SteRo Geschrieben 18. März Autor Melden Geschrieben 18. März Auf eine Möglichkeit möchte ich auch noch hinweisen: Wir wissen nicht wie Gott mit den Seelen jener verfährt, die unschuldig sind und die er trotzdem zur Belehrung anderer auf Erden leiden lässt. Es ist ja möglich, dass diese Leidenden seine Barmherzigkeit nach dem Tode in ganz besonderer Form empfangen dürfen und so ihr Heil ihr Leid auf Erden unendlich überstrahlt. Auch dies könnte eine ergänzende Option zur Antwort auf die "Warum nur?"-Frage sein und unterstreichen, dass eben Glück und Leidfreiheit auf Erden nicht der Zweck des Menschen ist. Zitieren
Jakobgutbewohner Geschrieben 18. März Melden Geschrieben 18. März "Als bereits ein Monat meines gesundheitlichen Wohlbefindens vergangen war, kam mir der Gedanke, was meinem Herrn wohl besser gefiele: Ihm in Krankheit zu dienen oder in Gesundheit, um die ich gebeten hatte. So sagte ich zum Herrn: >Jesus, tue mir, was Dir gefällt.< Jesus versetzte mich in den früheren Zustand." Heilige Faustyna, Tagebuch 1125 Zitieren
SteRo Geschrieben 19. März Autor Melden Geschrieben 19. März So fürchte man also Gott[es Vorsehung], weil einem Leid daraus folgen kann, und liebe Gott[es Vorsehung], weil sie trotz aller Sündhaftigkeit Möglichkeiten der Heilerlangung bereitstellt. Für jeden Tag aber, an dem einen kein Leid widerfährt als Strafe für zahllose begangene Sünden, als Prüfung oder weil das eigenen Leid anderen der Belehrung dienen soll, danke man Gott inniglich, denn jeder leidfreie Tag ist ein Geschenk seiner Vorsehung und keinesfalls verdient. Zitieren
Jakobgutbewohner Geschrieben 20. März Melden Geschrieben 20. März Ich meine, Leid wäre eigentlich nicht erforderlich, wenn ein Mensch Gott wenigstens mehr oder weniger freiwillig folgt, Jesu Stimme beachtet, für sich erkennt, daß das für ihn auch abgesehen von der Leidensfrage besser ist. An sich sehe ich Leid an Stellen ins Wirken treten, an denen entsprechend gottabgewandte Verhärtung vorliegt, die milder nicht aufrüttelbar wäre. Zitieren
Alfons Geschrieben 20. März Melden Geschrieben 20. März Verstehe ich meine Herren Vorredner @SteRo und @Jakobgutbewohner richtig, dass sie der Ansicht sind, Gott ist für das Leid von Menschen verantwortlich? Und Gott setzt das Leid für gewisse Zwecke ein, zum Beispiel, Zitat, "zur Belehrung anderer auf Erden"? Zitieren
Jakobgutbewohner Geschrieben 21. März Melden Geschrieben 21. März (bearbeitet) Die Ordnung, nach der Dinge in der Welt geschehen, geht auf Gott zurück. Daraus könnte Verantwortung gefolgert werden, wenn dem auch eine Entscheidung des Menschen vorangegangen ist, nicht rein aus Gott zu handeln. Im Buch Hiob gibt Gott eine Art von Erlaubnis Hiob heimzusuchen. Dieser Faktor wird nach meinem Verständnis auch oft "Zulassung" genannt. Desweiteren zitierte ich hier wohl bereits, was in der Torah oder im NT z.B. zu dieser Frage steht. Hast du das zur Kenntnis genommen gehabt? Wenn ja, bin ich mir nicht ganz im Klaren, wie du auf deine Frage überhaupt kamst, die ich insofern bejahen würde. Vergleichbar: "Ich sah Gottes Zorn, der auf Polen lastete. Jetzt sehe ich, wenn Gott unser Land mit den größten Strafen heimsuchen würde, so wäre darin noch Seine große Barmherzigkeit, denn Er könnte uns mit ewigem