Coffee Geschrieben 25. April 2004 Melden Geschrieben 25. April 2004 Ich habe zwar versucht, die Antwort in anderen Threads zu finden, hab aber nicht wirklich was gefunden. Wir "essen" ja Jesu Leib und "trinken" sein Blut, warum ist es dann kein Kannibalismus? Wie argumentiere ich dagegen?
Erich Geschrieben 25. April 2004 Melden Geschrieben 25. April 2004 Wie argumentiere ich dagegen wie wäre es mit Johannes 6
lh17 Geschrieben 25. April 2004 Melden Geschrieben 25. April 2004 Ich habe zwar versucht, die Antwort in anderen Threads zu finden, hab aber nicht wirklich was gefunden. Wir "essen" ja Jesu Leib und "trinken" sein Blut, warum ist es dann kein Kannibalismus? Wie argumentiere ich dagegen? ... und wenn´s eine "Art von Kannibalismus" ist? Ich meine "Kannibalismus" ohne dessen negative Begleitumstände.
Martin Geschrieben 25. April 2004 Melden Geschrieben 25. April 2004 Was für eine Art Kannibalismus sollte das denn dann sein? Ein symbolischer Kannibalismus?
Martin Geschrieben 25. April 2004 Melden Geschrieben 25. April 2004 Wenn man es so recht bedenkt, dann ist die Aufforderung, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken auf das erste Zuhören hin schon reichlich anstößig. Was die Apostel wohl damals im Abendmahlssaal gedacht haben mögen?
Coffee Geschrieben 25. April 2004 Autor Melden Geschrieben 25. April 2004 (bearbeitet) Wenn man es so recht bedenkt, dann ist die Aufforderung, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken auf das erste Zuhören hin schon reichlich anstößig. Was die Apostel wohl damals im Abendmahlssaal gedacht haben mögen? Und was soll ich entgegnen wenn mir eben jemand sagt, dass er den Gedanken anstößig findet? bearbeitet 25. April 2004 von Coffee
Mecky Geschrieben 25. April 2004 Melden Geschrieben 25. April 2004 Ich finde es auch auf den zweiten Blick hin anstößig und vermute, dass es im Wesen Jesu liegt, hier anstößig sein zu wollen. Johannes 6: Jesus kontrastiert sich von der Brotvermehrung: "Ihr glaubt, weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt." Jesus sieht sich offensichtlich als Speise, die qualitativ von anderen Speisen verschieden ist. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. "Er wollte dir damit andeuten, daß der Mensch nicht allein vom Brot lebt, sondern daß er von allem lebt, was aus dem Munde des Herrn kommt." (Dtn, 8,3 - wird aufgenommen im Mt 4. Ob Johannes allesdings Matthäus kennt, ist zweifelhaft. Johannes scheint eher den Deuteronomiumtext vor Augen zu haben.) Speise, die Kraft gibt und am Leben hält ist also in erster Linie Gottes Wort zu uns. Und damit identifiziert sich Jesus. Er ist das Wort (siehe Johannesprolog). Als Erläuterung kommt eine Steigerung: Zuerst bezeichnet sich Jesus als "Brot des Lebens" - Identifikation mit dem Wort Gottes. Und - folgerichtig: "Wer an mich glaubt, hat das ewige Leben." Jesus kontrastiert sich ein zweites mal, diesmal vom Manna. Wer davon gegessen hat, wird wieder sterben. Es geht also bei Jesus selbst um eine qualitativ andere Speise. Der Knackpunkt kommt, als die Juden nachfragen: "Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?" Die Antwort bleibt im Text offen. Jesus betont nur die Wichtigkeit: "Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch." (Anspielung nochmals auf den Johannesprolog: "In ihm was das Leben und das Leben war das Licht der Menschen und das Licht leuchtet in der Finsternis" ) "Wer mein Fleisch isst und men Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag." Einen Hinweis gibt Jesus: "Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm." Es geht also um eine Verbindung: Jesus kommt in uns hinein. Ein physischer Kannibalismus wird ausgeschlossen, indem er sich als "Brot des Lebens" bezeichnete. Es geht nicht um das Material des Fleisches, sondern um eine Aufnahme dessen, was "aus dem Munde des Herrn (Gottes) hervorgeht. Dies soll aufgenommen werden, indem man "das Fleisch" isst. Ebendies ist nichts anderes als der Grundgedanke von "Sakrament" - eine sinnliche Vergegenwärtigung einer unsichtbaren Gnade. Jesus kommt real in uns, so real, wie wir das Brot essen. Symbol und Realität kommen zusammen (Realsymbol). Kannibalismus im eigentlichen Sinne wäre, wenn man tatsächlich Gewebe vom Körper Jesu verspeist hätte. Dies ist natürlich nicht der Fall.
