Matthias Geschrieben 25. Mai 2001 Melden Geschrieben 25. Mai 2001 "Gott gibt es doch gar nicht", sagte der Fuchs, das ist doch alles Unsinn! Das weiß doch eigentlich jeder, dass es ihn nicht gibt, oder hast du ihn etwa schon einmal gesehen? Und all die Katastrophen und Krankheiten.... und überhaupt, wo sollte er denn sein? Sicher gibt es einige schwache und kümmerliche Wesen, die brauchen etwas Großes und Starkes, an das sie glauben können. Da haben sie sich Gott ausgedacht, reine Einbildung, aber unser einer, na hör mal...!!" Sprach´s und ließ den armen Hasen etwas verwirrt zurück. Ob er recht hat, dachte der traurig, oder nur so tut? Habe ich mir Gott wirklich nur eingebildet, ihn für mich erfunden? Ich habe doch mit ihm gesprochen, als ich noch klein war, und manchmal habe ich ihn neben mir gespürt. Ich werde der Sache auf den Grund gehen und zum Uhu gehen, der ist schließlich das weiseste Tier im Wald und wird mir sicher weiterhelfen können. Sogleich machte er sich auf den Weg und traf den alten Uhu auf seinem Lieblingsbaum an. Da er sehr aufgeregt war, legte er sofort los: "Herr Uhu", begann er, "ich habe eine wichtige Frage. Bitte sagt mir: gibt es Gott?" Der Uhu öffnete ein Auge und antwortete dann: "Was für eine törichte Frage, kleiner Hase, natürlich gibt es ihn!" "Aber, sagt, woher weiß man, dass..." ,wollte der Hase gerade einwenden, als ihm der Uhu zuvorkam: "Schau dich an, schau mich an, wären wir jetzt hier, wenn es keinen Schöpfer gäbe? Aber sag', wie kommst du nur auf eine so dumme Frage?" "Der Fuchs", antwortete das Häschen, "der schlaue Fuchs sagte mir, Gott sei nur Einbildung!" "Ach so, der Fuchs!", spottete der Uhu und öffnete ausnahmsweise einmal beide Augen. "Der ist eben gar nicht so schlau, wie er immer tut, der hat nur Angst, dass er in seinem Leben etwas ändern müßte, weil es Gott gibt, deswegen erzählt er solch einen Unsinn!" Dann schloß er seine Augen wieder und wollte weiterschlafen. Als der kleine Hase das sah, beeilte er sich, noch schnell eine letzte aber doch so wichtige Frage zu stellen: "Bitte, lieber Uhu, bitte sag mir noch, wo Gott ist, und kann man ihn nicht irgendwie beweisen?" "Das ist sehr leicht", gähnte der Uhu, "hattest du schon einmal jemanden lieb?" "Gewiss", stammelte das Häschen verwirrt, "meinen Vater, meine Mutter, meine 18 Brüder und Schwestern und...", hier stockte es ein wenig und errötete, "das kleine Hasenmädchen aus dem Nachbarbau!" Der Uhu blinzelte ihn ein letztes Mal mitleidig an und sagte dann endlich: "Also, Häschen, dann zeige mir doch mal deine Liebe, hole sie heraus, damit ich an sie glauben kann!" Ganz erstaunt erwiderte der kleine Hase: "Das geht doch nicht, Herr Uhu, die kann man doch nicht herausholen, die ist doch ganz tief da drinnen!" und er zeigte auf sein Herz. "Eben!", sagte der Uhu, "Gott auch!" "Wieso?" fragte der Hase. "Gott ist Liebe" brummte der Uhu und schlief ein. Gott ist Liebe 1. Johannes 4,8 und 16
