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Antisemitismus


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Mir kommt die Eingangsfrage, ob "es im Neuen Testament starken Antisemitismus gibt", unhistorisch vor.

Ab wann kann man denn von Antisemitismus reden? Der "Antijudaismus" (von gr.+lat. anti- judaei "gegen Juden") als ->"religiös motivierte Ablehnung von Gläubigen des Judentums" war ja noch kein rassistischer Antisemitismus. Der hatte doch zur Grundlage, dass die Juden sich (ab? der Persische Invasion im Jahre 614) übers ganze Römische Reich verstreuten, also keinen Staat mehr hatten, aber dennoch so was wie ein (religiös zusammengehaltenes) Volk blieben.

 

PS: "Judas der Sikarier" (Fiore), der immer mit dem Geldbeutel abgebildet wird, war meines Wissens der Kassierer der Jünger, hatte also eine Vertrauensstellung inne.

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Mir kommt die Eingangsfrage, ob "es im Neuen Testament starken Antisemitismus gibt", unhistorisch vor.

Ab wann kann man denn von Antisemitismus reden? Der "Antijudaismus" (von gr.+lat. anti- judaei "gegen Juden") als ->"religiös motivierte Ablehnung von Gläubigen des Judentums" war ja noch kein rassistischer Antisemitismus. Der hatte doch zur Grundlage, dass die Juden sich (ab? der Persische Invasion im Jahre 614) übers ganze Römische Reich verstreuten, also keinen Staat mehr hatten, aber dennoch so was wie ein (religiös zusammengehaltenes) Volk blieben.

Ich halten den Begriff Antisemitismus auch für falsch, aus drei Gründen: Erstens unterstellt der Begriff einen überholten (weil falschen) Rassismus, der aus der Nazizeit stammt, zweitens gehören die Araber ebenfalls zu den Semiten, wer also einem Palästinenser Antisemitismus unterstellt, sagt gleichzeitig, er sei Arabern und also auch den Palästinensern feindlich gegenüber eingestellt - das ist natürlich Unsinn, drittens übernimmt man mit diesem Begriff auch noch eine völkische Vorstellung der Juden selbst.

 

Welchen Begriff man nimmt, hängt von der Perspektive ab, wenn es um die Religion der Juden geht, wäre der Begriff Antijudaismus korrekt, wenn es um die Politik des Staates Israel geht, der Begriff Antizionismus (obwohl auch der historisch belastet ist).

 

Um dem impliziten Rassismus im Begriff Antisemitismus mal zu betrachten:

 

Wenn ich mich heute entscheide, zum Judentum zu konvertieren, d. h. die jüdische Religion annehme, dann bin ich Jude. Punkt. Wenn ich mich morgen wieder zum Atheismus bekenne, dann höre ich auf, Jude zu sein. Man kann also zu einer Zeit Jude sein und zu einer anderen Zeit nicht, und das ist völlig unabhängig davon, was die Vorfahren waren!

 

Wenn ich als Atheist nur jüdische Vorfahren gehabt hätte, dann könnte man allenfalls behaupten, ich sei in einem jüdischen Milieu großgeworden, sei also "jüdisch inkulturiert". Aber ich bin kein Jude, sondern, was den Glauben angeht, Atheist.

 

Im Staate Israel gibt es einen recht hohen Anteil an Atheisten (im Weltrang steht Israel an fünfter Stelle, was den prozentualen Anzahl der Atheisten angeht), ich habe Schwierigkeiten, diese Volksgruppe als Juden zu bezeichnen! Sie gehören zwar dem jüdischen Volk an - so wie ich dem deutschen Volk angehöre - und man könnte nun argumentieren, dass sie das zu Juden macht, so wie ich ein Deutscher bin. Aber ich lehne eine Staatsangehörigkeit aufgrund von Blutsbanden ab - Deutscher ist, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, Israelit ist jemand, der die israelische Staatsangehörigkeit besitzt. Mag sein, dass ein Israelit auch gleichzeitig ein Jude ist, aber dass muss nicht so sein, so wie es viele Nicht-Israeliten gibt, die eindeutig Juden sind. Es gibt auch Deutsche, die Juden sind.

