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Bischofssynode


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Die im Vatikan versammelten Synodalen haben heute, aufgeteilt in Sprachgruppen, ihre Beratungen fortgesetzt. Die Gespräche gestern Nachmittag kreisen vor allem um die Themen: Der Bischof als Vorbild in Glaube und spirituellem Leben, die Beziehungen des Bischofs zu den Geistlichen und die Kollegialität. Ausserdem ging es um die Arbeit mit den

Pfarreien. Und schließlich wurde die Aufgabe des Bischofs im Kampf gegen die Armut diskutiert, wobei nicht allein der materielle Mangel, sondern auch das Fehlen von Glaube, Hoffnung und Kultur gemeint war.

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Kardinal Meisner zieht Bilanz der Bischofssynode

Bei der Bischofssynode im Vatikan sind die Beratungen in den Sprachgruppen abgeschlossen. Jetzt werden die Ergebnisse der Gespräche für die Abschlusssitzung am Freitag zusammengefasst und vorbereitet. Am Rande der Bischofssynode zog der Kölner Kardinal Joachim Meisner eine erste Bilanz des vierwöchigen Bischofstreffens. Dabei sagte er, die drei Hauptaufgaben des Bischofs hätten sich wie ein roter Faden durch die Beratungen gezogen: die Liturgie, die Verkündigung und die Diakonie. Wobei letztere eine zentrale Stellung einnehme. Wichtige Aufgabe für den Bischof ist es, so Kardinal Meisner, die kirchliche Vergangenheit zu vergegenwärtigen: Das Evangelium müsse auch nach 2000 Jahren frisch bleiben wie zu den Zeiten der jungen Kirche.

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Tach!

 

Also, man kann dem ollen Ratze ja des öfteren einiges in Ton- und Wortwahl vorwerfen, aber die zusammenfassende Sicht heutiger Verkündigung und Theologie trifft's. Leider.

 

Paz Y Bien,

Ralf

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Die Weltbischofssynode hat mit einem Friedensappell ihre Arbeit im Vatikan beendet

Mit einem eindringlichen Friedensappell und einer entschiedenen Verurteilung des Terrorismus hat die Weltbischofssynode heute im Vatikan ihre Arbeit beendet. In einer Botschaft an die Welt rufen die rund 250 Bischöfe zum Kampf gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheiten auf. Ausdrücklich fordern sie Frieden für Jerusalem. In ihrer 30 Punkte umfassenden Botschaft sprechen die Bischöfe viele aktuelle politische und soziale Themen an und fordern zum Handeln auf: etwa mit Blick auf die ungerechte Verteilung der Güter in Nord und Süd, die steigende Zahl der AIDS-Infizierten, den Waffenhandel oder den Missbrauch von Religionen für Gewalt. Daneben gehen die Synodenväter aber auch auf theologische Themen ein. Es geht um die Frage nach dem "Woher des Bösen" und nach dem Grund der christlichen Hoffnung. Die Bischöfe setzen sich auch mit ihrem eigenen Selbstverständnis auseinander. Dabei bekennen sie sich zur Ökumene, zum offenen Dialog innerhalb der Kirche und mit Andersgläubigen, zur Parteinahme für die Armen und zur Kollegialität untereinander und mit dem Papst. Zugleich fordern sie einen neuen "Schwung" in der Verkündigung des Evangeliums für die Welt, zu der auch die Laien berufen seien. Die Botschaft endet mit dem Friedensappell für Jerusalem. Alle Söhne Abrahams - also Christen, Muslime und Juden - sollten in der Stadt wieder zusammenkommen voll Respekt gegenüber den jeweiligen Rechten des Anderen. Für alle Völker der Erde solle Jerusalem ein unerschöpfliches Symbol der Hoffnung und des Friedens bleiben.

In der Schlussbotschaft der Bischöfe werden konkrete Strukturfragen wie etwa eine mögliche Reform in der kollegialen Leitung der Kirche nicht angesprochen. Der Schwerpunkt liegt auf inhaltlichen Themen. Das hängt wohl auch mit der inneren Dynamik der vierwöchigen Beratungen zusammen. Nach Einschätzung des Fuldaer Weihbischofs Ludwig Schick haben zu Beginn der Synode durchaus strukturelle Fragen eine wichtige Rolle gespielt. Dann sei aber die Frage immer wichtiger geworden: "Wie tragen wir die Botschaft Christi ins 3. Jahrtausend hinein?" Dabei hätten wohl der 11. September und die damit zusammenhängenden Ereignisse eine Rolle gespielt. Schick wörtlich: "Dass man einfach sagt, wir brauchen diese Botschaft des Evangeliums. Sie kann der Welt Frieden bringen. Sie kann mehr Gerechtigkeit bringen. Sie kann Anerkennung der Menschenrechte bringen. Daraus folgte dann, dass das Thema Ökumene bedeutender wurde, weil es kann keine Weitergabe des Glaubens geben, wenn wir uns nicht bemühen, miteinander einig zu werden.". Morgen Vormittag geht die Bischofssynode mit einer großen Papstmesse zu Ende.

