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Unfehlbarkeit


Experimentator

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Liebe Leser,

 

könnte mir jemand kurz erklären, bei welchen Äußerungen die Kirche für sich die "Unfehlbarkeit" beansprucht und bei welchen nicht?

 

Vielen Dank!

Mathias

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bei denen bei dem der Papst von göttlichem Willem geleitet ex Cathedra (vom Lehrstuhl) sich äußert.

 

Ex Cathedra Äußerungen sind unfehlbar und können nicht zurück genommen oder aufgehoben werden.

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Die Unfehlbarkeit (Infallibilität) steht dem Papst und dem Bischofskollegium in Gemeinschaft mit dem Papst zu, wenn sie sich in Fragen der Glaubens- und Sittenlehre kraft ihrer apostolischen Autorität endgültig äußern.

 

Das bedeutet: Nicht jede Enzyklika, Apostolisches Schreiben o.ä. kann Unfehlbarkeit beanpruchen.

Explizit auf die Unfehlbarkeit berufen wurde sich in der Vergangenheit nur äußerst selten (z.B. Mariendogmen)

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was ich schon seit einiger zeit wundere..:

 

kann man also daraus schliessen, dass der Katechismus eigentlich auch nicht unfehlbar ist? und wie ist es jetzt dann mit der morallehre? :blink:

 

die frage ist jetzt rein theoretisch gemeint, um die morallehre der Kirche an sich kann man wohl woanders diskutieren. :P

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was ich schon seit einiger zeit wundere..:

 

kann man also daraus schliessen, dass der Katechismus eigentlich auch nicht unfehlbar ist? und wie ist es jetzt dann mit der morallehre? :blink:

 

die frage ist jetzt rein theoretisch gemeint, um die morallehre der Kirche an sich kann man wohl woanders diskutieren. :P

Das kann man nicht nur schließen, das ist so.

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Dazu gehört auch noch, dass dieses Verkündete in Übereinstimmung mit der bisher verkündeten Glaubenswahrheit der Kirche stehen muß.

 

Welche "Unfehlbarkeiten" wurden seither denn geäußert. Es werden nicht viele sein.

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Pius der IX, 1870, erstes vatikanisches Konzil.

 

 

Zur Ehre Gottes, unseres Heilandes, zur Erhöhung der katholischen Religion, zum Heil der christlichen Völker lehren und erklären wir endgültig als von Gott geoffenbarten Glaubenssatz, in treuem Anschluss an die vom Anfang des christlichen Glaubens her erhaltene Überlieferung, unter Zustimmung des heiligen Konzils:

Wenn der Römische Papst in höchster Lehrgewalt (= ex cathedra) spricht, das heißt: wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er auf Grund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des Römischen Papstes sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich.

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Seit dem 1. Vatinaum ist die Unfehlbarkeit des Papstes unter bestimmter Rücksicht definiert.

Seit 1870 wurde von der Unfehlbarkeit nur einmal gebrauch gemacht, und zwar am 1.11.1950 als Pius XII das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündet hat.

 

Strittiger ist die Frage, in wie weit man die Unfehlbarkeit auch rückwirkend festlegt. Immerhin ist es - wenn man von päpstlicher Unfehlbarkeit ausgeht - nicht nur möglich, daß auch vor 1870 verkündete Glaubens- oder Sittenfragen unter die Unfehlbarkeit fallen.

 

Einig ist man sich weitestgehen, daß zu den vor 1870 verkündeten unfehlbaren Äußerungen die großen Mariendogmen fallen.

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"Unfehlbar" festgelegt sind jedenfalls die Dogmen, die im Glaubensbekenntnis stehen:

 

Ich glaube an den einen Gott,

den Vater, den Allmächtigen,

der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,

die sichtbare und die unsichtbare Welt.