 

Um den Rassismus ad absurdum zu führen: Es gibt auch Juden mit schwarzer Hautfarbe. Und ich lehne es ab, den nazistischen Rassenwahn zu übernehmen. Die katholische Kirche hat es übrigens auch während der Nazizeit ebenso gehalten wie ich, wer als Jude zum Katholizismus konvertiert war, war nach der Definition der Kirche kein Jude mehr, nach Definition der Nazis aber immer noch! Aber die Kirche war im Recht, und sie hat die ex-jüdischen Katholiken auch zum Teil vor den Zugriffen der Nazis geschützt.

 

Außerdem franst der Begriff "Jude" aus, so wie es auch innerhalb des Christentums immer umstitten war, wer den nun Christ ist und wer nicht. Sind die Zeugen Jehovas Christen? Sind die Mormonen Christen? Eine Streitfrage, die auch hier im Forum alle paar Monate wieder hochkocht, es ist auch eine Definitionsfrage. Ist ein Atheist, der Mitglied der katholischen Kirche ist (und davon kenne ich einige) ein Katholik oder nicht? Definiert man es über die Kirchenmitgliedschaft, dann ja, definiert man es über den Glauben (genauer: über das katholische Glaubensbekenntnis), dann nicht. Legt man die Kirchenmitgliedschaft als Maßstab an, gibt es in unserem Land ca. 30 Millionen Katholiken, nimmt man den Glauben an Gott , dann sind es vielleicht noch 20 Millionen (wiederum abhängig davon, wie man Gott definiert!), nimmt man das komplette Glaubensbekenntnis, dann ist es vielleicht noch eine kleine Minderheit der Kirchenmitglieder. Das ist bei "den Juden" nicht anders, wenn man genauer hinschaut, sind viele angebliche Juden keine.

 

Die Realität lässt sich meist nur dann in Schwarz-Weiß einteilen, wenn man irgendwo einen willkürlichen Schnitt macht. Und man sollte sich stets dieser Willkür bewusst sein, sonst begeht man eine Kategorienfehler.

 

Im Rassimuswahn der Nazis kann man sehen, dass solche Kategorienfehler durchaus verheerende Konsequenzen haben können, man kann und sollte das nicht als eine "rein akademische Frage" abtun.

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Volker : "Israelit ist jemand, der die israelische Staatsangehörigkeit besitzt."

 

 

Man sollte unterscheiden zwischen "Israeli " (Staatsbürgerschaft) und "Israelit" (Kind Jakobs/Israels) (kulturelle und/oder blutsverwandschaftliche Identität)

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Volker : "Israelit ist jemand, der die israelische Staatsangehörigkeit besitzt."

 

 

Man sollte unterscheiden zwischen "Israeli " (Staatsbürgerschaft) und "Israelit" (Kind Jakobs/Israels) (kulturelle und/oder blutsverwandschaftliche Identität)

Stimmt, da ist mir versehentlich ein "t" an die unpassende Stelle gerutscht.

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Volker versucht, mit viel Logik verschiedene Fragekomplexe auseinanderzudividieren: Religion, Herkunft (im genetischen Sinne), Kultur, und Staatsangehoerigkeit.

 

Das geht in vielen Faellen sehr gut. Es gibt katholische Deutsche, und evangelische, und es gab mal viele Juedische, und es gibt neuerdings eine Menge Muslimische Deutsche. Und es gibt Deutsche (nach Pass) die Polnischer Abstammung sind (siehe z.B. viele Fussball-Stars aus dem Ruhrpott: Grabowski u.s.w.), und ein paar, die franzoescher Abstammung sind (aus Elsass, Lothringen, und der allgemeinen Voelkermischung).

 

In Einwandungslaendern (wie den USA, oder manchmal in Suedamerika) ist das noch extremer. Ich habe lange eine sehr katholische Freundin gehabt; sie war religioes katholisch, der Staatsangehoerigkeit nach Argentinierin, kulturell zu 80% Suedamerikanerin, ethnisch halb Schwaebin halb Kolumbianische Indianerin, und lebte in Hamburg (und war ganz mies im Bett, aber das ist Privatsache).

 

Aber im Judentum ist es viel schwerer, dies alles zu zerlegen. Wer religioes Jude ist ist automatisch Israelischer Staatsbuerger. Wer ethnisch Jude ist (definiert als Abstammung durch die Mutter) ist auch automatisch religioes ein Jude (man kann zwar die Religion ignorieren, oder eine andere Annehmen (ganz boese Suende), man bleibt aber immer Jude). Ich koennte also im Prinzip Israeli werden (meine Mutter hat es mal versucht, und ist probehalber fuer ein paar Wochen nach Israel ausgewandert, kam aber schnellstens zurueck, als sie feststellte, dass in dem Land saemtliche Einwohner genauso neurotisch sind wie sie selber).