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"Der Bischof - Diener des  Evangeliums Jesu Christi für die Hoffnung der Welt"

 

 

Die Bischofssynode vom 30.9. - 27.10. in Rom

 

 

Abschlussbotschaft der Synodenväter vom 26.10.2001

 

 

 

I. Einführung

 

1. Vom 30. September bis zum 27. Oktober, im Namen unseres Herrn Jesus Christus auf Einladung Papst Johannes Pauls II. in Rom zur Synode versammelt, haben wir, katholische Patriarchen und Bischöfe aus allen Erdteilen, im Licht des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) über unseren Hirtendienst nachgedacht. Wie die Apostel nach der Auferstehung im Obergemach um Maria die Mutter Jesu versammelt, waren wir einmütig im Gebet vereint (vgl. Apg 1, 14). Wir haben zum Geist des Vaters gefleht, er möge uns hinsichtlich unserer Verantwortung als Diener Christi für die Hoffnung der Welt erleuchten.

 

2. Mit dem Nachfolger Petri, der allen Menschen die Frohe Botschaft verkündet und die ganze Welt unermüdlich als Pilger des Friedens bereist hat, mit ihm, der bei unserer Arbeit stets anwesend war und uns somit besonders ermutigte, haben wir auf das Wort Gottes und aufeinander gehört. So wurden unter uns die Stimmen der Teilkirchen und der Völker vernehmbar; so konnten wir eine weltweite Brüderlichkeit erleben, die durch diese Botschaft auch Euch erreichen soll.

 

3. Wir bedauerten, daß im Herrn geliebte Brüder nicht nach Rom kommen konnten. Mit großer Betroffenheit haben wir das Zeugnis mehrerer Bischöfe vernommen, die in den letzten Jahrzehnten um Christi willen Gefangenschaft und Verbannung erlitten haben. Andere sind wegen ihrer Treue zum Evangelium gestorben. Ihr Leiden und das Leiden ihrer Ortskirchen haben die christliche Hoffnung nicht ausgelöscht, vielmehr dieses Licht der Hoffnung für die ganze Welt heller aufleuchten lassen.

 

4. Mehrere höhere Generalobern der Ordensgemeinschaften haben aktiv an der Synode teilgenommen. Wir durften auch die Vertreter der anderen christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, Hörer - Ordensleute und Laien, Frauen und Männer - sowie Experten und Dolmetscher unter uns haben. Allen danken wir sehr herzlich, besonders auch den Mitgliedern des Synodensekretariats.

 

II. Jesus Christus, unsere Hoffnung

 

5. Der Heilige Geist hat uns eine gemeinsame Einsicht in die Gegenwart von Kirche und Welt geschenkt. Dadurch hat er den auferstandenen Christus in unseren Herzen verherrlicht, indem er "von Seinem nahm, um es uns mitzuteilen" (vgl. Joh 16, 14). Wir haben ja im Lichte des Paschamysteriums, des Leidens, des Todes und der Auferstehung Christi, sowohl die tragischen Fakten und Zustände, wie auch die Zeichen der Hoffnung, deren Zeugen wir in der heutigen Welt sind, zu deuten versucht. Um den heiligen Paulus zu zitieren, wurden wir mit dem "mysterium iniquitatis" und dem "mysterium pietatis" konfrontiert (vgl. 2 Thess 2, 7; 1 Tim 3, 16).

 

6. Menschlich gesehen, erscheint die Kraft des Bösen häufig übermächtig, für den Glauben aber ist Gottes barmherzige Liebe weitaus mächtiger: "Ubi peccatum abundavit, gratia superabundavit"; "Wo jedoch die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden" (Röm 5, 20). Gerade in unserer Deutung der Gegenwart haben wir erfahren, wie kraftvoll und wahr diese Lehre des Apostels ist. "Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, was man sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld" (Röm 8, 24-25).