Torsten Geschrieben 25. Mai 2001 Melden Geschrieben 25. Mai 2001 Es ist an der Zeit, dass der Mensch sich sein Ziel stecke. Es ist an der Zeit, dass der Mensch den Keim seiner höchsten Hoffnung pflanze. Noch ist sein Boden dazu reich genug. Aber dieser Boden wird einst arm und zahm sein, und kein hoher Baum wird mehr aus ihm wachsen können. Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch nicht mehr den Pfeil seiner Sehnsucht über den Menschen hinauswirft und die Sehne seines Bogens verlernt hat, zu schwirren! Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Ich sage euch: ihr habt noch Chaos in euch. Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch keinen Stern mehr gebären wird. Wehe! Es kommt die Zeit des verächtlichsten Menschen, der sich selber nicht mehr verachten kann. Seht! Ich zeige euch den letzten Menschen. "Was ist Liebe? Was ist Schöpfung? Was ist Sehnsucht? Was ist Stern?" - so fragt der letzte Mensch und blinzelt. Die Erde ist dann klein geworden, und auf ihr hüpft der letzte Mensch, der alles kleinmacht. Sein Geschlecht ist unaustilgbar wie der Erdfloh; der letzte Mensch lebt am längsten. "Wir haben das Glück erfunden" - sagen die letzten Menschen und blinzeln. - Sie haben die Gegenden verlassen, wo es hart war zu leben: denn man braucht Wärme. Man liebt noch den Nachbar und reibt sich an ihm: denn man braucht Wärme. Krank-werden und Mißtrauen-haben gilt ihnen sündhaft: man geht achtsam einher. Ein Tor, der noch über Steine oder Menschen stolpert! Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume. Und viel Gift zuletzt, zu einem angenehmen Sterben. Man arbeitet noch, denn Arbeit ist eine Unterhaltung, Aber man sorgt, dass die Unterhaltung nicht angreife. Man wird nicht mehr arm und reich: Beides ist zu beschwerlich. Wer will noch regieren? Wer noch gehorchen? Beides ist zu beschwerlich. Kein Hirt und eine Herde! Jeder will das gleiche, jeder ist gleich: wer anders fühlt, geht freiwillig ins Irrenhaus. "Ehemals war alle Welt irre" - sagen die Feinsten und blinzeln. Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt die Gesundheit. "Wir haben das Glück erfunden" - sagen die letzten Menschen und blinzeln. Also sprach Zarathustra
Explorer Geschrieben 25. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 25. Mai 2001 Auf die Haltung allein kommt es an. Denn nur sie ist von Dauer und nicht das Ziel, das nur ein Trugbild des Wanderers ist, wenn er von Grat zu Grat fortschreitet, als ob dem erreichten Ziel ein Sinn innewohnte. Ebenso gibt es keinen Fortschritt ohne eine Bejahung des Bestehenden. Und du nimmst ständig von ihm Abschied. Ich glaube nicht an die Ruhe. Denn wenn einer durch einen Streit gepeinigt wird, so rate ich ihm nicht, dadurch einen unsicheren und schlechten Frieden zu suchen, dass er eines der beiden Elemente des Streites blindlings bejaht. Glaubst du, die Zeder hätte dadurch Gewinn, dass sie den Wind vermiede? Der Wind peinigt sie, aber er formt sie zugleich. - Du suchst dem Leben einen Sinn zu geben, da doch sein Sinn vor allem darin besteht, dass du dich selber findest, nicht aber, dass du den elenden Frieden gewinnst, der mit dem Vergessen des Streites verbunden ist. Wenn dir etwas widerstrebt und dich peinigt, so lass es wachsen; es bedeutet, dass du Wurzeln schlägst und dich wandelst. Dein Leid bringt Segen, wenn es dir zur Geburt deiner selbst verhilft, denn keine Wahrheit offenbart sich dem Augenschein und lässt sich dadurch erlangen. Und die Wahrheiten, die man dir auf solche Weise darbietet, sind nur eine bequeme Lösung und gleichen Schlafmitteln. Es gibt schwache Menschen, die nicht über sich hinauswachsen können. Sie finden ihr Glück in einer mittelmäßigen Zufriedenheit, nachdem sie das in sich abtöteten, was groß an ihnen war. Und wenn du mich fragst: "Soll ich jenen dort aufwecken oder ihn schlafen lassen, damit er glücklich sei", so würde ich dir antworten, dass ich nichts über das Glück weiß. Aber würdest du deinen Freund schlafen lassen, wenn ein Nordlicht am Himmel stünde? Antoine de Saint-Exupéry
