser Diskussion erstaunt, ist die Idee, dass „Seele“ als menschliche Gemeinidee hier so deutlich abgelehnt wird. Ob religiös oder nicht, ich denke schon, dass dem Menschen die Ziel- und Sinnsuche in seinem Leben mitgegeben ist, und dass diese immer auch individuell angelegt ist. Die Bedürfnisse können sich unterscheiden, aber das Leben stellt doch die meisten von uns auch für Situationen, die schwierig und belastend sind, und in denen uns der Beistand und das Gespräch mit anderen weiter helfen. Deswegen sehe ich das eben eher als allgemein menschliche Aufgabe, für Christen sowieso, weil der Nächste nunmal neben Gott das elementare Gegenüber in unserem Glauben ist.

(Ich gebe zu, dass mich diese Diskussion tatsächlich irritiert: praktisch jedesmal auf Arbeit sehe ich, dass neben der physischen Not von Fall zu Fall auch die seelische tritt  - soll ich wirklich der kaltherzige Sch…kerl sein, der dazu einfach mit der Schulter zuckt? Das brächte ich nicht mal als Taxifahrer fertig.)

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vor 1 Stunde schrieb Shubashi:

Was mich an dieser Diskussion erstaunt, ist die Idee, dass „Seele“ als menschliche Gemeinidee hier so deutlich abgelehnt wird.

Ich denke eher es sind die Konnotationen der Seele als Geistwesen, daß sich einen Körper angezogen hat. 🫣

 

Davon ist die Frage, wie man sich um einen Menschen in Kümmernis kümmern sollte ja unberührt.

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vor 2 Stunden schrieb Shubashi:

Was mich an dieser Diskussion erstaunt, ist die Idee, dass „Seele“ als menschliche Gemeinidee hier so deutlich abgelehnt wird.

Das erstaunt mich auch. Seelsorge ist für mich die originäre und mit Abstand wichtigste Aufgabe der (christlichen) Religion. Wichtig natürlich für ihre hauptberuflichen MItarbeiter, in zweiter Linie aber auch für alle Gläubigen.

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1 hour ago, Flo77 said:

Ich denke eher es sind die Konnotationen der Seele als Geistwesen, daß sich einen Körper angezogen hat. 🫣

 

Davon ist die Frage, wie man sich um einen Menschen in Kümmernis kümmern sollte ja unberührt.


Auf so ein Verständnis wäre ich jetzt gar nicht gekommen, aber manchmal schreibe ich wohl dermaßen schräge, dass man mich nur missverstehen kann. Entschuldigung bitte dafür!

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Gerade eben schrieb Shubashi:


Auf so ein Verständnis wäre ich jetzt gar nicht gekommen, aber manchmal schreibe ich wohl dermaßen schräge, dass man mich nur missverstehen kann. Entschuldigung bitte dafür!

Oh bitte, keine Entschuldigungen. Das Christentum legt dieses Verständnis ja nahe.

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1 minute ago, Flo77 said:

Oh bitte, keine Entschuldigungen. Das Christentum legt dieses Verständnis ja nahe.


Ist das wirklich so? Jesus schreibt bildhaft über Menschen im Jenseits, aber ich nehme das eben als bildhafte Sprache. Dass unsere Seele auf ganz andere Weise, für uns jetzt schwer vorstellbare Weise mit der Ewigkeit verbunden ist, legt mir meine Erfahrung mit Gott und den Menschen nahe. Ein besseres Wort und hoffnungsvolleres Wort für unser „Wesen“ als Seele fällt mir aber nicht ein.

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vor 1 Minute schrieb Shubashi:


Ist das wirklich so? Jesus schreibt bildhaft über Menschen im Jenseits, aber ich nehme das eben als bildhafte Sprache. Dass unsere Seele auf ganz andere Weise, für uns jetzt schwer vorstellbare Weise mit der Ewigkeit verbunden ist, legt mir meine Erfahrung mit Gott und den Menschen nahe. Ein besseres Wort und hoffnungsvolleres Wort für unser „Wesen“ als Seele fällt mir aber nicht ein.

Diese Frage ist aber ein völlig eigenes Threadthema.

 

Für die Seelsorge ist dieses Grübeln aber mMn irrelevant, da diese den lebenden Menschen in seiner Ganzheit vor sich betrachtet.

 

@Merkur hat völlig Recht, daß die Seelsorge die erste und wichtigste Pflicht der Christenheit ist. Der zweiten Pflicht für das leibliche Wohl seines Nächsten zu sorgen gleich.

Vier der sieben Werke der geistigen Barmherzigkeit sind mMn explizit auf Seelsorge ausgelegt: Unwissende lehren, Zweiflern raten, Trauernde trösten, für alle beten (Sünder ermahnen ist eine grauzone und Lästige geduldig ertragen wohl am ehesten eine Übung für die eigene Psychohygiene).

 

Vielmehr kann man wohl meist auch nicht tun.

