Wally Geschrieben 2. Mai 2004 Melden Share Geschrieben 2. Mai 2004 Meiner Erinnerung nach haben befreiungstheologische Basisgemeinden hauptsächlich ihre Verkündigung mit praktischen Massnahmen einfachster Sozialarbeit und Forderungen nach bescheidensten Sozialreformen verbunden. Das als marxistisch-leninistisch zu kennzeichnen, ist lachhaft. Angesichts dessen eine Gewaltdiskussion zu führen, ist lachhaft. Wenn in lateinamerikanischen Diktaturen solche sozialen Ziele als "marxistisch" diffamiert und verfolgt wurden und Gewaltherrscher das "gewaltsam" nennen, muss man das nicht nachplappern. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Wally Geschrieben 2. Mai 2004 Melden Share Geschrieben 2. Mai 2004 Der Mythos Ernesto Cardenal & Solentiname ist tragisch gestürzt. Am 12.04.2004, 11:05, lief ->im NDR eine sachlich-kritische Reportage mit dem Titel: "Der Pate von Solentiname - oder: Das verlorene Paradies des Ernesto Cardenal" Pressetext dazu: "In den 70er-Jahren machte der Name des tropischen Archipels Solentiname weltweit die Runde. Auf abgeschiedenen Inseln im Großen See von Nicaragua gründete der Priester und Dichter Ernesto Cardenal eine aus Bauern und Fischern bestehende Basisgemeinde. Die rebellischen jungen Leute diskutierten das Evangelium, sie arbeiteten gemeinsam, sie lasen und malten - und sie kämpften gegen die Somoza-Diktatur. 25 Jahre später. Vom Aufbauwerk blieb nur ein Trümmerhaufen, von der einstigen Utopie einer "Gesellschaft der Liebe" zermürbender Streit um Land, Spendengelder und Kirchen-Nutzung. Zwischen Ernesto Cardenals „Verein zur Entwicklung Solentinames“ und vielen Bewohnern der Inseln herrscht eine Dauerfehde. Der Besucher wird unfreundlich empfangen, mit Macheten bedroht, mit Lärm terrorisiert, beschimpft und verprügelt... der Zerfall einer Utopie und die Selbst-Demontage eines Idols. Von Uwe Stolzmann Gemeinschaftsproduktion: RBB/SR/WDR" In dieser Sendung sagten Fischer und Bauern aus, wie sie von Cardenal schikaniert wurden und dass "El Poeta" seine Spendengelder nicht in die Entwicklung Solentinames stecke, sondern (zusammen mit Dietmar Schönherr) in ein geplantes Privatprojekt. 1980 erhielt Cardenal den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Schon als Kulturminister der Sandinisten war er recht wirr. Heute scheint er ziemlich abgedriftet zu sein. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
platon Geschrieben 2. Mai 2004 Melden Share Geschrieben 2. Mai 2004 Hätte keiner auf Erichs Blödsinn geantwortet, wäre ein Splitten des Themas viel leichter gewesen... Seufz.... Naja, kann man leider nichts machen..... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
platon Geschrieben 2. Mai 2004 Melden Share Geschrieben 2. Mai 2004 Ernesto Cardenal hat sich Jahre nachdem die Sandinisten nicht mehr an der Macht waren, vom Treiben der sandinistischen Kommunisten distanziert. Besser spät als nie... Konkret muß dazu gezählt werden: Fidel Castro war militärischer Unterstützer des Präsidenten Ortega Wahnsinnige Aufrüstung des Heeres und verschiedenster Milizen Ständiger Aufenhalt von ca. 5.000 Militärberatern aus Cuba Willkürliche Verstaatlichungsmaßnahmen Indoktrination der Kinder mit kommunistischem Gedankengut: Sandino lebt und so ein Zeug. Zensur der Presse Ständige Einschüchterungsversuche des jetzigen Kardinals Obando y Bravo. - Einmal wurde sein parkendes Auto wurde mit Gewehrkugeln demoliert. - Ein anderes Mal wohnte der ehemalige Verteidigungminister seinen Gottesdienst bei, brachte eine ganze Menge Leute mit, die draußen mit vielen Gewehren warteten, daß was passiert. - Ein anderes Mal gab es draussen vor der Kirche während eines Gottesdienstes mehrere Schüsse, die Leute blieben ruhig und bildeten eine menschliche Schutzwand um ihn. Grüße, Carlos Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