Explorer Geschrieben 29. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 29. Mai 2001 Ökumene Ein Fremdwort - für die Gleichgültigen Ein Reizwort - für die Festgelegten Ein Hauptwort - für die Begeisterten Ein Zukunftswort - für die noch nicht Resignierten Ein Phantasiewort - für die Pragmatiker Ein Fragewort - das Strukturen erschüttert Ein Füllwort - das als Alibi gebraucht wird Ein Trostwort - für die Verletzten Ein Leitwort - für die Suchenden Ein Kennwort - für die Eingeweihten und eins der letzten Worte unseres Herrn: Seid eins! Clemens Wilken
Explorer Geschrieben 29. Mai 2001 Autor Melden Geschrieben 29. Mai 2001 quantitiver irrtum so reich waren wir nie wie heute so habgierig aber waren wir auch nie wie heute so viele kleider hatten wir nie wie heute so ausgezogen so nackt aber waren wir auch nie wie heute so satt waren wir nie wie heute so unersättlich aber waren wir auch nie wie heute so schöne häuser hatten wir nie wie heute so unbehaust so heimatlos aber waren wir nie wie heute so versichert waren wir nie wie heute so unsicher aber waren wir nie wie heute so weit gereist waren wir nie wie heute so eng aber war für uns das land nie wie heute so viel zeit hatten wir nie wie heute so gelangweilt aber waren wir auch nie wie heute so vielwissend waren wir nie wie heute so sehr die übersicht verloren haben wir nie wie heute so viel gesehen haben wir nie wie heute so blind aber waren wir nie wie heute so viel licht hatten wir nie wie heute so dunkel aber waren wir nie wie heute so risikolos haben wir nie gelebt wie heute so isoliert aber waren die menschen nie wie heute so eng aufeinander haben die menschen nie gelebt wie heute so weit weg voneinander aber waren sie nie wie heute so hoch entwickelt waren wir nie wie heute so sehr am ende aber waren wir nie wie heute Wilhelm Willms
Matthias Geschrieben 29. Mai 2001 Melden Geschrieben 29. Mai 2001 Barmherziger Samariter Wer wollte den Gutartigen, den Begabten, den Wunderlichen nicht lieben. Aber den Böswilligen, den Ungeistigen, den Langweiligen zu lieben gilt es. Nicht so sehr ein jovialer Wirt sein allen, die ihre Zeche mehr oder minder bezahlen, als der barmherzige Samariter derer, die nichts haben als ihr schmerzliches Schicksal. Christian Morgenstern
Explorer Geschrieben 1. Juni 2001 Autor Melden Geschrieben 1. Juni 2001 Das Begrenzte zeigt sich in der Erfahrung des Unbegrenzten in ganz neuem Licht, in neuer Gestalt und Perspektive. Gerade so ist die Wüste Symbol für das Unendliche - mehr für den Unendlichen. Ist das der Grund, warum die maßgebenden Menschen, die, welche von Gott her eine besondere Sendung an die anderen haben, zuvor in die Wüste müssen? Um neu sehen zu lernen? Um das Endliche im Lichte des Unendlichen neu zu verstehen? Um die gewohnten Geleise und Maßstäbe zu lassen und sich dem grenzenlosen Geheimnis der Weite und des Schweigens zu überlassen? Moses, Elia, Paulus und Jesus. Und nach ihm die unübersehbare Schar derer, welche je in ihrer Zeit die verkrustete Kirche aufbrachen und neue Impulse in die etablierte Christenheit brachten. Alfred Delp hat dies in der Todeszelle in einem Gebet formuliert: "Herr, laß mich erkennen, daß die großen Aufbrüche der Menschheit und der Menschen in der Wüste entschieden werden. Herr, ich weiß, es steht schlimm um mein Leben, wenn ich die Wüste nicht bestehe oder die Einsamkeit meide." Es waren immer die Einzelnen, Einsamen, die, die aus der Wüste kamen, welche den Funken neuen Lebens und neuen Sehens wachhielten oder wieder entfachten. Autor mir nicht bekannt