Untergang strafen für so große Vergehen. Ich erstarrte völlig, als der Herr für mich ein wenig den Vorhang zurückzog. Jetzt sehe ich ganz klar, dass auserwählte Seelen die Welt erhalten, damit das Maß erfüllt wird." Heilige Faustyna, Tagebuch 1533 (aus Jan 1938) vor 10 Stunden schrieb Alfons: Und Gott setzt das Leid für gewisse Zwecke ein, zum Beispiel, Zitat, "zur Belehrung anderer auf Erden"? Das würde ich schon sagen, wobei ich zu diesem Beispiel auch sagen würde, daß es meist wohl ein Nebeneffekt wäre. Ein leidhafter Umstand kann verschiedene Hintergründe auf sich vereinen. bearbeitet 21. März von Jakobgutbewohner Zitieren
SteRo Geschrieben 21. März Autor Melden Geschrieben 21. März vor 10 Stunden schrieb Alfons: Verstehe ich meine Herren Vorredner @SteRo ... richtig, dass sie der Ansicht sind, Gott ist für das Leid von Menschen verantwortlich? Und Gott setzt das Leid für gewisse Zwecke ein, zum Beispiel, Zitat, "zur Belehrung anderer auf Erden"? Ich denke, dass ich mich bereits ganz klar ausgedrückt habe diesbzgl. Aber wenn's dem Verständnis dient, wiederhole ich mich gerne mit anderen Worten: Wenn die Vorsehung Gottes in Abhängigkeit von Bedingungen zu bestimmten Phänomenen führt, dann ist Gott für diese Phänomene nicht verantwortlich, weil seine Vorsehung ja zahllose weitere Möglichkeiten in Abhängigkeit von anderen Bedingungen statt dem eingetretenen Phänomen optional vorsieht. In allen vorgesehenen optionalen Verläufen aber, die zu Phänomenen führen, die Menschen betreffen (und hierunter fällt menschliches Leid), sind immer und ausnahmslos freie Willensentscheidungen von Menschen involviert, und zwar nicht nur eine freie Willensentscheidung, sondern weil es sich um Verläufe in der Zeit handelt idR sogar zahlreiche freie Willensentscheidungen. So ist es also die Kombination von Naturgesetzlichkeiten und freien Willensentscheidungen, die zu Leid führen. Gott verantwortet aber nur die Naturgesetzlichkeiten und ist daher für das Leid nicht verantwortlich. Dass nun aber das Leid, wenn es sich aus möglichen Kombinationen von Naturgesetzlichkeiten und freien Willensentscheidungen ergibt, unterschiedliche Funktionen erfüllen kann, versteht sich von selbst. Und welche Funktionen dies sein können und warum es diese Funktionen sein können fällt in die Zuständigkeit einer auf Gottes Offenbarung beruhenden Theologie, die sich nicht in "Mysterien" flüchtet, um Antworten auszuweichen, welche ggf. Gläubige aufgrund mangelhafter intellektuellen Fähigkeiten und unzureichendem Glauben verstören könnten. Damit bestreite ich nicht, dass es tatsächlich Glaubens-Mysterien gibt, welche der natürliche Verstand des Menschen nicht begreifen kann (wie zB Wesen Gottes, Trinität, zwei Naturen in einer Person Jesus Christus), aber das Leid gehört ganz sicher nicht dazu. (Und selbst bei tatsächlichen Glaubensmysterien wie den drei genannten ist der natürliche Verstand in der Lage, diese durch Erklärungen verständlich - wenn auch nicht begreifbar - zu machen.) Es gilt zu beachten: Der Mensch wurde nach dem Bilde Gottes geschaffen und als solcher ist er grundsätzlich in der Lage auf der Basis der Offenbarungen mit seinem natürlichen Verstand dem Willen Gottes nachzuspüren und diesen in einer für Menschen verständlichen Art und Weise und auf Basis seines unerschütterlichen Glaubens an Gott darzulegen. Dies ist die Aufgabe der theologischen Wissenschaft. Zitieren
