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Umgang mit atheistisch geprägten Apologeten


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Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb Weihrauch:

Ich denke, das ist eher der Bequemlichkeit im Alltagsgeschäft geschuldet, statt der Eitelkeit. So spreche ich auch vom Evangelisten, oder von Markus, weil man nicht immer auf alles hinweisen kann. Wenn man die Vernunft in Glaubensdingen seit Jahrhunderten hochhält, dürfte man bei seinen Zuhörern solche Basics der Theologie als Grundwissen voraussetzen.

 

Das ist ja gerade der Witz - für Dich scheint es selbstverständliches "Wissen" zu sein, daß Markus als einzelne Person nicht der Verfasser des kürzesten Evangeliums sei. Allerdings habe ich schon von mehreren Quellen gehört, daß keine einzige Handschrift mit dem Beginn dieses Evangeliums bekannt sei, welche nicht Markus als Verfasser nennt (u.a. gehört von Dr. John Bergsma).

Geschrieben
vor 1 Minute schrieb rorro:

 

Frag Nannyogg.

Kommt darauf an: Für mich langt es, die Bibel zu lesen und das Anliegen der Autorinnen und Autoren ernst zu nehmen ohne ihnen nachzutragen, dass die historischen Fakten nicht immer korrekt sind. Ich erlaube mir, einige Autoren für ausgemachte Dumpfbacken zu halten, speziell Esra und Nehemia, deren Anliegen ich nachvollziehen, aber definitiv nicht in Gänze teilen kann (wie auch die Autoren der Bücher Jona und Rut).

 

Andere haben vermutlich jetzt Schnappatmung, wenn sie das lesen, und ordnen diese Art von Bibeltreue vielleicht in die Kategorie "Häresie" ein.

 

Ich persönlich neige in diesem Falle dazu, den Begriff "Bibeltreue" auch auf das altorientalische Weltbild, das der Bibel zugrunde liegt, als Must-Have auszudehnen. Leider sind da die meisten Bibeltreuen dann doch nicht so bibeltreu.

Geschrieben
vor 3 Minuten schrieb rorro:

 

Das ist ja gerade der Witz - für Dich scheint es selbstverständliches "Wissen" zu sein, daß Markus als einzelne Person nicht der Verfasser des kürzesten Evangeliums sei. Allerdings habe ich schon von mehreren Quellen gehört, daß keine einzige Handschrift mit dem Beginn dieses Evangeliums bekannt sei, welche nicht Markus als Verfasser nennt (u.a. gehört von Dr. John Bergsma).

Es gibt aber keine Handschrift, in der klar innerhalb des Textes der Autor sagt, er sei Markus (gilt auch für die anderen Evangelisten).

 

Damit steht man vor dem Dilemma, ob der außerbiblische Hinweis auf alten Handschriften, Markus etc. sei der Verfasser, nun auch zur Verbalinspiration gehört oder nicht.

Jakobgutbewohner
Geschrieben
vor 5 Minuten schrieb nannyogg57:

ernst zu nehmen

Vielleicht erzählst du nach allerlei Verkopftem mal etwas dazu, was Gott für dich persönlich in deinem Leben bedeutet?

Geschrieben
vor 31 Minuten schrieb rorro:

 

Die Welt hat ja erlebt, was passiert, wenn ein Papst (hier Benedikt XVI.) sein Auditorium (eben die Welt) bei seiner Regensburger Rede falsch einschätzt. Gestorben deswegen ist mindestens eine Ordensfrau.

 

Also: wenn ich nicht jeden persönlich kenne, zu dem ich rede, darf ich die Zuhörer nicht überschätzen. (Und als Papst ist eh jedes Wort weltöffentlich)

Bei diesem Thema sollte man die Erwartungen auf mindestens minus 100 setzen.


Werner

Geschrieben
vor 22 Minuten schrieb Jakobgutbewohner:

Vielleicht erzählst du nach allerlei Verkopftem mal etwas dazu, was Gott für dich persönlich in deinem Leben bedeutet?

Nein.

