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Gentechnik


Magdalene

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gerade eben bei Zenit gefunden:

 

Vatikan fordert weitere Informationen über gentechnisch manipulierte Organismen

 

Untersuchung der Frage als Bestandteil der Elendsbekämpfung

 

VATIKAN, 4. Juli 2003 (ZENIT.org).- Angesichts der Tragödie des Hungers, die immer noch einen Großteil der Menschheit in Fesseln hält, hat der Heilige Stuhl Informationen zur Hungerbekämpfung mit gentechnisch manipulierten Organismen gefordert. Das teilte Erzbischof Renato Martino, Präsident des Päpstlichen Rates "Iustitia et Pax", auf der Konferenz für Bioethik im kalifornischen Sacramento mit, die vom 23. bis 25. Juni stattfand.

 

"Der Heilige Stuhl versteht die dringende Notwendigkeit, allen Menschen, insbesondere denen, die aufgrund von Armut, Hungersnot und Unterernährung Leid zu erdulden haben, Sicherheit in Sachen Nahrung zu bieten", so der Erzbischof in seinem Vortrag. Durch die Anhörung der Experten konnte der Heilige Stuhl sich ein Bild über die einzelnen Projekte im Bereich der Bioethik machen, zu denen auch ein Programm mit gentechnisch manipulierten Organismen gehört. "Der Hunger muss ausgemerzt werden, und wir brauchen die geeigneten Mittel dazu. Gleichzeitig studiert der Heilige Stuhl den intensiveren Einsatz von gentechnisch manipulierten Organismen".

 

"Die Informationen sind für den Heiligen Stuhl nützlich, damit ein klares Bild über den Gebrauch der Gentechnik entstehen kann", so der Erzbischof. "Dank dieser Informationen kann man mitreden. Der Einsatz von gentechnisch manipulierten Organismen muss im weiteren Rahmen untersucht werden, damit wir fundierte Entscheidungen treffen können: die Entwicklung muss unter Kontrolle bleiben.?

 

An der Konferenz nahmen etliche Agrarminister, Wissenschaftler und Führungskräfte des Gesundheitswesens aus über 100 Ländern teil. Konträre Positionen nahmen die EU (die keine Minister entsandte) und die USA ein.

 

Im Gegensatz dazu sehe ich die Misereor-Aktion mit dem Titel "kein Patent auf Leben"; hier ein Abschnitt aus der Misereor-Seite:

Patente auf Leben bedrohen die Ernährungssicherheit.

 

Mit der Fastenaktion 2003 stellt MISEREOR die Frage nach dem Verfügungsrecht über die Güter der Schöpfung ganz konkret. Das internationale Patentrecht wurde in den letzten Jahren folgenreich verändert. Patente, mit denen früher nur Vermarktungsrechte an technologischen Neuentwicklungen im Bereich der leblosen Materie geltend gemacht werden konnten, müssen jetzt auch auf durch Bio- und Gentechnik veränderte Pflanzen und Tiere und ihre Teile und Gene ausgedehnt werden. Die großen Agrarkonzerne versuchen, sich möglichst viele Rechte an Nutzpflanzen zu verschaffen, die entweder landwirtschaftlich oder pharmazeutisch von kommerziellem Interesse sind. Diese Entwicklung ist sowohl für die biologische Vielfalt als auch für die Ernährungssicherheit höchst bedenklich. Denn die Patente auf Leben führen zu einer zunehmenden Kontrolle weniger Konzerne über die Grundnahrungsmittel der Menschheit.

 

"Entwicklungspolitik wird untergraben"

Misereor-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Josef Sayer: "Die Patentierung von Pflanzensorten wird die Verarmung der Kleinbauern in den Entwicklungsländern weiter vorantreiben. Wenn die europäischen Staaten das bestehende Patentsystem weiter unterstützen, untergraben sie ihre eigene Entwicklungspolitik.

Miseroer will gemeinsam mit Partnerorganisationen in Nord und Süd einen Ausschluss von Patenten auf Leben durchsetzen, weil wir darin Gefahren für die Welternährung sehen. Dies tun wir aus einem ethisch-christlichen Hintergund: Die Erde ist ein gemeinsames Erbe, dessen Früchte allen zukommen sollen. Gott hat die Erde mit allem, was sie enthält, zum Nutzen aller Menschen und Völker bestimmt. Nahrung ist nicht ein Konsumartikel oder irgendein Produkt: Nahrung ist und bedeutet Leben."

