Steffen Geschrieben 1. Mai 2001 Melden Geschrieben 1. Mai 2001 Wichtig ist auch, daß man Dankbarkeit nicht einfach als Reaktion auf eine Wirklichkeit versteht, sondern als selbst wirklichkeitsschaffende Grundhaltung. So muß man auch dankbar sein, wo man normalerweise schwer dankbar sein kann, und man sieht, daß eben diese Dankbarkeit dazu führt, die Situation, in der die Dankbarkeit normalerweise schwer fällt, wirklich positiv zu erleben. Dankbarkeit gestaltet so Wirklichkeit und reflektiert sie nicht bloß. Steffen
Martin Geschrieben 2. Mai 2001 Melden Geschrieben 2. Mai 2001 Zitat von Ute am 22:04 - 1.Mai.2001 Lieber reich und glücklich als arm und unglücklich! Nee, also, das ist sowas von einseitig, Martin! Ich kenne arme unglückliche Menschen und auch wohlhabende (reich ist Definitionssache) glückliche. Wenn de Mello nur die anderen sucht, dann findet er auch nur die. Und? Liebe Ute, so ist es nicht gemeint. De Mello stellt fest, daß es glückliche Meschen dort zu finden gibt, wo man sie nicht vermuten würde und unglückliche dort, wo sie dem gängenigen Bild nach nicht sein sollten. Aus dem, was die unerwartet glücklichen und die unerwartet unglücklichen sagen zieht er seine Konklusion. Die Einstellung zum Leben erscheinen wichtiger als die Lebensumstände - Dankbarkeit für das was ist erscheint ein nicht unerheblicher Aspekt zu sein. Nicht mehr und auch nciht weniger sagt De Mello. Herzliche Grüße Martin
Martin Geschrieben 2. Mai 2001 Melden Geschrieben 2. Mai 2001 Lieber Explorer, sollen wir Diskussionen auskoppeln ? Herzliche Grüße Martin
Explorer Geschrieben 2. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 2. Mai 2001 Es wär vielleicht nicht das schlechteste. Am besten ich mach einen neuen Thread auf!
Explorer Geschrieben 2. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 2. Mai 2001 Und zwar hier: http://www.kath.de/cgi-bin/ikonboard/topic...2&topic=255
Martin Geschrieben 4. Mai 2001 Melden Geschrieben 4. Mai 2001 Glück oder Pech ? Eine chinesische Geschichte erzählt von einem alten Bauern, der ein altes Pferd für die Feldarbeit hatte. Eines Tages entfloh das Pferd in die Berge, und als alle Nachbarn des Bauern sein Pech bedauerten, antwortete der Bauer: "Pech ? Glück ? Wer weiß ?" Eine Woche später kehrte das Pferd mit einer Herde Wildpferde aus den Bergen zurück, und diesmal gratulierten die Nachbarn dem Bauern wegen seines Glücks. Seine Antwort hieß: ""Glück ? Pech ? Wer weiß ?" Als der Sohn des Bauern versuchte, eines der Wildpferde zu zähmen, fiel er vom Rücken des Pferdes und brach sich ein Bein. Jeder hielt das für ein großes Pech. Nicht jedoch der Bauer, der nur sagte: "Pech ? Glück ? Wer weiß ?" Ein paar Wochen später marschierte die Armee ins Dorf und zog jeden tauglichen jungen Mann ein, den sie finden konnte. Als sie den Bauernsohn mit seinem gebrochenen Bein sahen, ließen sie ihn zurück. War das nun Glück ? Pech ? Wer weiß ? Was an der Oberfläche wie etwas Schlechtes, Nachteiliges aussieht, kann sich bald als etwas Gutes herausstellen. Und alles, was an der Obrfläche gut erscheint, kann in Wirklichkeit etwas Böses sein. Wir sind dann weise, wenn wir Gott die Entscheidung überlassen, was Glück und was Unglück ist; wenn wir ihm danken, daß für jene, die ihn lieben, alles zum Besten gedeiht.