Torsten Geschrieben 25. April 2004 Melden Geschrieben 25. April 2004 Ich habe zwar versucht, die Antwort in anderen Threads zu finden, hab aber nicht wirklich was gefunden. Wir "essen" ja Jesu Leib und "trinken" sein Blut, warum ist es dann kein Kannibalismus? Wie argumentiere ich dagegen? Wenn Du einen Roman verschlingst, leidest Du dann unter Magenbeschwerden? Es ist das Wort Gottes. Ein Wort aus Fleisch und Blut. Kein blutleeres Wort. Der, der es spricht, steht nicht dahinter und sendet es nicht in die Welt, in dem er es auf Papier drucken und verteilen lässt. Dieses Wort trägt keine Idee und dient auch nicht der Unterhaltung. Dieses Wort dient der Bewahrung des Gedächtnis Gottes und damit der Bewahrung aller, die in ihm sind, weil sie dieses Wort und damit Gott in sich aufnehmen. Wer nicht darauf erpicht ist, dass sich Gott ganz scharf an ihn erinnert, der sollte dieses Wort besser meiden. Und man sollte es ihm vorenthalten, wenn er sich offensichtlich so in der einen oder anderen Sünde bewegt ...
Coffee Geschrieben 25. April 2004 Autor Melden Geschrieben 25. April 2004 Danke für die Antworten! Sie haben mir sehr weitergeholfen!!!
Mecky Geschrieben 25. April 2004 Melden Geschrieben 25. April 2004 Vielleicht sollte ich, was meinen Text anbetrifft, ein wenig zur Vorsicht raten. Ich habe hier Gedanken ausprobiert.
Torsten Geschrieben 25. April 2004 Melden Geschrieben 25. April 2004 Vielleicht sollte ich, was meinen Text anbetrifft, ein wenig zur Vorsicht raten. Ich habe hier Gedanken ausprobiert. Und ich habe mir beim Schreiben meines Textes keine gemacht.
dr-esperanto Geschrieben 26. April 2004 Melden Geschrieben 26. April 2004 Wenn man es so recht bedenkt, dann ist die Aufforderung, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken auf das erste Zuhören hin schon reichlich anstößig. Was die Apostel wohl damals im Abendmahlssaal gedacht haben mögen? Und was soll ich entgegnen wenn mir eben jemand sagt, dass er den Gedanken anstößig findet? Dann mußt du sagen, daß Jesus es selbst so verlangt hat: "Wenn ich mein Fleisch nicht eßt und mein Blut nicht trinkt, dann habt ihr das Leben nicht in euch!" Man kann das schon als eine Art Kanibalismus verstehen (im Katholischen nicht mal symbolisch, sondern reell), aber diese Praxis der Theophagie=Gottesverzehrung ist uralt und stellt die innigste Vereinigung des Menschen mit der Gottheit dar: Wenn wir Gott essen, kommt er nämlich in jede einzelne Zelle unseres Körpers.
Martin Geschrieben 26. April 2004 Melden Geschrieben 26. April 2004 (bearbeitet) Ich habe das Wort "anstößig" nicht zufällig gewählt. Wenn man Jesus nicht nur als einen netten, sympatischen Wunderheiler sieht, wenn man nicht selektiv liest, dann stößt man noch auf ganz andere Steine des Anstoßes. Aber zur Frage selbst. Mecky hat das ja in einem der Zitate schon genannt. Die Frage ist nicht neu, sondern alt. "Die Juden" selbst stellen diese Frage. Und der Vorwurf wird - in abgewandelter Form - auch in der Christenverfolgung durch die Römer benutzt. Also was soll das? Jesus hat sich beim Abendmahl nicht ein Stück Fleisch aus den Rippen geschnitten (Wie darf es sein - roh, gekocht oder gebraten?) und auch davon, dass er sich Blut abgezapft und zum Trinken angeboten hat ist nichts bekannt. Schon wenn man das wie ich ein wenig sarkastisch formuliert, sollte jeder Vorwurf nicht mehr weiterkommen. Hinzu kommt, dass ja das Fleisch eines Menschen für all die Christen der Vergangenheit und die ca. 1 Milliarde, die heute leben, nicht ausreichen würde. Von den Haltbarkeitsmöglichkeiten der Antike mal ganz abgesehen. Auch wenn man alles Blut abgepumpt hätte, wäre nicht mehr da. Das versteht wohl jeder. Wenn diese Frage abgearbeitet ist, kann man dann ja fragen: Und nun? Dann kann wohl nur die Frage kommen, was dann damt gemeint sei? Und Meckys Gedanken sind ein Gerüst, dass allemal die Baustelle absichern sollte. Fehlt vielleicht noch eine ausführlichere Erläuterung zum Wesen eines Sakramentes. Das war für Außenstehende wohl zu knapp. Herzliche Grüße Martin bearbeitet 26. April 2004 von Martin