Matthias Geschrieben 2. Juni 2001 Melden Geschrieben 2. Juni 2001 Ein anderer Standpunkt Wenn du die Lage einer Hütte auf einem Berg betrachtest, so machst du leicht deinen Standpunkt zu dem ihrigen, uneingedenk dessen, daß sich die Welt von da droben ganz anders ausnimmt als von dir aus. Ja, dies verhält sich bis zu einem gewissen Grade selbst dann noch so, wenn du dich mit aller Einbildungskraft auf ihren Standpunkt zu versetzen bemühst. Um einen Standpunkt ganz verstehen und würdigen zu können, muß man diesen Standpunkt selbst einnehmen oder wenigstens einmal eingenommen haben. Christian Morgenstern
Explorer Geschrieben 3. Juni 2001 Autor Melden Geschrieben 3. Juni 2001 Es war in einer Hauptschule im Bayerischen Wald. Mitten im Unterricht meldete sich Serkan, ein türkischer Schüler, und fragte den Lehrer: Warum hängt in unserem Schulzimmer kein Kreuz an der Wand? Eine Frage, die alle überrascht. Warum stellt sie gerade Serkan? Warum vermisst gerade er das Kreuz? Ist ihm das Kreuz wichtig? Wir wissen nicht, was den aufgeweckten Schüler bewegt hat, nach dem Kreuz zu fragen. Nach dem Kruzifixurteil, das der Bundesgerichtshof 1995 gefällt hatte, kam es zu einer heftigen, sehr emotional geführten öffentlichen Diskussion. Das Anbringen eines Kreuzes in bayerischen Schulen ist nunmehr untersagt, wenn sich auch nur ein Elternteil daran stört. Das Entsetzen ist bis heute sehr groß. Immer wieder gibt es Eltern, die das Kruzifix, also ein Kreuz mit dem Leib des Gekreuzigten, in der Schule stört. Die Mehrheit der Eltern muß die Forderung vielleicht nur eines Vaters, einer Mutter akzeptieren. Viele Menschen in unserem Land haben das Kreuz in der Schule verteidigt. Man hat viele Argumente angeführt? Es gehöre zur Kultur in Bayern, die seit Jahrhunderten vom Christentum geprägt sei. Etwas zu kurz kam die Frage, ob sich die Menschen dem Kreuz noch persönlich verbunden fühlen, heute in einer weithin entchristlichten Welt. Auch wir kommen nicht um die Frage herum: Was bedeutet uns das Kreuz? Hat es seinen Platz nur in der Kirche, vielleicht als Kunstwerk, oder bedeutet es uns auch etwas in unserem Leben? Geben wir dem Kreuz noch einen Platz in unserer Wohnung oder verzichten wir lieber auf ein sichtbares Bekenntnis zum Gekreuzigten? Ist uns das Kreuz mehr als nur ein Relikt aus der Vergangenheit? Das Kreuz war zu allen Zeiten den einen ein Ärgernis, den anderen aber ein Zeichen des Sieges. Wir Christen sehen im Kreuz das Zeichen unserer Hoffnung inmitten aller Hoffnungslosigkeit, das Zeichen des Lichtes inmitten aller Dunkelheit. Das Kruzifix an der Wand erspart uns nicht persönliches Leid, aber es hilft uns, unser persönliches Kreuz leichter zu ertragen. Es weist über den Karfreitag hinaus. Es ist der Weg zu Ostern, dem Fest der Auferstehung. Albert Bichler
Ute Geschrieben 3. Juni 2001 Melden Geschrieben 3. Juni 2001 Und wir Nichtchristen wollen keine aus Steuergeldern finanzierten Kruzifixe an und in öffentlichen Gebäuden.