 

7. Am Anfang der Spaltung und Zerrissenheit zwischen Mensch und Schöpfer, Mann und Frau, Welt und Umwelt steht die ursprüngliche Verweigerung des gottgeschuldeten Gehorsams, was nach der heiligen Schrift die Wurzel der Sünde ist. Daher die Frage, die unser Gewissen immer wieder aufrüttelt: "Was hast Du Deinem Bruder getan?" (vgl. Gen 4, 9-10). Vergessen wir aber nicht, dass auf den Bericht von der Ursünde unmittelbar ein Heilsversprechen folgt und dieses geht der Erzählung von der Ermordung des unschuldigen Abel voraus, der Vorbild Jesu ist. Als Frohbotschaft für die ganze Menschheit wird das Evangelium schon zu Beginn der Menschheitsgeschichte angekündigt (vgl. Gen 3, 15).

 

8. Heute noch wird das Evangelium in der ganzen Welt verkündigt. Wir sollen uns daher nicht durch die verschiedenen Verneinungen des lebendigen Gottes einschüchtern lassen, die mehr oder weniger hinterhältig die christliche Hoffnung zu untergraben oder lächerlich zu machen versuchen. Wir bekennen in der Freude des Geistes: "Christus ist wahrhaft auferstanden." In seiner verklärten Menschheit hat er allen, die die Gnade der Bekehrung annehmen, das ewige Leben erschlossen.

 

Greuel des Terrorismus

9. Zusammen mit dem Heiligen Vater hat die Synodenversammlung den Opfern der Terroranschläge vom 11. September und ihren Angehörigen ihr tiefes Mitgefühl ausgesprochen. Wir beten für sie und alle übrigen Opfer des Terrorismus in der ganzen Welt. Wir verurteilen grundsätzlich jedweden Terrorismus; nichts kann ihn rechtfertigen.

 

Gewalt

10. Wir konnten uns während der Synode auch nicht den vielen anderen Leiden verschließen, die Mitmenschen in großem Ausmaß treffen. Wollen wir der Welt neue Wege aufzeigen, so müssen wir auch die die "Strukturen der Sünde" berücksichtigen, von denen Papst Johannes Paul II. gesprochen hat. Gemäß ausgewiesenen Experten der Weltwirtschaft leben 80 Prozent der Weltbevölkerung mit 20 Prozent aller Güter und 1.200.000.000 Menschen müssen mit weniger als einem Dollar pro Tag überleben. Ein grundsätzlicher sittlicher Wandel ist geboten. Die Bedeutung der kirchlichen Soziallehre können wir nicht genug betonen. Wir verpflichten uns als Bischöfe, sie in unseren Diözesen bekannter zu machen.

 

11. Zu lang unterschätzte, weitest verbreitete Notstände können die Bevölkerung ganzer Länder in die Verzweiflung treiben. Wie können wir dazu schweigen, daß nach wie vor unzählige Menschen in einer Zeit weiter verhungern oder in äußerster Armut leben müssen, in der Möglichkeiten zu einer besseren Verteilung der Ressourcen wie nie zuvor zur Verfügung stehen? Wir sind solidarisch mit den riesigen Strömen von Flüchtlingen und Einwanderern, die infolge von Krieg, politischer Unterdrückung oder wirtschaftlicher Benachteiligung ihre Heimat verlassen müssen, Arbeit suchen und sich nach Frieden sehnen. Zunahme von Malaria und AIDS, Analphabetismus, Zukunftslosigkeit für so viele Kinder und Jugendliche, die auf der Straße leben, Ausbeutung der Frauen, Pornographie, Intoleranz, Missbrauch der Religion zur Unterdrückung der Menschen, Drogen- und Waffenhandel: Die Aufzählung ist unvollständig! Dennoch verlieren einzelne auch in der äußersten Not die Hoffnung nicht. Der Herr schaut auf sie und unterstützt sie: "Die Schwachen werden unterdrückt, die Armen seufzen. Darum spricht der Herr: Jetzt stehe ich auf, dem Verachteten bringe ich Heil" (Ps 12, 6).

 

12. Was uns aber als Hirten vielleicht am meisten bedrückt, ist die Verachtung des Lebens von der Empfängnis bis zum Tod und der Zerfall der Familie. Das Nein der Kirche zu Abtreibung und Euthanasie ist ein Ja zum Leben, zur grundsätzlichen Güte der Schöpfung, ein Ja, das jeden Menschen im Heiligtum seines Gewissens ansprechen kann, ein Ja zur Familie, der ersten Keimzelle der Hoffnung, an der Gott seine Freude hat und die er dazu beruft, Hauskirche zu werden.

