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Reliquien in Münster


Moonspell

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Aber es ist nicht (mehr) erforderlich, dass jeder Altar eine Reliquie enthält, nicht wahr?

 

Liebe Grüße, Gabriele

Liebe Gabriele,

soweit ich weiß: doch. Aber es gibt auch "nicht-körperliche" Reliquien. Bei der Aachener Heiligtumsfahrt wird z. B. ein Kleid von Maria oder die Windeln Jesu gezeigt. Erinnere dich an's Evangelium: die Frau berührte nur das Gewand Jesu und war geheilt ...

 

Allerdings - ich hätte etwas Schwierigkeiten mit der Vorstellung, irgendwo die abgelegte Unterwäsche von St. XYZ als Reliquie im Altar zu verehren - aber so groß ist der Unterschied ja nicht zu den Windeln Jesu :)

 

Gruß,

Lucia

Die Windeln Jesu? :blink:

 

Na die sind sicher authentisch, da bin ich überzeugt, doch, doch....

 

----------------

 

Ich bin auch bisher davon ausgegangen, daß jeder Altar eine Reliquie enthält.

 

Werner

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Liebe Lucia,

 

zum Thema "Reliquien" habe ich schon mal gestöbert und folgedes gefunden:

 

Im Katholizismus teilt man Reliquien ein in:

 

* Erste Kategorie: Echter Teil eines Heiligen (Knochen, Haar, Körperteil, usw.)

* Zweite Kategorie: Ein Kleidungsstück, das der Heilige trug (Schuh, Hemd, ein Handschuh, usw.), nennt man Berührungsreliquie.

* Dritte Kategorie:

o 1. ein Gegenstand (Tuch, Zettel etc.), der den Körper des Heiligen nach seinem Tode berührt hat.

o 2. ein Gegenstand (Tuch etc.), der von dem Ort (dem Grab bzw. Besichtigungsort) eines Heiligen stammt.

 

Der Handel mit Reliquien erster und zweiter Kategorie ist unter Angehörigen der katholischen Kirche geächtet; der Handel mit Reliquien der 3. Kategorie jedoch nicht.

 

Aus Wikipedia

 

Kleid und Windeln sind also Reliquien zweiter Ordnung.

 

So weit, so gut, was ich aber bislang nicht gefunden habe: Muß eine solche Reliquie vorhanden sein in einer Kirche? In oder auf einem Altar?

Was ist, wenn keine vorhanden ist? Ist das dann kein "ordentlicher" Altar?

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Da gucken wir doch mal in den CIC:

 

Can. 1235 ? § 1. Ein Altar, d.h. ein Tisch, auf dem das eucharistische Opfer gefeiert wird, wird feststehender Altar genannt, wenn er so gebaut ist, daß er mit dem Boden verbunden ist und deshalb nicht wegbewegt werden kann; Tragaltar hingegen, wenn er wegbewegt werden kann.

 

§ 2. Es empfiehlt sich, daß in jeder Kirche ein feststehender Altar vorhanden ist, an den übrigen, für gottesdienstliche Feiern bestimmten Orten ein feststehender Altar oder ein Tragaltar.

 

Can. 1236 ? § 1. Nach überkommenem kirchlichen Brauch hat die Tischplatte eines feststehenden Altars steinern zu sein, und zwar aus einem einzigen Naturstein; nach dem Urteil der Bischofskonferenz kann jedoch auch anderes würdiges und haltbares Material verwendet werden. Der Altarsockel, d.h. der Unterbau, kann aus jedem beliebigen Material angefertigt werden.

 

§ 2. Ein Tragaltar kann aus jedem beliebigen haltbaren, dem liturgischen Gebrauch entsprechenden Material angefertigt werden.

 

Can. 1237 ? § 1. Feststehende Altäre sind zu weihen, Tragaltäre zu weihen oder zu segnen, nach den in den liturgischen Büchern vorgeschriebenen Riten.

 

§ 2. Die alte Tradition, unter einem feststehenden Altar Reliquien von Märtyrern oder anderen Heiligen beizusetzen, ist nach den überlieferten Normen der liturgischen Bücher beizubehalten.

 

Also: bei feststehenden Altären soll (muß?) nach wie vor eine Reliquie enthalten sein, bei Tragaltären nicht. Jede Kirche soll einen feststehenden Altar haben, muß aber nicht. Also muß auch nicht in jeder Kirche eine Reliquie sein, aber es soll eine da sein.

 

Ich kann insofern einen Sinn darin sehen, als da die Verbindung mit der ganzen Kirche und durch alle Zeiten sozusagen materiell greifbar wird.

 

Und meines Wissens muß es in einem Altar auch eine Körperreliquie (eine Reliquie erster Ordnung) sein, Berührungsreliquien wie Kleidungsstücke oder dergleichen zählen da nicht.

bearbeitet von Sion
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Was für Reliquien befinden sich denn in euren Pfarrkirchen?

Bei mir sind es Knochenstückchen des Heiligen Vitalis und Anastasius.

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Also die Windeln Jesu haben mir keine Ruhe gelassen und ich hab gegoogelt.