Explorer Geschrieben 3. Juni 2001 Autor Melden Geschrieben 3. Juni 2001 Zitat von Ute am 15:10 - 3.Juni.2001 Und wir Nichtchristen wollen keine aus Steuergeldern finanzierten Kruzifixe an und in öffentlichen Gebäuden. Irgendwie hab ich gedacht, wir diskutieren hier nicht!
Ute Geschrieben 3. Juni 2001 Melden Geschrieben 3. Juni 2001 'tschuldigung! Hab übersehen, welcher Thread das war.
Matthias Geschrieben 5. Juni 2001 Melden Geschrieben 5. Juni 2001 Die Gnade Gottes Wie Man eine ganze Welt der Schönheit in einer einzigen Blume entdecken kann, so kann man auch die mächtige Gnade Gottes in einem einzigen Augenblick erleben. Man muß keine großen Reisen machen, um die Schönheit des Schöpfers zu sehen, und ebenso braucht man keine großen Ekstasen, um die Liebe Gottes zu entdecken. Aber man muß still sein und warten, um zu begreifen, daß Gott nicht im Erdbeben und nicht im Sturm oder Blitz ist, sondern in der sanften Brise, mit der er uns von hinten anrührt. Henri J. M. Nouwen
Explorer Geschrieben 9. Juni 2001 Autor Melden Geschrieben 9. Juni 2001 Aufklärung Seit 1789, dem Jahr, mit dem endlich das Zeitalter der Vernunft beginnen sollte, muss sich die Menschheit von Fortschrittsaposteln und einem ständig wachsenden Heer von Wissenschaftlern, Denkern oder Journalisten über die verschiedensten, vor allem über die intimsten menschlichen Bereiche Belehrungen gefallen lassen, wie man aus der Welt die Unvernunft vertreibt und wie die Menschheit geistig endlich ein höheres Niveau erreicht. Mit ihren Bemühungen, die Unwissenden wissend, die Ungebildeten gebildet und die Masse kritischer zu machen, kamen sie allerdings nicht sehr weit. Es gelang ihnen nicht, die Menschheit in den beiden letzten Jahrhunderten vernünftiger zu machen. Aller Aufklärung zum Trotz bestreiten in allen westeuropäischen Ländern noch immer Tausende als Magier, Handaufleger, Pendler oder Quacksalber mit fernmündlichen Beratungen oder fernmündlichen Operationen ihren Lebensunterhalt. Aller Aufklärung zum Trotz schlucken Abertausende - von Werbeslogans verführt - täglich sinnlos Pillen. Aller Aufklärung zum Trotz stieg die Zahl der Spezialhandlungen, die Aphrodisia anbieten, und trotz aller Aufklärung erleben Nordamerika und Europa eine ungeahnte Rauschgiftschwemme. Das finstere Mittelalter ist noch nicht vorbei. Der Aberglaube blüht noch immer. Er feiert sogar Orgien. Der Auszug des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit, wie es Kant gefordert hat, ist noch immer nicht geglückt. Viel zu viele Menschen sind - wie eh und je - unfähig, sich ihres Verstandes selbstständig zu bedienen. Sie bedürfen dringend Aufklärung darüber, wie man sein Gehirn gebraucht und gegen die uns umwerbenden Torheiten einsetzt. Walter Rupp SJ