 

Und ausserdem sind die Korrelationen vier staerker. Der Anteil Juden, die im Laufe der vergangenen Jahrhunderte in andere Religionen gewechselt sind, ist verhaeltnismaessig klein. Und nur wenige ethnische nicht-Juden sind im Laufe der Jahrhunderte dazugestossen. Die beruehmten schwarzen Juden (aus Ethiopien) sind seid tausenden Jahren Juden. Uebrigens, es gibt auch schwarze Deutsche (die Mitte des 19ten Jahrhunderts aus den Kolonien eingewandert sind, und sich in den letzten 150 Jahren perfekt angepasst haben, bis auf die etwas schwer zu versteckende Reflektivitaet).

 

Erstes Beispiel: Die Tay-Sachs Krankheit ist eine nur unter Ashkenazim (osteuropaeischen Juden) vorkommende Erbkrankheit. In den USA testen die Krankenversicherungen kostenlos alle Juedischen Eltern (mich auch) waehrend der Schwangerschaft. Selbst die Krankenversicherungen scheinen also zu wissen, dass die juedische Religion was mit Genen zu tun hat - die Korrelation ist hoch genug, dass sie anstandslos zahlen.

 

Zweites Beispiel: Die Familie der Cohen (die nennen sich Cohanim, Kohn ... und aehnliche Schreibweisen) geht auf den Propheten Aaron (ungefaehr vor 3500 Jahren zurueck). Dies ist die Familie der erblichen Tempelpriester in Jerusalem (den Tempel gibt es seit ~2000 Jahren nicht mehr). Selbst heute haben sie noch eine Funktion: Gewisse Lesungen im Gottesdienst muessen von Cohanim vorgenommen werden, wenn welche da sind. Die Familienmitgliedschaft in den Cohanim (und in den Leviten uebrigens auch) wird durch den Vater vererbt. Interessanterweise ist durch Gen-Tests festgestellt worden, dass ein sehr hoher Anteil (weit ueber 90%) aller Familien, die sich heutzutage selbst als Cohanim betrachten, auch eine gemeinsame vaeterliche Abstammung haben, d.h. wahrscheinlich wirklich auf Aaron zurueckzufuehren sind. Das zeigt (auf einem sehr oberflaechlichen Niveau), dass die Ehefrauen der Cohanim ausserordentlich treu sind (nach ueber 100 Generationen waeren selbst 10% "Fehltritte" der Ehefrauen einfach messbar). Aber viel interessanter ist, dass es ein typisches Beispiel ist, dass das Judentum sowohl eine Religion, als auch eine genetische Abstammung ist.

 

All dies bedeutet, dass man den "Antisemitismus" nicht in Anti-juedische-Religion und Anti-Israel und Anti-Volksgruppe trennen kann - weil all diese Fragen hier so eng miteinander verflochten sind.

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Baumfaeller: Aber im Judentum ist es viel schwerer, dies alles zu zerlegen. Wer religioes Jude ist ist automatisch Israelischer Staatsbuerger. Wer ethnisch Jude ist (definiert als Abstammung durch die Mutter) ist auch automatisch religioes ein Jude (man kann zwar die Religion ignorieren, oder eine andere Annehmen (ganz boese Suende), man bleibt aber immer Jude).

 

Dazu zwei Beispiele: Kardinal Lustiger von Paris und der kath. Bischof Gourion von Jerusalem (Abu Gosh) sind beide Juden, die sich auch ganz implizit als solche empfinden und bezeichnen (Gourion: „… ich habe das Judentum nie verlassen“).

 

Übrigens vielen Dank für die differenzierte Darlegung was Judentum anbetrifft.

