iskander Geschrieben 6. Januar Melden Geschrieben 6. Januar (bearbeitet) Angeregt durch eine andere Diskussion, in der es (nebenbei) auch mal darum ging, dass das Judentum in der damaligen Welt mit seiner Ablehnung anderer Götter wohl recht allein dastand, möchte ich gerne den typischen westlichen Monotheismus mit dem östlichen (indischen) Monotheismus vergleichen. Es soll mir dabei einfach nur um eine Gegenüberstellung, nicht um eine Wertung gehen. (Den Begriff "Monotheismus" verwende ich hier etwas lax und gebrauche ihn auch für Formen der Religiosität, die einem Monotheismus erkennbar nahekommen.) Zu Beginn Zitate aus der oben verlinkten Diskussion. @Marcellinus schrieb: Am 19.12.2024 um 19:27 schrieb Marcellinus: Am 19.12.2024 um 19:16 schrieb Domingo: Der Unterschied ist wohl, dass die Griechen politische Machtansprüche mW nie theologisch begründeten, während etwa Sargon von Akkad seine Feldzüge als Ausbreitung des Kults des Marduk hinstellte. Also ist die Entwicklung im AT auch wieder nicht so radikal neu vor dem Hintergrund des alten Orients. Aber der Kult des Marduk war nie monotheistisch. Anders herum kannst du auch sagen, daß die Römer ihren Kaiserkult überall ausbreiteten. Nur auch da hatten die anderen Völker ihre eigenen Götter. Daraufhin @Domingo Am 19.12.2024 um 19:29 schrieb Domingo: Gewiss. DAS ist schon eine Neuerung der Israliten bzw. deren Eliten (das gemeine Volk blieb wohl lange polytheistisch). Echnaton bietet hier wohl eine gewisse Parallele - oder jedenfalls hat auch er auch diese Art von Monotheismus (oder Henotheismus) vertreten, bei dem die anderen Götter nur noch wenig Platz hatten. (Wobei wohl umstritten ist, was Echnaton wirklich genau wollte und tat - aber jedenfalls drängte er offenbar die anderen Götter zugunsten des Sonnengottes Aton ziemlich entschieden zurück.) Aber Echnatons "Monotheismus" geht dem jüdischen wohl zeitlich zu sehr voraus, als dass ein direkter bedeutender Einfluss plausibel wäre (oder so habe ich es jedenfalls gelesen). Zudem war Echnaton wohl auch kaum erfolgreich; bald nach seinem Tod kehrte man in Ägypten zu den überkommenen Zuständen zurück, und Echnatons Gedenken fiel offenbar einer Damnatio memoriae zum Opfer. Interessant ist der Gegensatz zwischen den "westlichen" monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) und dem Hinduismus. Auch im Hinduismus gibt es in den meisten Strömungen eine absolute, unendliche Gottheit, die Ursprung von allem ist, so dass zumindest große Teile des Hinduismus als Monotheismus interpretiert werden können oder ihm jedenfalls nahekommen. Während man "fremden Gottheiten" in den "westlichen" monotheistischen Religionen traditionell jedoch sehr ablehnend gegenüberstand (auch wenn sich das inzwischen teilweise abgemildert hat), werden im Hinduismus "fremde Gottheiten" gewöhnlich entweder als besondere "Erscheinungsformen" (mir fällt gerade kein besseres Wort ein) oder als bloße endliche Geschöpfe und Diener des absoluten Gottes gesehen (so dass sie aus christlicher Sicht wohl eher so etwas wie "Engel" wären). Sie werden also in einem gewissen Sinne in die eigenen Religion inkorporiert oder werden zumindest nicht als Herausforderungen betrachtet, die mit dieser unvereinbar seien. In der Wikipedia heißt es so zum Vishnuismus, der wichtigsten "Linie" innerhalb des Hinduismus: "Der Vishnuismus enthält mehrere religiöse Strömungen unterschiedlichen Ursprungs. [...] Dem Selbstverständnis nach sind einige vishnuitische Strömungen monotheistisch, da sie Vishnu, den „Einen ohne einen Zweiten“, verehren, beziehungsweise seine Inkarnationen, die Avataras. Andere Gottheiten wie etwa Shiva und Brahma werden als Vishnu untergeordnet und als seine Diener verstanden. Außer Shiva gelten diese Devas als Halbgötter oder