Kumalie Geschrieben 2. April 2004 Melden Share Geschrieben 2. April 2004 (bearbeitet) Kann mir jemand bei folgendem Text helfen? Bereite mich gerade auf das Abitur vor.. Karl Barth - der ferne und der nahe Gott [...] Und das ist das Evangelium, die Heilsbotschaft von Jesus Christus: dass dieser verborgene Gott, der Lebendige, sich als solcher offenbart, dass das Unmögliche als solches aufblitzt über dem scheinbar unendlichen Reich des Möglichen, das Unanschauliche über dem Anschaulichen, das Jenseits über dem Diesseits, nicht als ein Anderes, Zweites, Abgesondertes, sondern als seine jetzt und hier verhüllte Wahrheit, als der Ursprung, auf den alles bezogen ist, als die Aufhebung aller Relativität und darum als die Wirklichkeit aller relativen Wirklichkeiten, dass Gottes Reich, Unvermeidlichkeit, Existentialität, Sieg und Herrlichkeit dem Menschen trotz, nein wegen der Zeitlichkeit, Endlichkeit und Vergänglichkeit seines Lebens nicht verborgen bleiben kann, dass die Erkenntnis dieses Gottes, der Glaube an ihn, der in der Liebe Energie wird, die in keinem Anblick schon realisierte, in jedem Augenblick neu zu realisierende Möglichkeit ist, die dem Menschen geboten ist: die Möglichkeit zu sein, was er in Gott ist: Gottes Kind - und also als dieser Mensch in dieser Welt ein dem Gericht Unterworfener, ein auf Gerechtigkeit Merkender, ein auf Erlösung Wartender und aus Gnade schon Befreiter. Ich verstehe nicht so ganz, warum der Mensch aufgrund seiner „Zeitlichkeit, Endlichkeit und Vergänglichkeit" Gott erkennen soll.. soll er Gott in seinem Leben, beispielsweise dadurch, dass das Reich Gottes auf Erden schon seinen Beginn nimmt, erkennen? Nur was hätte das dann mit den genannten Eigenschaften zu tun? Oder schlussfolgert er gerade daraus, dass er zeitlich, endlich und vergänglich ist, dass es Gott geben muss, der zeitlos, endlos und unvergänglich ist? Als Einleitung zum Text steht: [...] Dabei kann er auf Anselms ontologischen Gottesbeweis zurückgreifen; dort scheint ihm der Vorrang des Glaubens an Got vor allen menschlichen Denkbemühungen begründet. Mir ist der Beweis von Canterbury bekannt, jedoch verstehe ich den Zusammenhang mit dem Text von Barth nicht. Im voraus vielen Dank. bearbeitet 2. April 2004 von Lucia Hünermann Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Martin Geschrieben 2. April 2004 Melden Share Geschrieben 2. April 2004 Wenn es eine lateinische Übersetzung wäre, würde ich zunächst mal mach dem zentralen Satz suchen. Das ist bei diesem "Monster" aber wohl nicht ganz so einfach. Was ist die Kernaussage? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Magdalene Geschrieben 2. April 2004 Melden Share Geschrieben 2. April 2004 Liebe Kumalie, habe mir erlaubt, Dein Barth-Zitat ein wenig umzubrechen - für die bessere Verständlichkeit. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Magdalene Geschrieben 2. April 2004 Melden Share Geschrieben 2. April 2004 Oder schlussfolgert er gerade daraus, dass er zeitlich, endlich und vergänglich ist, dass es Gott geben muss, der zeitlos, endlos und unvergänglich ist? Jain. Und das ist das Evangelium, die Heilsbotschaft von Jesus Christus: ... dass Gottes ... Herrlichkeit dem Menschen trotz, nein wegen der ... Vergänglichkeit seines Lebens nicht verborgen bleiben kann, Meiner Ansicht nach hast Du das "seines" falsch bezogen: die Vergänglichkeit des (irdischen) Lebens Jesu gibt Anlass, auf Gott zu schließen: schließlich sind wir durch seinen Tod erlöst und das ist das Evangelium. