overkott Geschrieben 4. Juli 2004 Melden Geschrieben 4. Juli 2004 Ist der Weg in einen Orden nicht relativ risikoarm?
ora-et-labora Geschrieben 4. Juli 2004 Melden Geschrieben 4. Juli 2004 (bearbeitet) Ja, sicherlich. Postulat & Noviziat inkl. zeitliche Profess nehmen ein paar Jahre in Anspruch. Außerdem kann man ganz zu Beginn sicher auch ein paar Wochen einfach bei denen wohnen, um das "richtige" Kloster zu finden. Und, die Ordensgemeinschaften schauen wohl selbst drauf, dass der Bewerber auch "passt". Gleiches gilt m.E. für angehende Priester, auch dort vergeht einiges an Zeit bis zur Diakonenweihe & Zölibatsgelübde. Andererseits gibt es auch immer Geschichten von Leuten, die nach soundsoviel Jahren im Kloster merken, dass es doch nicht richtig ist (gab im Benediktiner-Kloster Plankstetten in meiner Gegend hier vor einiger Zeit so einen Fall). Aber, mei, wenn man sich davon abschrecken ließe, dann träfe man sein ganzes Leben lang keine vernünftige Entscheidung. -- Markus bearbeitet 4. Juli 2004 von ora-et-labora
ora-et-labora Geschrieben 4. Juli 2004 Melden Geschrieben 4. Juli 2004 Noch was, overkott: hast du schon "Kloster auf Zeit" probiert? Wie waren da deine Erfahrungen?
Gina Geschrieben 4. Juli 2004 Melden Geschrieben 4. Juli 2004 Wenn man Interesse am Klosterleben hat, kann man auch 'Kloster auf Zeit' machen. Dies bieten viele Klöster unterschiedlich lang an und dieser Aufenthalt ist völlig unverbindlich. Ich selbst habe schon mehrere Wochen in einem Kloster verbracht. Zu vielen Schwestern habe ich schon ein richtig herzliches Verhältnis aufgebaut. Ich kann mich noch gut an meinen ersten Aufenthalt dort erinnern: Gerade die älteren Schwestern waren etwas misstrauisch und auch vielleicht ein wenig distanziert, weil sie es nicht kannten, dass wildfremde Leute in der Klausur herumschlichen. Mittlerweile habe ich aber deren Vertrauen, sie freuen sich immer ein Loch in den bauch, wenn ich dort wieder vorbeischaue und fragen mich meist noch während meines Aufenthaltes, wann ich denn endklich wiederkomme - und sind dann ganz traurig, wenn ich sie auf die nächsten Semesterferien vertrösten muss Eine befreundete Schwester aus diesem Kloster hat mir vogerechnet, dass man dort frühestens nach 4 1/2 Jahren die Ewige Profess feiern kann. Und in dieser Zeit wird man es bemerkt haben, wenn der Weg in den Orden nicht der richtige ist. Die Schwestern bzw. Brüder, die schon im Kloster sind, achten ja auch darauf, ob der Neuzugang sich in das Klosterleben integrieren kann - und es wird im Konvent auch abgestimmt, ob er überhaupt ins Noviziat aufgenommen wird. Aber bevor der Postulant/die Postulantin mit einer negativen Entscheidung konfrontiert würde, würde er/sie es sicherlich selbst merken. Also, ich kann allen, die sich ein Leben im Kloster vorstellen könnten, nur sagen: Nur Mut: Probiert das Klosterleben ausgiebig aus. Selbst, wenn man noch Zweifel hat, kann man es ruhig wagen. Wie sonst soll man herausfinden, ob man für das Klosterleben geeignet und dazu berufen ist? Lieben Gruß, Gina
overkott Geschrieben 5. Juli 2004 Autor Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Es gibt ja ganz verschiedene Klöster. Die kann man ja gar nicht alle besuchen. Wie findet man denn am besten "seinen" Orden?