als gewöhnliche Seelen. Nach vishnuitischen Lehren kann Vishnu sich in unzählige spirituelle Gestalten vervielfältigen, die alle mit ihm identisch sind. Dies gilt als Ausdruck seiner unbegrenzten Macht, und nicht als die Manifestation unterschiedlicher in Konkurrenz stehender Gottheiten. Um diese Haltung vom traditionellen Monotheismus abrahamitischer Prägung abzugrenzen, bezeichnete sie der Indologe Friedrich Max Müller als Henotheismus. Die heutige religionswissenschaftliche Literatur dagegen betrachtet Vishnuismus häufig als Monotheismus." https://de.wikipedia.org/wiki/Vishnuismus Um noch aus einer anderen Quelle, die ich auf die Schnelle gefunden (und nicht vollständig durchgelesen habe) zu zitieren: "Nach den Upanishaden ist Brahman das uranfängliche absolute Eine, das den Kosmos der Welten durchwirkt, von diesem aber auch verstellt wird. Diese, in der späteren Vedanta-Lehre weiter entfaltete Vorstellung ist auch in die theistischen Traditionen des Vishnuismus, des Shivaismus und des Shaktismus eingeflossen. Die Ausrichtung auf einen transzendenten Einheitsgrund der Wirklichkeit hat Konsequenzen auch für die Relationierung der Religionen innerhalb und ausserhalb des Hinduismus. Ihre Vielheit betrifft nach einer weithin im Hinduismus geteilten Überzeugung nur die Oberfläche. Letztlich verweisen sie alle auf das eine Absolute, was allerdings nicht bedeuten muss, dass sie gleichwertige Wege dorthin darstellen. Es gibt durchaus qualitative Unterschiede im Erstreben des Heilsziels, dem Ausbruch aus dem Kreislauf des Werdens und Vergehens. Nach der Lehre der Vishnuismus kann sich der höchste Gott dem Menschen auf unterschiedlichen religiösen Wegen zuwenden. Krishna sagt in der Bhagavadgita IX,23: «Auch die Anhänger anderer Götter, die voller Glauben sie verehren, selbst diese ehren doch nur mich». Mit diesem Inklusivismus, der andere Götter als Manifestationen des einen Göttlichen und die Vielheit der Gottesverehrungen als Wege zum gleichen Ziel versteht, ist religiösen Exklusivansprüchen der Boden weithin entzogen. Sie erweisen sich geradezu als Indiz für die Beschränktheit des religiösen Bewusstseins. Überlegenheitsansprüche sind jedoch durchaus damit vereinbar. So gehen vor allem die vedantischen Religionstraditionen in der Regel davon aus, dass die vedantische Lehre die anderen integriert und überbietet. Für die indische Geisteshaltung ist es generell charakteristisch, konfligierende Wahrheitsansprüche nicht nach dem logischen Prinzip des Nichtwiderspruchs zu entscheiden, so dass nur eine von ihnen wahr sein kann und die anderen falsch sein müssen. Wo zwei Wahrheitsansprüche gegeneinander stehen, relativieren sie interreligiöser Urteilsbildung sich vielmehr gegenseitig als Aspekte, die in einen grösseren Zusammenhang hinein <aufgehoben> und dabei in eine komplementäre Beziehung zueinander gesetzt werden müssen. Dieses Integrationsmodell schliesst in der Realität des interreligiösen Beziehungsgeschehens Konfrontationen keineswegs aus, wie vor allem die immer wie der aufbrechenden Spannungen zwischen Hindus und Muslimen in Indien zeigen. Es führt aber doch zu einer Zurückdrängung der spezifisch religiösen Konfliktpotenziale und der exklusivistischen, mit Endgültigkeitsansprüchen verbundenen Haltungen.44 Denn es macht einen Unterschied, ob diese Haltungen in einem exklusivistischen oder in einem inklusivistischen Bezugsrahmen vertreten werden, in dem sie neben anderen, nicht-exklusivistischen Haltungen zu stehen kommen." Das geht so weit, dass Jesus Christus von Hindus als Inkarnation Gottes verstanden werden kann - aber eben nicht als die einzige: "Die Reformbewegungen des sogenannten Neo-Hinduismus haben diesen universalistischen Ansatz noch verstärkt und dabei westliche Impulse und christliche