SteRo Geschrieben 23. März Autor Melden Geschrieben 23. März Am 18.3.2025 um 09:49 schrieb SteRo: Finde ich gar nicht, denn er lässt Leid ja aus sehr vielfältigen Gründen zu: Demonstrationszwecke, Bestrafung, Prüfung, in Form Jesus Chrisi als Weg ... in allen Fällen aber kann aus Übel großes Gut entstehen, und so ist das Übel Leid Teil der Heilsordnung. Wobei man sehen muss, dass Demonstration, also Belehrung anderer, mit Bestrafung und Prüfung Dritter verbunden sein kann, aber auf jeden Fall mit dem Leid Jesus Christi verbunden ist. Aufgrund der Natur seines Glaubens ist der Christ in einer privilegierten Position, sowohl was das von ihm beobachtbare objektive Leid angeht als auch insofern er selbst von subjektivem Leid betroffen ist. Das Privileg besteht in den beiden theologischen Tugenden Glauben und Hoffnung. Kommt auch noch die theologische Tugend der Liebe dazu, dann transzendiert diese weit effektiver noch als Glauben und Hoffen das Leid aufgrund des Seins des heiligen Geistes. Die kognitive Verarbeitung von Leid eines Nicht-Gläubigen kann sich ein wahrhaft gläubiger Christ wohl gar nicht vorstellen, weil er sich Glauben und Hoffnung nicht einfach "wegdenken" kann. Natürlich ist immer das Leid von wahrhaft Unschuldigen eine besondere Herausforderung. Oben wurde ja bereits die Instrumentalisierung von unschuldigen Kindern zum Zwecke einer möglichen Bestrafung oder Prüfung ihrer Eltern und der etwaigen damit einhergehenden Belehrung Dritter angesprochen. Wenn wir für den Moment die Eltern beiseite lassen, so ist doch der Aspekt der Unschuld in Verbindung mit Leid in diesem Falle identisch mit dem Fall des Leidens von Jesus Christus. Unschuldiges Leiden als solches ist demnach nichts anderes als eine Wiederholung des Leidens Jesu Christi. So mag man doch denken, dass auch das Verdienst unschuldigen Leidens mit dem Jesu Christi identisch sein wird: die Auferstehung am jüngsten Tage, unmittelbar nach dem Tode aber das Auffahren der unschuldigen Seele ins Himmelreich, ein Privileg, welches selbst wahrhaft gläubigen und entsprechend lebenden Christen in der Regel nicht zuteil werden wird ohne vorheriges Leiden im Purgatorium, weil ihnen diese Unschuld fehlt. Zitieren
mn1217 Geschrieben 23. März Melden Geschrieben 23. März (bearbeitet) So,jetzt mache ich mich mal unbeliebt, denn ich denke,manche Dinge und Phänomene gibt es einfach ohne "Wozu hat Gott das gemacht". Leider oder Schmerz existieren. Sie werden unter bestimmten Umständen gespürt. Da dieses Gefühl unangenehm ist,möchten wir es vermeiden. Die " Funktion" ist am Ehesten : Überleben. bearbeitet 23. März von mn1217 Zitieren
Jakobgutbewohner Geschrieben 23. März Melden Geschrieben 23. März Am 27.9.2024 um 10:54 schrieb mn1217: Klar,solche,die empathielos zu gesundheitlichen Pribkemen sagen: "Das Leben ist kein Ponyhof" und eibe generell gut funktionierende und verträgliche Impfung schlechtreden,sind ein Problem. Steckt dahinter ein grundsätzlich eher materialistisches Weltbild? Zitieren
Einsteinchen Geschrieben 24. März Melden Geschrieben 24. März Jesus selbst hat gelitten, um das Leiden aufzulösen. Die Frage ist, ob er jetzt auch noch leidet. Zitieren