Gina Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Es gibt ja ganz verschiedene Klöster. Die kann man ja gar nicht alle besuchen. Wie findet man denn am besten "seinen" Orden? Ich denke, man muss sich erst in der Richtung klar werden. Fühle ich mich eher zu einem kontemplativen oder zu einem aktiven Orden hingezogen? Möchte ich ganz beschaulich leben (in Klausur, mit Chorgebet,...), oder lieber aktiv meinen Dienst an den Menschen erweisen (irgendwelche sozialen oder seelsorgerischen Berufe ausüben). Oder ist vielleicht die vita mixta das richtige für mich, das heißt, eine Verbindung zwischen kontemplativ und aktiv. Wenn man sich darüber im Klaren ist, schränkt das die Auswahl ja schon beträchtlich ein. Dann kann man sich die verschiedenen Ordensgemeinschaften anschauen, die in die ausgewählte 'Kategorie' fallen. Aber meist muss man gar nicht lange suchen, sehr viele bleiben bei 'ihrem' ersten oder zweiten Kloster hängen. Gruß Gina
overkott Geschrieben 5. Juli 2004 Autor Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Profess und Gelübde?
stella Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Die Profeß ist die öffentliche Ablegung der Gelübde. Der Begriff leitet sich aus dem lat. professio = "Bekenntnis" ab. Während bei den Benediktinern die drei Gelübde "Gehorsam (oboedientia), Ortsbeständigkeit (stabilitas) und klösterlicher Lebenswandel (conversatio morum)" üblich sind, haben andere Ordensgemeinschaften die "evangelischen Räte": Armut, Keuschheit, Gehrosam. Die Profeß wir in mehreren Stufen abgelegt: Nach dem Noviziat legt der Bewerbe eine "zeitliche Profeß", begrenzt auf einige Jahre (meist auf drei Jahre), später dann die "ewige" oder "feierliche" Profeß ab, mit der sich der Mönch/die Nonne für immer an sein Kloster bindet.
Mat Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Overkott findet immer noch seine Opfer. Ein Satz und viele Zeilen Antwort. Nun ja. Risiko ist ein sehr schillernder Begriff. wenn ich 19 jahre alt bin und erst einmal eine nweg im Kloster versuche, dann habe ichauch nach drei oder vier Jahren immer noch genügend Zeit, etwas Anderes zu machen. Wenn ich aber 40 Jahre alt bin und einen guten Job aufgebe und dann nach drei oder vier Jahrfen merke, dass der Weg nicht der richtige ist, dann stehe ich nach dem Klosterabenteuer untrer Umständen ploetzlich auf der Straße und in Zeiten wie diesen koennte guter Job teuer sein. Viele Grüße, Matthias
overkott Geschrieben 5. Juli 2004 Autor Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Welchen Weg würdest du Spätberufenen empfehlen?
soames Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Es gibt ja ganz verschiedene Klöster. Die kann man ja gar nicht alle besuchen. Wie findet man denn am besten "seinen" Orden? Ich denke, man muss sich erst in der Richtung klar werden. Fühle ich mich eher zu einem kontemplativen oder zu einem aktiven Orden hingezogen? Möchte ich ganz beschaulich leben (in Klausur, mit Chorgebet,...), oder lieber aktiv meinen Dienst an den Menschen erweisen (irgendwelche sozialen oder seelsorgerischen Berufe ausüben). Oder ist vielleicht die vita mixta das richtige für mich, das heißt, eine Verbindung zwischen kontemplativ und aktiv. Wenn man sich darüber im Klaren ist, schränkt das die Auswahl ja schon beträchtlich ein. Dann kann man sich die verschiedenen Ordensgemeinschaften anschauen, die in die ausgewählte 'Kategorie' fallen. Aber meist muss man gar nicht lange suchen, sehr viele bleiben bei 'ihrem' ersten oder zweiten Kloster hängen. Gruß Gina Man könnte z. B. folgende Einteilung treffen: Kontemplativ = Benediktiner und Zisterzienser Seelsorgeorden (vita mixta) = Augustiner-Chorherren und Prämonstratenser, (Dominikaner, Franziskaner?) aktive Orden = Krankenhausorden, Missionsorden, etc. Die jeweil erst Nennung sind allgemein die etwas lässigeren, die zweite folgt der strengeren Auslegung der Regeln. Dabei kommt aber viel auf das einzelne Kloster an (wird auch alltäglich Habit getragen?, Verbindlichkeit des Stundengebetes?, Alltag im Kloster?). Um die Grundrichtung zu erkunden, könnte man vier, fünf oder sechs (wahrscheinlich aber weniger, da man ja sicher schon weiß, was zumindest nicht in Frage kommt) Klosterwochenenden durchführen und mit einem betreuenden Bruder oder Pater sprechen. Nach dieser ersten Sichtung kann man in ein oder zwei zusagenden Klöstern eine längere Zeit aktiv verbringen und sich dann entscheiden. Einen ersten Eindruck über viele Klöster kann man sich im Internet holen (www.orden.de). Als Schutz vor Verwirrung sollte man aber vielleicht keinen ausgedehnten Klostertourismus betreiben, damit man am Ende nicht entscheidungsunfähig ist.