Ideale - wie etwa die Nächstenliebe - in das religiöse Denken Indiens aufgenommen. Auch Jesus und Buddha konnten als Manifestationen (avataras) des einen göttlichen Absoluten verstanden werden. Die Vorstellung einer singulären Inkarnation Gottes wurde dagegen entschieden zurückgewiesen. [...] Mahatma Gandhi verehrte Jesus als einen göttlichen Menschen, dessen ganzes Leben ein Zeugnis seiner Botschaft von der selbstlosen Proexistenz, der Gewaltlosigkeit und Vergebungsbereitschaft war.45 In einem Gespräch sagte er: «The gentle figure of Christ, so patient, so kind, so loving, so full of forgiveness that he taught his followers not to retaliate when abused or struck, but to turn the other cheek- I thought it was a beautiful example of a perfect man.»46 Doch sah er darin keinen Grund für eine Konversion zum Christentum. In den tiefsten Quellen sei ner hinduistischen Traditionen fand er den göttlichen Geist, der in Jesus manifestiert war. «If a man reaches the heart of his own religion, he has reached the heart of others too. There is only one God, but there are many paths to him.»47 (Die Quelle ist die gleiche (Reinhold Bernhardt) und hier auffindbar.) In einem solchen Verständnis wird die konkrete Religion weniger als die umfassende göttliche Wahrheit betrachtet und eher als ein Weg neben anderen Wegen, der zur umfassenden göttlichen Wahrheit führt. Auch ein Monotheismus (oder eine Art von Glauben, die ihm nahekommt), muss also nicht zwingend die strikte Ablehnung anderer Gottheiten beinhalten. In einem ähnlichen Sinne sagt Ramakrishna, ein bedeutender Mystiker des Hinduismus: "Ich habe alle Religionsbräuche geübt: den Hinduismus, den Islam, das Christentum, und ich bin auch die Wege der verschiedenen Sekten des Hinduismus gegangen, und ich habe gefunden, dass es derselbe Gott ist, zu dem sie alle streben, wenn auch auf verschiedenen Wegen ... Ihr müsst diese verschiedenen Wege gehen und einmal jede Glaubensform wirklich durchproben. Ich sehe überall Menschen, die sich im Namen der Religion streiten: Hindus, Muslime, Brahmos, Vishnuiten usw. Sie bedenken aber nicht, dass Der, der Krishna genannt wird, ebenso Shiva heißt, und ebenso gut kann er Urkraft, Jesus oder Allah genannt werden und ebenso gut der eine Rama mit seinen tausend Namen. Ein Teich mit vielen Badetreppen. Auf einer schöpfen die Hindus das Wasser in Krügen und nennen es Jal; auf einer anderen schöpfen die Muslime das Wasser in ledernen Schläuchen und nennen es Pani; auf einer dritten die Christen und nennen es Water. Können wir uns denn vorstellen, dass dieses Wasser nicht Jal ist, sondern Pani oder Water? Das wäre doch lächerlich! Der Urgrund ist Einer unter verschiedenen Namen, und ein jeder sucht nach demselben Urgrund; nur Klima, Naturanlage und Benennung schaffen die Unterschiede." Dass hier kein Widerspruch im eigentlichen Sinne entsteht, liegt offenkundig daran, dass die Religionen hier nicht als strikte doktrinäre Systeme, die in allen ihren Lehren vollständig zu glauben sind, sondern eher als "spirituelle Wege" betrachtet werden. (Der exklusive Anspruch mancher dieser Religionen - und das bedeutet: ein Teil ihrer Lehre - muss hierzu natürlich relativiert werden.) Für die "westlichen" monotheistischen Religionen hingegen ist der eigene religiöse Weg selbst ein wesentlicher Teil der von Gott geoffenbarten Wahrheit und kann von dieser daher nicht abgelöst werden. Er ist mehr als "ein Weg neben anderen", und mehr auch als einfach nur "der beste Weg" (außer man liest den Ausdruck "der beste Weg" in einem sehr starken Sinne, der eine fundamentale Differenz beinhaltet). Der Gegensatz zur östlichen Sichtweise hat sich allerdings zumindest in manchen westlichen monotheistischen Religionen dennoch ein Stück weit vermindert. So