SteRo Geschrieben 24. März Autor Melden Geschrieben 24. März vor 20 Stunden schrieb mn1217: So,jetzt mache ich mich mal unbeliebt, denn ich denke,manche Dinge und Phänomene gibt es einfach ohne "Wozu hat Gott das gemacht". Leider oder Schmerz existieren. Sie werden unter bestimmten Umständen gespürt. Da dieses Gefühl unangenehm ist,möchten wir es vermeiden. Die " Funktion" ist am Ehesten : Überleben. Es macht keinen Sinn hier einfach was reinzurufen ohne das bereits Erörterte zu beachten. Theologie ist eine [Geistes-]Wissenschaft. Zitieren
SteRo Geschrieben 24. März Autor Melden Geschrieben 24. März vor einer Stunde schrieb Einsteinchen: Jesus selbst hat gelitten, um das Leiden aufzulösen. Die Frage ist, ob er jetzt auch noch leidet. Der Kontext dieser Bemerkung ist mir nicht ganz klar. Was auch immer wir unter "Leiden auflösen" in dieser Aussage verstehen mögen, das objektive Leid hat er nachweislich nicht aufgelöst und bzgl. des subjektiven Leids war er auch nicht erfolgreich, wenn wir der Rede jener Glauben schenken, die angeben, dass sie leiden, obgleich objektiv kein Leid an/bei ihnen feststellbar ist. Vielleicht wäre es also besser zu sagen: Jesus Christus hat das Leid als Weg zum Heil geoffenbart, weil das Heil ja nicht in diesem irdischen Leben (zu dem Leid notwendigerweise gehört) geschenkt wird. Und zu Letzterem ist zu sagen: da der Mensch Jesus ja bereits kurz nach dem Tode auferstanden ist (was "normalen" Menschen so gar nicht widerfahren kann - mal abgesehen von der Jungfrau Maria gemäß speziellem RK-Glauben), verweilt er in übernatürlicher Seligkeit. Im "Himmelreich" gibt's kein Leid. Zitieren
Jakobgutbewohner Geschrieben 24. März Melden Geschrieben 24. März vor 2 Stunden schrieb Einsteinchen: Die Frage ist, ob er jetzt auch noch leidet. "Heute trat ich in die Bitterkeit des Leidens Jesu ein. Ich litt rein geistig; ich erkannte, wie furchtbar die Sünde ist. Der Herr gab mir den ganzen Abscheu gegenüber der Sünde zu erkennen. Innerlich, in der Tiefe meiner Seele, erkannte ich, wie fürchterlich auch die kleinste Sünde ist, wie sehr sie die Seele Jesu quält." Heilige Faustyna, Tagebuch 1016 "[Jesus:] >Schreibe es für alle Ordensleute auf, dass es Meine Wonne ist, in der heiligen Kommunion in ihre Herzen zu kommen. Wenn da aber ein anderer ist, kann Ich es nicht ertragen und gehe schnellstens hinaus, wobei ich alle vorbereiteten Gaben und Gnaden mitnehme. Die Seele merkt Mein Hinausgehen nicht. Nach einiger Zeit wird sie auf ihre innere Leere und Unzufriedenheit aufmerksam. Würde sie sich dann Mir zuwenden, wäre Ich ihr behilflich, das Herz zu reinigen. Ich würde in dieser Seele alles vollenden; doch ohne ihr Wissen und Einverständnis kann Ich im Herzen nicht haushalten.<" Heilige Faustyna, Tagebuch 1683 Zitieren