Mat Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Welchen Weg würdest du Spätberufenen empfehlen? Für Spätberufene gibt es keinen risikolosen Weg. Im Gegenteil. Vielleicht hilft aber die Lebenserfahrung da etwas.
overkott Geschrieben 5. Juli 2004 Autor Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Gibt es denn vielleicht eine Möglichkeit, wo man im Beruf bleibt und sich trotzdem einer geistlichen Gemeinschaft anschließt?
Mat Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Gibt es denn vielleicht eine Möglichkeit, wo man im Beruf bleibt und sich trotzdem einer geistlichen Gemeinschaft anschließt? Kommt auf den Beruf an. Eine andere Moeglichkeit wäre der Beitritt zu einem Drittorden (etwa der Franziskaner) oder zu einer Oblatengemeinschaft (hat nix mit den gebackenen Teilchen zu tun) im benediktinischen Kontext. Da ist man dann zwar kein Ordensangehoeriger im engeren Sinne, hat aber doch eine engere Beziehung zu einer geistlichen Gemeinschaft
overkott Geschrieben 5. Juli 2004 Autor Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Muss man eigentlich Abitur haben, wenn man sich für einen Orden interessiert oder hat man da auch mit einer Lehre eine Chance?
Mat Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Muss man eigentlich Abitur haben, wenn man sich für einen Orden interessiert oder hat man da auch mit einer Lehre eine Chance? Kommt drauf an. Normalerweise geht beides.
overkott Geschrieben 5. Juli 2004 Autor Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Kann man auch eine Lehre im Orden machen?
Erich Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Kann man auch eine Lehre im Orden machen? ja, mit Abschluß Exerzitiengeselle und weiter zum Exerzitienmeister!!
Franziska Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 (bearbeitet) Ich hab eine Cousine, die im Orden, nach der Profess, Schneiderin gelernt und die Meisterprüfung in diesem Handwerk abgelegt hat. Ich kenne Ordensfrauen, die nach der Profess Medizin oder Zahnmedizin studiert oder eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert haben. Die meisten Ordensangehörigen in meinem Bekanntenkreis haben jedoch schon vor dem Eintritt in den Orden eine Berufsausbildung abgeschlossen. bearbeitet 5. Juli 2004 von Franziska
Gina Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Es gibt auch Orden, die zum Beispiel erzieherisch tätig sind. Die verlangen dann auch eine Ausbildung in dieser Richtung. Man kann sie aber meines Wissens auch im Orden absolvieren. Bei Orden, die nicht an irgendwelche Berufsfelder gebunden sind, kann man die Lehre sicherlich auch dort machen.
Mat Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Kann man auch eine Lehre im Orden machen? Natürlich kann man das. Und vielleicht muss man das auch, wenn das eigene Profil nicht ganz in das Tätigkeitsfeld des Ordens passt. Man kann auch innerhalb von Orden studieren.
ora-et-labora Geschrieben 5. Juli 2004 Melden Geschrieben 5. Juli 2004 Es gibt ja ganz verschiedene Klöster. Die kann man ja gar nicht alle besuchen. Wie findet man denn am besten "seinen" Orden? Hi overkott, zur Spiritualität & Charisma sowie zu vielen weiteren Aspekten der einzelnen Orden gibt es folgendes (m.E. sehr empfehlenswertes) Buch: Männerorden in Deutschland -- Markus
overkott Geschrieben 6. Juli 2004 Autor Melden Geschrieben 6. Juli 2004 Kann man eigentlich auch noch später von einem Orden zum anderen wechseln oder eventuell ein Kloster verlassen und Weltpriester werden?
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