findet man selbst im modernen Katholizismus eine gewisse "Offenheit" für andere Religionen. Entsprechend heißt es in Nostra aetate: "Von den ältesten Zeiten bis zu unseren Tagen findet sich bei den verschiedenen Völkern eine gewisse Wahrnehmung jener verborgenen Macht, die dem Lauf der Welt und den Ereignissen des menschlichen Lebens gegenwärtig ist, und nicht selten findet sich auch die Anerkenntnis einer höchsten Gottheit oder sogar eines Vaters. Diese Wahrnehmung und Anerkenntnis durchtränkt ihr Leben mit einem tiefen religiösen Sinn. Im Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Kultur suchen die Religionen mit genaueren Begriffen und in einer mehr durchgebildeten Sprache Antwort auf die gleichen Fragen. [...] So sind auch die übrigen in der ganzen Welt verbreiteten Religionen bemüht, der Unruhe des menschlichen Herzens auf verschiedene Weise zu begegnen, indem sie Wege weisen: Lehren und Lebensregeln sowie auch heilige Riten. Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet." https://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_decl_19651028_nostra-aetate_ge.html Das ist weit davon entfernt, die Gottheiten anderer Religionen als "Dämonen" zu verfemen. Dennoch bleiben die Unterschiede zwischen der östlichen (indischen) und der westlichen Form des "Monotheismus" natürlich beträchtlich und sind wohl auch grundsätzlicher Art. bearbeitet 6. Januar von iskander Zitieren
KevinF Geschrieben 6. Januar Melden Geschrieben 6. Januar (bearbeitet) 50 minutes ago, iskander said: Sie werden also in einem gewissen Sinne in die eigenen Religion inkorporiert oder werden zumindest nicht als Herausforderungen betrachtet, die mit dieser unvereinbar seien. Ich würde das ähnlich sehen zum Beispiel bezüglich des modernen Heidentums: Bei @GermanHeretic sind Götter Symbole für bestimmte Naturphänomene und ethische Ideale. Die Verehrung solcher Götter ist aus meiner Sicht nicht zwingend ein Widerspruch zum ersten Gebot, da sie offensichtlich grundsätzlich verschieden ist von der Art, wie der christliche Gott gemäß Theologie verehrt werden soll. Einfach, weil der Gottesbegriff ein anderer ist. So betrachtet besteht hier kein Konkurrenzverhältnis. bearbeitet 6. Januar von KevinF Zitieren
Domingo Geschrieben 7. Januar Melden Geschrieben 7. Januar Könnte es sein, dass das historische Ursachen hat? Im Judentum hat sich der strenge Monotheismus anscheinend aus dem Bedürfnis entwickelt, sich gegen die übrigen kanaanäischen Völker abzugrenzen und die eigene Identität - insbesondere während des Exils und wann immer man von mächtigen Großreichen runtergebuttert wurde - zu bewahren. Das Christentum und der Islam haben dann diese Haltung übernommen. Zitieren
Flo77 Geschrieben 7. Januar Melden Geschrieben 7. Januar (bearbeitet) vor 9 Stunden schrieb Domingo: Könnte es sein, dass das historische Ursachen hat? Im Judentum hat sich der strenge Monotheismus anscheinend aus dem Bedürfnis entwickelt, sich gegen die übrigen kanaanäischen Völker abzugrenzen und die eigene Identität - insbesondere während des Exils und wann immer man von mächtigen Großreichen runtergebuttert wurde - zu bewahren. Das Christentum und der Islam haben dann diese Haltung übernommen. Ich denke das ganze Ritualgesetz, die Gründungsmythen, die Auserwählungstheorie, etc. sind mMn Ausdruck einer Assimilationsangst. Die Funktion der Kashrut - und der meisten anderen Vorschriften - ist ganz klar die Abgrenzung von Nichtjuden und der Versuch unter sich zu bleiben (das ist übrigens nicht nur von mir, sondern wird so auch im jüdischen Selbstverständnis vertreten). Spannend genug, daß nichteinmal das nachexilische Judentum sonderlich homogen war. Daß aus diesem nachexilischen Judentum in all seinen verschiedenen Strömungen zwei Weltreligionen entwickelt haben, die den Spieß quasi umgedreht haben und die Assimiliation anderer zum Ziel hatten, ist schon spannend genug. bearbeitet 7. Januar von Flo77 1 Zitieren