 

Es handelt sich ja dabei um die Windeln, in die Jesus der Weihnachtsgeschichte nach gewickelt und in die Krippe gelegt wurde.

 

Wenn man mal davon ausgeht, daß Maria nicht zu Josef gesagt hat "unser Jesus wird später mal berühmt, lass uns die Windeln aufheben, die werden nochmal wertvoll" halte ich das ja für, nunja, einfach einen Humbug.

 

Ich weiß ja, daß es dabei mehr um die Symbolik geht, wenn ich aber sehe, was für ein Brimborium darum veranstaltet wird, kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, was in den Köpfen all der beteiligten Priester und Prälaten bis hin zum Bischof vorgeht, wenn sie in einer feierlichen Prozession die "Heiligtümer" durch die Kirche "zur Verehrung" tragen.

 

Bei den Reliquien der ersten Kategorie kann ich das noch nachvollziehen, auch bei solchen, deren Authentizität zweifelhaft ist, wie Heilig-Blut-Reliquien, denn diese stehen immerhin noch zumindest symbolisch für einen zentralen Glaubensinhalt.

 

Aber die Windeln Jesu?

 

Irgendwo hörts da bei mir auf

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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Ich habe da auch meine Zweifel. Dreikönigsschrein in Köln, was werden sie den Kölnern denn da übergeben haben?? Drei Könige ??? Wo steht denn von denen etwas außer in apokryphen Kindheitsevangelien. Heiliger Rock? Grabtuch von Turin???? Kann sein, kann nicht sein, mit meinem Glauben hat das nichts zu tun.

Und wenn jetzt die Trierer und Kölner auf mich einschlagen wollen. Bitte schön, ich halte es aus.

 

Elisabeth

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Es handelt sich ja dabei um die Windeln, in die Jesus der Weihnachtsgeschichte nach gewickelt und in die Krippe gelegt wurde.

Na, nachdem ich 20 Jahre in Aachen gelbt habe hör' ich die Story zum ersten Mal. Von wo hast Du das?

 

Hier eine Quelle, die ich für seriös halte: LINK

 

Die Bilder von den Reliquien findest Du z. B. hier.

 

Es gibt in der Region auch noch andere Wallfahrtsorte mit speziellen Tuch-Reliquien; z. B. Kornelimünster, 1/2 h Fahrradtour entfernt von Aachen.

In der Kirche der früheren Reichsabtei Kornelimünster - der heutigen Pfarr- und Propsteikirche in der Ortsmitte - werden seit der Gründung des Klosters (814) drei Reliquien aufbewahrt, die nach der Tradition Kaiser Ludwig der Fromme dem Gründerabt, dem hl. Benedikt von Aniane (+ 11.2.821), geschenkt hat: das Schürztuch, mit dem Jesus sich zur Fußwaschung der Jünger beim Letzten Abendmahl gegürtet hat, - ein Grabtuch, auf dem der Leichnam Jesu im Grab gebettet war, - das Schweißtuch, das Petrus und Johannes zusammengefaltet im leeren Grab Jesu fanden. Die historische Authentizität solcher Reliquien ist heute sicher eine Frage; - außer Frage steht aber, dass diese Reliquien durch die Jahrhunderte vielen Menschen ein Hinweis auf das Geheimnis des Kar- und Ostergeschehens waren und darin eine Stütze für ihren Glauben geworden sind. Im Siebenjahresrhythmus waren und sind diese Reliquien seit dem 14. Jahrhundert Ziel einer besonderen Wallfahrt, der sog. Heiligtumsfahrt. Im Mittelalter hatte die Heiligtumsfahrt nach Aachen[1]  und Kornelimünster europäische Dimension.
Quelle
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OK, das mit den Krippenwindeln war ne Verwechslung, da das Kleid Mariens als das Kleid aus der Weihnachts-Nacht bezeichnet wurde, hab ich die Windeln auch dahin geschoben.

 

Wobei alles was ich über die Windeln gesagt habe auch für etwaige Windeln aus dem Nazarether Haushalt von Maria gilt.

 

Meine Quelle ist die, die ich in meinem ersten Posting gelinkt habe, und von der auch das Pic stammt, das du verlinkt hast.

 

Wie gesagt, wenn z. B. (Walldürn, Weingarten) Heilig-Blut-Reliquien verehrt werden, könnte ich mich als Bischof oder Priester (oder Abt in Weingarten) hinstellen und (sinngemäß) sagen, "Wir verehren hier das Blut das Jesus für uns vergossen hat". Ob die Reliquie nun tatsächlich echt ist, ist dabei zweitrangig. Ähnlich sehe ich es mit den Kreuz-Reliquien.

 

Als Aachener Bischof würde ich mich allerdings lieber mit einer erfundenen Grippe ins Bett legen, als eine "Windel Jesu" zu verehren und zu beweihräuchern....

 

Werner

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Wenn man mal davon ausgeht, daß Maria nicht zu Josef gesagt hat "unser Jesus wird später mal berühmt, lass uns die Windeln aufheben, die werden nochmal wertvoll" halte ich das ja für, nunja, einfach einen Humbug.

Aber Werner!