Explorer Geschrieben 9. Juni 2001 Autor Melden Geschrieben 9. Juni 2001 Halbfinale. Die Halle ist ein einziger Hexenkessel. Sieben Minuten vor Spielende liegen die Gäste mit neun Punkten im Hintertreffen. Es bietet sich die Chance zur Verkürzung des Rückstands: Zwei Freiwürfe. Der erste Ball landet im Korb. Noch acht Punkte. Der zweite Wurf trifft nur den Rand - die Möglichkeit ist verspielt. Hektik, planlose Angriffe, verzweifelte Weitwürfe. Das Team ist völlig von der Rolle. Da beansprucht der Trainer der Gäste eine Auszeit. Er sammelt sein Team um sich. Durchatmen, den Stress abschütteln, die Zwangsläufigkeit unterbrechen, Ruhe finden. Es gibt Sportarten, in denen man eine Auszeit nehmen kann. Eine Chance zum Neustart. Neue Konzentration und das Spiel ist wieder offen. Selbst die Wallstreet hat dieses Prinzip in ihr Computerprogramm eingebaut. Wenn der Dow-Jones-Index um 250 Punkte fällt, wird der Handel automatisch unterbrochen. Auszeit. Unterbrechung des heillosen Stresses. Wissenschaftlich wird dieses Prinzip so beschrieben: "Pausen stabilisieren Systeme, die mit Hochgeschwindigkeit arbeiten. Menschen - erst recht ganze Teams - brauchen solche heilsamen Unterbrechungen." Durchatmen, nicht einzeln auf der Ersatzbank, sondern alle gemeinsam, für (fast) alle zur selben Zeit eine Auszeit. Auch in unseren Kalender ist das Prinzip eingebaut: Schon weit mehr als tausend Jahre gibt es den Sonntag.
Torsten Geschrieben 10. Juni 2001 Melden Geschrieben 10. Juni 2001 Was ist eine Bibel wert, wenn Klosterschwestern, die diese doch kennen müßten, mehrere hundert Menschen ermorden? NICHTS! mfancg Kurt Quelle
Explorer Geschrieben 11. Juni 2001 Autor Melden Geschrieben 11. Juni 2001 Computer von Marion Haass-Pennings In der Bücherei leihe ich mir einen Sprachkurs aus - Türkisch auf vier Kassetten mit Begleitbuch. Die Bibliothekarin speichert's ab. "Am Computer mit CD-Rom lernt sich das aber noch besser", meint sie, "da sehen Sie alles ganz groß vor sich und können es auch noch hören". Als ich ihr erkläre, dass mein PC zuhause gar nicht die entsprechenden Audiofunktionen und Lautsprecher hat, schaut sie mich mitleidig, fast herablassend an. Verärgert gehe ich mit meinem Sprachkurs aus der Bücherei. Ist mein Computer wirklich zu mickrig ausgestattet? Aber ich brauche ihn doch nur für ganz einfache Textverarbeitung. Wie normal ist High-tech in den eigenen vier Wänden geworden, und es ist toll, was man alles damit machen kann. Aber ich will weiterhin unterscheiden dürfen zwischen dem, was es alles gibt und dem, was ich tatsächlich brauche. Denn hören und lesen kann ich auch einfach nur mit Kassettenrekorder und Buch.
