Martin Geschrieben 18. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 18. Juni 2002 Geben und Nehmen auf der Seite des "Habens" und Schenken und Beschenktwerden auf der Seite des "Seins" ? Ich habe so eine Idee, was gemeint ist, kann es aber spontan nicht so recht formulieren. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 18. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 18. Juni 2002 Geben und Nehmen sind Begriffe, die auch im wirtschaftlichen Bereich Verwendung finden, Schenken und Beschenktwerden ganz sicher nicht. Ansonsten überlappen sie aber sehr. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lissie Geschrieben 18. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 18. Juni 2002 Vom Glück des Gebens (Bert Brecht) Höchstes Glück ist doch zu spenden Denen, die es schwerer haben Und beschwingt, mit frohen Händen Auszustreun die schönen Gaben. Schöner ist doch keine Rose Als das Antlitz des Beschenkten Wenn gefüllet sich, o große Freude, seine Hände senkten. Nichts macht doch so gänzlich heiter Als zu helfen allen, allen! Geb ich, was ich hab, nicht weiter Kann es mir auch nicht gefallen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Martin Geschrieben 18. Juni 2002 Autor Melden Share Geschrieben 18. Juni 2002 Liebe Lissie, vielleicht ist die äußere Gestalt ähnlich, aber die Intention eine andere? Geben in Sinne von Gegenleistung erwarten? Herzliche Grüße Martin Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Torsten Geschrieben 18. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 18. Juni 2002 >Geben und Nehmen auf der Seite des "Habens" und Schenken und Beschenktwerden auf der Seite des "Seins" ? Ich habe so eine Idee, was gemeint ist, kann es aber spontan nicht so recht formulieren.< Tja, Martin, das eine ist Sache des Herzens, das andere ist gar nichts. Und wie oft verbleibt es selbst beim Schenken und Beschenktwerden bei einer Schmeichelei? Es gibt nur wenige Dinge, die man verschenken kann. Schenkt einander Leben ... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ute Geschrieben 18. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 18. Juni 2002 Ich seh mal wieder Euer Problem nicht ......... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Torsten Geschrieben 19. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 19. Juni 2002 >Ich seh mal wieder Euer Problem nicht .........< Haben oder Sein. Es gibt nur eines, durch dessen Haben man Sein kann. Und das ist es auch, dass aus einem Geben ein Schenken, und aus einem Nehmen ein Empfangen werden lässt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Steffen Geschrieben 19. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 19. Juni 2002 Haben: Das Haben: Der am Haben orientierte Mensch ist nur insofern, als er hat. Der Gegenstand des Habens - das Objekt - begründet sein Sein - das Subjekt. Natürlich macht sich die Orientierung am Haben gerne auch an materiellen Dingen fest (etwa am Besitz eines eigenen Hauses), aber das ist nicht der entscheidende Aspekt der Habenorientierung. Es geht bei der Habenorientierung auch nicht um die Frage, daß und ob jemand etwas hat. Entscheidend ist vielmehr die Funktion, die das Haben oder auch das Nicht-Haben für den Betreffenden hat: ob mit dem Haben eine Materialisierung und Verdinglichung des Menschen einhergeht, so daß er sich zur Ware macht und sein Sein vom Haben bestimmter Attribute her definiert. Der Habenorientierte macht sich zu einer Ware, zu einem Ding, das kein eigenständiges Leben in sich hat. "Wenn ich nicht bin, was ich habe, gibt es mich nicht." Nicht nur das Besitzen ist die eigentliche Triebkraft für die Orientierung am Haben, sondern die Notwendigkeit, sämtliche Bezüge, in denen ein Mensch steht - der Bezug zu Gegenständen, zu anderen Menschen, zu geistigen, spirituellen, kulturellen Werten, zur Natur, zur Arbeit, zu Gott sowie der Bezug zu sich selbst -, so zu benützen und zu funktionalisieren - eben zu verdinglichen -, daß sie sein verlustbedrohtes und entleertes Sein und Selbsterleben konstituieren können. Die eigentliche Problematik des am Haben Orientierten ist seine existentielle Abhängigkeit von den Gegenständen, die sein Selbst und Subjektsein notdürftig begründen müssen. Deshalb werden auch nicht-materielle Werte als Gegenstände des Habens gesucht: das Haben von Recht, von Wahrheit, von Sorge, von Wissen, vom rechten Glauben, von Bildung, von einem Partner, von Kindern, von einem guten Gewissen, von Gottes Gnade, von Erfolg, von einem guten Image, von Erfahrung, von Gesundheit, von Krankheit usw. Es gibt nichts, was nicht in der Weise