pedrino Geschrieben 4. Mai 2001 Melden Geschrieben 4. Mai 2001 Zitat von Martin am 23:27 - 4.Mai.2001 Wir sind dann weise, wenn wir Gott die Entscheidung überlassen, was Glück und was Unglück ist; wenn wir ihm danken, daß für jene, die ihn lieben, alles zum Besten gedeiht. Na lieber Martin, das ist eben auch wieder dummes Zeug, das du schreibst. Der Sohn des Bauern hatte Glück. Was ist mit den Söhnen der anderen Bauern? Haben die nicht auch das Recht auf Glück? Wie heißt das St. Florianz-Prinzip? Heiliger Florian, schütze unser Haus, zünde andere an. Das ganze religiöse Gerüst ist auf solchen oder ähnlichen Unsinn aufgebaut. Pedrino
Ute Geschrieben 4. Mai 2001 Melden Geschrieben 4. Mai 2001 >Wir sind dann weise, wenn wir Gott die Entscheidung überlassen, was Glück und was Unglück ist; wenn wir ihm danken, daß für jene, die ihn lieben, alles zum Besten gedeiht.< Nein. Wir können uns irren. Wir können oft erst hinterher entscheiden, was von Vorteil oder von Nachteil war. Einiges, was für den einen von Vorteil war, kann für einen anderen nachteilig sein. Und umgekehrt. Wir sind dann weise, wenn wir das hinnehmen, ohne jemand zu danken, ohne jemand zu zürnen, denn alles gedeiht nicht für ein Ziel.
Martin Geschrieben 4. Mai 2001 Melden Geschrieben 4. Mai 2001 Als neues Thema zur Diskussion eröffnet: Glück oder Pech. Mit der Bitte um keine Diskussion in diesem Thread.
Explorer Geschrieben 5. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 5. Mai 2001 Wenn ich mit den Fingerkuppen über ein feines Aquarellpapier gleite, vernehme ich zärtliche Worte, mehr geflüstert als gesprochen. Das leichte, fast durchsichtige Japanpapier ist noch leiser, ganz an der Grenze zum Verstummen und Schweigen. Die Briefpapiere hingegen kön-nen plaudern und erzählen. Es gibt blumige, fabulierfreudige in bunten Farben. Einige kommen vornehm daher, mit Leinenstruktur und Wasserzeichen. Sie haben Wichtiges anzukündigen. Besonders gern habe ich handgeschöpftes Büttenpapier. Das ist eine ehrliche Sprache, verständlich und schnörkellos. Andere Papiere haben eine kräftige Sprache. Das dicke, wetterfeste Packpapier besinnt sich auf die Aufgabe des Schützens, macht nicht viel Worte, beschränkt sich auf das Wesentliche, die Zwischentöne fehlen. Ich habe mir eine kleine Sammlung ansprechender Papiere angelegt. Von Zeit zu Zeit gehe ich mit dem Tastsinn meiner Finger auf Reise. Bruno Dörig
Explorer Geschrieben 5. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 5. Mai 2001 Die Sprache der Jugend "Voll krass, eh ...." Was hat der gesagt? Bin ich etwa im falschen Film? Warum höre ich ihn, aber verstehe ihn nicht? Der junge Mann mit gegenüber im Zugabteil unterhält sich mit seiner Freundin. Er spricht deutsch, anscheinend. Aber obwohl er recht laut redet, bekomme ich nur jedes zweite Wort mit. Alles andere ist mir unverständlich, den Sinn kann ich nur erahnen. Jeden Morgen fahren mit mir eine ganze Reihe Berufsschüler im Zug mit. Zwischen mir und ihnen scheinen Welten zu liegen. Sprach-Welten. Vielleicht auch Sprach-Barrieren, denn ich habe keinen Zugang zu ihrer Welt, zu ihrem Leben. Mein Sprach-Schlüssel passt nicht. Er kann mir ihre Lebenswelt nicht erschließen. Sie bleiben mir fremd. Diese jungen Leute haben ihren eigenen Sprachstil entwickelt. Ihre Art zu reden ist für Außenstehende wie mich sehr gewöhnungsbedürftig. Vieles wird verkürzt. Den jungen Menschen aber genügt es, um sich zu verständigen. Mehr noch: Sie drücken mit ihrer Sprache auch ihr eigenes Lebensgefühl aus. Wenn ich sie also verstehen möchte, dann muss ich mir auch die Mühe machen, ihre Lebensgeschichte wahrzunehmen. Am Ende der Zugfahrt geschieht etwas Überraschendes. Eine alte Dame mit einem schweren Koffer will aussteigen. Bevor ich helfen kann, ist mir einer der Schüler zuvorgekommen. Er, dessen merkwürdige Sprache ich innerlich noch als ungehobelt abgewertet habe, hilft der Frau aus dem Zug und trägt ihr den Koffer noch bis zur Unterführung. Ich habe begriffen: Die Sprache allein macht noch nicht den ganzen Menschen aus. Bernhard Löhlein