 

Dir definitiv nicht, ich vertraue dir nicht.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 33 Minuten schrieb nannyogg57:

Es gibt aber keine Handschrift, in der klar innerhalb des Textes der Autor sagt, er sei Markus (gilt auch für die anderen Evangelisten).

 

Warum sollte es auch? Es geht ja in den Evangelien nicht um Markus. Das "Signieren" eigener Werke war eben nicht üblich.

 

Mir persönlich ist es schnuppe, ob jemand glaubt, Markus sei der Verfasser oder nicht - was mich stört ist, wenn eine von der Tradition abweichende Meinung (die in diesem Fall keine Belege liefert, also die abweichende Meinung) als "wissenschaftliche Wahrheit" verkauft wird.

 

vor 33 Minuten schrieb nannyogg57:

Damit steht man vor dem Dilemma, ob der außerbiblische Hinweis auf alten Handschriften, Markus etc. sei der Verfasser, nun auch zur Verbalinspiration gehört oder nicht.

 

Wieso außerbiblisch? Wenn die Handschriften des Mk-Ev, die bekannt sind und den Anfang drin haben, alle Markus nennen, dann ist das nicht außerbiblisch. Wenn noch außerbiblische dazu kommen, die das bestätigen, ja dann haben die Verneiner einen schweren Stand. Das hat mit Verbalinspiration nichts zu tun.

bearbeitet von rorro
Geschrieben
vor 4 Stunden schrieb rorro:

Das alles hat nichts mit der wiss. Methodik zu tun, sondern nur mit der Eitelkeit der Menschen

 

Und damit, dass der Mensch gerne klare und ein´eindeutige Antworten hat, in allen Lebensbereichen.

 

vor 54 Minuten schrieb Jakobgutbewohner:

Ich glaube, es ist hiermit deutlich geworden, daß du dich nicht ernsthaft mit dem Anliegen dieses Threads auseinandersetzen möchtest.

 

Wieso? Ich habe doch genau zu dem Anliegen des Threads differenziert Stellung genommen?

Jakobgutbewohner
Geschrieben

  

Am 14.4.2025 um 06:42 schrieb Jakobgutbewohner:

Vielleicht hast du persönlich den Thread nicht ganz gelesen, ich zitiere nocheinmal:

Am 8.4.2025 um 16:03 schrieb Jakobgutbewohner:

Dieser atheistisch geprägte Ansatz bewertet im Grunde religionswissenschaftlich, nicht wirklich theologisch. Er geht an religiöse Quellen tendenziell heran wie Geschichtswissenschaftler an alte Legendenüberlieferungen, die dabei alles was heute allgemein für nicht "real" gehalten wird dann auch als Märchen, Lüge oder metaphorisch deutet.

Am 11.4.2025 um 11:28 schrieb Jakobgutbewohner:

Diese "Theologie" hinterfragt aber nicht normal, wie es Christen schon immer taten. In ihrem Rahmen wurde z.B. das Markusevangelium spät datiert, da 13,7 "wissenschaftlich korrekt" eben als etwas gedeutet wurde, das vorher nicht gewußt werden konnte. So wird dann Prophetie, die eintritt, zu einem Kriterium, daß der Text erst nach dem Eintreten der darin enthaltenen Prophetie entstanden sein könne.

vor 19 Stunden schrieb Jakobgutbewohner:

Es wirkt ziemlich merkwürdig auf mich, wenn du da nun so einige Absätze lang antwortetest ohne auf die nocheinmal direkt zuvor zitierten Aussagen aus früheren Beiträgen einzugehen.

vor 13 Minuten schrieb iskander:

Ich habe doch genau zu dem Anliegen des Threads differenziert Stellung genommen?

Das erkenne ich nicht.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 23 Minuten schrieb rorro:

Mir persönlich ist es schnuppe, ob jemand glaubt, Markus sei der Verfasser oder nicht - was mich stört ist, wenn eine von der Tradition abweichende Meinung (die in diesem Fall keine Belege liefert, also die abweichende Meinung) als "wissenschaftliche Wahrheit" verkauft wird.