SteRo Geschrieben 25. März Autor Melden Geschrieben 25. März vor 20 Stunden schrieb Jakobgutbewohner: "Heute trat ich in die Bitterkeit des Leidens Jesu ein. Ich litt rein geistig; ich erkannte, wie furchtbar die Sünde ist. Der Herr gab mir den ganzen Abscheu gegenüber der Sünde zu erkennen. Innerlich, in der Tiefe meiner Seele, erkannte ich, wie fürchterlich auch die kleinste Sünde ist, wie sehr sie die Seele Jesu quält." Heilige Faustyna, Tagebuch 1016 Das ist sehr gut ausgedrückt, wobei man sich bzgl. der Zeitlichkeit nicht von der eigenen Konditioniertheit in die Irre führen lassen darf. Denn für den wahrhaft gläubigen Christen ist das Leiden Christi, seine Folter und Kreuzigung nicht Vergangenheit sondern endlose Gegenwart (in diesem irdischen Leben). Sein Selbstopfer zum Zwecke des Zeugnisses vom irdischen Leben als lediglich Phase der Prüfung und Bewährung ist ewig. Und so ist auch das, was ihn zu seiner Opfergabe antrieb, nämlich die Ungerechtigkeit und Sündhaftigkeit der irdischen Menschen für ihn eine größere Qual als die Qual seines Opfers, welches ja den Weg weist für die anderen, die bereit sind zu sehen. Zitieren
SteRo Geschrieben 25. März Autor Melden Geschrieben 25. März vor 20 Stunden schrieb Jakobgutbewohner: "[Jesus:] >... Wenn da aber ein anderer ist, kann Ich es nicht ertragen und gehe schnellstens hinaus, wobei ich alle vorbereiteten Gaben und Gnaden mitnehme. Die Seele merkt Mein Hinausgehen nicht. Nach einiger Zeit wird sie auf ihre innere Leere und Unzufriedenheit aufmerksam. Würde sie sich dann Mir zuwenden, wäre Ich ihr behilflich, das Herz zu reinigen. Ich würde in dieser Seele alles vollenden; doch ohne ihr Wissen und Einverständnis kann Ich im Herzen nicht haushalten.<" Heilige Faustyna, Tagebuch 1683 Eine schöne allegorische Beschreibung des wesentlichsten Teils der theologischen Gnadenlehre: Gott will geben, aber die Gabe muss freiwillig angenommen werden. Zitieren
Jakobgutbewohner Geschrieben 25. März Melden Geschrieben 25. März vor 8 Stunden schrieb SteRo: Denn für den wahrhaft gläubigen Christen ist das Leiden Christi, seine Folter und Kreuzigung nicht Vergangenheit sondern endlose Gegenwart (in diesem irdischen Leben). Die Frage ist vielleicht, ob dabei etwas im Jetzt wirkt und ob dieses Wirken im Jetzt mit Jesus Christus Verbindung hat, was es für ihn jetzt auch zum Erleben macht. Zitieren
Alfons Geschrieben 25. März Melden Geschrieben 25. März Am 21.3.2025 um 09:13 schrieb SteRo: So ist es also die Kombination von Naturgesetzlichkeiten und freien Willensentscheidungen, die zu Leid führen. Gott verantwortet aber nur die Naturgesetzlichkeiten und ist daher für das Leid nicht verantwortlich. Ich denke, der erste dieser beiden Sätze - also dass eine Kombination aus freien Willensentscheidungen und Naturgesetzlichkeiten zu Leid führen - ist in seiner Grundsätzlichkeit sachlich nicht richtig. Nehmen wir als Beispiel den Tsunami am 26. Dezember 2004 im Indischen Ozean, ausgelöst durch ein Seebeben vor der Westküste von Sumatra. Durch die Flutwellen starben 226.408 Menschen. Ein entsetzliches Geschehen, ein unendlich erscheinendes Leid. Seebeben sind ein naturgesetzliches Geschehen, Flutwellen gehorchen den Naturgesetzen, nicht dem freien Willen. Eine "freie Willensentscheidung" der ertrunkenen oder zermalmten Menschen, die zu ihrem Tod geführt haben soll, kann ich nicht erkennen. Wenn Gott, wie in dem zweiten Satz oben postuliert wird, die Naturgesetzlichkeiten verantwortet, wäre nach dieser Logik allein Gott für das Leid der über 200.000 Opfer und der überlebenden Angehörigen verantwortlich. Zitieren