Weihrauch Geschrieben 8. Januar Melden Geschrieben 8. Januar (bearbeitet) Am 7.1.2025 um 14:07 schrieb Flo77: Ich denke das ganze Ritualgesetz, die Gründungsmythen, die Auserwählungstheorie, etc. sind mMn Ausdruck einer Assimilationsangst. Genau. Denn im Exil bestand die reale Gefahr für die Juden, so wie die von den Assyrern deportierten 10 Stämme assimiliert zu werden. Darum gibt es in der Urgeschichte die Turmbauerzählung. Am 6.11.2023 um 09:56 schrieb Weihrauch: Am 6.11.2023 um 01:56 schrieb iskander: Die Juden würden wahrscheinlich widersprechen und sagen, dass diese Darstellung des alttestamentarischen Gottes einseitig sei, aber das wäre natürlich ein Thema für sich. Abgesehen davon, das es auch im Judentum unterschiedliche Meinungen gibt, glaube ich das nicht. Im Tanach wird nicht das Glaubenssystem des modernen rabbinischen Judentums dargestellt, sondern das des Frühjudentums kurz nach dem Exil. Und darin ist der Gott eines Volkes einseitig, nur auf der Seite seines Volkes und gegen alle anderen Völker. Die Ethik die hinter einem Volksgott steht, ist von Natur aus nicht unparteiisch sondern parteiisch, auf Seiten seines auserwählten Volkes. In dem Kontext einer solchen Kultur muss Gott ein Kriegsgott sein, der die Feinde grausam schlägt. Das ist Gottes Barmherzigkeit, dass er Gewalt gegen die Feinde anwendet - je konsequenter, je grausamer desto Barmherziger ist er dem eigenen Volk gegenüber. Am besten er rottet einen Feind ein für allemal aus. Zitat Jos 10,40-42 So schlug Josua das ganze Land - das Bergland und den Negeb, die Schefela und ihre Ausläufer - mit allen seinen Königen. Niemand ließ er entkommen; an jedem Lebenshauch vollzog er den Bann, wie es der HERR, der Gott Israels, geboten hatte. Josua schlug sie von Kadesch-Barnea bis Gaza und das ganze Land Goschen und bis nach Gibeon. Aller dieser Könige und ihrer Länder bemächtigte sich Josua mit einem Schlag; denn der HERR, der Gott Israels, kämpfte für Israel. Die Ethik einer solchermaßen religiösen Kultur ist in diesen Zeilen in trockenen Tüchern. Es ist, was es ist: das völkische Gedankengut, dass sich mit der christlichen Bibel weltweit verbreitet hat. Die Feinde von JHWH, seinem auserwählten jüdischen Volk und dem Land Israel sind keine Rassisten, sondern Antisemiten. Den Unterschied zwischen Rassismus und Antisemitismus macht der Name JHWH. Das hebräische Wort für "Name" ist shem. Heutige Juden sagen ha shem (= der Name) wenn sie aus Ehrfurcht ihren Gott nicht beim Namen nennen, nicht JHWH sagen wollen. Setzt man in den abschließenden Fluch und Segen Noahs über seine Söhne statt der wörtlichen Namen Sem, Ham und Jafet den Sinn ihrer Bedeutungen ein, wird er zu einem Gebet, einem Psalm über die Landnahme. Übersetzt man also Sem mit der Name, ha-shem und Jafet mit weiten Raum schaffen wird aus ... Zitat Gen 9,26-27 Und weiter sagte er: Gepriesen sei der HERR, der Gott Sems, / Kanaan aber werde sein Sklave. Raum schaffe Gott für Jafet. / In Sems Zelten wohne er, / Kanaan aber werde sein Sklave. ... das hier: Zitat Und weiter sagte er: Gepriesen sei JHWH der Gott dieses Namens, und (das Land) Kanaan werde sein Sklave. Raum schaffe Gott, weiten Raum. In dieses Namens Zelten wohne er, (das Land) Kanaan aber werde sein Sklave. JHWH ist der Name, mit dem sich das jüdische Volk einen Namen gemacht hat - und damit genau das tat, was in der Turmbauerzählung JHWH bei einem bestimmten Fremdvolk dadurch verhindert, dass er dessen religiöses Narrativ, dessen religiöse Sprache so verwirrt, dass ein Mann seinen Genossen nicht mehr versteht. Die Turmbauerzählung ist das Negativbild