Explorer Geschrieben 5. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 5. Mai 2001 Geglücktes Leben Das Verlangen nach Selbstverwirklichung, wie man erfüllter leben und mehr aus seinem Leben machen kann, regt sich heute mehr denn je. Die Menschen spüren, dass sie weit hinter dem, was sie erreichen könnten, bleiben, ja, dass sie bezüglich Lebensgestaltung Stümper sind. Heinrich von Kleist vertrat in seinem Vermächtnis die Meinung: "So lange ein Mensch noch nicht im Stande ist, sich selbst einen Lebensplan zu bilden, so lange ist und bleibt er unmündig und ein Spiel des Zufalls. ...Die erste Handlung der Selbständigkeit eines Menschen ist der Entwurf eines Lebensplans." Wer seine Selbstverwirklichung will, muss, wie Teilhard de Chardin verlangt, "gegen den Egoismus reagieren, der uns dahin drängt, uns entweder in uns selbst zu verschließen, oder aber, die anderen unter unsere Herrschaft zu bringen". Er muss sich, wie Erich Fromm fordert, "ein Objekt der Hingabe suchen, um seine Energien in eine Richtung zu lenken". Zwischen den großen Lehrern Buddha, Meister Ekkehard und den Denkern unserer Zeit besteht in der Frage, welcher Weg zu einem erfüllten Leben führt, ein auffallender Konsens: Sie sind sich einig über den biblischen Satz, dass man sein Leben verlieren muss, wenn man es finden will. Vielen ergeht es wie Sören Kierkegaard: Sie möchten sehen, was Gott eigentlich von ihnen will. Sie sind auf der Suche nach der Idee, für die sie leben oder sterben möchten. Das, was sie unglücklich macht, ist die Einsicht, dass sie diese Idee nicht gesucht und nicht gefunden haben. Walter Rupp SJ
Matthias Geschrieben 7. Mai 2001 Melden Geschrieben 7. Mai 2001 Unserer dunklen Seite begegnen? Daß ich den Bettler bewirte, daß ich dem Beleidiger vergebe, daß ich den Feind sogar liebe im Namen Christi, ist unzweifelhaft hohe Tugend. Was ich dem Geringsten unter meinen Brüdern tue, das habe ich Christo getan. Wenn ich aber nun entdecken sollte, daß der Geringste von allen, der Ärmste aller Bettler, der Frechste aller Beleidiger, ja der Feind selber in mir ist, ja daß ich mir selber der zu liebende Feind bin, was dann? Dann dreht sich in der Regel die ganze christliche Wahrheit um, dann gibt es keine Liebe und keine Geduld mehr, dann sagen wir zum Bruder in uns "Racha", dann verurteilen wir und wüten gegen uns selbst. Nach außen verbergen wir es, leugnen es ab, diesem Geringsten in uns je begegnet zu sein, und sollte Gott selber es sein, der in solch verächtlicher Gestalt an uns herantritt, so hätten wir ihn tausendmal verleugnet, noch ehe überhaupt ein Hahn gekräht hätte. C.G. Jung Ges. Werke XI, S. 368
Steffen Geschrieben 7. Mai 2001 Melden Geschrieben 7. Mai 2001 Alfons Auer: Radikale und christliche Humanisten können in diesem Bereich einer letzten Begründung des Menschseins nicht zusammenkommen. Für die einen ist der Mensch die letzte Wirklichkeit, für die anderen gehört die Verwurzelung in einer transzendenten Wirklichkeit zum Wesen des Menschen. Von Theonomie, von Verdanktheit menschlicher Existenz, von vorgegebener Einheit von Sein und Sinn und von göttlicher Vergebung zu sprechen - das ist für die einen die Nomenklatur eines autoritären Irrationalismus, für die anderen die Nomenklatur befreiter Menschlichkeit. Für den Christen sind Theonomie und Autonomie kompatibel. Selbst Paulus sagte, daß die Menschen sich selbst Gesetz, daß sie "autonom" sind (Röm 2,14). Wie verträgt sich das mit