SteRo Geschrieben 26. März Autor Melden Geschrieben 26. März vor 14 Stunden schrieb Alfons: Ich denke, der erste dieser beiden Sätze - also dass eine Kombination aus freien Willensentscheidungen und Naturgesetzlichkeiten zu Leid führen - ist in seiner Grundsätzlichkeit sachlich nicht richtig. Nehmen wir als Beispiel den Tsunami am 26. Dezember 2004 im Indischen Ozean, ausgelöst durch ein Seebeben vor der Westküste von Sumatra. Durch die Flutwellen starben 226.408 Menschen. Ein entsetzliches Geschehen, ein unendlich erscheinendes Leid. Seebeben sind ein naturgesetzliches Geschehen, Flutwellen gehorchen den Naturgesetzen, nicht dem freien Willen. Eine "freie Willensentscheidung" der ertrunkenen oder zermalmten Menschen, die zu ihrem Tod geführt haben soll, kann ich nicht erkennen. Wenn Gott, wie in dem zweiten Satz oben postuliert wird, die Naturgesetzlichkeiten verantwortet, wäre nach dieser Logik allein Gott für das Leid der über 200.000 Opfer und der überlebenden Angehörigen verantwortlich. Es unterliegt der freien Willensentscheidung von Menschen sich an bestimmten Orten wohnhaft niederzulassen oder an bestimmten Orten Urlaub zu machen. Zitieren
Alfons Geschrieben 26. März Melden Geschrieben 26. März vor 58 Minuten schrieb SteRo: Es unterliegt der freien Willensentscheidung von Menschen sich an bestimmten Orten wohnhaft niederzulassen oder an bestimmten Orten Urlaub zu machen. Das halte ich für eine extrem schwache Ausrede. Bei dem Tsunami im Dezember 2004 sind, wie erwähnt, über 200.000 Menschen gestorben. Die meisten in Indonesien, aber auch in Indien, Thailand und Sri Lanka waren es zehntausende. Die sind nach deiner Argumentation dann selber schuld, warum leben sie auch dort und dann noch in Küstennähe? Nun, die meisten sind ja nicht dort hin gezogen, sie haben sich nicht in freier Willensentscheidung dort angesiedelt, wie du schreibst. Sie haben immer dort gewohnt. Die Babys, die ertrunken sind - war es deren freie Willensentscheidung, in Indien zur Welt zu kommen oder auf Sumatra, anstatt in Paderborn oder Stadtallendorf? Hätten alle Menschen an den Küsten rund um den Indischen Ozean sich mit freiem Willen entscheiden müssen, auszuwandern, weil irgendwann einmal eine schreckliche Flut kommen könnte, wie es seit Menschengedenken keine gab? Erdbeben, Wirbelstürme, Vulkanausbrüche - an Naturkatastrophen sind einzelne Menschen nicht schuld und alle Menschen zusammen auch nur, wenn die Klimaveränderung zur Katastrophe beigetragen hat, wie bei der Flut 2021 im Ahrtal. Und auch am sichersten Ort der Welt kann dir ein Ziegelstein auf den Kopf fallen oder ein morscher Ast. Das ist nicht deine freie Willensentscheidung. Zitieren
Jakobgutbewohner Geschrieben 26. März Melden Geschrieben 26. März (bearbeitet) Am 18.3.2025 um 11:03 schrieb Jakobgutbewohner: Du bist tief überzeugt davon, daß irdisches Dasein, irdisches Wohlleben mehr Bedeutung hat als Erleuchtung oder vielleicht ewige Seligkeit? Mir fiele dann vielleicht schwer zu verstehen, wieso du dich mit Religion beschäftigst. Worauf läuft deine Position dazu hinaus? Das irdische Dasein sei Selbstzweck? @Alfons Magst du darauf noch antworten? bearbeitet 26. März von Jakobgutbewohner Zitieren
