Gaensebluemchen Geschrieben 7. Mai 2003 Melden Geschrieben 7. Mai 2003 Hallo, inwieweit haben für uns Christen eigentlich die Vorschriften des Alten Testaments (ich denke hier vor allem an die ganzen Vorschriften in Levitikus) noch Gültigkeit? Eigentlich ist es ja so, dass das mosaische Gesetz sich in JESUS erfüllt hat und wir nicht mehr nach dem Buchstaben sondern nach dem GEIST leben sollen. Gleichzeitig heißt es aber auch im Neuen Testament, dass JESUS keinen Strich des Gesetzes wegnimmt. Wie ist das alles zu verstehen? Liebe Grüße, Gaensebluemchen
Gast jakob Geschrieben 7. Mai 2003 Melden Geschrieben 7. Mai 2003 Kurze Gegenfrage: Inwieweit haben die Gesetze des NT Gültigkeit für uns Christen?
Gaensebluemchen Geschrieben 7. Mai 2003 Autor Melden Geschrieben 7. Mai 2003 Kurze Gegenfrage: Inwieweit haben die Gesetze des NT Gültigkeit für uns Christen? Hallo Jakob, ich würde sagen, dass sie für uns verbindlich sind. Die zwei Hauptgesetze des NT sind ja die GOTTES- und die Nächstenliebe. An diesen beiden Geboten hängt ja JESUS zufolge das ganze Gesetz des AT. Liebe Grüße, Gaensebluemchen
Gast jakob Geschrieben 7. Mai 2003 Melden Geschrieben 7. Mai 2003 Dann ist folgendes Gesetz, welches wir bei Matthäus finden verbindlich? "Und wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist besser für dich, daß du einäugig zum Leben eingehst, als daß du zwei Augen hast und wirst in das höllische Feuer geworfen. " (Mt. 18,9) Gruß jakob.
Gaensebluemchen Geschrieben 7. Mai 2003 Autor Melden Geschrieben 7. Mai 2003 Dann ist folgendes Gesetz, welches wir bei Matthäus finden verbindlich? "Und wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist besser für dich, daß du einäugig zum Leben eingehst, als daß du zwei Augen hast und wirst in das höllische Feuer geworfen. " (Mt. 18,9) Gruß jakob. Ich würde sagen, dass das eher symbolisch oder als Gleichnis gemeint war. Man soll das meiden, was einen zur Sünde verführt. Wenn man zum Beispiel weiß, dass man nicht treu sein kann, wenn man alleine verreist, dann darf man das eben nicht tun. Gaensebluemchen
Gast jakob Geschrieben 7. Mai 2003 Melden Geschrieben 7. Mai 2003 Hallo Gänseblümchen, dann stellen sich aber neue Fragen: Was hält Dich davon ab, die Gesetze des AT ähnlich als verbindliche, aber symbolische Gleichnisse zu sehen (oder vielleicht besser: sie wollen uns etwas anderes mitteilen als ihr Wortlaut vermuten läßt)? Ein Hinweis: So spricht z.B. Paulus von der Hülle, die „auf dem Alten Bund“ liegt, „wenn daraus vorgelesen wird, und es bleibt verhüllt, dass er in Christus ein Ende nimmt. Bis heute liegt die Hülle auf ihrem Herzen, wenn Mose vorgelesen wird. Sobald sich aber einer dem Herrn zuwendet, wird die Hülle entfernt.“(2 Kor 3,14-16) Gruß jakob.
Squire Geschrieben 7. Mai 2003 Melden Geschrieben 7. Mai 2003 Alles, was einem gerade nicht in den Kram paßt, ist symbolisch gemeint. Im Ernst: Als verbindlich sehe ich für mich nur etwas an, das ich auch verstehe. Die Bibel kann insoweit den gesunden Menschenverstand nicht ersetzen.
Echo Romeo Geschrieben 7. Mai 2003 Melden Geschrieben 7. Mai 2003 Hallo, ich lese zur Zeit das Buch »Gotteswahl«, in dem der Pariser Kardinal Aron Jean Marie Lustiger zwei Agnostikern Rede und Antwort steht. Für ihn ist, wie das für den Juden Paulus noch ganz selbstverständlich war, Jesus, der Messias – Israel selbst. Er hat das ganze Gebot mit seinen Rechtsvorschriften erfüllt. Für die frühe judenchristliche Gemeinde war das noch nicht selbstverständlich. Nach einem schmerzlichen Klärungsprozess wurde entschieden, dass die Heiden (also wir … im Normalfall) das mosaische Gestz nicht halten müssen. Nicht weil es bedeutungslos geworden wäre, sondern weil Christus es vollendet gehalten hat. (Dazu gibt es ganz viele Bibelstellen, ganz viele Präzisierungen. Aber ich habehier nur meine private Auffassung notiert. Bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege.)