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Magdalene Geschrieben 2. April 2004 Melden Share Geschrieben 2. April 2004 Als Einleitung zum Text steht: [...] Dabei kann er auf Anselmsontologischen Gottesbeweis zurückgreifen; dort scheint ihm der Vorrang des Glaubens an Got vor allen menschlichen Denkbemühungen begründet. Mir ist der Beweis von Canterbury bekannt, jedoch verstehe ich den Zusammenhang mit dem Text von Barth nicht. grumml den anselm kenn' ich nicht .... (google macht schlau): in komprimierter Form: daraus, daß in unserem Denken ein Begriff des Transzendenten vorhanden ist, kann auf die Existenz dieses Transzendenten per se - also unabhängig von unserem Denken - geschlossen werden. Das entspricht doch mehr oder weniger dem ersten Satz: dass das Unmögliche als solches aufblitzt über dem scheinbar unendlichen Reich des Möglichen ... als seine jetzt und hier verhüllte Wahrheit, als der Ursprung, auf den alles bezogen ist erinnert micht an das Höhlengleichnis: Menschen in einer Höhle bewundern den Schattenwurf des Feuers hinter sich - und können an den Schatten erahnen, was die Wirklichkeit ist. Gottes Herrlichkeit schimmert durch - sowohl in unseren Gedanken ("das Transzendente" bei Anselm) als auch in unserem "für Wahr halten": Christus ist die Wahrheit (und der Weg und das Leben). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
platon Geschrieben 3. April 2004 Melden Share Geschrieben 3. April 2004 Liebe Kumalie, das philosophische Argument, zu sagen, man schließe aus dem Vergänglichen auf das Unvergängliche Absolute, läßt sich so weiteres ohne eine himmelschreiende Spekulation nicht bewerkstelligen, meine ich. Das gelingt nicht, denn wie will man denn eine kausale Kette suchen und finden, wobei wir wissen, daß das Vergängliche und das Materielle auf verschiedenen Weisen kausale Wirkungen mit sich bringen, das Stoßen einer Billiardkugel auf eine andere, das Befruchten einer Frau durch einem Mann, das Wort, das die Seele eines Menschen auf einen Zuhörer trifft und das Herz berührt. Wie aber will man Kausalität bis in die Transzendenz feststellen? Das kann man so nicht. Wissen muß man, daß zunächst alle philosophischen Argumente, die gewissermaßen auf den kosmologischen oder auch auf den Kontingenz-Gottesbeweis aufbauen, als philosophische Rede, also als weltanschaulicher "Glaube" zu verstehen sind. Das heißt, der philosophische Glaube ist immer eine Form von Glaube; selbst der Skeptizismus ist als Haltung der Glaube an die Ungewißheit, von daher ist das auch "Glaube". Mit anderen Worten, laden uns philosophische Argumente immer zu einer bestimmten Ansicht und Deutung der Welt, durch die sanfte Macht des besseren Argumenten, sie sind aber nie "zwingend", da ich mit absoluter Sicherheit nicht weiß, was ich wirklich sehe, wenn ich was sehe, und ob ich das in der rechten Weise sehe, wie es zu sehen ist. Man kann ganz anders, anstatt vom Relativen auf das Absolute zu schließen, durchaus die These vertreten, daß es das Relative, wo also die Zeit und die Vergänglichkeit, oder besser gesagt das Kontingente (=das nicht Seinmüssende), nicht sein könnte, wenn es Gott nicht gibt. Meine Eltern haben mich gezeugt, aber sie haben mich nicht erschaffen. Die Eigendynamik des Lebens ist ein Selbstbewegtes, während ein Unbelebtes keine Eigenbewegung hat. Was Selbstbewegt ist, hat diese Selbstbewegung nicht aus sich; und wenn wir redlich sind, müssen wir erkennen, daß wir sterblich, begrenzt, ohnmächtig sind. Also müssen wir letztendgültig erkennen und zugeben, daß wir unser Leben aus uns nicht haben und uns das Leben nicht garantieren können. Das Leben ist schließlich nicht aus sich. Demnach könnte es das Leben als Ganzes nicht geben - so das thomanische Argument - , wenn es das Absolute, wenn es Gott nicht gäbe. Auf diese Weise ist also Zeitlichkeit und Sterblichkeit ein Hinweis dafür, daß es Gott geben muß. Gerade