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dr-esperanto: Na, es gibt doch die Stellen im Johannesevangelium, wo Jesus den Juden (!) vorwirft, sie hätten den Teufel zum Vater (ich kann mir gut vorstellen, daß Jesus das in seinem Zorn zu der versammelten Judenmenge gesagt hat) und wo Jesus einen Feigenbaum (auch bei Johannes?) verflucht - hierzu muß man wissen, daß der Feigenbaum als Symbol für (das Volk) Israel steht (auch dies kann ich mir historisch als so geschehen vorstellen: Jesus war in seinem Ringen, das ganze Volk Israel ("die verlorenen Schafe Israels") für sich zu gewinnen, nicht auf den erwarteten Erfolg gestoßen (ein Großteil der Bevölkerung lehnte ihn ja ab; man rechnet etwa mit einem Drittel der Juden, die mit Jesus sympathisiert haben sollen), und da Jesus offensichtlich auch sehr zornig werden konnte, hat er seinen Frust auf den Feigenbaum entladen - alles natürlich in bester Absicht, nur war er in dem Moment wohl sehr, sehr verzweifelt an der Verbohrtheit vieler Juden).

 

Dass das JohEv sehr starke antijudaistische Tendenzen aufweist, ist auch darauf zurückzuführen, dass es in einer Zeit geschrieben wurde, wo sich das Christentum inzwischen schon stark vom Judentum entfernt hatte. Außerdem sind auch, wie man inzwischen wissenschaftlich herausgefunden hat, Stellen noch viel später hinzugefügt worden (4.-5. Jhdt). Das JohEv als nichtsynoptisches Evangelium macht dies auch in vielerlei Hinsicht deutlich, als dass es von den synoptischen sehr stark differiert. Was jedoch sehr stark zum Ausdruck kommt ist, dass der Gegensatz zu „die Juden“ stark hervortritt. Jesus hat sicher nicht so argumentiert, da er sich ja als der „Erzjude“(positiv) überhaupt begriff. Für ihn gab es kein Gegenüber sondern nur ein ganz der prophetischen Tradition zugehöriger Jude-sein.

 

Dass Jesus vom Großteil der Bevölkerung abgelehnt wurde, ist ebenso eine Legende, da er ja von diesem Großteil als ein Provinzrabbi aus dem entfernten Nordgaliläa nicht bekannt war, das Geschehen in politischer und religiöser Hinsicht spielte sich in Jerusalem ab, bei etwa dreijähriger Lehrtätigkeit (in der damaligen Zeit), war das auch überhaupt nicht möglich. Er war so unbekannt, dass er in keinem historischen Werk der damaligen Zeit auch nur Erwähnung fand, wie z.B. dem zeitgenössischen Historiker, Josephus Flavius, der sonst sehr ausführlich über die Geschehnisse in der Region berichtet.

Erst durch Paulus, dem Heidenapostel, wurde das Christentum eine Generation später missionarisch verbreitet und damit das Judenchristentum hellenisiert und allmählich von seinem Urimpetus und von seiner Wurzel entfremdet.

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All dies bedeutet, dass man den "Antisemitismus" nicht in Anti-juedische-Religion und Anti-Israel und Anti-Volksgruppe trennen kann - weil all diese Fragen hier so eng miteinander verflochten sind.

Hm, ich muss Dir recht geben - hier habe ich wohl meine Europa-zentrierte Denkweise den Juden übergebügelt. Immerhin gibt es sogar ein Buch mit dem Titel Ein gottloser Jude, was wohl bedeutet, dass man sich als Atheist und Jude gleichzeitig verstehen kann (das Buch handelt von Sigmund Freud und davon, dass nur ein jüdischer Atheist zum Begründer der Psychoanalyse werden konnte - was nicht ganz von der Hand zu weisen ist).

 

Wobei Einstein mal sinngemäß gesagt hat: Wenn ich Unrecht habe, werden mich die Deutschen als Juden bezeichnen, wenn ich Recht habe, dann als Deutschen. Und so kam es auch.

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Die jüdischen Würdenträger hatten nichts gegen die christliche Gemeinde in Jerusalem, denn die männlichen Mitglieder hielten die jüdischen Gesetze ein und beteten im Tempel, wie alle anderen auch.

Und ob sie das hatten. Immerhin hatte Jesus

in den Augen der Gelehrten Gott gelästert.

 

Nur rassistisch waren die Einwände von keiner Seite.

In Zeiten des NT schon gar nicht.

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Wer religioes Jude ist ist automatisch Israelischer Staatsbuerger.
Wieviele der deutschen Juden nehmen dieses Angebot Israels denn an?

Das erinnert mich an das frühere Angebot der BRD, alle DDR-Bürger automatisch als Bürger der BRD anzuerkennen. Aber dieses Angebot haben ja auch nicht alle DDRler angenommen.

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Hallo!

Bin neu hier im Forum und möchte trotzdem gleich mal korrigierend eingreifen.