platon Geschrieben 2. Mai 2004 Melden Share Geschrieben 2. Mai 2004 Die gemeinsame Erklärung der lateinamerikanischen Bischöfe in Puebla gehört sicher zur "Befreiungstheologie". Das darf nicht vergessen werden. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
narziss Geschrieben 2. Mai 2004 Melden Share Geschrieben 2. Mai 2004 Hab n paar Fragen. Hat sich der Papst schon mal wirklich gegen die Befreiungstheologie geäußert? Kann man die Befreiungstheologie als eigene Konfession ansehen, wie viele Mitglieder gibt es etc. Wie steht die Befreiungstheologie zu Sexualität? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Wally Geschrieben 2. Mai 2004 Melden Share Geschrieben 2. Mai 2004 Ach Carlos, deine wiederholte geschichtsfälschende einseitige anti-sandinistische Propaganda nervt mich. Stell das doch in der Gladiatoren-Arena zur Diskussion, falls es jemanden interessieren sollte. ----------- Hallo narziss, ja, nein, hoffentlich befreit. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Wally Geschrieben 3. Mai 2004 Melden Share Geschrieben 3. Mai 2004 (bearbeitet) "Im revolutionären Engagement lernt der Christ in konfliktiven und historischen Begriffen leben und denken. Er entdeckt, daß die Einheit der Kirche auf dem Weg der Einheit der Menschheit entsteht und daß deshalb der revolutionäre Kampf, den die Einheit der Kirche heute entfaltet, die wahre Einheit der Kirche morgen vorbereitet". Die Kirche selbst ist in Klassengegensätze verwickelt, die Überwindung dieser Gegensätze geht nur über den "revolutionären Kampf der Armen", also ist eine "eschatologische Einheit der Kirche" nur über ein revolutionäres Engagement auch der Kirche erreichbar. Von hier aus werden Schriftverständnis, Priesteramt und Glaube überhaupt neu aufgefaßt. "Die Bibel findet ihren Ort wieder im Leben eines Volkes, das im revolutionären Kampf steht." Der Priester solle politische Verantwortung übernehmen "Das Leben des Glaubens im Herzen der revolutionären Praxis ist die Grundlage einer fruchtbaren Interaktion. Der christliche Glaube wird wo zu einem kritischen und dynamischen revolutionären Ferment. Der Glaube unterstreicht die Notwendigkeit, daß der Klassenkampf wirklich in eine Befreiung aller Menschen mündet, von denen einige die schlimmste Art der Unterdrückung erleiden, und er verstärkt die Ausrichtung auf eine globale Veränderung der Gesellschaft und nicht nur der ökonomischen Strukturen. So gibt der Glaube seinen Beitrag... zur Errichtung einer qualitativ anderen Gesellschaft und zum Auftauchen des neuen Menschen" aus: ->Christen für den Sozialismus, 1971 Noch Fragen? ->VON MEDELLIN BIS PUEBLA - DIE KIRCHE IN LATEINAMERIKA AUF DER SUCHE NACH EINER ZEITGEMÄSSEN EKKLESIOLOGIE bearbeitet 3. Mai 2004 von Wally Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kumalie Geschrieben 9. Mai 2004 Autor Melden Share Geschrieben 9. Mai 2004 Um noch einmal eine voran gestellte Frage aufzugreifen: Dürfen Menschen in Lateinamerika, die die Befreiungstheologie befürworten, auch zu Gewalt greifen, um ihre Situation zu ändern? Dürfen sie die Botschaft Jesu dazu benutzen, ihre Situation durch Gewalt zu ändern? Ich bin da sehr zweigeteilter Meinung.. mich erinnert das an frühere Jahrhunderte, in denen der Glaube dazu benutzt wurde, um Unterdrückung zu rechtfertigen. Nun wird Glaube dazu benutzt, um eine Situation durch Gewalt zu ändern ?!? Ich kann die Haltung dieser Menschen nachvollziehen, doch m.E. nach rechtfertigt Glaube keine Gewalt und auch keine mögliche Tötung. Und das eigentliche Grundproblem wird so nicht geändert. Mich würden einmal eure Meinungen dazu interessieren. Viele Grüße Kumalie Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