SteRo Geschrieben 26. März Autor Melden Geschrieben 26. März vor 31 Minuten schrieb Alfons: Das halte ich für eine extrem schwache Ausrede. Das ist keine Ausrede, sondern eine Klarstellung/Bestätigung der Kausalität 'Naturgesetzlichkeit + freie Willensentscheidungen -> Leid' vor 31 Minuten schrieb Alfons: Bei dem Tsunami im Dezember 2004 sind, wie erwähnt, über 200.000 Menschen gestorben. Die meisten in Indonesien, aber auch in Indien, Thailand und Sri Lanka waren es zehntausende. Die sind nach deiner Argumentation dann selber schuld, warum leben sie auch dort und dann noch in Küstennähe? Nun, die meisten sind ja nicht dort hin gezogen, sie haben sich nicht in freier Willensentscheidung dort angesiedelt, wie du schreibst. Sie haben immer dort gewohnt. Die Babys, die ertrunken sind - war es deren freie Willensentscheidung, in Indien zur Welt zu kommen oder auf Sumatra, anstatt in Paderborn oder Stadtallendorf? Hätten alle Menschen an den Küsten rund um den Indischen Ozean sich mit freiem Willen entscheiden müssen, auszuwandern, weil irgendwann einmal eine schreckliche Flut kommen könnte, wie es seit Menschengedenken keine gab? Erdbeben, Wirbelstürme, Vulkanausbrüche - an Naturkatastrophen sind einzelne Menschen nicht schuld und alle Menschen zusammen auch nur, wenn die Klimaveränderung zur Katastrophe beigetragen hat, wie bei der Flut 2021 im Ahrtal. Und auch am sichersten Ort der Welt kann dir ein Ziegelstein auf den Kopf fallen oder ein morscher Ast. Das ist nicht deine freie Willensentscheidung. Ich würde es vermeiden in diesem Kontext von "schuld" zu sprechen (auch nicht "selber schuld"), so wie es die undifferenzierende Umgangssprache tut, weil in unserem Kontext das Wort "schuld" auf nur eine von mehreren möglichen Motiven verweist, nämlich Leid als Strafe. Auch der Umstand, dass ggf. freie Willensentscheidungen von Vorfahren im Spiel sind, hebe die Kausalität 'Naturgesetzlichkeit + freie Willensentscheidungen -> Leid' nicht auf. Ich darf die bisher erwähnten Motive von Leid wiederholen: 1. Demonstration (Belehrung), dass in diesem irdischen Leben wahres Glück und Leidfreiheit nicht zu finden sind. 2. Bestrafung für Sünden. 3. Prüfung (siehe Hiob). 4. Leid als Weg (Zeugnis Jesus Christi). Die Tsunamikatastrophe kann uns Nichtbetroffenen Belehrung und gleichzeitig Bestrafung (und Belehrung) oder Prüfung (und Belehrung) oder Weg für Betroffene sein. Dann darf ich wiederholen, was ich oben bereits erwähnt habe: In einem Leben ist niemals eine einzige isolierte Willensenscheidung determinierend für Leid, weil jeder freien Willensentscheidung zahlreiche andere freien Willensentscheidungen vorhergehen, welche die folgenden natürlich auch beeinflussen können. Du musst deinen Blick etwas weiten und dich vor affektiver Vereinfachung hüten. Zitieren
Jakobgutbewohner Geschrieben 26. März Melden Geschrieben 26. März vor einer Stunde schrieb Alfons: Erdbeben, Wirbelstürme, Vulkanausbrüche - an Naturkatastrophen sind einzelne Menschen nicht schuld und alle Menschen zusammen auch nur, wenn die Klimaveränderung zur Katastrophe beigetragen hat Hast du inzwischen 3. Mo 26 (gerne zusammen mit 5. Mo 28) nocheinmal angesehen? Zitieren