 

Wer nach der Halacha, also dem jüdischem Religionsgesetz, Jude ist, ist NICHT automatisch israelischer Staatsbürger, sondern hat "lediglich" das Recht auf Einwanderung nach Israel und zeitgleichen Erhalt der israelischen Staatsbürgerschaft.

 

Mit dem Angebot der Bundesrepublik, DDR-Bürger einzubürgern, läßt sich das aber nicht vergleichen.

 

Grüße

Felicitas

bearbeitet von Felicitas
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Bin neu hier im Forum

Herzlich willkommen, Felicitas! :blink:

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"Na, es gibt doch die Stellen im Johannesevangelium, wo Jesus den Juden (!) vorwirft, sie hätten den Teufel zum Vater"

 

Dass Jesus (da er selber Jude war) nur ganz BESTIMMTE Juden damit meinte, und natürlich nicht alle, sollte jedem klar sein. Damit erledigt sich dieser Thread; die Behauptung ist haltlos und an den Haaren herbeigezogen.

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Hallo Felicitas,

 

also kann man sagen, dass ein jüdischer Deutscher mit der Politik des Staates Israel, mit Zionismus und Antizionismus nix zu schaffen hat?!

... etwa genausowenig wie ein deutschstämmiger Schwede sich für die deutsche Politik interessieren, sie kritisieren oder rechtfertigen müsste

 

Mit dem Angebot der Bundesrepublik, DDR-Bürger einzubürgern, läßt sich das aber nicht vergleichen.
Ja, jeder Vergleich hinkt irgendwo.

Von der BRD war das ein feindlicher Akt gegen die nicht staatlich anerkannte Zone,

von Israel ... ja was eigentlich? Eine menschliche Geste? Eine Verpflichtung? Ein Mittel, den eigenen Staat zu stärken?

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Wer nach der Halacha, also dem jüdischem Religionsgesetz, Jude ist, ist NICHT automatisch israelischer Staatsbürger, sondern hat "lediglich" das Recht auf Einwanderung nach Israel und zeitgleichen Erhalt der israelischen Staatsbürgerschaft.

Danke fuer die Korrektur. In der Praxis macht das wahrscheinlich keinen Unterschied: Wenn jemand (der juedischer Abstammung ist) einen Israelischen Pass haben wollte, dann koennte er auch einen bekommen.

 

Ich habe aber schon genug Papierkram und Scherereien (als Deutscher, der in den USA lebt, und von der Geburt her sogar Doppelstaatler ist), ich will also im Moment eher weniger als mehr Paesse haben.

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Das ist schon richtig. Wer als Jude einen israelischen Pass will, bekommt auch einen, SOFERN er sich dann auch für einen gewissen Zeitraum in Israel niederlässt. Also nur aus der Ferne läuft da nichts :blink:

 

Gruß

Feli

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Außerdem sind auch, wie man inzwischen wissenschaftlich herausgefunden hat, Stellen noch viel später hinzugefügt worden (4.-5. Jhdt).

Also das möchte ich denn doch eher bezweifeln, vielmehr verneinen. Und warum? Sehr einfach: wegen datierter Schriftfunde des Johannesevangeliums, die deutlich vor dem 4. und 5. Jahrhundert abgefasst wurden.

 

Da wäre der "Codex Vaticanus" von 325 n. Christus zu nennen. Er enthält das Neuen Testament allerdings nicht vollständig. Der "Codex Sinaiticus" hingegen von 350 n. Christus ist die älteste komplette Handschrift des Neuen Testaments. Beide fallen ins 4 Jahrhundert.

 

Dann wäre da natürlich noch die Chester-Beatty-Papyri, insbesondere P45, der immerhin die vier Evangelien und die Apostelgeschichte zu etwa einem Viertel enthält und der aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts stammt.

 

Weiters wäre noch die fast vollständige Abschrift des Johannesevangeliums aus der Zeit um 150 n. Christus zu nennen, der sog. Bodmer-Papyrus P66, also Mitte des 2. Jahrhunderts.

 

Gerade P66 zeigt, dass wir in unseren Bibeln jenen Text des Johannesevangeliums lesen, wie er in gleicher Weise Mitte des 2. Jahrhunderts in Gebrauch war.

 

Aus diesem Grunde meine einleitende Frage: welche Stellen sollen denn - "wie man inzwischen wissenschaftlich herausgefunden hat" - viel später hinzugefügt worden sein?