 

Und an den einen Herrn Jesus Christus,

Gottes eingeborenen Sohn,

aus dem Vater geboren vor aller Zeit:

Gott von Gott, Licht von Licht,

wahrer Gott vom wahren Gott,

gezeugt, nicht geschaffen,

eines Wesens mit dem Vater;

durch ihn ist alles geschaffen.

Für uns Menschen und zu unserem Heil

ist er vom Himmel gekommen,

hat Fleisch angenommen

durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria

und ist Mensch geworden.

Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,

hat gelitten und ist begraben worden,

ist am dritten Tag auferstanden

nach der Schrift

und aufgefahren in den Himmel.

Er sitzt zur Rechten des Vaters

und wird wiederkommen in Herrlichkeit,

zu richten die Lebenden und die Toten;

seiner Herrschaft wird kein Ende sein.

 

Und an den Heiligen Geist,

der Herr ist und uns lebendig macht,

der aus dem Vater (und dem Sohn [*]) hervorgeht,

der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,

der gesprochen hat durch die Propheten.

Und an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.

Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der Sünden.

Ich erwarte die Auferstehung der Toten

und das Ende der kommenden Welt.

 

[*] Der Originaltext hat das "und dem Sohn" nicht. Es wurde später in den Text eingefügt. Weil nicht alle Christen mit dieser Ergänzung einverstanden waren, kam es 1054 zur Kirchenspaltung zwischen West- und Ostkirchen. Die katholische und die evangelischen Kirchen halten an dem Zusatz bis heute fest, während die orthodoxen Kirchen die Ergänzung bis heute ablehnen.

In ökumenischen Gottesdiensten wird der Zusatz darum meistens weggelassen.

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sorry... lissie!

 

die "feststellung" über die nichtzulassung der frauen zum priesteramt ist keine unfehlbare äußerung.

 

In "ordination sac." dazu:

 

"Obwohl die Lehre über die nur Männern vorbehaltene Priesterweihe sowohl von der beständigen und umfassenden Überlieferung der Kirche bewahrt als auch vom Lehramt in den Dokumenten der jüngeren Vergangenheit mit Beständigkeit gelehrt worden ist, hält man sie in unserer Zeit dennoch verschiedenenorts für diskutierbar, oder man schreibt der Entscheidung der Kirche, Frauen nicht zu dieser Weihe zuzulassen, lediglich eine disziplinäre Bedeutung zu.

Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben."

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Er hat aber soweit ich weiß nicht Kraft seines Lehramtes und als Hirte und Bischof etc. das gesagt. So kann die Kirche theoretisch in 10 jahren sagen dass seine Einschätzung falsch war.

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Es gab auch einmal ein Zinsverbot - und wer hätte sich im Mittelalter gedacht, dass es in späteren Zeiten einmal eine Vatican Bank geben wird? Und neulich hab ich einen längeren Artikel über das Fahrradverbot für Priester gelesen. Mit Papstaussagen etc. (allerdings icht unfehlbar) ....

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Er hat aber soweit ich weiß nicht Kraft seines Lehramtes und als Hirte und Bischof etc. das gesagt. So kann die Kirche theoretisch in 10 jahren sagen dass seine Einschätzung falsch war.

doch, hat er, siehe Denzinger, Nr. 4983; Abschluss von "ordinatio sacerdotalis".

Außerdem, nachzulesen im Denzinger, Nr. 5040 - 5041, gehört zum "depositum fidei", dass die Kirche einer Frau das Weihesakrament nicht spenden kann.

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Nachdem es sich hierbei um eine Rechtsaussage und um keine Glaubensaussage handelt, kann es sich dabei nur schwerlich um ein Dogma handeln . Als "depositum fidei" bezieht es sich auf göttliches Recht und dessen authentischer Interpretation. (und diese Interpretation kann sich auch schneller ändern als man glaubt - siehe Zinsverbot)

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Dumme Frage: Gilt die Entscheidung, dass der Papst unter bestimmten Bedingungen unfehlbar ist, eigentlich auch als unfehlbar?