Theonomie? Gott erschafft den Menschen so, daß dieser sein Dasein mit allen sozialen Verwiesenheiten verantwortlich in seine Freiheit übernehmen kann und muß. Gott braucht dem von ihm geschaffenen Menschen nicht auf geheimnisvollem Weg ein sittlichen Gesetz hinterherzureichen. Er stellt sein Gebot auf, indem er den Menschen in die ihm natürliche Ordnung hinein freisetzt. Nunmehr verfügt der Mensch über das Ganze seines Daseins in Freiheit, aber er weiß sich dabei geborgen und in Pflicht genommen durch den, der ihn in die Geschichte hinein freigesetzt hat. Der Christ betrachtet sein Dasein als verdanktes Dasein. Er sieht das Menschsein und seine Bestimmung durch die schöpferische Liebe Gottes konstituiert. Wer darum weiß, daß er sich nicht selbst ins Dasein gesetzt hat, sondern von einem Vater gezeugt und von einer Mutter geboren wurde, fühlt sich dadurch in seiner produktiven Lebensorientierung nicht behindert, er sieht sich vielmehr dadurch erst in den Stand einer verbindlichen Möglichkeit gesetzt. So sieht es der Christ: Verdanktheit kann das Engagement nicht suspendieren, im Gegenteil: Wer im Vollzug seines Daseins auf dessen Verdanktsein antworten will, setzt höhere Maßstäbe als wer ein Soll erfüllen will, sei's das Soll des Gesetzes oder das Soll des Gewissens. Der Christ sieht in Gott "die Einheit von Sein und Sinn" vorgegeben (Robert Spaemann). Auch dies führt nicht zu blinder Unterwerfung unter eine irrationale Autorität. Denn der Christ kennt diese Einheit von Sein und Sinn so wenig wie der Nichtchrist, er glaubt nur daran, daß es sie gibt, daß sie in Gott gewährleistet ist. Er muß genauso wie die anderen und mit den anderen zusammen nach optimalen Mitteln und Wegen sinnvoller und fruchtbarer Daseinsentfaltung suchen. Es gibt keine göttlichen Prädeterminationen und auch keine göttlichen Interventionen zu dem Zweck, dem Menschen über seine Aporien wegzuhelfen. Die Welt liegt in der Verantwortung des Menschen, aber der Glaube bestätigt dem Christen, daß er sich nicht täuscht, wenn er Vertrauen hat, daß es ein Sinnzentrum aller Wirklichkeit gibt, von dem her alles Sein und Leben mit seiner Existenz zugleich auch seinen Sinn und seinen Wert empfängt. Die geschichtliche Auffindung und Durchsetzung dieses Sinnes stehen allein bei der engagierten Vernunft und der engagierten Liebe der Menschen. Und schließlich erfährt der Christ den Freiheitseffekt der Vergebung. Jeder Mensch bleibt zurück hinter dem, was er sein kann und sein soll. Jeder verweigert immer wieder, was er der Identität mit sich selbst und der Kommunikation mit anderen schuldet. Gewiß, er kann und muß mit Vernunft und Liebe zu vereinen suchen, was er durch seine Schuld zersetzt hat. Warum bleibt er trotzdem in der Mitte seiner personalen Existenz von der Schuld betroffen? Warum Iäßt selbst die Vergebung durch andere uns letztlich doch nicht als Befreite zurück? Nach christlichem Verständnis hat dies seinen Grund in der Wahrheit des Menschseins. Menschliche Wirklichkeit ist bei aller Konsistenz ihrer Autonomie mehr als sie selbst, sie impliziert konstitutiv die transzendente Relation, in die sie hineingegründet ist. Das Gleiche gilt von dem unbedingten Anspruch, den Menschlichkeit an jeden einzelnen stellt, und von der schuldhaften Verweigerung gegenüber diesem Anspruch. Verantwortung und Schuld betreffen primär gewiß das Menschliche, aber sie betreffen auch dessen tragenden Grund. Darum gibt es Vergebung nicht nur als Zuspruch an das eigene Gewissen und nicht nur durch mitmenschliche Versöhnung. Der Freiheitseffekt der Vergebung - die Menschen um Jesus bezeugen es in eindrucksvoller Weise - kommt dadurch zustande, daß der Mensch sich wieder ganz dem Zentrum seines Seins, der schöpferischen Liebe Gottes zuwendet. Darin wird die Verdanktheit des Daseins neu erfahren, darin wird besseres Menschsein evoziert. Reue und Vergebung entlasten den Menschen vom Druck der schuldhaften Vergangenheit und befreien ihn zur vollen Bejahung der Gegenwart und der Zukunft. Weiß jemand, was man machen kann, um dieses Tohuwabohu beim Ausschneiden zu vermeiden? (Geändert von Steffen um 16:43 - 7.Mai.2001)