 

Gentechnik als Chance, dem Hunger in der Welt zu begegnen - oder als Chance der reichen Industrieländer/Unternehmen, den Unterschied zwischen Arm und Reich noch weiter zu vergrößern zum eigenen Gewinn?

 

Wie seht Ihr das?

bearbeitet von Lucia Hünermann
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Ist das ein Moderatoren-Test ? Dürfen Themen künftig noch über den Graben verschoben werden ?

Dieses Thema wird sich nie und nimmer im katholischen Bereich halten wenn es angemessen diskutiert werden soll.

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1. Nein. 2. Selbstverständlich. 3. Abwarten.

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Eigentlich sind das zwei Themen - die Frage, ob es sinnvoll ist, genmanipulierte Nahrung zu schaffen, um den Hunger zu bekämpfen (der mehr ein Verteilungsproblem ist als ein Produktionsproblem - also eine Maßnahme für das falsche Problem), un die Frage nach der Patentierbarkeit von Genen, was ich für eine unglaubliche Katastrophe halte - weil es die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert (Patente sind in erster Linie für große Konzerne ein Vorteil).

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un die Frage nach der Patentierbarkeit von Genen, was ich für eine unglaubliche Katastrophe halte - weil es die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert (Patente sind in erster Linie für große Konzerne ein Vorteil).

Volker,

meinst Du, dass Unternehmen überhaupt Geld und Energien in ein Projekt stecken, wenn sie nicht davon profitieren können? Ich vermute mal, dass die Firmen dann gar keine Forschungsanstrengungen auf dem Gebiet machen würden.

 

Ein Problem in dem Bereich ist sicherlich, dass Patentrecht Sache des einzelnen Staates ist. Wenn z. B. ein afrikanischer Staatschef die Patentierung von genetisch veränderten Pflanzen zuläßt, dann müssen die Bauern seines Landes bei jeder Aussaat auf's Neue zahlen. Und der eine oder andere afrikanische Staatschef soll ja ziemlich korrupt sein ...

 

Gruß,

Lucia

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meinst Du, dass Unternehmen überhaupt Geld und Energien in ein Projekt stecken, wenn sie nicht davon profitieren können? Ich vermute mal, dass die Firmen dann gar keine Forschungsanstrengungen auf dem Gebiet machen würden.

Nun, außer in Amerika kann man Software z. B. auch nicht patentieren. Trotzdem gibt es viele Firmen, die in Softwareentwicklung investieren und damit erfolgreich sind. Das hängt damit zusammen, dass es nicht so einfach ist, Software zu entwickeln.

 

Es ist auch nicht einfach, Gentechnik zu benutzen. Software kann man recht einfach kopieren, gentechnische Verfahren nicht, so ass hier ein ausreichender Schutz besteht.

 

Ein weiteres Problem ist es, dass die Firmen, die Gentechnik produzieren, meist auch Herbizide/Pestizide/Insektizide produzieren. Nun könnte man auf die glorreiche Idee kommen, Pflanzen mit einem Schutzmechanismus gegen Insekten auszustatten (viele Pflanzen in der Natur haben das bereits). Aber weit gefehlt: Die Pflanzen werden mit einem Schutz gegen die herstellereigenen Insektizide ausgestattet.

 

Das Problem, dass genmanipuliertes Saatgut jedes Mal neu gekauft werden muss, hast Du ja bereits geschildert Damit machen sich die Länder der dritten Welt völlig abhängig von den Inustriestaaten, die bei jeder Saat mitkassieren.

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Der Gentechnikwahnsinn, oder sollte ich eher "Geldquelle" sagen, hat keine Grenzen.

 

Wer als Bauer auf seinem Feld normales Saatgut verwendet,

(und der Nachbar genverändertes Saatgut)

muß, wenn genverändertes Saatgut in sein Feld fällt oder weht, und nach der Ernte im Verkaufsgut ist,

 

muss für den Teil des genveränderten Ernteanteils in seiner Ernte "patent"Gebühren zahlen.

 

 

Echt toll, gell ?

 

gruss

peter

 

 

PS: Das war kein Witz.