 

Also das finde ich jetzt nicht nett von dir, dass du mir mit solch rhetorischem Mist um die Ecke kommst, und solchen Unterstellungen. Ich habe Markus mit dem Zitat von Theißen / Merz zusammen erwähnt, in dem wissenschaftliche Erkenntnisse gerade nicht als Wahrheit verkauft werden. Um den Ball flach zu halten, und sachlich zu bleiben habe ich mir beim Schreiben des Beitrags verkniffen, auf den ständigen Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche zu verweisen, obwohl ich gestehen muss, dass mich das sehr gejuckt hat. 

 

Ich weiß nicht, ob es Gott gibt. Dreh mir mit der Wahrheit deiner Kirche nen Strick draus.

bearbeitet von Weihrauch
Geschrieben
vor einer Stunde schrieb nannyogg57:

Und Paulus greift nun mal auf die Septuaginta zurück, so wie übrigens auch die Evangelisten.

Mit den bekannten Folgen.

Geschrieben (bearbeitet)

@Jakobgutbewohner

 

Du beziehst Dich hier allerdings auf eine bestimmte inhaltlich-theologische Sichtweise, die wohl über die historisch-kritische Methode im engeren Sinne hinausgeht. Es mag zwar tatsächlich viele Anwender der historisch-kritischen Methode geben, die bestimmte theologische Annahmen machen, die beispielsweise nicht mit der offiziellen kath. Theologie vereinbar sind - aber das ist wohl nicht zwingend, wie bereits daraus erhellt, dass auch die kath. Kirche die historisch-kritische Methode akzeptiert. 

 

Ich hatte ja auch extra angemerkt, dass es einen ganz einheitlichen Begriff der historisch-kritischen Methode womöglich nicht gibt (dass verschiedene Leute den Begriff abweichend gebrauchen); und ich hatte auch ein Zitat von Scott Hahn hinzugefügt, der eine ganz ähnliche Kritik an großen Teilen der aktuellen Bibel-Wissenschaft äußert wie Du.

bearbeitet von iskander
Geschrieben (bearbeitet)
vor 29 Minuten schrieb rorro:

 

Warum sollte es auch? Es geht ja in den Evangelien nicht um Markus. Das "Signieren" eigener Werke war eben nicht üblich.

 

Mir persönlich ist es schnuppe, ob jemand glaubt, Markus sei der Verfasser oder nicht - was mich stört ist, wenn eine von der Tradition abweichende Meinung (die in diesem Fall keine Belege liefert, also die abweichende Meinung) als "wissenschaftliche Wahrheit" verkauft wird.

 

 

Wieso außerbiblisch? Wenn die Handschriften des Mk-Ev, die bekannt sind und den Anfang drin haben, alle Markus nennen, dann ist das nicht außerbiblisch. Wenn noch außerbiblische dazu kommen, die das bestätigen, ja dann haben die Verneiner einen schweren Stand. Das hat mit Verbalinspiration nichts zu tun.

Ich denke, das mit dem Unterschied zwischen wissenschaftlicher "Wahrheit" und wissenschaftlicher These, die je nachdem mehr oder weniger evidenzbasiert sein kann, haben wir geklärt.

 

Und es gibt unter den Exegetinnen und Exegeten durchaus steile Thesen, die btw. nicht von den armen Gläubigen, sondern von den Inhabern und Inhaberinnen konkurrierender Lehrstühle kritisiert und zerlegt werden.

 

Besagter oben kurz erwähnter evangelischer Professor, der die Vita des Heiligen Korbinians mit historisch-kritischer Methode untersuchte und sich zu der These verstieg - horrible dictu! -, der Heilige sei nie über die Grenzen Südtirols gekommen, geschweige denn, er habe Freising je betreten, wurde von den historisch etwas sattelfesteren Kolleginnen und Kollegen dahingehend und gründlich auseinander genommen. Er hatte sich fast ausschließlich auf literarische Quellen gestützt, aber so isses halt nun mal.

bearbeitet von nannyogg57
Geschrieben (bearbeitet)
vor 2 Stunden schrieb Werner001:

Was dann allerdings darauf hindeuten würde, dass er eine der beiden Sprachen nicht wirklich konnte.