 

Mitarbeiter an einer ‚Zivilisation der Liebe'

13. Von ganzem Herzen danken wir den Priestern, den Ordensleuten und den MissionarInnen. Von der Hoffnung getragen, die von Gott kommt und in Jesus von Nazareth offenbar wurde, stellen sie sich in den Dienst der Schwachen und Kranken und verkünden das Evangelium des Lebens. Wir bewundern die Großherzigkeit zahlreicher Mitstreiter humanitärer Werke und Anliegen, die Ausdauer der Mitarbeiter der internationalen Institutionen, den Mut der Journalisten, die sich trotz mancher Risiken im Dienst der öffentlichen Meinung für die Wahrheit einsetzen, das Wirken vieler Mitmenschen in Wissenschaft, Medizin und Krankenpflege, sowie die Kühnheit mancher Unternehmer, die in wirtschaftlich schwachen Regionen Arbeitsplätze schaffen, die hingebende Liebe vieler Eltern, Lehrer und Erzieher, schöpferisches und künstlerisches Schaffen, aber auch das Wirken vieler anderer Friedensstifter, die Menschenleben retten, Familien ernähren, die Würde der Frau verteidigen, die Jugend ausbilden und das kulturelle Erbe der Menschheit bewahren und bereichern. In ihnen allen - das ist unsere Überzeugung - wirkt unsichtbar die Gnade (Gaudium et spes, 22).

 

III. Der Bischof als Diener des Evangeliums der Hoffnung

 

Zur Heiligkeit berufen

14. Das Zweite Vatikanische Konzil hat alle zur Heiligkeit aufgerufen. Bischöfe heiligen sich vornehmlich, wenn sie ihren Hirtendienst mit der Demut und der Kraft des ‚Guten Hirten' ausüben. Für alle offen zu sein, ist ein wesentliches Merkmal des bischöflichen Dienstes, in der Geduld und dem mutigen Bekenntnis zur Hoffnung, die ihm innewohnt (vgl. 1 Petr 2, 15). Auf diese sehr aktuelle Form der Heiligkeit ist die Welt angewiesen. Um einen Dialog der Wahrheit mit Andersgläubigen zu führen, ist eine echte und offene innerkirchliche Gemeinschaft die Voraussetzung. So können alle, welche Aufgabe sie auch immer in der Kirche haben, "die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens bewahren" (Eph 4, 3).

 

Als im Herzen Arme die Armut bekämpfen

15. Es gibt eine Armut, die unterdrückt und entfremdet: Diese gilt es zu bekämpfen, um ihre Opfer zu befreien. Es gibt aber auch eine Armut, die Energien freilegt zu Liebe und Dienstbereitschaft; diese Armut wollen wir selber in der Nachfolge Christi zu unserer machen: Arm vor dem Vater, wie Jesus in seinem Gebet, in seinem Reden und Wirken. Arm mit Maria beim Lobpreis von Gottes Großtaten. Arm vor den Menschen durch einen Lebensstil, der auf Jesus verweist. Der Bischof ist der Vater und der Bruder der Armen. Er darf nicht zögern, denen so oft wie nötig seine Stimme zu verleihen, die ihre Rechte nicht durchsetzen können, damit ihnen Recht widerfährt. Vor allem hat er "dafür zu sorgen, daß sie sich in allen christlichen Gemeinschaften zuhause fühlen" (Novo millennio ineunte, 50). So können wir der Welt gemeinsam bezeugen, daß demütigen Menschen reinen Herzens große Freude zuteil wird; so werden wir Zeugen für die durchschlagende Kraft der Vergebung, für die Hoffnung, daß die nach Gerechtigkeit Hungernden und Dürstenden von Gott gesättigt werden.

 

Communio und Kollegialität

16. Der Begriff ‚Communio' (koinonia) gehört zur gemeinsamen Tradition der Ost- und der Westkirche. Er ist im Glauben an Gott Vater, Sohn und Hl. Geist verankert. Das Geheimnis des einen Gottes und der innertrinitarischen Liebe ist die Quelle der Communio in der Kirche. Die ‚Kollegialität' bezieht sich im Dienst an der Communio auf das Kollegium der Apostel und ihrer Nachfolger, auf die Bischöfe in ihrer wechselseitigen Einheit und ihrer Einheit mit dem Papst als dem Nachfolger Petri. Gemeinsam lehren sie mit einem "sicheren Charisma der Wahrheit" (Irenäus, Adversus Haereses, IV, 26, 2) überall und jeder Zeit denselben Glauben und verkünden ihn allen Völkern der Erde (Dei Verbum, 8). Communio und Kollegialität wirken sich, wenn sie voll gelebt werden, sogar auf die menschliche und geistliche Reife des Bischofs aus. Sie fördern die freudige Ausstrahlung der Hoffnung der christlichen Gemeinden und verleihen ihnen neuen missionarischen Elan.