Gesehen und gehört im Fernsehen zur aktuellen rechtsprechung in den USA.

bearbeitet von pmn
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Bei Software mag das so sein. Wenn wir uns die Entwicklungen bei Medikamenten ansehen stellen wir aber fest daß heute nur noch der Markt bestimmt was entwickelt und erforscht wird. Ohne Patentschutz würden Pharmaunternehmen sich nur noch mit Generika befassen. Inovationen würde es praktisch keine mehr geben. Wer das dennoch versucht könnte sich auf Dauer am Markt nicht halten.

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Ein weiteres Problem ist es, dass die Firmen, die Gentechnik produzieren, meist auch Herbizide/Pestizide/Insektizide produzieren. Nun könnte man auf die glorreiche Idee kommen, Pflanzen mit einem Schutzmechanismus gegen Insekten auszustatten (viele Pflanzen in der Natur haben das bereits). Aber weit gefehlt: Die Pflanzen werden mit einem Schutz gegen die herstellereigenen Insektizide ausgestattet.

Hä? Macht das Sinn? Müßten die Pflanzen nicht vielmehr mit einem Schutz gegen die ichtherstellereigenen Pestizide ausgestattet werden, damit der Markt auf die herstellereigenen Pestizide angwiesen ist?

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Ein weiteres Problem ist es, dass die Firmen, die Gentechnik produzieren, meist auch Herbizide/Pestizide/Insektizide produzieren. Nun könnte man auf die glorreiche Idee kommen, Pflanzen mit einem Schutzmechanismus gegen Insekten auszustatten (viele Pflanzen in der Natur haben das bereits). Aber weit gefehlt: Die Pflanzen werden mit einem Schutz gegen die herstellereigenen Insektizide ausgestattet.

Hä? Macht das Sinn? Müßten die Pflanzen nicht vielmehr mit einem Schutz gegen die ichtherstellereigenen Pestizide ausgestattet werden, damit der Markt auf die herstellereigenen Pestizide angwiesen ist?

Die Pflanzen werden gegen die herstellereigenen Pestizide immun gemacht. Somit kann man die Insekten bekämpfen, sofern man die Pestizide des Herstellers des Saatguts benutzt. Benutzt man andere, schadet man den Pflanzen. Damit wird man vom Hersteller doppelt abhängig.

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>Gentechnik als Chance, dem Hunger in der Welt zu begegnen - oder als Chance der reichen Industrieländer/Unternehmen, den Unterschied zwischen Arm und Reich noch weiter zu vergrößern zum eigenen Gewinn?

Wie seht Ihr das?<

 

In welchem Maße sind Hungerkatastrophen auf Missernten durch Krankheits- oder Schädlingsbefall zurückzuführen?

Und in welchem Maße auf Krieg und Dürre?

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Momentan wird noch genug Nahrung produziert, um rein theoretisch alle Menschen ernähren zu können (man kann allerdings ausrechnen, wann dies nicht mehr der Fall ist - langsamer, wenn sich die Geburtenkontrolle schneller durchsetzt). Das Ganze ist mehr ein Problem der Verteilung (leicht verderbliche Nahrung in Europa nutzt hungernden Kindern in Afrika nichts) und der Armut (Nahrungsmittel wären vorhanden, aber die Bevölkerung hat kein Geld, sie zu kaufen).

 

Leider kommt dazu noch ein ganz perverses Problem, welches in sich ein schwerer ethischer Konflikt ist:

 

Für jedes Kind in Afrika, welches man vor dem Verhungern rettet, kommen nach einer gewissen Zeit zwei Kinder dazu, die nun auch Hungern (bedingt durch die Geburtenrate). Man kann sich ausrechnen, wann die Bevölkerungsexplosion dazu führt, dass man nicht mehr helfen kann. D. h. die ethisch gerechtfertigte Lösung verschärft das Problem in der Zukunft - aber es ist ethisch falsch, nicht auf die Konsequenzen zu sehen. Die Lösung ist also ethisch falsch und ethisch richtig, und zwar gleichzeitig. Nicht zu handeln ist auch ethisch falsch.

 

Große Teile der Probleme in Afrika sind auf die Übernutzung der Böden zuruckzuführen - zu viele Menschen müssen von zuwenig fruchtbarem Land ernährt werden. Geburtenkontrolle verstößt einerseits gegen ethisch-kulturelle Bräuche und ist eine Form des Kulturimperialismus und rassistisch obendrein, weil es leicht ausgelegt werden kann als eine Verhinderung der Vermehrung der Schwarzen (was nunmal faktisch so ist) zu dem Zweck, das Gewissen der Weißen zu erleichtern. Außerdem basiert in den afrikanischen Kulturen meist die Absicherung der Alten und Schwachen auf der Anzahl des Nachwuchses.