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Die Geschichte aus JohEv 8 über die Ehebrecherin, wo die Schriftgelehrten Jesus eine Frau die wahrscheinlich inflagranti beim Ehebruch ertappt wurde zu Jesus bringen und die Schriftgelehrten sie steinigen lassen wollen und wo Jesus dann sagt, wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein … eine eindrucksvolle Geschichte deren Fortgang bekannt ist.

 

Diese Geschichte ist erstens im JohEv nicht zuhause, in den älteren Handschriften ist sie nicht vorhanden, sie wurde erst im 4.-5. Jhdt. eingefügt und zweitens disqualifiziert sie das jüdische Recht der Tora als Lynchjustiz. Zur Zeit Jesu wurden längst keine Todesurteile mehr ausgeführt, das ist gegen alle Regeln. Sogar im Prozess Jesu (der ja im Grunde keiner war) sagte der Hohepriester dem Pilatus, dass es den Juden nicht erlaubt ist (laut dem Recht der Tora) Todesurteile auszuführen. – Diese Geschichte ist somit bereits eine eindeutige antijudaistische.

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Er war so unbekannt, dass er in keinem historischen Werk der damaligen Zeit auch nur Erwähnung fand, wie z.B. dem zeitgenössischen Historiker, Josephus Flavius, der sonst sehr ausführlich über die Geschehnisse in der Region berichtet.

Dazu hab ich folgendes:

 

Cornelius Tacitus, "grösster Historiker des alten Rom" und wegen seiner moralischen Integrität anerkannt, berichtet in den Annalen, dass

Christus, auf dessen Namen die Verfolgten unter Kaiser Nero zu leiden hatten, von Pontius Pilatus, Prokurator von Judäa zur Regierungszeit Tiberius, hingerichtet wurde.

 

Lukian von Samosata, griechischer Satiriker, meint in seinen Schriften:

"Die Christen beten bis heute einen Mann an, eine außergewöhnliche Persönlichkeit, der ihre neuen Bräuche einführte und deshalb gekreuzigt wurde."

 

Flavius Josephus, jüdischer Aristokrat und religiöser Politiker, schreibt in seinem Werk "Jüdische Altertümer":

"Nun war zu jener Zeit Jesus, ein weiser Mann, der vollbrachte wundersame Taten und war ein Lehrer..."

 

 

Allem anderen kann ich nur zustimmen!

 

Eine gute Nacht wünschend und mit LG

Pruu :blink:

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Es hat mich auch erstaunt, aber die Steinigung ist nicht unbedingt mit «Todesstrafe» gleichzusetzen, wie Klaus Berger hier aufweist.

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Die Geschichte aus JohEv 8 über die Ehebrecherin, wo die Schriftgelehrten Jesus eine Frau die wahrscheinlich inflagranti beim Ehebruch ertappt wurde zu Jesus bringen und die Schriftgelehrten sie steinigen lassen wollen und wo Jesus dann sagt, wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein … eine eindrucksvolle Geschichte deren Fortgang bekannt ist.

 

Diese Geschichte ist erstens im JohEv nicht zuhause, in den älteren Handschriften ist sie nicht vorhanden, sie wurde erst im 4.-5. Jhdt. eingefügt und zweitens disqualifiziert sie das jüdische Recht der Tora als Lynchjustiz. Zur Zeit Jesu wurden längst keine Todesurteile mehr ausgeführt, das ist gegen alle Regeln. Sogar im Prozess Jesu (der ja im Grunde keiner war) sagte der Hohepriester dem Pilatus, dass es den Juden nicht erlaubt ist (laut dem Recht der Tora) Todesurteile auszuführen. – Diese Geschichte ist somit bereits eine eindeutige antijudaistische.

Hm, eigentlich wollte ich wissen, wo Du die Information her hast, dass "wissenschaftlich bewiesen sei", es hätte Einfügungen aus dem 4. und 5. Jahrhundert gegeben. Wer hat das wo behauptet und publiziert?