In irgendeiner Sprache muss er sich ja mit Jakob, Judas, Simon, Simon bar Jona etc. verständig haben können. Und da ich deren Griechisch für quasi non-existent vermute, wird es wohl aramäisch (oder hebräisch) gewesen sein. Daß er Griechisch in Wort und Schrift beherrschte legen seine Briefe ja durchaus offen. Eine gewisse Zwei- oder Dreisprachigkeit muss man ihm wohl auf jeden Fall zugestehen. Ob der Jude in ihm aber wirklich verstand, daß die Griechen ihn missverstanden (missverstehen mussten), muss wohl offen bleiben.

bearbeitet von Flo77
Geschrieben
vor 1 Minute schrieb Flo77:

In irgendeiner Sprache muss er sich ja mit Jakoov, Judas, Simon, Simon bar Jona etc. verständig haben können. Und da ich deren Griechisch für quasi non-existent vermute, wird es wohl aramäisch (oder hebräisch) gewesen sein. Daß er Griechisch in Wort und Schrift beherrschte legen seine Briefe ja durchaus offen. Eine gewisse Zwei- oder Dreisprachigkeit muss man ihm wohl auf jeden Fall zugestehen. Ob der Jude in ihm aber wirklich verstand, daß die Griechen ihn missverstanden (missverstehen mussten), muss wohl offen bleiben.

 

Ich kann mich jetzt irren, aber ich meine mich dunkel zu erinnern, dass im oströmischen Reiche das Koine-Griechisch weithin gesprochen und verstanden wurde. Jedenfalls hatten die Juden ja auch lange mit hellenistischen Reichen zu tun.

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Jakobgutbewohner:

Eta Linnemann, die sich nach einem Erweckungserlebnis von der Häresie losgesagt und ihre häretischen Schriften zurückgerufen hatte, betonte z.B. diesen Faktor entschieden:

 

Ich habe Original und Fälschung auch gelesen, weil ich mir "beide Seiten", und nicht nur eine ansehe. Weißt du was ich mir dabei dachte? Um es mit deinen Worten zu sagen: Wie schön, dass sie auf beiden Seiten der Häresie an Gott geglaubt hat.  

Geschrieben
vor 2 Minuten schrieb Flo77:

In irgendeiner Sprache muss er sich ja mit Jakoov, Judas, Simon, Simon bar Jona etc. verständig haben können. Und da ich deren Griechisch für quasi non-existent vermute, wird es wohl aramäisch (oder hebräisch) gewesen sein. Daß er Griechisch in Wort und Schrift beherrschte legen seine Briefe ja durchaus offen. Eine gewisse Zwei- oder Dreisprachigkeit muss man ihm wohl auf jeden Fall zugestehen. Ob der Jude in ihm aber wirklich verstand, daß die Griechen ihn missverstanden (missverstehen mussten), muss wohl offen bleiben.

Hebräisch ganz sicher nicht, das war damals keine Sprache, in der man sich unterhielt. Aramäisch dürfte es gewesen sein.

Ob der Jude in ihm verstand, dass die Griechen ihn missverstehen mussten, oder ob er selbst schon missverstand (er war ja im griechischen Kulturkreis sozialisiert), wird sich nicht sagen lassen.

Überhaupt, was bedeutet denn „missverstehen“? Das setzt ja voraus, dass es ein objektiv richtiges Verständnis geben muss. Aber was ist das?

Verstehen sich Aschkenasim und Sephardim richtig? Oder miss? Wer hat das „richtige“ Verständnis?

 

Werner

Geschrieben
vor 3 Minuten schrieb iskander:

 

Ich kann mich jetzt irren, aber ich meine mich dunkel zu erinnern, dass im oströmischen Reiche das Koine-Griechisch weithin gesprochen und verstanden wurde. Jedenfalls hatten die Juden ja auch lange mit hellenistischen Reichen zu tun.