 

Das Ganze ist wahrlich ein echter Teufelskreislauf - gentechnisch manipulierte Nahrung löst das Problem nicht, weil diese Nahrung leider auch noch teurer ist. Und damit fügt man dem ganzen noch ein Problem mehr hinzu, vor allem, weil auch damit wieder das Problem der Übernutzung verschärft wird.

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>Für jedes Kind in Afrika, welches man vor dem Verhungern rettet, kommen nach einer gewissen Zeit zwei Kinder dazu, die nun auch Hungern (bedingt durch die Geburtenrate).<

 

Bedingt durch Über-zeugung. Nicht zuletzt auch von einer gewissen Liebe. Aber nicht der am Leben.

 

>Große Teile der Probleme in Afrika sind auf die Übernutzung der Böden zuruckzuführen - zu viele Menschen müssen von zuwenig fruchtbarem Land ernährt werden. Geburtenkontrolle verstößt einerseits gegen ethisch-kulturelle Bräuche und ist eine Form des Kulturimperialismus und rassistisch obendrein<

 

Kommt drauf an wie sie aussieht.

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Nun, außer in Amerika kann man Software z. B. auch nicht patentieren.

 

Falsch. "Software-Patente" gibt es auch in Europa und in Japan, wahrscheinlich sogar weltweit. Dies aus eigener Erfahrung, von meinen ungefaehr Dutzend Patentantraegen (ich bin in der Informatik-Forschung taetig, also alles "Software-Patente") sind ueber die Haelfte dreimal patentiert (US/EU/J), der Rest nur in den USA.

 

Anekdote 1: Ich habe letzte Woche einen speziellen Wisch unterschreiben muessen, um in Thailand ein Patent zu bekommen (warum unsere Rechtsabteilung der Meinung ist, dass die Gebuehren fuer ein Patent in Thailand eine gute Investion sind, ist mir komplett schleierhaft).

 

Anekdote 2: Wegen meiner Schlamperei (bei der mir eine Kollegin mitgeholfen hat), konnten wir vor ein paar Monaten nicht das US-Patent fuer eine Erfindung einreichen, die eine Sommer-Studentin zusammen mit uns gemacht hatte: ich hatte vergessen, den Patentantrag in der Rechtsabteilung abzuliefern, die Kollegin war im Mutterschaftsurlaub und hat sich logischerweise auch nicht drum gekuemmert, die Studentin hat die Idee in ihrer Doktorarbeit beschrieben, und daher bei der Dissertation ausgeplaudert (veroeffentlicht oder "publicly released" ist der terminus technicus). Daher sind uns die Patentrechte in den USA futschgegangen, und wir koennen die Erfindung nur in Europa und Japan patentieren. Die Patentanwaelte haben mir ganz gruendlich eins auf den Deckel geklopft (schriftlicher Verweis mit Kopie an meinen Chef und meine Personalakte). Leider haben sie komplett Recht, also habe ich die Kroete schlucken muessen. Die beiden Anekdoten sollten Beweis genug sein, dass "Software-Patente" auch ausserhalb Amerikas existieren.

 

Eine interessantere Frage ist, ob es eigentlich reine Software-Patente ueberhaupt gibt. M.E. gibt es sie naemlich nicht. Man kann naemlich nicht einfach 10 (oder 100 oder 1000 oder ...) Zeilen Sourcecode patentieren. Man kann auch nicht einen Algorithmus oder eine Formel patentieren. Z.B. kann ich nicht patentieren, dass die Summe aller natuerlichen Zahlen von 1 bis N = N * (N+1) / 2 ist (mal ganz abgesehen davon, dass diese Tatsache schon lange ueberall bekannt ist). Was patentiert wird ist eine Loesung fuer ein Problem, und eine Methode ein bestimmtes Problem zu loesen, und ein Plan um aus der Problemloesung ein komplettes System (Soft- und Hardware) zu bauen, und wie man mir der Problemloesung Geld verdienen kann.

 

Natuerlich sind heutzutage viele Probleme reine Computerprobleme, die rein durch Software geloest werden, und die Erfindungen in diesem Bereich werden patentiert. Daher also der Mythos, dass es "Software-Patente" gibt.