Explorer Geschrieben 11. Juni 2001 Autor Melden Geschrieben 11. Juni 2001 Scheinbar fällt es uns leichter, unseren Nächsten zu lieben als uns selbst, aber das ist ein Irrtum. Wir können einen anderen Menschen gar nicht mehr lieben als uns selbst, wir können nicht geben, was wir nicht haben. Und Liebe ist immer auch und zugleich Selbstliebe, Ja zu sich selbst. Ohne das Fundament dieser Selbstbejahung hätte sie keinen Boden, aus dem heraus sie stark und lebendig zum geliebten Menschen hinüberwachsen könnte. Derjenige, der sich selbst nicht kennt und, soweit er sich zu kennen glaubt, nicht mag, der dabei aber jemand anderen zu lieben meint, der ist im Irrtum oder er benutzt das falsche Wort für sein Gefühl. Weder kann einer, der sich selbst nicht mag, daran glauben, dass ein anderer ihn möge; noch kann er selbst einen Menschen lieben. Er verwechselt seine Sehnsucht nach Liebe mit Liebe. Sehnsucht, durch die Liebe eines anderen erlöst zu werden, aus dem Empfinden heraus "ich bin nichts und du bist alles - liebst du mich, so macht deine Liebe mich zu etwas Wirklichem, erlöst mich aus der Hölle der Leere, der Unwirklichkeit." Oder Sehnsucht, dem inneren vernachlässigten Kind endlich die Liebe zu geben, nach der es hungert, indem man dies Kind auf jemanden projiziert. - Warum tut man das? Wäre es nicht einfacher, sich zuerst nach innen zu wenden und sich gesunden zu lassen? Nein - nichts ist ferner liegend als das eigene Ich, nichts ist schmerzlicher, als dem Schmerz der eigenen Verlassenheit zu begegnen, nichts ist beängstigender, als die eigene Existenz wahrzunehmen, in den Spiegel zu sehen und die Frage zu hören: "Wozu?" Dennoch kann man sich ganz praktisch auf den Weg zu sich selbst machen, indem man sich seiner selbst so annimmt, als sei man sein eigener bester Freund oder seine beste Freundin. Petra Knapp
Explorer Geschrieben 12. Juni 2001 Autor Melden Geschrieben 12. Juni 2001 "Der Zweck heiligt die Mittel", gehört zu den Sätzen, mit denen man die Gemüter anständiger und rechtdenkender Bürger binnen kurzer Zeit in Rage versetzen kann. Weil er nie wirklich verstanden wurde und wohl nie verstanden wird, wurde er stets missdeutet. Meist wurde er - obwohl Machiavelli ihn erfunden hat - den Jesuiten zugeschrieben und als Beleg ihrer laxen Moral zitiert. Die Beteuerungen, dass verwerfliche Mittel verwerflich bleiben und durch keine noch so edle Absicht gereinigt werden können, wurden immer nur als Beschönigungsversuche abgetan. Wer behauptet, man dürfe für ein gutes Ziel auch schlechte Mittel gebrauchen, vertritt die Moral der Ganoven. Eine Unterschlagung, um Schulden zu tilgen, eine Lüge, um Ansehen zu erhalten, oder eine Unterdrückung, um seine Macht zu sichern, sind verwerflich. Und ein Bankraub, der geschähe, um die Beute unter die Armen zu verteilen, würde damit nicht zu einer guten Tat. Vielleicht sollte man, um Missdeutungen ein für alle Mal auszuschließen, immer einschränkend beifügen: "Nur der heilige Zweck kann die Mittel heiligen." Eine Handlung wird durch die Gesinnung böse oder gut. Man kann mit einem Messer einen Menschen umbringen oder von einem Geschwür befreien. Die Absicht macht ein Mittel unheilig, wenn man anderen damit schadet, und heilig, wenn man ihnen damit nützt. Ja das Mittel wird nicht nur durch die gute Absicht gut, sondern auch durch eine bessere Absicht besser. Wer sein Vermögen für die eigene Weiterbildung einsetzt, handelt gut, wer jedoch Not damit lindert, handelt besser. Der beste Beitrag für eine bessere Welt ist darum immer, sich um die Läuterung seiner Gesinnungen zu mühen. Walter Rupp SJ