Explorer Geschrieben 11. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 11. Mai 2001 In meinem Kalender stehen für jeden Tag auch zwei Bibelverse. Zu einem davon fiel mir sofort etwas ein: Ein kalter Winterabend. Ich kam mit dem Zug von einer längeren Dienstreise zurück, am Ende eines anstrengenden und nicht sehr erfolgreichen Tages. Da freute ich mich, dass meine Tochter mich vom Zug abholen wollte. Wenigstens ein Lichtblick! Auf dem Bahnhofsvorplatz kam uns eine junge Frau entgegen, die mir erst dadurch auffiel, als sie mich direkt ansprach: "Können Sie mir bitte eine Mark geben?" Dabei sah sie nicht einmal notleidend aus. Ich wurde von ihrer Frage überrascht und antwortete was ich dachte und empfand: "Oh nein,...,- nicht das auch noch...". Ich hatte genug für diesen Tag, schüttelte den Kopf und ging eiligen Schritts weiter, so schnell es ging nach Hause. Etwas später sagte meine Tochter: "Paps, Du hättest wenigstens fragen können, wozu sie das Geld braucht!" - Mit diesen Worten hatte meine Tochter geschafft, was jener jungen Frau nicht gelungen war: Sie hatte mein Herz erreicht! Und mein Verhalten tat mir plötzlich leid. Ohne Wenn und Aber. Ich hätte wirklich wenigstens fragen können, wozu sie das Geld braucht. Dazu der Bibelvers für heute aus meinem Kalender : Wenn du den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen. Wenn die Not eines andern - oder auch sein Glück - mein Herz gefunden hat, dann ist mir dieser Mensch mindestens noch eine Frage wert. Ein Innehalten. Etwas Aufmerksamkeit. Wenn die Not eines andern mein Herz gefunden hat, dann erweitert sie mein Herz, das sich immer wieder von selbst eng macht und verkrampft um das Eigene, - angestrengt, ängstlich, auf sich selbst nur bedacht. Bis die Not eines andern in ihm Platz gefunden hat. Volker Herbert
Explorer Geschrieben 11. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 11. Mai 2001 Im Gewissen erfährt der Mensch seine Verantwortung. Das Gewissen ist nie fertig. Es ist nicht statisch, sondern lebendig, und hieraus ergibt sich die Frage: Wie bilde ich mein Gewissen? Mein Gewissen ist vor-gebildet durch das Elternhaus, die Schule, die Kirche, durch verehrte Vorbilder. Es geht beim Erwachsenen um Weiterbildung und wohl auch um manche Korrektur. Sittlich richtig handelt, wer den Anspruch der Wirklichkeit erfüllt. "Das Gute ist das Wirklichkeitsgemäße." Ich muß die Wirklichkeit in der rechten Weise durchdenken und durchleiden, um zu einer richtigen Entscheidung zu kommen. In unserer hochkompliziert gewordenen Welt erkenne ich das Wirklichkeitsgemäße vielfach nur durch den Rat von Sachkundigen. Ich muß mich belehren lassen, sei es durch Bücher, sei es im Gespräch, sei es durch Vorträge. Aber immer und überall muß ich wachsam und kritisch sein. Viele Normen werden heute in Frage gestellt. Reklame, Illustrierte, Propaganda üben einen Druck von außen aus. Man soll sich dem hier dargestellten Durchschnittsmenschen anpassen; dieser ist aber gerade nicht der verantwortungsfreudige Mensch, der unbestechlich sein Gewissen vor Gott befragt. Wer aus dem Gewissen lebt, erlangt auf Dauer mehr "Lebensqualität"; seine geistig-geistlichen Ansprüche werden immer höher. Normen sind kein Gegensatz zum Gewissen; Ordnung und Gewissen sind aufeinander bezogen. Sittliche Weisungen sichern und schützen die Gewissensentscheidung. Aber es ist sehr viel schwerer, nach dem Gewissen zu leben, als sich unkritisch an bestimmte Gebote oder Verbote zu halten. Dazu brauchen wir Mut, ja Opfersinn. Georg Moser