 

Im gleichen Sinne: Man kann nicht einfach ein Gensequenz (also eine Zeichenkette aus AGCT oder was auch immer die Buchstaben sind) patentieren. Was man patentieren kann, ist eine genetische Loesung eines existierenden Problems (z.B. das Tomaten durch Unkrautvernichtungsmittel auch getoetet werden). Patentiert wird dabei nicht (oder nicht nur) die genaue Gensequenz, sondern die Idee, wie man das existierende Problem loest (in diesem Fall, man aendert die Tomate genetisch, so dass sie gegen "Roundup" oder wie das Sauzeug auch immer heisst resistent ist). Uebrigens, Pflanzen sind meistens gegen Insektizide resistent (das Problem ist eher, dass man keine Insektizide verwenden kann, weil deren Reste fuer Menschen ein Problem sind). Der von Volker angesprochene Fall ist der Versuch, Nutzpflanzen gegen Unkrautvernichtungsmittel resistent zu machen.

 

Im Grunde ist das auch ganz fair. Wenn es solche Software- und Gen-Patente nicht gaebe, dann waeren ganze Industrien (z.B. der groesste Teil der Computer- und Pharma/Gen-Industrie) nicht in der Lage, ihre Forschung/Entwicklung durch Patente "schuetzen" zu lassen. Warum darf der Maschinenbau und die Autoindustrie dass, aber Siemens, IBM, Roche und Genentech duerfen es nicht? Das waere doch Schwachsinn.

 

Uebrigens, man sollte eigentlich sich mal ein paar Stunden lang Patentrecht erklaeren lassen, und ein paar Patente lesen (die pflegen 50-100 Seiten lang zu sein), und vielleicht sogar mal ein paar Patente schreiben, bevor man Ausserungen zum Patentrecht macht (leicht gehaessiger Seitenhieb gegen diejenigen, die Latrinenparolen aus der Zeitung wiederholen).

 

Nun aber nach dieser Einleitung zur Hauptfrage. Sind sogenannte Gen-Patente eine gute Neuerung oder nicht? Ich glaube die Antwort liegt viel allgemeiner: Was sind Patente, und was kann man mit ihnen machen, und was wird mit ihnen meistens gemacht. Ein Patent ist nichts weiter als das Recht, auf Schadenersatz oder Unterlassung zu klagen, ohne dass die Originalitaet der Idee extra bewiesen werden muss. Das funktioniert aber nur, wo man Schadenersatz bekommen kann (in eine leere Tasche greifen ist nutzlos), oder die Unterlassung auch durchgesetzt werden kann (was im rechtlosen Raum schwer ist). Daher sind einige der weitgehendsten Software-Patente (z.B. im Bereich der Grafik, das beruehmte Rob Pike XOR Patent, und in der Kryptographie, das RSA Patent) ueberhaupt nicht durchsetzbar: Wenn die Idee in einem Satz beschrieben werden kann, dann kann die Idee so simpel und schnell umgesetzt werden, dass der Patentinhaber mit dem Justizsystem da gar nicht hinterherkommt. Das gleiche gilt fuer gentechnisch modifizierte Pflanzen (ausser, wenn sie steril. d.h. nicht fortpflanzbar sind): Wenn ein armer Landwirt mitten in Afrika oder Suedamerika diese modifizierte Pflanze anbaut, dann kann der Patentinhaber da ueberhaupt nichts gegen tun.

 

Der zweite Teil der Antwort ist, wie Patente in der Rechtspraxis wirklich verwendet werden. Erste Regel: Wenn es irgendwie geht, klagt man am besten nicht. Grund: Wenn ich mit meinem Patent im Gerichtssaal auftauche, wird die Gegenseite erstmal versuchen zu beweisen, dass mein Patent ungueltig ist. Und bei der Komplexitaet der Materie (und der furchtbaren Komplexitaet des Patentrechts, und der Schlamperei, sowohl meinerseits als auch durch die Juristen) haben sie da ziemlich gute Chancen. Ich wuerde mal schaetzen, dass 80% aller Patente durch Prozess gekippt werden koennten. Die Kosten eines solchen Prozesses sind aber extrem hoch: ein paar Millionen fuer die Anwaelte (ein guter Patentprozess ist ein halbes Jahr Vorbereitung, plus ein oder zwei Wochen im Gerichtssaal), plus beliebig viel Geld fuer die Sachverstaendigen. Unser Nachbar Nick (sein Spitzname) verlangt z.B. im Moment $1800/Stunde (Achtzehnhundert pro Stunde) als Sachverstaendiger; ein guter Patentprozess sind ein paar Wochen Arbeit fuer ihn. Da er bekannter Experte in seinem Gebiet ist, mehrere Buecher verfasst hat, und selbst Dutzende von Patenten hat, ist er selbst bei diesen Preisen noch gefragt. Mein Ex-Chef hat mal als Sachverstaendiger in drei Wochen sein Jahresgehalt verdoppelt (und drei Wochen lang kaum geschlafen, und war drei Wochen lang nicht zu Hause, aber das ist ein anderes Problem).