 

Geistlicher Kampf

17. "Als große Gnade, die der Kirche im 20. Jahrhundert zuteil wurde", bleibt das Zweite Vatikanische Konzil ein "sicherer Kompaß, um zu Beginn des neuen Jahrhunderts den Weg zu finden" (Novo millennio ineunte, 57). Um in der ganzen Welt Diener des Evangeliums Jesu Christi für die Hoffnung der Welt zu sein, müssen wir also der Lehre des Konzils über die Kirche als Sakrament der Einheit treu bleiben. Die Liebe zur Einheit hat nichts zu tun mit Gleichgültigkeit den Strömungen gegenüber, die der Wahrheit entgegengesetzt sind, welche auf dem Antlitz Christi einmalig glänzt: "Ecce homo" (Joh 19, 5). Aus eben dieser Liebe kann der Hirte, als Wächter und Prophet, verpflichtet sein, auf die Verzerrungen, welche die Reinheit der christlichen Hoffnung gefährden, aufmerksam zu machen. Aus dieser Liebe wird er sich jedem Slogan oder jeder Einstellung widersetzen, die das Kreuz Christi in ihrem Sinn entleert und damit auch das wahre Antlitz des Menschen und seine erhabene Berufung zur Teilnahme am göttlichen Leben verdunkelt.

 

Gehet hin... (Mt 28, 19)

18. Indem er täglich für sein Volk der Eucharistie vorsteht, vereinigt sich der Bischof mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus in seiner Hingabe an den Vater. Er erneuert in sich selbst das Tun Jesu: "Sein Fleisch hingeben für das Leben der Welt" (vgl. Joh 6, 51). Während der Synode haben wir uns in diesem Dienst erneuern lassen, der darin besteht, Gottes Heilsplan allen Menschen zu verkünden, Gottes Erbarmen zu feiern in den Sakramenten des neuen Lebens und Gottes Gesetz der Liebe zu lehren als Zeugen seiner Gegenwart "alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28, 20). "Geht also hin...": Diese missionarische Sendung gilt allen Getauften, den Bischöfen, den Priestern und Diakonen, den Menschen des gottgeweihten Lebens und den Laien. Durch sie alle erreicht die Sendung "die ganze Schöpfung" (Mk 16, 15).

 

Das Netz der Einheit knüpfen

19. Aus der Kirche durch Aufnahmebereitschaft, Entdeckung und Vertiefung des Wortes Gottes, durch Liturgie, Diakonie und flammendes Zeugnis das Haus und die Schule der Communio zu machen (vgl. Novo millennio ineunte, 43), das ist die geistliche und pädagogische Herausforderung, die von uns Bischöfen verlangt, den Glauben der einen zu nähren, den Glauben in anderen zu wecken, den Glauben allen mit Zuversicht zu verkünden. Der Bischof wird nicht aufhören, die evangelische Freude der Pfarrgemeinden zu fördern und sie mit ihren Priestern zu missionarischem Eifer anzuleiten. Die Bewegungen, Basisgemeinden, Bildungs- und Caritasdienste, die das Gewebe christlichen Lebens bilden, werden seine Aufmerksamkeit finden. Am Netz der Einheit knüpfend, wird der Bischof mit seinen Priestern und Diakonen die Charismen in ihrer unvergleichlichen Vielfalt unterscheiden und zugleich die Dynamik fördern, sie in den Dienst der einen und einzigartigen Sendung der Kirche zu stellen: In dieser Welt Zeugnis abzulegen von der beseligenden Hoffnung, die uns in Jesus Christus, unserem einzigen Erlöser, geschenkt wird.

 

20. "Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast" (Joh 17, 21). Diese Anrufung ist "zugleich Imperativ, der verpflichtet und Kraft, die trägt". Mit Papst Johannes Paul II. drücken wir unsere Hoffnung aus, "daß jener Austausch von Gaben wieder voll einsetzen möge, der die Kirche des ersten Jahrtausends bereichert hat" (Novo millennio ineunte, 48). Die unwiderrufliche Entscheidung des Zweiten Vatikanischen Konzils für die volle Einheit unter den Christen verpflichtet den Bischof, den ökumenischen Dialog selber liebevoll zu pflegen und dessen richtiges Verständnis den Gläubigen zu vermitteln. Wir sind überzeugt, daß der Hl. Geist zu Beginn des dritten Jahrtausends im Herzen aller, die an Christus glauben, im Hinblick auf die Einheit wirkt, dieses große Zeichen der Hoffnung für die Welt.