Explorer Geschrieben 11. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 11. Mai 2001 Foucault sagt, daß das Verschwinden der großen moralischen Instanzen die Suche nach einer "Ästhetik der Existenz" bedingen würde. Nachdem wir keine großen Meister, Mentoren und Führer mehr haben und uns auch nicht danach sehnen sollten, stehen wir vor der im wahrsten Sinne des Wortes beispiellosen Aufgabe, eine persönliche Lebenskunst zu entfalten und damit einen eigenen Lebensstil zu entwerfen. Lebenskunst meint nicht das "Savoir-vivre" des Lebenskünstlers, der sich womöglich auch nur durchlaviert, sie meint eher, im Sinne von Kant, die Fähigkeit, sich als Mensch selbst zu führen. Dazu ist es notwendig, die persönlichen Wertvorstellungen, an denen wir uns orientieren, kritisch zu hinterfragen. Nur so können wir an uns selbst und an den eigenen Verhältnissen arbeiten, aber auch über die eigene Existenz hinaus in achtsame Beziehung zu anderen und zu der Welt, in der wir leben, treten. Diese Werte müssen nicht unantastbar und unverrückbar sein, sie brauchen auch nicht den gängigen Vorstellungen zu entsprechen, und schon gar nicht sollen sie ein starres Lebenskonzept stützen, vielmehr können sie Ausdruck von Weitsicht und Klugheit sein. Sie können dazu dienen, zu bewegen und sich bewegen zu lassen, zu planen oder hinzunehmen und den persönlichen Lebensstil über die sofortige und oberflächliche Bedürfnisbefriedigung hinaus um einen festen Kern zu bereichern. Hildegard Ressel
Explorer Geschrieben 11. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 11. Mai 2001 In unserem geschäftigen Leben fühlen wir uns oft abgehetzt und unter Zeitdruck. Meist sind wir in Eile. Aber wo hetzen wir eigentlich immerzu hin? Das ist eine Frage, die wir uns nur sehr selten stellen. Gehmeditation ist wie ein Spaziergang, wir haben dabei nicht die Absicht, einen bestimmten Ort innerhalb einer bestimmten Zeitspanne erreichen zu wollen. Zweck der Gehmeditation ist die Gehmeditation selbst. Entscheidend ist das Gehen, nicht das Ankommen. Jeder Fußschritt ist Leben; jeder Fußschritt ist Frieden. Das ist der Grund, warum wir nicht zu eilen haben; darum verlangsamen wir unsere Schritte. Geh, aber lass dich durch nichts antreiben, was immer es auch sei. So wird, wenn wir gehen, wie von selbst ein "Halb-Lächeln" auf unserem Gesicht sein. Wähle einen ruhigen Weg, in einem Park, einem Wald, an einem Flussufer. Geh behutsam und ruhig. Setze beim Gehen deinen Fuß behutsam, aber doch zuversichtlich auf die Erdoberfläche, gleich wie ein König sein Siegel auf einen königlichen Erlass setzt. Schließlich kann jeder deiner Schritte voller Frieden sein. Friedliche und entspannte Schritte auf dieser Erde zu machen, das ist ein Wunder. Einige Leute meinen, dass nur Laufen auf brennenden Kohlen, auf Nägeln oder auf Wasser als Wunder bezeichnet werden kann. Aber ich glaube, dass das Laufen auf der Erde schon ein Wunder ist. Thich Nhat Hanh
Explorer Geschrieben 12. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 12. Mai 2001 Wir verlassen das Haus, sagen wir, und meinen damit einen alltäglichen Vorgang: Wir öffnen die Tür, schauen uns um, treten ins Freie, gehen unseren Weg. Ich kann mich auf Dich verlassen, sagen wir, und meinen damit einen nichtalltäglichen Vorgang: Ich kann mich öffnen, aus mir herauskommen, mein "Schneckenhaus" aufbrechen, ungeschützt auf Dich zugehen, mich Dir ganz anvertrauen. - In unseren Beziehungen zu anderen Menschen machen wir weithin gegenteilige Erfahrungen. Wir erleben eher Misstrauen statt Vertrauen, eher Verschlossenheit statt Offenheit, eher Unzuverlässigkeit