Ennasus Geschrieben 26. März Melden Geschrieben 26. März (bearbeitet) vor einer Stunde schrieb SteRo: Ich darf die bisher erwähnten Motive von Leid wiederholen: 1. Demonstration (Belehrung), dass in diesem irdischen Leben wahres Glück und Leidfreiheit nicht zu finden sind. 2. Bestrafung für Sünden. 3. Prüfung (siehe Hiob). 4. Leid als Weg (Zeugnis Jesus Christi). Die Tsunamikatastrophe kann uns Nichtbetroffenen Belehrung und gleichzeitig Bestrafung (und Belehrung) oder Prüfung (und Belehrung) oder Weg für Betroffene sein. Du musst deinen Blick etwas weiten und dich vor affektiver Vereinfachung hüten. Dann darf ich dazu auch mal was sagen: Ich halte das, was du hier schreibst, nicht nur für falsch und so wie es da steht, für den Ausdruck eines fatal falsch verstandenen jüdisch/christlichen Menschen- und Gottesbildes, sondern für zynisch und für einen Beleg dafür, dass das du deinen Ratschlag im letzten Satz am besten auf dich selbst anwenden solltest. Leid ist - wie mn 1217 geschrieben hat - etwas, das oft einfach geschieht und wofür es oft keine Erklärung gibt. Diese Nichterklärbarkeit auszuhalten, braucht allerdings die Bereitschaft, sich Nichtverstehen einzugestehen und die Kraft, die daraus entstehende Ohnmacht auszuhalten. Ein Gott, der so handeln würde, wie du es dir erklärst, wäre unvereinbar mit einem Gott, der "die Liebe" ist. bearbeitet 26. März von Ennasus 1 Zitieren
Flo77 Geschrieben 26. März Melden Geschrieben 26. März vor 51 Minuten schrieb Ennasus: Diese Nichterklärbarkeit auszuhalten, braucht allerdings die Bereitschaft, sich Nichtverstehen einzugestehen und die Kraft, die daraus entstehende Ohnmacht auszuhalten. Jedes Leid ist erklärbar. "Leid" ist zunächsteinmal nur eine subjektive Bewertung durch das menschliche Gehirn. Nur in der Empathie für andere oder im eigenen Erleben ist Leid überhaupt existent. Für alles, was innerhalb dieser Welt passiert gibt es eine logische Ursache, die letztlich auf den Grundaufbau unseres Universums zurückzuführen ist. Unsere ganze Welt beruht auf einem Zusammenspiel von Aktion und Reaktion und dadurch werden halt auch Erdbeben, Tsunamis, Epidemien, Krebserkrankungen, etc. ausgelöst. Für die Weltordnung Ausdruck ihrer Wirkungsweise für den Menschen Ereignisse denen ein subjektives Empfinden beigelegt wird. Wobei weder ein Erdbeben noch eine Flutwelle ein Bewusstsein haben, daß es ihnen ermöglichen würde, zwischen Gut und Böse zu wählen. Worüber sich die Gelehrten wohl noch immer streiten ist die Frage, ob Aktionen und Reaktionen grundsätzlich vorherbestimmt sind und der Lauf der Welt mit dem Urknall bereits in voller Länge prädestiniert war oder ob die Abfolge durch "zufällige" Einflüsse verändert werden kann. Nehmen wir der Einfachheit halber letzteres an. Man könnte dem Schöpfer nun vorwerfen, daß die Grundordnung der Welt Dinge zulässt/verursacht, die der Mensch als "Leid" wahrnimmt (was von Mensch zu Mensch variieren kann), aber mit Blick auf die Grundordnung stellt sich dann die Frage, ob diese "Kollateralschäden" zu vermeiden nicht eine völlig andere Welt bedeutet hätte, in der wir auch nicht die wären, die wir sind. Insofern finde ich, daß bei Micha und auch in der Didaché durchaus sinnvoll formuliert ist (sinngemäß) "geh einfach Deinen Weg mit Gott" im Sinne eines "Gott ist immer da, auch wenn Welt gerade gegen dich zu sein scheint, was sich aber eh nur in Deinem Kopf abspielt". 1 Zitieren
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