 

Diener des Mysteriums

21. Die in der Synode versammelten Bischöfe danken den Priestern, ihren wichtigsten Mitarbeitern im Hirtenamt, auf das Herzlichste. Dem Evangelium der Hoffnung dienen, heißt, dafür begeistern, daß Gottes Ruf, in seinem Weinberg zu arbeiten, gehört und weiter gegeben wird. Der Bischof soll seinen Priestern vertrauen und herzliche Freundschaft schenken; so wird er ihren Dienst wieder zu Ehren bringen, dem eine durch die Götzen des Reichtums, des Vergnügens und der Macht versuchte Gesellschaft oft wenig Verständnis entgegenbringt. Hirtendienst und das Geheimnis der Hoffnung gehören untrennbar zusammen. Den Priesterberufungen erste Priorität einräumen, heißt allerdings nicht, andere Berufungen unterschätzen, sondern vielmehr auch deren Wachstum und Fruchtbarkeit ermöglichen. Auch den ständigen Diakonen, die allen Mitchristen die Nachfolge des dienenden Christus ans Herz legen, möchten wir an dieser Stelle unsern Dank und unsere Ermutigung aussprechen.

 

Das gottgeweihte Leben

22. Unseren Dank sprechen wir auch allen gottgeweihten Personen aus. In der Betrachtung oder ihrem Apostolat sind sie besondere Zeugen der Hoffnung auf das kommende Reich. Ihr Dasein und ihr Wirken ermöglichen, daß unser apostolischer Dienst Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreicht, die so weit entfernt vom diözesanen Leben stehen, daß ihnen ohne Mithilfe der Gottgeweihten Christus nicht verkündet würde. Durch ihre Treue zum Geist ihrer GründerInnen und durch die Grundsätzlichkeit ihrer Lebenswahl "verhalten sie sich zum Evangelium wie die ausgeführte Partitur zur gedruckten" (Franz von Sales, Brief CCXXIX [6 Oktober 1604]: Oeuvres XII, Annecy, Dom Henry Benedict Mackey, o.s.b., 1892-1932, s. 299-325).).

 

Die Sendung der Laien

23. Die Laien erhalten heute immer mehr die ihnen zukommende Mitverantwortung für die Gestaltung der christlichen Gemeinden, der Katechese, der Liturgie, der theologischen Ausbildung und der Caritas. Den Katechisten, den vielen Frauen und Männern, die nach der eigenen Begabung in Zusammenwirken mit den Priestern, Diakonen und Ordensleuten mit großer Liebe und Ausdauer diese unerläßliche Arbeit leisten, danken wir von ganzem Herzen und möchten sie darin ermutigen. Wir fühlen uns verpflichtet, vor allem für das liebende Zeugnis all jener zu danken, die mit Jesus und Maria unter dem Kreuz Krankheit und Leiden für das Heil der Welt aufopfern.

 

24. Den Bischöfen ist daran gelegen, an der vornehmlichen Berufung der Laien als Zeugen des Evangeliums in der Welt zu fördern. Die Laien mögen durch ihren Einsatz in Familie, Gesellschaft, Kultur, Politik und ihr Mitwirken in den "modernen Areopagen", wie den Medien, oder dem Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung (Redemptoris missio, 37) weiterhin dazu beitragen, daß die Kluft zwischen Glauben und Kultur überbrückt wird. Sie sollen sich zusammenschließen, um an vorderster Front für Gerechtigkeit und Solidarität zu kämpfen und somit der Welt Hoffnung zu schenken.

 

Theologie und Inkulturation

25. Wir Bischöfe sind uns bewußt, daß wir in der Synode eine wunderbare Vielfalt verwirklichen und haben in diesem Sinn das bedeutende Thema der Inkulturation behandelt. Es ist unser Wunsch, die ‚semina verbi' zu erkennen, die Gott im Laufe der Zeit in die verschiedenen Weisheiten, künstlerischen und religiösen Schöpfungen und geistlichen Werte der Völker eingebettet hat. Die Entwicklung von Wissenschaft und Technik und die weltweite Medienrevolution zwingen uns, auf das Wagnis des Glaubens mit derselben Energie, Kühnheit und Klarheit einzugehen, wie es schon in ähnlichen Zeiten des Wandels die Kirchenväter, Theologen, Heiligen und Hirten getan haben.