Martin Geschrieben 26. April 2004 Melden Geschrieben 26. April 2004 (bearbeitet) Vielleicht sollte ich, was meinen Text anbetrifft, ein wenig zur Vorsicht raten. Ich habe hier Gedanken ausprobiert. Lieber Mecky, an welchen Stellen siehst du deine Gedanken als kritisch an? Ich habe nichts gefunden. Allenfalls die Übergänge von Wort Gottes zu Brot und Fleisch und Blut sind nicht so ganz glatt. Ich probiere es mal an dieser Stelle: Jesus ist das Wort Gottes (Prolog Johannes). Es sind nicht nur die Worte, die er spricht, sondern er selbst IST das gelebte Wort. Es geht also nicht um eine Schrift-Religion wie z.B. im Islam sondern um Jesus Christus selbst. "Ich BIN der Weg, die Wahrheit und das Leben". Und dann parallel dazu der Gedankengang des Brotes, dass für alles steht, dass wir brauchen im Leben. Einmal weltlich/körperlich und dann genau so lebensnotwendig geistlich/seelisch. Ddabei aber nicht als Dualismus geteilt, sondern beides ineinander übergehend und sich treffend im Brot, dass auf einer Ebene Speise des Körpers ist und gleichzeitig vom Wesen her auch Speise ewigen Lebens ist - weil sie (gewandelt) uns wandelt und damit in die Nachfolge Christi stellt. Herzliche Grüße Martin bearbeitet 27. April 2004 von Martin
lh17 Geschrieben 26. April 2004 Melden Geschrieben 26. April 2004 Kannibalismus im eigentlichen Sinne wäre, wenn man tatsächlich Gewebe vom Körper Jesu verspeist hätte. Dies ist natürlich nicht der Fall. ... nein, natürlich nicht - Fleisch wird in der Form von Brot gereicht, Blut in der Form von Wein - dazu bedarf es einer "Wandlung"!
dr-esperanto Geschrieben 26. April 2004 Melden Geschrieben 26. April 2004 Ganz ähnlich ist es, wenn am Anfang eines apokalyptischen Buches der Schreiber einer Apokalypse aufgefordert wird, die Rolle Papier mit der Botschaft zu essen - es ist eine symbolische Handlung, die ausdrücken will, daß man die Botschaft "verinnerlicht". Mit der Kommunion will uns Jesus sagen, daß wir ihn ganz in ihn aufnehmen müssen, nicht nur mit unserem Geist und unserer Seele, sondern auch mit dem Körper, ganz konkret.
Mecky Geschrieben 26. April 2004 Melden Geschrieben 26. April 2004 an welchen Stellen siehst du deine Gedanken als kritisch an? Ich habe nichts gefunden. Lieber Martin! Er ist nicht kritisch, aber er löst genau genommen die Fragestellung nicht wirklich.
matze1980 Geschrieben 27. April 2004 Melden Geschrieben 27. April 2004 Ganz ähnlich ist es, wenn am Anfang eines apokalyptischen Buches der Schreiber einer Apokalypse aufgefordert wird, die Rolle Papier mit der Botschaft zu essen - es ist eine symbolische Handlung, die ausdrücken will, daß man die Botschaft "verinnerlicht".Mit der Kommunion will uns Jesus sagen, daß wir ihn ganz in ihn aufnehmen müssen, nicht nur mit unserem Geist und unserer Seele, sondern auch mit dem Körper, ganz konkret. Hallo dr_esperanto, Du bleibst aber schon bei dem Gedanken der Realpräsenz, wenn Du das so formulierst, oder?
dr-esperanto Geschrieben 28. April 2004 Melden Geschrieben 28. April 2004 Klar, keine Sorge! Überhaupt glaube ich, daß sich alle Wunder des NT konkret ereignet haben, aber diese Wunder sind ja nicht nur dazu da, zu zeigen, daß Jesus Gott ist, sondern auch, um mit jedem einzelnen Wunder ein Zeichen zu setzen und eine Aussage zu machen (Paradebeispiele die Sättigung der 5000: Ich glaube, daß es tatsächlich eine wunderbare Brotvermehrung gegeben hat, aber in der Erzählung steckt eben auch ein Appell an uns, zu teilen!).
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