eines anderen Volkes, der unheiligen, d.h. nichtjüdischen Linie (Siehe Völkertafel in Gen 10,1-9: Ham > Kusch > Nimrod > Stadt Babel im Lande Schinar). Das Attribut „gewaltiger Jäger" für Nimrod war sprichwörtlich und wird üblicherweise als Anspielung darauf interpretiert, dass „seine Beute Menschen waren", in dem Fall die deportierten Juden im babylonischen Exil. Die Menschen des Landes Schinar können sich in der Trumbauerzählung ihren Namen, ihre Identität, ihre Kultur, ihre Religion und ihre Sprache nicht erhalten, da es nicht das auserwählte Volk Gottes ist. Tatsächlich war der Turm in Babel ein Tempel, ein Gotteshaus für den Gott Marduk. Im Sumerischen hieß dieser Tempel Etemenanki was so viel wie Haus oder Fundament von Himmel und Erde bedeutet. Im Weltschöpfungsepos Enuma Elisch hat Marduk das Meerungeheuer Tiamat (Symbol für die Urflut) besiegt und aus ihrem Körper den Himmel und die Erde gemacht. Das kommt uns irgendwie bekannt vor, dass ein Gott Himmel und Erde erschaffen hat. Kein Wunder, dass dem Gott JHWH nicht gefällt, was die Nachkommen Hams da im Land Schinar treiben. Wenn in einem anderen Land die Nachkommen Sems in Jerusalem einen Tempel für JHWH bauen würden, wäre das in den Augen JHWHs natürlich was ganz anderes, dann, ja dann wird sogar der Perser Kyros im AT zum Messias, weil er den Juden den Bau des 2. Tempels ermöglicht und sogar fördert. Die Erbauer der Stadt Babel und des Turmes haben sich tatsächlich einen Namen gemacht: Darum wird in der Turmbauerzählung Gen 11,9 und noch über 250mal im AT der Name der Stadt Babylon verächtlich gemacht, und im Weltschöpfungsepos Enuma Elisch haben sich die Nachkommen Hams auch einen Namen gemacht und in der Welt natürlich auch - genau so, wie sich das Judentum seinen Namen gemacht hat, durch seine Schöpfungserzählung, seinen 1. und 2. Tempel in Jerusalem und seinen Gott JHWH. Es geht also hier wie dort um die Identität eines Volkes, welche an einer bestimmten Stadt in einem bestimmten Land, einem bestimmten Tempel und einem bestimmten Gott festgemacht wurde. Das Enuma Elisch und das AT waren damals Sprachdokumente von zwei unterschiedlichen Volksreligionen. Die Turmbauerzählung ergibt dann einen theologischen Sinn, wenn man erkennt, dass es hier nicht um die "Entstehung" der unterschiedlichen Sprachen der Menschen geht, sondern darum, dass es für die eigene Identität eines Volkes wichtig ist, sich die eigene religionsbildende Sprache nicht verwirren zu lassen. Bestes Beispiel dafür, wie das nicht geht, ist das Christentum, dass sich heute in tausend Konfessionen und Denominationen zerstreut wiederfindet, und da nutzte es auch nichts, tolle Städte zu bauen (Rom, Konstantinopel, Wittenberg) und in jedem Dorf einen oder mehrere (Kirch-)Türme zu bauen, weil wir Christen untereinander nicht mehr dieselbe theologische Sprache sprechen. Darum geht es in der Erzählung vom Turmbau zu Babel. Darum hat die Turmbauerzählung mit dem Synodalen Weg in Deutschland und Rom eine Menge zu tun. Das Anliegen der konservativen Katholiken, denen die Bewahrung der Tradition wichtig ist, verstehe ich im Lichte meiner unmaßgeblichen theologischen Interpretation der Turmbauerzählung sehr gut, auch wenn traditionell die Turmbauerzählung so gelehrt wird, dass darin beschrieben werde, wie die Sprachen der Welt entstanden sein sollen. Die Konservativen setzen sich dafür ein, dass das urkatholische Narrativ, die urkatholische Liturgie, das urkatholische Kirchenvolk Gottes erhalten bleibt und seine urkatholische Kirchensprache durch den "Genderwahn" nicht verwirrt wird. bearbeitet 8. Januar von Weihrauch Das Zitieren dieses Beitrags ist völlig schief gelaufen. Keine Ahnung warum. Aber so passt es jetzt. Zitieren
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