 

26. Dieser langsame Prozeß der Reifung und des Dialogs betrifft das ganze Leben unserer Gemeinden. Um aber den reinen und ursprünglichen Glauben treu zur Tradition und doch in einer neuen und verständlichen Sprache auszudrücken, brauchen wir die fachliche Mitarbeit ausgewiesener Theologen. Getragen vom ‚sentire cum ecclesia', das ihre großen Vorläufer auszeichnete, werden auch sie uns helfen, Diener des Evangeliums Christi für die Hoffnung der Welt zu sein, in freudiger, kluger und loyaler Fortführung des interreligiösen Dialogs im Sinn des Treffens in Assisi 1986.

 

IV. Schluß

 

Wir möchten auch an Euch, liebe Schwestern und Brüder der ganzen Welt, die Ihr Euch nach Gerechtigkeit, Liebe, Wahrheit und Frieden sehnt, einige Worte der Hoffnung richten. Möge diese Botschaft Euch stärken und ermuntern.

 

An die Verantwortlichen der Politik und der Wirtschaft

27. In ihrer Botschaft an die Regierenden hatten die Väter des Zweiten Vatikanums die Behauptung gewagt: "In der irdischen und zeitlichen Stadt baut Gott seine geistige und ewige Stadt." Daher wagen wir es ebenfalls im vollen Bewußtsein unserer Grenzen und unserer Aufgabe als Bischöfe ohne jeden Anspruch auf irgendeine politische Macht, uns an die Mächtigen dieser Erde zu wenden: Möge das Gemeinwohl der einzelnen Personen und der Völker Inhalt und Ziel Eures Wirkens sein. Es liegt in Euren Möglichkeiten, Euch möglichst umfassend abzusprechen, um für Gerechtigkeit und Frieden zu wirken. Wir bitten Euch, Eure Aufmerksamkeit jenen Gegenden zu schenken, über die das Fernsehen wenig berichtet; Gegenden, wo Mitmenschen vor Hunger oder mangels Medikamenten sterben. Die Aufrechterhaltung großer Unterschiede zwischen den Völkern bedroht den Frieden. Wie der Papst Euch ausdrücklich gebeten hat, erleichtert die Last der Auslandsschulden der Entwicklungsländer. Verteidigt alle Menschenrechte, unter anderem das Recht auf Religionsfreiheit. Wir bitten Euch mit Respekt und voll Vertrauen, Euch bewußt zu bleiben, daß der einzige Sinn einer jeden Macht darin besteht, jenem Teil der Menschheit zu dienen, der Euch anvertraut ist, und dies unter der Wahrung des Gemeinwohls aller.

 

Appell an die Jugend

28. Liebe Jugendliche: Ihr seid die "Wächter des Morgens". So hat Euch Papst Johannes Paul II. genannt. Was erwartet der Herr der Geschichte von Euch beim Aufbau einer Zivilisation der Liebe? Ihr habt ein ausgesprochenes Gefühl dafür, was mitmenschliches Sein alles verlangt. Ihr wollt Euch nicht in den Dienst ethnischer Rivalitäten stellen lassen und nicht im Sumpf der Korruption versinken. Wie könnt Ihr Eure Hoffnung konkret gestalten? Wie könnt Ihr miteinander Jünger Jesu werden und den Geist der Bergpredigt lebendig werden lassen? Die Bergpredigt macht die Zehn Gebote nicht hinfällig, die Gott auf die Tafeln Eures Herzens geschrieben hat, sie greift sie auf und verleiht ihnen eine Weite und Leuchtkraft, welche die Herzen für die Wahrheit gewinnt, die frei macht. Jeder und jedem von Euch sagt sie: "Du sollst den Herrn deinen Gott lieben von ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken und deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst" (Lk 10, 27) Helft Euren Bischöfen und Priestern, öffentliche Zeugen der befreienden Wahrheit zu sein, die Jesus Christus ist.

 

Appell für Jerusalem

29. Zum Schluß schauen wir auf dich Jerusalem, du Stadt, in der Gott sich in der Geschichte offenbart hat: Wir beten um dein Glück. Mögen alle Kinder Abrahams in dir wieder zusammenleben in Freiheit und Gerechtigkeit, in Anerkennung ihrer jeweiligen Rechte. Werde du, Jerusalem, für die Welt wieder ein unvergängliches Zeichen der Hoffnung und des Friedens.

 

Spes nostra, salve!

30. Heilige Jungfrau Maria, Mutter Christi, Du bist die Mutter der Kirche, die Mutter der Lebenden. Du bist die Mutter der Hoffnung. Wir wissen, du begleitest uns immer auf dem Weg durch die Zeit. Lege Fürbitte ein für alle Völker der Erde. Mögen sie in der Gerechtigkeit, in der Vergebung und dem Frieden die Kraft finden, einander als Angehörige einer einzigen, großen Familie zu lieben!