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Noch eine Frage: Ist der Papst nur in Dogmen unfehlbar oder auch wenn er Kraft seines Amtes als Hirte ..... erklärt das die Erde eine Scheibe ist?

was ja kein richtiges Dogma wäre.

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Es gab auch einmal ein Zinsverbot - und wer hätte sich im Mittelalter gedacht, dass es in späteren Zeiten einmal eine Vatican Bank geben wird?

Ich. :blink: Ungelogen.

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Dumme Frage: Gilt die Entscheidung, dass der Papst unter bestimmten Bedingungen unfehlbar ist, eigentlich auch als unfehlbar?

Das habe ich mich auch gerade gefragt. Es handelt sich ja um ein Dogma und Dogmen beschreiben ja bekanntlich ewige Wahrheiten, die sogar schon vor Inkraftreten des Dogmas gültig waren. .

 

Aber wenn sich ein Dogma irgendwann als falsch erweist, dann wird es sicher widerrufen. Dann stellt man ebven fest, daß es noch nie wirklich gültig war.

 

Gibt es solche Fälle eigentlich in der Geschichte? Unfehlbare Äußerungen, die sich nachträglich als falsch erwiesen haben, bzw. revidierte Dogmen?

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Noch eine Frage: Ist der Papst nur in Dogmen unfehlbar oder auch wenn er Kraft seines Amtes als Hirte ..... erklärt das die Erde eine Scheibe ist?

was ja kein richtiges Dogma wäre.

der Pabst kann sich unfehlbar äussern nur in solchen Sachen, in denen es entweder um Glaube oder Moral (?) geht.

 

Ob die Erde rund ist, ist eine Frage der Wissenschaft, nicht glaube.

 

So wenigstens unserer Pfarrer... :blink:

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Gibt es solche Fälle eigentlich in der Geschichte? Unfehlbare Äußerungen, die sich nachträglich als falsch erwiesen haben, bzw. revidierte Dogmen?

Da diese Dogma von Unfehlbarheit nur seit 1870 gibt, denke ich, dass es noch nicht allzu viele revidierte Dogmen gäbe... Die, die schon vor 1870 revidiert wurden, waren dann natürlich von Anfang an keine unfehlbare Dogmen. :P

 

Es gibt aber Heilige, die man im Mittelalter hatte und heutzutage findet man sie nicht mehr in den Heiligenkalender. z.B Karl der Grosse war einer, glaube ich und Christoforos auch... :blink:

Das ist aber wohl keine Dogma..

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Dumme Frage: Gilt die Entscheidung, dass der Papst unter bestimmten Bedingungen unfehlbar ist, eigentlich auch als unfehlbar?

Ja, denn sonst könnte man die Unfehlbarkeit anzweifeln, in dem man darauf hinweist, dass die Entscheidung für die Unfehlbarkeit des Papstes selbst eine Fehlentscheidung war. Damit wäre dann wieder jedes Dogma revidierbar.

 

Übrigens hat auch Küng so argumentiert.

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In 135 Jahren nur einmal in Anspruch genommen?! Alle Achtung.

Naja, gewisse Kreise in der Kurie würden gerne lieber gestern als heute die Unfehlbarkeit ausweiten...

Es wird sich auch immer wieder gestritten, welche Äußerungen (siehe Sac. Ord.) Unfehlbarkeit beanspruchen können, und welche nicht...

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Das Problem des ersten Vaticanums war ja seine gewaltsame Beendigung - oder eigentlich Nicht-Beendigung. Die Truppen Garibaldis eroberten den Kirchenstaat und das Konzil konnte noch nicht einmal offiziell beendet werden (das geschah erst fast hundert Jahre später am Begin des II Vaticanums). Dementsprechend unfertig war auch die Lehre über die Kirche die man sich eigentlich vorgenommen hatte. Gerademal das Schreiben über den Papst war fertig und das ist eben nur ein Teil eines größer angedachten Ganzen gewesen .....

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