Gast jakob Geschrieben 7. Mai 2003 Melden Geschrieben 7. Mai 2003 Hmm, Peter, es tauchen weitere Fragen auf: Brauchen wir uns nicht an die 10 Gebote zu halten, weil Christus sie bereits vollendet gehalten hat? Sicher nicht. Was aber ist genau das Gesetz? Und was verstehen wir unter verbindlich? Ich meine, daß die Parallele zur ntl. Gesetzlichkeit zeigt, daß es eine Abstufung der Bedeutung der Gesetze gibt. Christus wertet ja selber, daß es ein höchstes Gesetz gibt (Gottes- und Nächstenliebe). Wichtig ist doch, daß wir sie im Geiste leben soll, und nicht nach dem Wort. Und ein gelegentlicher Blick auf die Kultvorschriften schadet ja nicht Gruß jakob
Gast jakob Geschrieben 7. Mai 2003 Melden Geschrieben 7. Mai 2003 Die Bibel kann insoweit den gesunden Menschenverstand nicht ersetzen. Und umgekehrt auch nicht
altersuender Geschrieben 7. Mai 2003 Melden Geschrieben 7. Mai 2003 (bearbeitet) Die Bibel kann insoweit den gesunden Menschenverstand nicht ersetzen. Richtig. Sie geht ihm voraus. bearbeitet 7. Mai 2003 von altersuender
Squire Geschrieben 7. Mai 2003 Melden Geschrieben 7. Mai 2003 Hmm, Peter,Brauchen wir uns nicht an die 10 Gebote zu halten, weil Christus sie bereits vollendet gehalten hat? Die Kirche von England definiert ihr Verhältnis zum alten Testament so: 7. Glaubensartikel: Das Alte Testament ist dem Neuen nicht entgegengesetzt. Denn sowohl im Alten als auch im Neuen Testament wird den Menschen das ewige Leben durch Christus angeboten. Er ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen und in einer Person Gott und Mensch. Darum sollen diejenigen nicht gehört werden, welche falsch vorgeben, daß die alten Väter nur auf vorübergehende Verheißungen gehofft haben. Obwohl das Gesetz, welches Gott durch Moses gegeben hat, soweit es religiöse Handlungen und gottesdienstliche Gebräuche betrifft, die Christen nicht bindet, noch die darin enthaltenen bürgerlichen Vorschriften in keinem Staate notwendig angenommen werden müssen, so ist trotz allem überhaupt kein Christ von dem Gehorsam gegenüber den sogenannten moralischen Geboten befreit. Das hört sich doch recht vernünftig an. Können die Katholen das unterschreiben?
Gast jakob Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 "so ist trotz allem überhaupt kein Christ von dem Gehorsam gegenüber den sogenannten moralischen Geboten befreit. " Das kann ich unterschreiben. Das Gesetz im Sinne einer theokratischen Verfassung, welche es ursprünglich für Israel hatte, gilt so für weltliche Belange nicht mehr. Wenn überhaupt, kann das Gesetz nur bindend sein im Sinne eines moralischen Gebotes. Auch reicht nicht die die Einhaltung von Gesetzen alleine aus, um zum Heil zu gelangen. Aber das war ja nicht Gänseblümchens Frage. Es gibt eine Bindung und die Forderung des Gesetzes muß im Glauben an unseren Herrn Jesus Christus erkannt werden. Eine ganz andere Frage ist die, ob die stärkere Beachtung der altl. Gesetze als Leitlinie für staatliche Ordnungen mögliche Lösungen für unsere Probleme darstellen (Bsp. Zinsverbot). Schließlich sind sie dem Volk Gottes zu diesem Zweck einmal offenbart worden und sollten m.E. heute nicht einfach beiseite geschoben werden. jakob.