Generell wird Koine im Ostteil des Reiches - und wahrscheinlich auch in Teilen des Westens - Lingua franca gewesen sein (sonst hätte Paulus nicht auf griechisch an die Kirche in Rom schreiben können). Ob aber die Griechisch-Kenntnisse jüdischer Fischer und Sektierer ein nennenswertes Niveau erreichten, hat für mich ein großes Fragezeichen. 

Geschrieben
vor 1 Minute schrieb Werner001:

Hebräisch ganz sicher nicht, das war damals keine Sprache, in der man sich unterhielt. Aramäisch dürfte es gewesen sein.

Ob der Jude in ihm verstand, dass die Griechen ihn missverstehen mussten, oder ob er selbst schon missverstand (er war ja im griechischen Kulturkreis sozialisiert), wird sich nicht sagen lassen.

Überhaupt, was bedeutet denn „missverstehen“? Das setzt ja voraus, dass es ein objektiv richtiges Verständnis geben muss. Aber was ist das?

Verstehen sich Aschkenasim und Sephardim richtig? Oder miss? Wer hat das „richtige“ Verständnis?

Missverstehen heißt in diesem Zusammenhang, daß die Assoziationsketten in der einen Sprache nicht mit denen der anderen Sprache kompatibel sind.

 

"Pneuma" z.B. hat im griechischen einen anderen Denk- und Vorstellungszusammenhang als Ruach. Ob nun innerhalb des jüdischen Sprachgebrauchs "ruach" mehrere unterschiedliche Bedeutungszusammenhänge einnehmen kann, weiß ich nicht.

 

"Objektiv" oder "richtig" würde ich hier gar nicht anwenden wollen. Für mich zählt der Bedeutungszusammenhang in dem die jesuanischen Lehrsätze gedacht waren (was nunmal nicht der griechische Zusammenhang war). Für die Kirche zählt die griechische Interpretation. 🤷‍♂️

Geschrieben
vor 26 Minuten schrieb Werner001:

Überhaupt, was bedeutet denn „missverstehen“? Das setzt ja voraus, dass es ein objektiv richtiges Verständnis geben muss. Aber was ist das?

 

Richtigkeit des Verständnisses kann es geben in Relation zu einer bestimmten Sprachgemeinschaft oder Gruppe. Wer dann versucht, die Begriffe einer Gruppe so zu übernehmen und zu verstehen wie diese, beim Versucht aber scheitert, würde etwas missverstehen.

Geschrieben (bearbeitet)

@Jakobgutbewohner

 

Um nochmals spezifischer auf einen Deiner Punkte einzugehen: Die Ablehnung eines übernatürlichen Wirkens ist natürlich eine bestimmte Denk-Voraussetzung. Eine neutrale weltanschaulich Wissenschaft wird diese auch sinnvollerweise machen müssen, es sei denn natürlich, dass dieser Ansatz offenkundig unbefriedigend wäre. Insofern wird zumindest ein säkularer Bibelforscher wie ein säkularer Koranforscher vorgehen. 

Wenn man hingegen von einem spezifischen religiösen Verständnis ausgeht, das Übernatürliches beinhaltet oder zumindest erlaubt, können die Voraussetzungen, mit denen man an eine Sachfrage herangeht, natürlich anders aussehen. 

 

Das ist aus meiner Sicht aber dann keine rein methodische, sondern eine inhaltliche Festlegung. Die historisch-kritische Methode selbst kann (im allgemeinen) so verwendet werden, dass weltanschauliche Voraussetzungen keine Rolle spielen sollten. Oder man kann differenzieren: Wenn man von den einen Voraussetzungen ausgeht, ergibt sich dieses; wenn man von anderen Voraussetzungen ausgeht, jenes.

 

Die historisch-kritische Methode sollte also wohl von einer bestimmten inhaltlich ausgerichteten Theologie unterschieden werden. Davon bleibt allerdings unbenommen dass viele Leute, die historisch-kritisch arbeiten, ihrer Theologie in der Tat Annahmen zugrundelegen mögen, die wie sie zumindest dem hergebrachten christlichen Verständnis widersprechen. Der Begriff "historisch-kritische Theologie" scheint mir allerdings etwas problematisch, weil er einen sachlogischen Zusammenhang suggeriert, der so m.E. nicht besteht. Man könnte vielleicht eher von einer "naturalistischen" Theologie sprechen, wobei dieser Begriff natürlich wiederum aus anderen Gründen problematisch wäre.

