Schabbat? Sonntag? - der Tag des Herrn

[Studiosus]

Zumindest wenn man den Begriff "Volkskirche" in seiner üblichen Bedeutung benutzt: Volkskirche ist eine Kirche, der breite Teile bis hin zur Mehrheit des Volkes (darf man das überhaupt noch sagen?) bzw. der Bevölkerung angehören. 

 

Nun ist es in Deutschland so, dass katholische und evangelische Kirche zusammen (!) gerade noch so hauchdünne 50 Prozent +- ausmachen. Und da wird jeder mitgezählt, einfach anhand der staatlich hinterlegten Religionszugehörigkeit, auch die "Taufscheinchristen", die seit Taufe oder Erstkommunion keine Kirche mehr von innen gesehen haben. 

 

Wenn also gut jeder zweite Bürger entweder eine andere Religion oder keine Religion hat, dann fällt es schwer, hier noch von Volkskirche(n) zu sprechen. 

 

 

Würde man tatsächlich nur "praktizierende Katholiken" veranschlagen, dann lässt sich leider sagen, dass katholische Kirche in Deutschland schon heute eine Minderheitenveranstaltung ist. Meine Diözese, die eine der größten im Lande ist, rechnet binnen der nächsten 10/20 Jahre mit einer Halbierung (!) der Gläubigenzahlen. 

bearbeitet Montag um 08:48 von Studiosus

[Flo77]

Am 15.12.2024 um 20:11 schrieb Studiosus:

 

Wobei ich mich (rorro muss für sich selbst sprechen) hier schon in Schutz nehmen würde, was den "exakten Glauben" angeht. Nach meinem Verständnis ging es in unserer bisher sehr anregenden Diskussion, für die ich mich ausdrücklich bedanke, nicht um irgendwelche Sonderlehren, die man, wenn man sie denn überhaupt kennt, gläubig abnicken müsste, sondern durchaus um sehr Grundsätzliches. Wenn ich Dich also frage, ob Jesus Gott ist, dann ist das schon etwas anderes, als würde ich fragen, ob Du die dogmatische Lehre über die Individualität und Unsterblichkeit der Seele des V. Laterankonzils "glaubst" (übrigens beinahe das Einzige von Belang, was dieses fast vergessene ökumenische Konzil zustande gebracht hat). 

Waren meine Antworten denn wenigstens ein wenig verständlich?

[Studiosus]

vor einer Stunde schrieb Flo77:

Waren meine Antworten denn wenigstens ein wenig verständlich?

 

Verzeihung, ich kam heute noch nicht groß zum Kommentieren. 

 

Ich finde sie rein sachlich ziemlich verständlich. Am Verständnis mangelt es auch gar nicht so sehr, eher an der Nachvollziehbarkeit. Wenn ich versuche, ohne zu behaupten, das zu schaffen, deine Standpunkte einzunehmen, dann ergibt das schon alles in seiner Eigenlogik "Sinn", wenn ich das so sagen darf. Nur für mich subjektiv nachvollziehbar, so dass ich sagen würde "Ja, das sehe ich genauso", ist Vieles nicht. Und wenn ich einem weiteren Analysegang meine Theologenbrille darüberschweifen lasse - und ich mich dabei natürlich an der normativen Kirchenlehre orientiere -, dann nehme ich, ganz ohne Eifer gesagt, freilich nicht wenige Diskrepanzen wahr. 

[Flo77]

vor 11 Minuten schrieb Studiosus:

Wenn ich versuche, ohne zu behaupten, das zu schaffen, deine Standpunkte einzunehmen, dann ergibt das schon alles in seiner Eigenlogik "Sinn", wenn ich das so sagen darf.

So geht es mir mit "Theologischer Logik" ja nun auch. Wie Du selbst gerne anführst, hat die klassische Theologie ja genau diese innere Logik - innerhalb des Systems kann ich die ja auch nachvollziehen. Sie ergeben für mein Leben halt nur bedingt Sinn.

 

Ich weiß nicht, ob Dir der Name James Tabor was sagt. Er ist ein amerikanischer Neutestamentler und Frühkirchenforscher, der unter anderem die verschiedenen theologischen Strömungen untersucht hat. Im Zusammenhang mit Paulus hat er beispielsweise dargelegt, daß der mystische Ansatz Pauli zur Christologie  nichts oder nur sehr, sehr wenig mit der Jerusalemer Urgemeinde rund um Jakobus und Petrus zu tun hatte. In einer Amekdote erzählte er, daß die meisten seiner Studenten darüber sehr irritiert sind, aber er auch schon welche hatte, die dann völlig begeistert Paulus und seiner inneren Logik zustimmten