Squire Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 (bearbeitet) Jede seriöse Interpretation der Bibel läuft meiner Meinung nach auf die Suche nach dem Geist des Gesetzes hinaus. Damit wäre man wieder beim gesunden Menschenverstand. bearbeitet 8. Mai 2003 von Squire
Gast jakob Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 Jede seriöse Interpretation der Bibel läuft meiner Meinung nach auf die Suche nach dem Geist des Gesetzes hinaus. Damit wäre man wieder beim gesunden Menschenverstand. grr, jetzt kommt es nur noch darauf an, was Du als gesund bezeichnest
Squire Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 (bearbeitet) Ja, das ist nicht einfach. Möglicherweise wird in der Bibel auch deswegen so oft von Demut geredet. Ich meine, es ist schon viel gewonnen, wenn man weiß, dass das die Bibel nicht von der Eigenverantwortung entbindet. bearbeitet 8. Mai 2003 von Squire
altersuender Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 (bearbeitet) Jede seriöse Interpretation der Bibel läuft meiner Meinung nach auf die Suche nach dem Geist des Gesetzes hinaus. Damit wäre man wieder beim gesunden Menschenverstand. Marx sagte mal sinngemäß, dass es weniger darauf ankommt, die Welt zu interpretieren, als sie zu verändern. Vielleicht kommt es auch weniger darauf an, die Bibel zu interpretieren, als mehr nach ihr zu leben. bearbeitet 8. Mai 2003 von altersuender
Gast jakob Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 Ja, das ist nicht einfach. Möglicherweise wird in der Bibel auch deswegen so oft von Demut geredet. Ich meine, es ist schon viel gewonnen, wenn man weiß, dass das die Bibel nicht von der Eigenverantwortung entbindet. Zur Freiheit des Menschen gehört die Verantwortung, sonst gibts Stress. Zur Verantwortung gehört auch Eigenverantwortung. Aber wie fülle ich die Floskel von der Verantwortung?
Ralf Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 (bearbeitet) Korrekt, altersuender. Kierkegaard formulierte mal: Christus will keine Bewunderer, sondern Nachfolger. Das AT lädt uns, meiner Meinung nach, vor allem dazu ein, den Gott Jakobs, den Dreifaltigen, als Gott der Geschichte zu entdecken, als Gott "der mitgeht". Dieses Element wurde ja von der Befreiungstheologie wieder ins Gedächtnis gerufen (wer Schriften der BT liest, wird auf viele AT-Zitate stoßen, besonders über den Auszug aus Ägypten). Leider haben sich viele (nicht alle) Verfechter der BT dann selbst nur moralisierend verhalten und Feindbilder geschaffen - ergo neue geistige Gefängnisse geschaffen. Aber der Grundgedanke ist enorm wichtig. Das AT ist zuallererst keine Gesetzessammlung, sondern die Erzählung einer Liebesgeschichte. bearbeitet 8. Mai 2003 von Ralf
Gaensebluemchen Geschrieben 8. Mai 2003 Autor Melden Geschrieben 8. Mai 2003 "so ist trotz allem überhaupt kein Christ von dem Gehorsam gegenüber den sogenannten moralischen Geboten befreit. " Hallo, dass die moralischen Gebote (selbstverständlich) noch die gleiche Gültigkeit haben, verstehe ich. Wie aber sieht es mit den ganzen kultischen Reinheitsgeboten (z.B. menstruierende Frauen) aus? Das hat sich ja grundlegend geändert, oder? Gaensebluemchen
Gast jakob Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 So ähnlich, wie mit dem (moralischen) Gebot, sich ein Auge auszureißen.
Squire Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 (bearbeitet) Vielleicht kommt es auch weniger darauf an, die Bibel zu interpretieren, als mehr nach ihr zu leben. Wie soll man denn nach etwas leben, das man nicht verstanden hat? bearbeitet 8. Mai 2003 von Squire
Benedikt Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 Jede seriöse Interpretation der Bibel läuft meiner Meinung nach auf die Suche nach dem Geist des Gesetzes hinaus. Damit wäre man wieder beim gesunden Menschenverstand. Marx sagte mal sinngemäß, dass es weniger darauf ankommt, die Welt zu interpretieren, als sie zu verändern. Vielleicht kommt es auch weniger darauf an, die Bibel zu interpretieren, als mehr nach ihr zu leben. Hmm, das müsste doch eigentlich heißen: "Vielleicht komm es auch weniger darauf an, die Bibel zu interpretieren, als sie zu verändern." Dann wäre die Analogie gegeben.
Ralf Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 Leb nach den Teilen, die Du verstanden hast. Dann hast du schon genug damit zu tun.
Squire Geschrieben 8. Mai 2003 Melden Geschrieben 8. Mai 2003 Aber wie fülle ich die Floskel von der Verantwortung? Ich meine, vor allem dadurch, dass man sich um die rechte Intention bemüht.
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