des Habens gehabt werden könnte. Auch die Großzügigkeit des Spenders und die Selbstlosigkeit des Helfers können im Dienste der am Haben orientierten Existenzweise stehen. Dem am Haben Orientierten droht immer mit dem Entzug dessen, woran er sein Herz hängt, der Verlust seiner selbst: Er verliert den Boden unter den Füßen und droht zu dekompensieren. Ob jemand das, was er hat, in der Existenzweise des Habens oder in der des Seins hat, läßt sich für jeden einzelnen relativ leicht überprüfen, indem er sich einmal vorstellt, daß ihm das, was er hat, weggenommen wird oder verloren geht. Wird ihm mit dem Verlust dessen, was er hat, der Boden unter den Füßen entzogen oder der Mittelpunkt seines Lebens genommen, dann hat er es in der Existenzweise des Habens gehabt, und kommt es mit dem Verlust des geliebten Objekts zu einem Selbstverlust. In der Existenzweise des Seins zu haben, heißt nicht, sich an einem asketischen Ideal des Nicht-Habens zu orientieren, sondern zu haben, als hätte man nicht. Die Alternative zur Orientierung am Haben ist nicht die Orientierung am Nicht-Haben, sondern die Orientierung am Sein. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Martin Geschrieben 20. Juni 2002 Autor Melden Share Geschrieben 20. Juni 2002 Zitat von Torsten am 13:32 - 19.Juni.2002 >Ich seh mal wieder Euer Problem nicht .........< Haben oder Sein. Es gibt nur eines, durch dessen Haben man Sein kann. Und das ist es auch, dass aus einem Geben ein Schenken, und aus einem Nehmen ein Empfangen werden lässt. Da stimmen wir überein, Torsten Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Martin Geschrieben 20. Juni 2002 Autor Melden Share Geschrieben 20. Juni 2002 Kompliment, Steffen, eine saubere Darstellung der Haben/Sein-Konstellation. Läßt sich das Thema des Threads da einarbeiten, oder sind die angesprochenen Begriffe doch eher deckungsgleich, wie Ute meint? Herzliche Grüße Martin Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Steffen Geschrieben 20. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 20. Juni 2002 Wir tasten uns einfach mal vorsichtig und langsam ran. Dazu hier noch 2 chassidische Geschichten: Gib und nimm Die Losung des Lebens ist: "Gib und nimm." Jeder Mensch soll ein Spender und Empfänger sein.Wer nicht beides in einem ist, der ist ein unfruchtbarer Baum. (Rabbi Jizchak Eisik) Götzenopfer Man fragte Rabbi Bunam: "Was ist mit Götzenopfer gemeint? Es ist doch ganz undenkbar, daß ein Mensch einem Götzen Opfer darbringt!" Er sagte: "So will ich euch ein Beispiel geben. Wenn ein frommer und gerechter Mann mit andern bei Tisch sitzt und würde gern noch etwas mehr essen, aber seines Ansehns bei den Leuten wegen verzichtet er darauf, das ist Götzenopfer." (Geändert von Steffen um 16:59 - 20.Juni.2002) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Steffen Geschrieben 20. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 20. Juni 2002 Interessant wäre noch, hierbei zusätzlich übers Danken nachzudenken. Worin unterscheidet sich der dankbare Mensch, dem die Dankbarkeit in allem zur zweiten Natur geworden ist, vom Habenmensch? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gast jakob Geschrieben 20. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 20. Juni 2002 Hallo Steffen, danke für Deinen Beitrag Wo bekommt man solche Texte her??? Gruß jakob. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Torsten Geschrieben 20. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 20. Juni 2002 >Worin unterscheidet sich der dankbare Mensch, dem die Dankbarkeit in allem zur zweiten Natur geworden ist, vom Habenmensch?< In der Vielzahl seiner Worte, die der Geste weichen. ; Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Steffen Geschrieben 21. Juni 2002 Melden Share Geschrieben 21. Juni 2002 Der Text übers Haben: Habe ich vor langer Zeit aus dem Internet gefischt. Die Unterscheidung von Haben oder Sein stammt von Erich Fromm (Aus seinem Buch "Sein oder Haben", das man nur empfehlen kann.) Die beiden Zitate aus dem chassidischen Judentum, also der ostjüdischen Mystik stammen aus Martin Bubers "Erzählungen der Chassidim". Eine schöne Einführung in Martin Buber, den klassischen jüd. Dialogphilosophen, der unter anderem die dialektische Theologie durch siene Ich-Du-Philosophie ermöglicht hat, findest Du unter www.buber.de dort sind die Anekdoten und die Erzählungen der Chassidim lesenswert, aber auch die Ausführung über die Dialogphilosophie. (Geändert von Steffen um 14:58 - 21.Juni.2002) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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