statt Verlässlichkeit. Da verstecken wir uns dann lieber hinter einer Maske, da machen wir uns häufiger zu als auf, da gehen wir so schnell kein Risiko ein und halten uns bedeckt. Wir können uns nur verlassen und aufmachen, wenn wir uns auf andere wirklich verlassen können. Das geht wohl nur bei ganz wenigen Menschen, vielleicht nur bei dem einen. - Du kannst Dich auf mich verlassen - das ist unsere Antwort auf den Vertrauensvorschuss des Partners. Mit anderen Worten: Ich stehe zu Dir, ich gehe mit Dir "durch dick und dünn", ich laß Dich nicht "hängen". Du kannst mir einiges zumuten und zutrauen. Es ist schon ein überwältigendes Erlebnis, sich aufeinander verlassen zu können. Nichts wünschen wir uns sehnlicher als die vertraute Nähe eines Menschen, nichts macht uns froher als sein vorbehaltloses Vertrauen. Ohne die Erfahrung zuverlässiger Menschen und verlässlicher Beziehungen ist menschliches Leben undenkbar. Peter Neysters
Explorer Geschrieben 15. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 15. Mai 2001 "Die Preise sind der Wahnsinn! Jetzt geh' ich dann bald zu Fuß!" rief mir Josef zu, als ich ihn beim Tanken traf. Die Preise sind wirklich verrückt. Das habe ich mir auch beim Anblick meiner letzten Ölrechnung gedacht. Aber irgendwie muss das Geld für die hohen Energiepreise reichen. Denn frieren will ich diesen Winter nicht. Und 50 km zu Fuß in die Arbeit gehen ist auch ganz schön weit. Das sind keine Alternativen für mich. Und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen ist für meinen Arbeitsweg leider auch undenkbar, weil die Anschlüsse nicht ausgebaut sind. Ich habe mir diese Tage Gedanken über eine Fahrgemeinschaft gemacht. Damit könnte ich zumindest einige Kilometer pro Woche einsparen. Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich befürchte, dass Erdöl auf längere Sicht noch teurer werden könnte, weil es irgendwann zur Neige geht. Könnte da eine Situation auf dem Energiemarkt, wie sie derzeit besteht, nicht genutzt werden, um sich nach wirklichen Alternativen umzusehen? Ich würde auch gerne ein Auto mit Wasserstoffmotor fahren. Das find ich toll. Aber ich kann es mir einfach nicht leisten! Und ich finde es auch bedenklich zu sagen, herkömmliche Energien müssen noch teurer werden, damit die alternativen Energien eine Chance haben. Denn dann heizt im nächsten Winter nur noch der, der es sich leisten kann. Sei es mit teurem Öl oder teuren Alternativenergien. Der Rest friert oder geht zu Fuß. Ich hoffe sehr, dass wir unsere eigenen Energien nicht für Proteste vergeuden, sondern sie einsetzen für echte Alternativen, die sich alle leisten können. Martin Wieland
Explorer Geschrieben 15. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 15. Mai 2001 Heute Abend sollst du müde ins Bett sinken, auf eine gute Weise erschöpft: Du wirst dir abgenutzt vorkommen, ausgehöhlt, schwer und leicht zugleich. Du hast dann ein Tagwerk vollbracht, wirst dann einschlafen, wie ein schwer beladenes Schiff ausfährt auf den Ozean, der Abendsonne entgegen. Das Geheimnis deiner Schwerkraft wird sein: Du hast dem Leben gedient. Dein Tag hat dir Beute gebracht, weil du dich drangegeben hast. Du hast Mehrwert geschaffen. Hast ein Stück Wirklichkeit in deinem Sinne geformt. Ein Detail der Welt ist fortan heimatlicher, freundschaftlicher, gerechter, schöner, chancenreicher als vorher. Du sollst heute Nacht nicht ermüdet sein vom Zeittotschlagen, nicht mit leerem Netz zurückkommen, nicht ruiniert, langweilig, schuldbeladen. Du sollst den Tag nicht bereuen, und der Tag dich nicht als Last von sich streifen. Heute Nacht sollst du dankbar zurückschauen können und befriedigt wegsinken. Also geh ran, nutze den Tag. Säe deine Kraft ein, müh dich, streng dich an. Für nichts