 

Daher werden Patente selten von kleineren Firmen benutzt: Sie wissen genau, dass sie im Zweifel im Gerichtssaal keine Chance haben, weil sie nicht genug Anwaelte und Sachverstaendige finanzieren koennen. Patente sind hauptsaechlich fuer Grossfirmen. Die verwenden Patente so: Erstens, um Kleinfirmen gerichtlich zu stoppen (weil die meisten Kleinfirmen einfach intelligenterweise aufgeben, wenn sie eine Patentklage zugestellt bekommen). Zweitens, um mit anderen Grossfirmen aufzurechnen, wer wem wieviel schuldet. Innerhalb der Grossindustrie (also z.B. IBM/HP/NEC/Siemens/... oder Ford/GM/Daimler-Chrysler/VW/... oder Lucent/Nokia/Erikkson/Alcatel/NTT...) existieren meist allgemeine Lizenz-Vereinbarungen, die Lizensgebuehr wird meist jaehrlich verhandelt, und die Lizenzen pflegen groessere Betraege zu sein. Meines Wissens ist IBM die einzige Grossfirma, die ihre Lizenz-Ertraege und Kosten veroeffentlicht (und jedes Jahr ein paar Milliarden dran verdient).

 

Ein drittes ueber Patente im allgemeinen: Ein Patent beendet alle Geheimhaltung. Sobald das Patent ausgestellt ist (und in Europa sogar 18 Monate nach dem Antrag), muss der Patentantrag und das eigentliche Patent (welches eine genaue Beschreibung der Erfindung und der Methode enthalten muss) veroeffentlicht werden. Daher wird zum Zeitpunkt des Patentes die gesamte Idee oeffentlich, und daher viel leichter kopierbar. Aus diesem Grund werden manche der besten (hier im Sinne von: profitablesten) Ideen absichtlich nicht patentiert, sondern schoen vorsichtig geheimgehalten. Das funkioniert natuerlich dort nicht, wo der Verkauf des Produkts die gesamte Geheimhaltung torpediert (ist also fuer genetisch modifizierte Pflanzen schwierig, da sie schnell man ge-sequenced werden koennen). Interessanterweise ist Software viel schwieriger zu "reverse engineer" als gentechnisch modifizierte Pflanzen. Fuer reine Software-Firmen (z.B. SAP in Hessen) ist daher patentieren gar nicht so wichtig.

 

Diese stark vereinfachte allgemeine Beschreibung hat natuerlich Ausnahmen; das sind meist die in der Presse hochstilisierten Faelle, z.B. die bekannten Patentverfahren SCO/IBM, Intergraph/Intel, Rambus/Siemens, in denen jedes Mal eine Kleinfirma ein Grossfirma verklagt hat (Ergebnis: Intergraph hat gewonnen, hat aber Intel nichts ausgemacht, Rambus hat verloren und ist beinahe dran gestorben, und SCO/IBM laueft noch). Ausserdem werden manche Patente in unmoralischer (und oft rechtwiedriger) Weise missbraucht. Oder jemand versucht, Teile des menschlichen Genoms zu patentieren (was zum Glueck nicht funktioniert hat). All dies sind aber Ausnahmen.

 

Auf den hier diskutierten Fall (Gen-Technik) angewendet bedeutet dies folgendes: Patente spielen hier die kleinere Geige. Die Methoden, mit denen Patente angewendet werden (s.oben) ziehen einfach nicht, wenn die Gegenseite nicht in die obigen Kategorien faellt. Wie will man z.B. einen Afrikanischen Diktator in den USA vor Gericht ziehen? Wie will man ihm Lizenzgebuehren abnehmen? Wo ist hier der Verhandlungspartner?