Matthias Geschrieben 15. Juni 2001 Melden Geschrieben 15. Juni 2001 Bevor ein Kind mit dem Alphabet und anderem Wissen von der Welt befaßt wird, sollte es lernen, was die Seele ist, was Wahrheit und Liebe sind, welche Kräfte in der Seele schlummern. Mahatma Gandhi Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Evangelium nach Matthäus, Kapitel 18,3
Explorer Geschrieben 20. Juni 2001 Autor Melden Geschrieben 20. Juni 2001 Nicht nur von Stunde zu Stunde wechselt die Frage, die das Leben an uns stellt und in deren Beantwortung wir den Sinn des Augenblicks verwirklichen können, sondern sie wechselt auch von Mensch zu Mensch: Die Frage ist in jedem Augenblick für jeden einzelnen durchaus verschieden. So sehen wir aber auch, wie einfältig die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt ist, sofern sie nicht in aller Konkretheit gestellt wird - in der Konkretheit des Hier und Jetzt. Nach "dem" Sinn des Lebens zu fragen, muß uns in dieser Sicht ebenso naiv erscheinen wie etwa die Frage eines Reporters, der einen Schachweltmeister interviewt und hierbei fra-gen würde: "Und nun, verehrter Meister, sagen Sie mir: welchen Schachzug halten Sie für den besten?" (...) Jetzt verstehen wir, wie letzten Endes falsch die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt ist, wenn sie so gestellt wird, wie sie im allgemeinen gefragt wird: Nicht wir dürfen nach dem Sinn des Lebens fragen - das Leben ist es, das Fragen stellt, Fragen an uns richtet - wir sind die Befragten! Wir sind die, die da zu antworten haben, Antwort zu geben haben auf die ständige, stündliche Frage des Lebens, auf die "Lebensfragen". Leben heißt nichts anderes als befragt-sein, all unser Sein ist nichts weiter als ein Antworten - ein Ver-Antworten des Lebens. In dieser Denkposition kann uns aber jetzt auch nichts mehr schrecken, keine Zukunft, keine scheinbare Zukunftslosigkeit. Denn nun ist die Gegenwart alles, denn sie birgt die ewig neue Frage des Lebens an uns. Nun kommt alles darauf an, was jeweils von uns erwartet wird. (...) Der Mensch ist nicht da, um sich selbst zu beobachten und sich selbst zu bespiegeln, sondern er ist da, um sich auszuliefern, sich preiszugeben, erkennend und liebend sich hinzugeben. Viktor E. Frankl
Explorer Geschrieben 22. Juni 2001 Autor Melden Geschrieben 22. Juni 2001 petrus und judas schuldig sind sie beide geworden der eine verleugnet, der andere verrät wer will die schuld bemessen? der eine weint und findet sich wieder der andere verzweifelt und erhängt sich selbst der eine stirbt als papst, der andere als verräter zwei menschen, zwei apostel, zwei erwählte der gleiche gott für judas und für petrus wer kann mich hindern, auch für judas zu hoffen? Martin Gutl
Matthias Geschrieben 24. Juni 2001 Melden Geschrieben 24. Juni 2001 Ein gutes Gespräch? Einer der Gründe, warum man in der Konversation so selten verständige und angenehme Partner findet, ist, daß es kaum jemanden gibt, der nicht lieber an das dächte, was er sagen will, als genau auf das zu antworten, was man zu ihm sagt. Die Feinsten und Gefälligsten begnügen sich damit, die Miene der Aufmerksamkeit anzunehmen, während man es ihrem Auge und Ausdruck ansehen kann, daß ihre Gedanken nicht bei unserer Rede sind, sondern sich eifrig mit dem beschäftigen, was sie selbst sagen wollen. Sie sollten bedenken, daß es ein schlechtes Mittel ist, anderen zu gefallen oder sie zu gewinnen, wenn man sich selbst so sehr zu gefallen sucht, und daß die Kunst, gut zuzuhören und treffend zu antworten, die allerhöchste ist, die man im Gespräch zeigen kann. Francois de La Rochefoucauld
Explorer Geschrieben 24. Juni 2001 Autor Melden Geschrieben 24. Juni 2001 Ich wäre zweifellos ein Christ, wenn die Christen es doch auch nur 24 Stunden am Tag wären. Mahatma Gandhi Der Tag hat 1440 Minuten. Ist es wirklich so viel verlangt, davon 5 zu beten? Albert Einstein
Recommended Posts