 

bearbeitet von iskander
Geschrieben (bearbeitet)
vor 6 Stunden schrieb rorro:

 

Zwei fallen mir ein, beide persönlich erlebt.

 

Das eine war ein (später altkatholischer) Priester, der seine Predigt über das Kindheitsevangelium Jesu mit dem Satz begann: "Das was wir gehört haben, ist so nie passiert." Ähnlich zerstörerisch unwissenschaftlich war der Rest seiner Ausführungen.

 

Das zweite waren die Ausführungen einer jüdischen Forscherin im Radio über Paulus, die behauptete, dieser habe kein Hebräisch gekonnt. So was erlebe ich ja häufiger, da werden absolute Basics des wiss. Arbeitens über Bord geworfen. Wie es schön im Englischen heißt: the absence of evidence is not the evidence of absence. Wissenschaftlich korrekt wäre es also gewesen, daß es keinen Hinweis auf die Hebräischkenntnisse Pauli gebe (wobei das Lernen unter Gamaliel eher dafür spräche, aber egal). Das hat mich auch so aufgeregt - weil Hypothesen als "Wissenschaft" verkauft werden!) - daß ich der Forscherin damals schrieb genau mit diesem Beispiel. Auch wenn sie zugab in ihrer Antwort, daß die Darstellung so zu steil war hielt sie an den angeblich fehlenden Hebräischkentnnissen fest. Kann sie, nur soll sie es als das darstellen, was es ist: eine Hypothese. Nicht mehr nicht weniger.

 

Ich erlebe es leider nur selten, daß Wissenschaftler (in der Medizin genausowenig!) ihre "Erkenntnisse" mit einer gewissen Zurückhaltung präsentieren aufgrund des Wissens ob ihrer Vorläufigkeit. Ich kenne auch genug Ärzte bar jeglicher Selbstzweifel und erlebe sie leider häufig so.

 

Das alles hat nichts mit der wiss. Methodik zu tun, sondern nur mit der Eitelkeit der Menschen.

Danke für die Antwort. Ich möchte nur bemerken, dass deine beiden Beispiele wohl eher nicht unter "international anerkannte Exegeten" einzureihen sind. Gerade durch die Vielfalt heutiger Medien können ja problemlos alle möglichen selbsternannte "Experten" auf Youtube alles mögliche als " wissenschaftlich gesichert" ausgeben.

 

Das schon erwähnte und allseits beliebte Studienbuch von "Theißen/Merz" steht ( beispielhaft ) für seriöse exegetische Forschung und für eine sehr sachliche, zurückhaltende, sehr nachvollziehbare Darbietung der heutigen Erkenntnisse innerhalb der exegetischen Disziplin. 

 

Dieses Studienbuch "Merz/Theißen" ist ja inzwischen als Neufassung 2023 erschienen und greift natürlich neue Erkenntnisse auf, die sich seit der Erstfassung des Studienbuches 1998 ergeben haben und in dieser Neufassung auch angemessen besprochen und werden. So heißt auch der Untertitel des Buches: "Der erinnerte Jesus in historischer Sicht". 

bearbeitet von Cosifantutti
Geschrieben (bearbeitet)
vor 16 Stunden schrieb Weihrauch:

Um den Ball flach zu halten, und sachlich zu bleiben habe ich mir beim Schreiben des Beitrags verkniffen, auf den ständigen Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche zu verweisen, obwohl ich gestehen muss, dass mich das sehr gejuckt hat.