wenn man nicht kausalistisch deterministisch denkt, so kann man dennoch an das ontologische Prinzip festhalten, daß also ein Gemälde nicht notwendig existieren muß, da der Künstler auch hätte entscheiden können, es nicht zu malen, dennoch kann es das Bild nicht geben, wenn es den Künstler nicht gibt. Wenn es Gott nicht gibt, gibt es keine Auferstehung, keine Wunderheilungen. Aus dem Nichts kann unmöglich das Sein hervorgehen. Letztes ist nur möglich, wenn es Gott gibt. Das aber war nicht unser Argument, sondern vielmehr zu sagen, es könnte uns letztlich nicht geben, wenn es Gott nicht gibt. Der Mensch ist wesentlich durch Liebe gekennzeichnet. Die Materie schafft nicht das höhere Prinzip der Liebe hervor. Liebe besagt geben umsonst, ist also alles andere als notwendige Kausalität. Die Materie gibt nichts. Wenn es die Liebe gibt, dann ist das ein Beweis dafür, daß es Gott geben muß. Der Beweis ist nicht zwingend, aber ich finde, die Argumentation ist besser als die Vorgabe der Atheisten, das Fragezeichen zum Absoluten Prinzip erheben zu wollen, als ob man wirklich die Liebe gar nicht fähig zu erkennen wäre. Niemand muß Liebe erkennen, aber ich meine, wir alle streben danach, und haben das oft vielfach erlebt - das "glauben" wir zumindest. Grüße, Carlos Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Justin Cognito Geschrieben 4. April 2004 Melden Share Geschrieben 4. April 2004 Bei Karl Barth ist es wichtig immer sein dialektische Anliegen im Auge zu behalten. Der Christ ist einerseits gerettet von Gott her wie es in der Offenbarung ausgesagt ist - andererseits ist in dieser Welt keine Rettung, aber auch keine vollkommene Erkenntnis für uns möglich. Die Welt als ganze ist sündig und erlösungsbedürftig - und Erlösung geschieht immer nur von Gott her. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kumalie Geschrieben 5. April 2004 Autor Melden Share Geschrieben 5. April 2004 Danke für die Antworten! Ich habe noch einen Text von Moltmann: Der Zusammenhang von Theismus und Atheismus Aus: Jürgen Moltmann, Der gekreuzigte Gott, Chr. Kaiser Verlag, München 1973, S.236-239 [...] Ist für diesen Atheismus zuletzt der Mensch des Menschen Gott, so mag das als Ideal gegen den Zustand, wo der Mensch des Menschen Wolf ist, moralisch schön sein. 100 Jahre ERfahrung mit diesem Anthropotheismus haben aber gezeigt, dass auch diese Menschengötter des Menschen Wolf werden konnten. Heißt die Konsequenz aus Feuerbachs Entthronung Gottes, dass dann "der Staat der unbeschränkte, unendliche, wahre, vollendete göttliche Mensch" ist und die "Politik zur Religion" gemacht wird, so kehrt die geschichte von Atheismus vs. Theismus wieder an ihren Anfang zurück und es wäre der alte Theismus relativ menschlicher zu nennen, sofern er Gott die Eigenschaften und Funktionen zuschreibt, die der Mensch Gott gegenüber anderen besser nicht ausübt. [...] Mit der trinitarischen Kreuzestheologie entgeht der Glaube dem STreit und der Alternative von Theismus und Atheismus: Gott ist nicht nur jenseitig, sondern auch diesseitig, er ist nicht nur Gott, sondern auch Mensch, er ist nicht Herrschaft, Autorität und Gesetz, sondern das Geschehen der leidenden, befreienden Liebe. Kann mir jemand die beiden Abschnitte erklären? Beim ersten Abschnitt verstehe ich nicht so ganz, wie man plötzlich auf den Staat kommt.. was ist beim zweiten Abschnitt mit der Alternative von Theismus und Atheismus gemeint? Dass man sich für eines entscheiden muss? Oder der Agnostizismus? Und inwiefern entgeht die trinitarische Kreuzestheologie dieser Alternative? Im voraus vielen Dank! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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