 

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4 hours ago, Flo77 said:

sieben Werke der geistigen Barmherzigkeit


Diese Unterscheidung war mir bisher nicht geläufig, deshalb mal eine Quelle dazu:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Werke_der_Barmherzigkeit

Also ist bei keinem Werk der Barmherzigkeit eine exklusive Verengung auf Gläubige und Glauben zu finden, das erscheint mir dann auch für das Verständnis von Seelsorge wichtig zu sein.

bearbeitet von Shubashi
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vor 49 Minuten schrieb Shubashi:

Also ist bei keinem Werk der Barmherzigkeit eine exklusive Verengung auf Gläubige und Glauben zu finden, das erscheint mir dann auch für das Verständnis von Seelsorge wichtig zu sein.

Diese Fragestellung hatte ich gar nicht wahrgenommen.

 

Adressat der Seelsorge war in meinem Denken immer der, der gerade in einer geistlichen/emotionalen Notlage ist, aber ich hätte das jetzt nicht an der Religion des Adressaten festgemacht. Da wäre eher wichtig, sich der Mission eher zu enthalten, wenn der Klient nicht der eigenen Religion angehört.

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vor 20 Stunden schrieb Shubashi:


Ich bin nicht so geneigt, „Seelsorge“ in den Bereich der „Krankheit“ verlegen zu wollen; in meinen Augen wird der gute Seelsorger dann eher dazu raten, die Hilfe von Profis zu suchen.

Wenn ein Gläubiger mit oder um den rechten Glauben ringt, dann hat das nichts mit Krankheit zu tun, korrekt. Es sei denn, man subsumiert die gefallene Natur des Menschen unter "Krankheit". Ein einfühlsamer Glaubenslehrer (Seelsorger) muss nicht also heilen, sondern einfühlsam belehren.

 

Auch Gemüts- oder Stimmungschwanken sind keine Krankheit, sondern natürliche Erscheinungen der kontinuierlichen Bewegungen in Körper und Geist.

 

Auch die Verhaltensauffälligkeiten (Verhalten = inneres und äußeres Verhalten, schließt also Gefühle, Affekte und Denken ein), welche Psychotherapie indizieren, sind keine Krankheiten, sondern haben eher den Charakter von vorübergehenden "Gleichgewichtsstörungen". (Krankheiten im Bereich des Psychischen gehören in die Zuständigkeit der Psychiatrie - aber von Krankheiten war hier nie die Rede.)

Aber wie man eine Übersäuerung des Magens nicht mit Seelsorge angehen würde, so sind o.g. Verhaltensauffälligkeiten auch nicht das Gebiet der Seelsorge, sondern sollten - wie alle natürlichen "Gleichgewichtsstörungen" mit wissenschaftlich fundierten Methoden angegangen werden (in diesem Falle also seriöse Psychotherapie).

 

Die Einteilung ist eigentlich ganz einfach: ist Übernatürliches betroffen (Glaubensfragen), dann ist Seelsorge zuständig. Ist dagegen lediglich ein natürliches Ungleichgewicht betroffen, dann sind (Allgemein-)Medizin oder Psychotherapie zuständig. Ist aber eine natürliche Erkrankung betroffen, dann sind (Fach-)Medizin oder Psychiatrie zuständig.

 

bearbeitet von SteRo
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vor 12 Minuten schrieb SteRo:

Die Einteilung ist eigentlich ganz einfach: ist Übernatürliches betroffen (Glaubensfragen), dann ist Seelsorge zuständig. Ist dagegen lediglich ein natürliches Ungleichgewicht betroffen, dann sind (Allgemein-)Medizin oder Psychotherapie zuständig. Ist aber eine natürliche Erkrankung betroffen, dann sind (Fach-)Medizin oder Psychiatrie zuständig.

 

Und in dieser Form ist die Einteilung auch fachlich falsch.

 

Ich vermute Du hast dafür auch nicht die Expertise.

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vor 1 Minute schrieb rorro:

 

Und in dieser Form ist die Einteilung auch fachlich falsch.

 

Ich vermute Du hast dafür auch nicht die Expertise.

 

Dann lass doch mal deine vermeintlich fachlich korrekte auf deiner vermeintlichen Expertise beruhende Einteilung lesen. Mag sein, dass du dich nur an meiner sprachlichen Ausdrucksweise störst, bei genauerer Hinsicht meine Darstellung derjenigen, die du bevorzugst, jedoch gar nicht widerspricht.

 

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Als Arzt und Ehemann einer Psychotherapeutin behaupte ich da in der Tat mehr Expertise zu haben, das stimmt.

 

Es gibt keine offizielle Einteilung, aus gutem Grund.

 

Aktuell gültig ist hierzulande der ICD-10 (Version 11 wird nicht übersetzt und ist noch nicht in Kraft).

 

Diese Katalog stellt die wissenschaftliche Konsensmeinung auch zur Einteilung psychischer Erkrankungen dar.

Welches therapeutische Verfahren (Psychotherapie oder pharmakologische Psychiatrie oder beides) zum Einsatz kommen sollte, hat allerdings ausschließlich mit der Pathogenese und bekannter therapeutischer Evidenz bzgl. einer bestimmten Erkrankung zu tun und mit der vermeintlichen „Schwere“ nichts.