 

Wenn die Evangelien erst ab dem 3. Jh. ihre heutigen Namen tragen, davor aber auf andere Weise gekennzeichnet wurden (frei aus meiner Erinnerung; hab keinen Bock das nachzurecherchieren, doch etwas in der Art ist der Fall), dann spricht mehr dafür als dagegen, dass ihnen diese Namen erst später aufgestülpt wurden. Das ist natürlich kein Beweis wie in der Mathematik, sondern nur eine Warscheinlichkeitsschätzung. Und in den historischen Wissenschaften ist Wahrscheinlichkeit das Beste, was wir erreichen können.

 

Ich kann zB auch nicht beweisen, dass das Narrativ der deuteronomistischen Geschichtsschreibung Propaganda und Geschichts"fälschung" (sorry für den Anachronismus) ist. Ich halte es dennoch für wahrscheinlich, dass die Israeliten zumindest bis zur Zerstörung des Nordreiches durch die Assyrer ganz offen polytheistisch waren, ohne dass sich jemand dadurch gestört gefühlt hätte, und dass die Story, wonach der Untergang Israels durch die angebliche Untreue zu YHWH verursacht wurde, eine spätere Rationalisierung darstellt.

 

Wäre ich ein Christ, würde ich die Warscheinlichkeiten wohl anders beurteilen - auch darüber muss ich mir bewusst sein. Ich kann @rorro insofern zustimmen, dass Wissenschaftler anders reden sollten als diejenigen, die er kritisiert. 

 

Zitat

auf den ständigen Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche zu verweisen

 

Es wird gewiss mit zweierlei Maß gemessen. Ich frage mich aber: Ist das in diesem Falle vielleicht berechtigt? Das Selbstverständnis der Wissenschaft selbst bedingt, dass sie eben nicht so redet (reden sollte) wie ein Papst oder Mullah oder Guru.

bearbeitet von Domingo
Jakobgutbewohner
Geschrieben
vor 18 Stunden schrieb iskander:

Die Ablehnung eines übernatürlichen Wirkens ist natürlich eine bestimmte Denk-Voraussetzung.

Ja, man könnte sie "atheistisch" nennen, würde ich sagen.

vor 19 Stunden schrieb Weihrauch:

Ich weiß nicht, ob es Gott gibt.

Generell ist es ja so, daß manche Leute auch ganz ohne atheistisch geprägte Verbildung die Bibel lesen und trotzdem nicht "Glaube" entwickeln. Bei andern wiederum ist das auf die eine oder andere Art so. Der Text und damit verbundenes Geistwirken an sich macht nicht jeden christlich. Wenn nun solche, die nicht "Glaube" entwickelt hatten, die Texte spekulativ zerlegen, was sollte dabei herauskommen? Welche Erwartung ist bei denen damit verbunden, auf die das so zutrifft?

 

Dies zeichnete eine allgemeinere Entwicklung unter dem Einfluß dieser Häresie früh vor?

Zitat

Schon lange vor seinem Tod verstand er sich nicht mehr als Christ, sondern warb für eine Art Humanitätsreligion. [...] Über die Kirche schrieb Strauß: "Man wird erst ganz wahr, nachdem man den letzten Schritt aus den Grenzen dieser Selbstbelügungsanstalt herausgemacht hat." Auch für seine Beerdigung - er hatte einst nur notgedrungen seiner kirchlichen Trauung zugestimmt - untersagte er "jede Beteiligung eines Geistlichen bei meiner dereinstigen Leiche". Strauß starb im Alter von 66 Jahren am 8. Februar 1874 in seiner Geburtsstadt. Er wurde ohne religiöse Feier beigesetzt.

https://www.domradio.de/node/80420

vor 20 Stunden schrieb nannyogg57:

Dir definitiv nicht, ich vertraue dir nicht.

Ein weiterer interessanter Einblick, in ein "tieferes Christentum", in welchem man nur vertraulich über eigenes spirtuelles Erleben reden mag.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 12 Minuten schrieb Jakobgutbewohner:

Ein weiterer interessanter Einblick, in ein "tieferes Christentum", in welchem man nur vertraulich über eigenes spirtuelles Erleben reden mag.

Sie schrieb nicht "vertraulich" sondern "vertraut"/"vertrauend". 

bearbeitet von Flo77

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