 

Ein guter Beweis dafuer, dass Patente in Faellen von "Grossindustrie gegen die dritte Welt" wenig Einfluss haben ist die Situation der AIDS-Medikamente: Patentiert in den USA und weltweit. Aber in Brasilien und Teilen Afrikas werden die Patente ganz offen ignoriert, und dies mit Gutheissung der UN. Welchen Nutzen haben diese Patente (was die dritte Welt angeht) also ihren Eigentuemern gebracht? Kaum einen, ausser Kosten. Welchen Schaden haben sie in der dritten Welt angerichtet? Ausser langer Verzoegerung beim Einsatz der Anti-Retrovirals keinen (und massenhaft Beschaeftigungstherapie fuer Anwaelte und Politiker, aber das ist wohl unvermeidlich). Natuerlich sind waehrend der Verzoegerung zigtausende AIDS-Patienten gestorben.

 

Eine Beurteilung der Gentechnik in der Agrikultur (im Kontext einer katholisch oder allgemein religioes ausgerichteten Debatte ueber caritative Hilfe fuer die Weltbevoelkerung im allgemeinen, d.h. hauptsaechlich fuer die dritte Welt) muss sich also an anderen Dingen als Patenten und Lizenzen ausrichten.

 

Offene Fragen sind unter anderem [meine persoenliche Meinung in eckigen Klammern]:

 

Sind genetisch modifizierte Pflanzen in der Lage, die Landwirtschaft der dritten Welt so zu verbessern, dass der Hunger eingedaemmt werden kann? [wahrscheinlich ja, wenn sonst alles perfekt laeuft, was es nie tut]

 

Hat die profitsuchende Industrie einen Grund, der dritten Welt zu helfen? [nein, da ist kein Geld zu verdienen]

 

Haben genetisch modifizierte Nahrungsmittel Gesundheits-Risiken fuer die Konsumenten? [nicht viele, sonst waeren schon viel mehr Leute tot, aber moeglicherweise langfristige]

 

Ist das langfristigen Gesungheits-Risiko tragbar? [im Westen: weniger, aber in der dritten Welt sollte die Wahl zwischen morgen verhungern und in 40 Jahren vielleicht an Darmkrebs sterben ziemlich einfach sein]

 

Werden sich agressive vermehrende genetisch modifizierte Pflanzen einheimische Pflanzen verdraengen, und dadurch Biodiversity vermindern? [mit Sicherheit, ohne pingelige Ueberwachung ist das ein hohes Risiko]

 

Wird die Gentechnik unser Rechtssystem ueberstrapazieren, bevor wir eine neue Auffassung und Kultur gebildet haben? [im Moment noch nicht, aber es ist durchaus moeglich]

 

Kann die Gentechnik die Landwirtschaft so aendern, dass massive gesellschaftliche Umwaelzungen stattfinden, was wiederum hohe Kosten und Leiden verursacht? [durchaus moeglich, vor allem, wenn in der dritten Welt ploetzlich landwirtschaftliche Ertraege moeglich werden, die eine Mechanisierung verursachen, und zu massiver Landflucht und Arbeitslosigkeit fuehren, aber besser arbeitslos als verhungert]

 

Hat die Industrie irgendeinen Grund, langfristig zu denken oder ethisch zu handeln? [oberflaechlich gesehen nein, aber die Schlaueren in den Fuehrungsetagen wissen schon, dass man das Huhn, das goldene Eier legt, nicht schlachten soll, und in diesem Fall ist das Huhn die Weltbevoelkerung]

 

Kann eine ethische (oder katholische oder religioese oder caritative ...) Diskussion der Vorteile und Risiken der Gentechnik in der Landwirtschaft die momentane rein wirtschaftlich / rechtliche Diskussion ersetzen, und zu einer globale Optimisierung der Entscheidungen fuehren? [Nur in der Theorie, da unsere Gesellschaft einen anderen Unterbau im Habermas'schen Sinn hat]

 

Eine Diskussion dieser Fragen waere interessant.