Nötiges halt dich zu gering oder zu schade. Vielleicht hilft's, sich vorzustellen, es wär dies der letzte; noch vorwärts treibender allerdings: Es ist dies der erste Tag vom Rest deines Lebens. Streu Spuren ein von Freundschaft, besorg Chancen. Verändere eine winzige Bedingung, hege einen neuen Gedanken, rede mit einem neuen Menschen mindestens drei Sätze. Hilf einem, etwas lieber zu leben. Und wenn die Bedingungen deines Lebens zu wünschen übrig lassen, schätze dich glücklich. Du hast Arbeit, die wichtigste überhaupt: deine Lage ein Stück zu bessern. Mach dir was klar. Und räume etwas weg, was schon lange dich stört. Was? Genau das bedenke jetzt. Heute gelinge es dir. Traugott Giesen
Explorer Geschrieben 16. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 16. Mai 2001 Dies sind die Worte des Dalai Lama zum Beginn des neuen Jahrtausends am 1.1.2001.: Empfehlungen des Dalai Lama für das Leben im neuen Jahrtausend: Beachte, dass große Liebe und großer Erfolg immer mit großem Risiko verbunden sind. Wenn Du verlierst, verliere nie die Lektion. Habe Respekt vor dir selbst, Respekt vor anderen, und übernimm Verantwortung für deine Taten. Bedenke: Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein großer Glücksfall. Lerne die Regeln, damit du sie richtig brechen kannst. Lasse niemals einen kleinen Disput eine große Freundschaft zerstören. Wenn du feststellst, dass du einen Fehler gemacht hast, ergreife sofort Maßnahmen, um ihn wieder gut zu machen. Verbringe jeden Tag einige Zeit allein Öffne der Veränderung deine Arme, aber verliere dabei deine Werte nicht aus den Augen. Bedenke, dass Schweigen manchmal die beste Antwort ist. Lebe ein gutes, ehrbares Leben. Wenn du älter bist und zurückdenkst, wirst du es noch einmal genießen können. Eine liebevolle Atmosphäre in deinem Heim ist das Fundament für dein Leben. In Auseinandersetzungen mit deinen Lieben sprich nur über die aktuelle Situation. Lasse die Vergangenheit ruhen. Teile dein Wissen mit anderen. Dies ist eine gute Möglichkeit, Unsterblichkeit zu erlangen. Gehe sorgsam mit der Erde um. Begib dich einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch nie gewesen bist. Bedenke, dass die beste Beziehung die ist, in der jeder Partner den Anderen mehr liebt als braucht. Messe deinen Erfolg daran, was du für ihn aufgeben musstest. Widme dich der Liebe und dem Kochen mit ganzem Herzen.
Explorer Geschrieben 17. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 17. Mai 2001 Arbeit "Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen" - so steht's in der Bibel, steht's im sowjetischen Grundgesetz, eine eherne Norm für alle, die nicht die ökonomische Möglichkeit haben, andere für sich arbeiten zu lassen. Nisten sich deshalb mit Vorliebe ein, wo hinter Kulissen der Betriebsamkeit unnützer Muße gefrönt werden kann, wo immer ein wenig Zeit zum Lesen, Sinnieren bleibt. Suchen sich gerne windstille Plätzchen aus in Parkinson'schen Verwaltungsbetrieben, um möglichst wenig gestört, doch gut bezahlt, private Neurosen und soziales Missvergnügen kultivieren zu können. Ah, man kennt das! Gibt natürlich auch andere, die mit vollem Einsatz ihre Pflicht erfüllen zum Nutzen und Wohl der Gemeinschaft, nur wird von ihnen weniger geredet, sie gelten auch kaum als Intellektuelle und legen selbst wenig Wert auf diese Bezeichnung." Wer nicht arbeitet, komme auf dumme Gedanken? Immer nur dumm können sie dennoch nicht sein: die antiken Philosophen und Dichter, als geistige Väter des Abendlandes hochgelobt, haben selten im Sinne der bürgerlichen oder sozialistischen Ökonomie ‚gearbeitet'. Und Jesus? Hat eines Tages seine Arbeit an den Nagel gehängt und ein paar Fischer und Zöllner dazu verführt, es ihm gleichzutun. Kurt Marti
Recommended Posts