 

Das betrifft die offiziellen Erkrankungen. Den Begriff des „natürlichen Ungleichgewichts“ gibt es in der Medizin nicht.

 

Was die Seelsorge angeht, so hat das mit psychischen Erkrankungen direkt nichts zu tun, in der Praxis aber natürlich sehr. D.h. psychisch Erkrankte sind nicht mehr oder weniger „geeignet“ für Seelsorge wie alle anderen auch. Die können davon genauso profitieren wie andere auch - und tun das auch.

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vor 46 Minuten schrieb rorro:

Als Arzt und Ehemann einer Psychotherapeutin behaupte ich da in der Tat mehr Expertise zu haben, das stimmt.

Abgesehen davon, dass hier im Forum jeder von sich selbst alles behaupten kann, halte ich diese Aussage als solches für unbegründet. Warum? Weil "Arzt-Sein" - wie die Lebenspraxis zeigt - nichts mit Expertise zu tun haben muss und weil Gleiches für "Psychotherapeutin-Sein" gilt und weil eine etwaige Expertise auf einer der beiden Seite nicht durch die Heirat auf die andere Seite übertragen wird.

 

vor 46 Minuten schrieb rorro:

Es gibt keine offizielle Einteilung, aus gutem Grund.

Na also. Da ich gar nicht behauptet habe, dass meine Einteilung eine "offizielle" sei, besteht also gar kein Anlass für deinen Einspruch. Meine Einteilung ist eine, welche auf Schilderungen von Betroffenen, schriftlichen Erfahrungsberichten, dem interessierten Studium von Fachliteratur und auf meinem konventionellen zusammenfassenden Sprachverständnis beruht.

 

vor 46 Minuten schrieb rorro:

Aktuell gültig ist hierzulande der ICD-10 (Version 11 wird nicht übersetzt und ist noch nicht in Kraft).

 

Diese Katalog stellt die wissenschaftliche Konsensmeinung auch zur Einteilung psychischer Erkrankungen dar.

Welches therapeutische Verfahren (Psychotherapie oder pharmakologische Psychiatrie oder beides) zum Einsatz kommen sollte, hat allerdings ausschließlich mit der Pathogenese und bekannter therapeutischer Evidenz bzgl. einer bestimmten Erkrankung zu tun und mit der vermeintlichen „Schwere“ nichts.

 

Das betrifft die offiziellen Erkrankungen. Den Begriff des „natürlichen Ungleichgewichts“ gibt es in der Medizin nicht.

Dem will ich gar nicht widersprechen. Bloß folgt mein von dir kritisierter Beitrag der Vorgabe des Threaderöffners, und nicht der Intention eines medizinisch-wissenschaftlichen Aufsatzes. Deshalb ist zur Abgrenzung von Seelsorge und Psychotherapie eine vereinfachende, nicht ins Detail gehende Darstellung mit nicht-medizinischem Vokabular vollkommen zulässig. Wie es auch zulässig ist, leichtere psychische Ungleichgewichte, bei denen Psychotherapie ausreicht, von manifesten psychischen Erkrankungen, bei denen eine psychiatrische Behandlung erfoderlich ist (egal ob stand-alone oder in Ergänzung zur Psychotherapie) abzugrenzen. Deshalb ja zB auch meine Verwendung von "natürlich" im Gegensatz zu "übernatürlich" (Glaubensfragen), auch wenn es in der Medizin die Rede von "übernatürlich" gar nicht gibt. Dass ein Arzt aber mitunter zu seinen Patienten von "Ungleichgewicht" spricht, kann ich schon bestätigen.

 

vor 46 Minuten schrieb rorro:

Was die Seelsorge angeht, so hat das mit psychischen Erkrankungen direkt nichts zu tun, in der Praxis aber natürlich sehr. D.h. psychisch Erkrankte sind nicht mehr oder weniger „geeignet“ für Seelsorge wie alle anderen auch. Die können davon genauso profitieren wie andere auch - und tun das auch.

Also hier würde ich mehr Vorsicht walten lassen! Denn psychisch Erkrankte (für die also nach meiner Einteilung die Psychiatrie zuständig ist) sollten mit Glaubensfragen (also auch mit Seelsorge) nur dann in Kontakt gebracht werden, wenn die psychische Erkrankung dadurch keine negative Beeinträchtigung erfährt und/oder sie therapeutisch/pharmakologisch  "gut" eingestellt sind. Gleiches gilt für die nach meiner Einteilung nur einer psychischen Gleichgewichtsstörung unterliegenden Patienten (für die also die Psychotherapie zuständig ist.

Dabei ist zu beachten, dass es es nicht wenige Fälle gibt, bei denen der Kontakt mit Glaubensfragen erst eine psychische Gleichgewichtsstörung auslöst (und damit die Notwendigkeit einer Psychotherapie). Die Fälle bei denen sogar eine psychische Erkrankung ausgelöst wird, sind vermutlich gering und beruhen dann vermutlich wohl auf einer Vorerkrankung).

bearbeitet von SteRo
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