 

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Ein persoenlicher Kommentar zur allgemeinen Frage der Patentkultur: Ich (als Einzelperson, nicht als Angestellter meines Arbeitgebers) bin der Meinung, dass das Patentrecht und Patentsystem (und wahrscheinlich auch das Copyright-System) groesstenteils systematisch als wirtschaftliches Druckmittel (unter einem fadenscheinigen Rechtssystem) missbraucht werden. Der Grossteil der Patente sind nicht rechtmaessig (Formfehler, oder inhaltlich nicht neu, oder die selbe Idee wird mehrmals patentiert). Der Grossteil der patentierten Erfindungen sind es nicht wert, patentiert zu werden: Das Patentrecht sagt, dass Erfindungen nicht "einem in der Kunst Bewanderten offensichtlich" sein duerfen (Originaltext: "obvious to those skilled in the art"). Aber das Patentsystem ist stabil, dadurch dass die Nutzniesser (die grossen Firmen) das System finanzieren, und sich durch politischen Einfluss die zugehoerige Rechtsgrundlage sichern (beim neuen Europaeischen Patentrecht sind einige Franzoesische Firmen durch ihren heftigen Einfluss (auf gut Deutsch: Korruption) aufgefallen, und von der Situation in den USA wollen wir mal gar nicht reden). Und zwischen den Grossfirmen existiert ein Machtgleichgewicht, das keiner stoeren will. Im Grunde ist es einfach: Die armen werden aermer oder sterben, waehrend die Reichen einen modus vivendi haben. Die Lage aehnelt dem kalten Krieg mit dem nuklearen Gleichgewicht.

 

Solche Situationen erzeugen ethische und moralische Konflikte, z.B. in diesem Fall zwischen meiner privaten Meinung und den Beduerfnissen meines Arbeitgebers. Und weder das neue Testament noch der Talmud koennen mir hier mit detailierten Anleitungen helfen (und da ich keine der beiden Religionen praktiziere, waere es mir also auch gleich).

 

Von der philosophischen Komplexitaet gesehen, ist dieses Thema viel interessanter als Keuschheit, Verhuetung und Zoelibat, wird aber viel weniger diskutiert. Das ist (leider) auch logisch: Die Betaetigung, ueber die in der Keuschheit/Verhuetung/Zoelibat Debatte diskutiert wird, macht viel mehr Spass als Patentrecht (ich hab beides probiert, und ein anderer Nachbar war sogar mal mit einer Patentanwaeltin verheiratet, und das nicht um Patentrecht zu diskutieren), die Abwesenheit der ersteren Beschaeftigung erzeugt viel mehr Frust (siehe: Zoelibat Diskussion), und Sex wird auch von viel mehr Leuten praktiziert (die meisten Leute gehen ohne Patente durch ihr Leben, waehrend nur ein kleiner Teil aller Ehepartner bei der Hochzeit noch unbemakelt sind). Ich weiss aber nicht, welche Frage fuer die Menschheit als ganzes wichtiger ist. Eins aber ist klar: Beide Fragen (Ueberbevoelkerung, als Funktion der Keuschheit/Verhuetungs-Frage, und Patentrecht / Geistiges Eigentum) sind viel wichtiger, als viele andere Fragen, die oft lange diskutiert werden (z.B. ob Sakramente von verschiedenen Splittergruppen der gleichen Religion austauschbar sind).

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Bei greenpeace.de gibt es da eine Menge Infos (vielleicht kennt jemand auch websites mit der Darstellung der anderen Meinung), bspw. hier.

 

Übrigens erwartet uns ähnliches im Dienstleistungssektor, siehe hier.

 

Wie man da noch ernst- und gewissenhaft an marktliberalen Positionen festhalten kann ist mir ein Rätsel.

 

Ach ja: die die FDA, die Zulassungsstelle für Medikamente in den USA, würde die Gennahrung niemals zulassen, bei ähnlich dürftigen Infos zu Risiken etc., wenn es sich da um Medikamente handeln würde. Geschluckt wird beides, die Risiken müssen vorher ausgeschlossen werden in breiten Studien, alles andere ist absolut unverantwortlich.

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Anchesenpa Aton

Hi

 

Ich finde diese verschieberei echt scheißi. Hier ist es sowieso schon total unübersichtlich und man findet nie was wieder. Und dann noch diese voll ätzenden trennungsregeln ...

 

Anchesenpa

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Hi

 

Ich finde diese verschieberei echt scheißi. Hier ist es sowieso schon total unübersichtlich und man findet nie was wieder. Und dann noch diese voll ätzenden trennungsregeln ...

 

Anchesenpa

" Das Leben ist grausam und schrecklich gemein..

das Leben ist grausam und jeder Mod ein Schw*** :unsure::blink:

 

Klick einfach auf den Link in lara Posting, dann findest du alles wieder :blink:

 

Viele Grüße

Ellen

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