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Papst erinnert an Bischofssynode

Vor diesen eindringlichen Appellen hatte Johannes Paul II. noch einmal an die Weltbischofssynode erinnert, die gestern mit einem feierlichen Gottesdienst im Vatikan zu Ende gegangen war. Die vierwöchigen Beratungen hätten einen zentralen Aspekt im Leben der Kirche berührt, so der Papst. Bereits das II. Vatikanische Konzil habe dem Dienst des Bischofs in der Kirche einen breiten Raum gegeben. Die damaligen Aussagen seien jetzt noch weiter vertieft und auf die heutige Situation hin konkretisiert worden. Besondere Aufgabe des Bischofs sei es, so der Papst, den missionarischen Geist in der Kirche und besonders unter den Laien voranzubringen. Johannes Paul II. betonte: "Die Mission der Kirche erfordert in der Tat die aktive und verantwortliche Teilnahme aller und zwar entsprechend ihrer Gaben und ihre Lebensstandes."

 

 

Rückblick Bischofssynode

Vier Wochen lang haben 250 Bischöfe aus aller Welt über das Bischofsamt beraten. Gestern ist die X. Ordentliche Weltbischofssynode zu Ende gegangen. Was waren die wichtigsten Themen, was wird bleiben. Darüber sprachen wir mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann. Das Interview können Sie hier hören.

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Bischöfe fordern mehr Einfluss in Rom  

   

Papst beendet Bischofssynode / Zum Teil harsche Kritik am Zentralismus der römischen Kirche      

 

Vom Krieg gegen den Terrorismus überschattet, haben 270 Bischöfe und Kardinäle aus allen Kontinenten fast einen Monat lang über aktuelle Kirchenfragen und eventuelle Reformen diskutiert. Ausgehend vom zentralen Thema des Treffens – der Rolle und Aufgabe des Bischofs – haben viele Teilnehmer eine größere Einbeziehung der „Peripherie“ in die Entscheidungen der vatikanischen Zentrale verlangt. Einige, so der Apostolische Administrator von Moskau, Tadeusz Kondursiewicz und der libanesische Patriarch Narsete Pietro XIX., verbanden diese Forderungen mit harscher Kritik am manchmal schulmeisterlichen Zentralismus der römischen Kurie; andere drängten auf ein kollegialeres Verhältnis zwischen den vatikanischen Behörden und den Ortskirchen.

 

Reformvorschläge in dieser Richtung sind in jenen 67 nicht veröffentlichten „propositiones“ enthalten, die die Synode zum Abschluss ihrer Arbeit dem Papst übergeben hat. Ein Katalog von Leitsätzen und Wünschen, den Johannes Paul II. nun zum Anlass für ein nachsynodales Dokument nimmt. Wichtige Vorschläge zielen darauf ab, die nationalen Bischofskonferenzen gegenüber Rom aufzuwerten und die – bisher nur den Papst beratende, nicht beschlussfassende – Bischofssynode aufzuwerten.

 

Nach Meinung der linksliberalen römischen Zeitung La Repubblica hat die Synode bereits klar den Weg zu einer Dezentralisierung eingeleitet: „Der Papst der Zukunft wird kein absoluter Monarch mehr sein, sondern er wird sich auf eine Art Kronrat stützen.“ Dies Gremium könne von den nationalen Bischofskonferenzen oder vom so genannten Synodenrat bestimmt werden. Doch andere Vatikanbeobachter bezweifeln stark, ob es schon bald zu Reformen im Sinn einer kollegialeren Kirchenführung kommt. Vom jetzigen Papst jedenfalls seien keine strukturellen Neuerungen mehr zu erwarten. Wobei es auch eine Rolle spiele, so heißt es in Rom, dass viele an sich reformeifrige Oberhirten aus der „Peripherie“ den 81-jährigen Pontifex schonen möchten und gleichzeitig spüren, dass seine Mitarbeiter im Vatikan die Wünsche von außen abblocken. Somit verstärkt sich, was progressive Katholiken als „Reformstau“ bezeichnen.

 

Johannes Paul II. hat beim Schlussgottesdienst der Synode im Petersdom die Notwendigkeit einer spirituellen Einheit in der katholischen Kirche unterstrichen. „Nur wenn eine tiefe Einheit (.'.'.) besteht, kann die Kirche eine glaubwürdige Antwort auf die Herausforderungen geben, die aus dem gegenwärtigen sozialen und kulturellen Umfeld kommen."

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