matze1980 Geschrieben 9. Mai 2004 Melden Share Geschrieben 9. Mai 2004 Um noch einmal eine voran gestellte Frage aufzugreifen: Dürfen Menschen in Lateinamerika, die die Befreiungstheologie befürworten, auch zu Gewalt greifen, um ihre Situation zu ändern? Dürfen sie die Botschaft Jesu dazu benutzen, ihre Situation durch Gewalt zu ändern? Ich bin da sehr zweigeteilter Meinung.. mich erinnert das an frühere Jahrhunderte, in denen der Glaube dazu benutzt wurde, um Unterdrückung zu rechtfertigen. Nun wird Glaube dazu benutzt, um eine Situation durch Gewalt zu ändern ?!? Ich kann die Haltung dieser Menschen nachvollziehen, doch m.E. nach rechtfertigt Glaube keine Gewalt und auch keine mögliche Tötung. Und das eigentliche Grundproblem wird so nicht geändert. Mich würden einmal eure Meinungen dazu interessieren. Viele Grüße Kumalie Matthäus 26,52 Da sagte Jesus zu ihm: Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen Ich habe gestern einen Film über Oscar Romero gesehen und er hat da was interessantes zu einem Jesuiten gesagt, der mit der Waffe in der Hand auf das Recht pochte, damit den Leuten zu helfen. "...Wenn Sie das machen, werden sie Gott verlieren, genauso wie die (die Regierungsmitglieder) ihn verloren haben..." Ich glaube der Spruch "Macht korrumptiert, absolute Macht korumpiert absolut" kann für solche eine Situation analog angewandt werden. Wie geht es weiter, wenn man geputscht hat. Wird man dann nicht probieren seien guten Absicht durchzusetzen? Auch gegen Widerstände? Begibt man sich da nicht auf diegleichen Abwege, die man selbst zuanfangs bekämpft hat? Ich finde es schwer, aber jesus Botschaft mit Hass zu vermengen kann keinen erfolg haben. Gandhi ist doch da auch ein gutes Beispiel. Der hätte auch Millionen von Hindus auf die Engländer ansetzen können. Da hätten die auch nicht standgehalten, aber er hat die andere Wange hingehalten. Er war es auch, der in der Bergpredigt die Grundlage einer jeden Ethik sah. Also so schlimm ich das finde, und so sehr ich mich hier auch zum Schreibtischtäter mache, die Situation von den armen, mißhandelten und vergessenen Menschen wird sich nicht bessern, wenn man mit Waffengewalt dagegen rebelliert. Was man tun muß als Christ ist aber klar, in diesen Menschen Jesus zu sehen und für sie einzutreten. Den Mund nicht halten. Das Übel beim Namen nennen. Das erfordert mehr Mut als ne Kugel abzufeuern und ist DAS Christentum! Gruß Matthias Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
brigitta Geschrieben 9. Mai 2004 Melden Share Geschrieben 9. Mai 2004 Na Südamerikanische Diktaturen mit der Kolonialmacht Englands gleichzusetzen ist ja wohl gelinde gesagt ein schlechter Vergleich Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
matze1980 Geschrieben 10. Mai 2004 Melden Share Geschrieben 10. Mai 2004 Na Südamerikanische Diktaturen mit der Kolonialmacht Englands gleichzusetzen ist ja wohl gelinde gesagt ein schlechter Vergleich Wieso? Soweit ich weiß haben die auch Massaker verübt, als sich Inder mal einfach so treffen wollten... Aber wie auch immer, die Analogie sollte eher die Art des Widerstandes sein. Natürlich hinkt der Vergleich. In Südamerika wird das eigene Volk versklavt, in Indien war es eine Kolonie. Mir war die Art des Widerstandes dabei aber von Bedeutung Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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