 

Das kann nämlich meines Wissens nicht richtig sein, da die von mir zitierten Schriftenfunde - insbesondere Bodmer - vollständig sind. Was die Frage der Steinigung bzw. der Todesstrafe unter dem Gesetz Mose betrifft, dazu folgende Passage aus dem 5. Buch Mose (Deuteronomium):

 

»Wenn ein Mann dabei angetroffen wird, daß er einer verheirateten Frau beiwohnt, so müssen sie alle beide sterben, sowohl der Mann, welcher der Frau beigewohnt hat, wie die Frau. So sollst du das Böse aus Israel ausfegen. Wenn jemand mit einem noch jungfräulichen, aber schon einem Mann verlobten Mädchen in der Stadt zusammentrifft und ihr beiwohnt, so sollt ihr die beiden an das Tor jener Stadt hinausführen und sie zu Tode steinigen; das Mädchen, weil es in der Stadt nicht um Hilfe gerufen hat, und den Mann, weil er dem Weib seines Nächsten zu nahe getreten ist. So sollst du das Böse aus deiner Mitte ausfegen. Wenn aber der Mann draußen auf dem Feld mit dem verlobten Mädchen zusammengetroffen ist, und der Mann sie gewaltsam gepackt und ihr beigewohnt hat, so soll der Mann, der ihr beigewohnt hat, allein sterben. Dem Mädchen aber sollst du nichts zuleide tun, das Mädchen hat keine Todesschuld; diese Sache liegt ja so, wie wenn man seinen Nächsten überfällt und totschlägt. Denn er traf sie draußen auf dem Feld an; das verlobte Mädchen hat vielleicht um Hilfe gerufen, aber niemand war da, der ihr geholfen hätte« (Dtn 22, 22 - 27).

 

Zur Frage der Ausführung von Todesurteilen, erinnere ich einerseits an die Steinigung des Stephanus, andererseits an die Steinigung des Jakobus, des Bruders des Johannes, von der auch Flavius Josephus berichtet. Übrigens sagt Kaiaphas vor Pilatus nicht, dass es ihm "nach der Tora" nicht erlaubt sei, Todesurteile auszuführen. Vielmehr war dies ein von den Römern auferlegtes Verbot, dass dennoch bei bei "günstiger" Gelegenheit gerne übertreten wurde. Auch dazu - die Ausführung von Todesurteilen (mit und ohne Gerichtsurteile) - weiss Flavius Josephus etliches zu sagen.

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Hallo,

 

Zufügungen des 4./5. Jhds halte ich wirklich für mehr als übertrieben und unwahrscheinlich. Neben den von Erich angeführten Argumenten noch eine weitere Überlegung: Es gibt für das NT, wie übrigens auch das AT, einen Kanonisierungsprozess. D.h. man hat gestützt durch die Tradition zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Texte in einer bestimmten Fassung als Heiligen Text definiert, als Teil des biblischen Kanons. Danach waren Abänderungen der Texte nicht mehr zulässig. Und die frühen Textzeugnisse bestätigen dies ja auch.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

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Zur Person Jesu in nichtchristlichen Schriften und zu Joh 8,1-8,11:

 

Erwähnung in nichtchristlichen/außerbiblischen zeitgenössischen Schriften findet Jesus nicht. Erstaunlich ist dabei, dass der jüdische Schriftsteller Justus von Tiberias, ein Zeitgenosse des Josephus Flavius, trotz der zeitlichen und räumlichen (Galiläer) Nähe Jesus mit keinem Wort erwähnt, obwohl er eine umfangreiche Chronik von Moses bis in seine Tage verfasste. Andererseits ist diese Chronik nur bruchstückhaft überliefert.

 

Das früheste außerbiblische Zeugnis ist das bekannte Testimonium Flavianum des Josephus Flavius, das aus zwei Abschnitten aus seinen Jüdischen Altertümern besteht. Die Authentizität des ersten, berühmteren, Abschnittes ist unter Philologen allerdings umstritten; der zweite Abschnitt, der sich mit der Hinrichtung von Jesu Bruder Jakobus befasst, wird demgegenüber als echt angesehen.

 

In den Berichten der beiden römischen Autoren Tacitus (innerhalb seinen 117/118 n. Chr. entstandenen Annalen) und Sueton (das Judenedikt des Claudius) wird jeweils über Christen und den Namensgeber dieser Gruppen berichtet; in diesen im 2. Jahrhundert entstandenen Schriften wird allerdings nicht auf die Person Jesus selbst eingegangen.

 

Quelle: Wikipedia Enzyklopädie

 

 

Was die Geschichte der Ehebrecherin aus JohEv 8,1-8,11 betrifft, beziehe ich mich auf Prof. Dr. Frank Crüsemann, Theologe und Alttestamentler.

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