 

Selbstverfreilich wußte Maria und auch Josef schon vor der Geburt Jesu, dass dies ein ganz besonderes Kind sein wird, vgl. Lk 1,26-38.

Und Wegwerfwindeln waren auch noch nicht erfunden, das kam erst sehr viel später.

Allerdings kann ich mir auch nur schwer vorstellen, dass besondere Tücher als Windeln verwendet wurden - ich denke, damals hat man einfach ausgemusterte Stoffstücke verwendet.

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Wenn man mal davon ausgeht, daß Maria nicht zu Josef gesagt hat "unser Jesus wird später mal berühmt, lass uns die Windeln aufheben, die werden nochmal wertvoll" halte ich das ja für, nunja, einfach einen Humbug.

Aber Werner!

 

Selbstverfreilich wußte Maria und auch Josef schon vor der Geburt Jesu, dass dies ein ganz besonderes Kind sein wird, vgl. Lk 1,26-38.

Und Wegwerfwindeln waren auch noch nicht erfunden, das kam erst sehr viel später.

Allerdings kann ich mir auch nur schwer vorstellen, dass besondere Tücher als Windeln verwendet wurden - ich denke, damals hat man einfach ausgemusterte Stoffstücke verwendet.

 

Liebe Grüße, Gabriele

Natürlich wussten sie es, aber glaubst du auch, daß Maria gesagt hat, "lass uns mal die Windeln aufheben, Messiaswindeln sind sicher mal wertvoll"?

 

Wieviel Stofffetzen (mehr waren Windeln ja damals nicht) aus Jesu Kindheit hat es wohl 30 Jahre später noch gegeben?

 

und wieviel ein paar Hundert Jahre später, als sie von frommen Pilgern plötzlich "entdeckt" wurden?

 

Ausser natürlich, man unterstellt Maria.... aber das tu ich nicht!

 

Werner

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Nun ja, es gibt Gerüchte, dass sich aus allen Splittern vom Holz des Kreuzes ca. 50 Kreuze herstellen ließen :blink: ...

Es gab halt mal Zeiten, da war Reliquienhandel ein blühendes Geschäft, und man war auch durchaus bereit, größere Summen zu spendieren, um (vermeintliche) Heiligtümer zu besitzen oder aus der Hand von "Unwürdigen" zu befreien. Dass diese "Unwürdigen" das ausgenutzt haben - kann man es ihnen verübeln???

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Was für Reliquien befinden sich denn in euren Pfarrkirchen?

Bei mir sind es Knochenstückchen des Heiligen Vitalis und Anastasius.

Eine Pirminius-Reliquie (die Kirche heißt auch St. Pirmin).

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Ich weiß ja, daß es dabei mehr um die Symbolik geht, wenn ich aber sehe, was für ein Brimborium darum veranstaltet wird, kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, was in den Köpfen all der beteiligten Priester und Prälaten bis hin zum Bischof vorgeht, wenn sie in einer feierlichen Prozession die "Heiligtümer" durch die Kirche "zur Verehrung" tragen.

die Aachener Heiligtumsfahrt ist absolut christozentrisch ..... in ihr wird Christus als der Herr der Kirche und als das Ziel menschlichen Lebens und Glaubens gefeiert ... .wirklich gefeiert.

Das ganze "Brimborium" liest sich so:

"Auf das Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes ist der Blick der ganzen Kirche nach der Weisung des Heiligen Vaters im Heiligen Jahr 2000 gerichtet. Unter dem Leitwort ,,Christus, gestern, heute, in Ewigkeit“ ruft Aachen in der Mitte des Heiligen Jahres Gläubige von nah und fern zu einem Glaubensfest besonderer Erinnerung und Erfahrung der Geheimnisse der Menschwerdung unseres Herrn in die Bischofsstadt.

Der von Karl dem Großen erbaute und vor 1200 Jahren vollendete Dom war von Anfang an das Ziel vieler Wallfahrer, die Maria, die Patronin des Münsters, um ihre Fürbitte anriefen. Der Kaiser hatte seine Pfalzkapelle reich mit Reliquien ausgestattet. Besondere Verehrung fanden seit Jahrhunderten vier Reliquien aus Stoffen, die nach Alter und Machart auf die antike Welt des Mittelmeeres hindeuten. Sie werden verehrt als das Kleid, das Maria bei der Geburt Jesu getragen hat, als die Windeln Jesu, als das Tuch, in das man das Haupt des Täufers Johannes nach seiner Hinrichtung barg, und als das Lendentuch, das Jesus am Kreuz trug.

Im Laufe der Jahrhunderte entstanden kostbare Geräte und Gefäße zur Aufbewahrung der Reliquien. So auch der goldene Marienschrein, ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst im Land zwischen Rhein und Maas. Die notwendige Konservierung wird im Heiligen Jahr vollendet sein, so dass der Schrein. der seit Jahrhunderten diese großen Reliquien geborgen hatte, am Fest der Verkündigung des Herrn, 25. März 2000, in der Chorhalle des Domes seine Aufstellung finden kann.

 

Mit der Heiligtumsfahrt im Heiligen Jahr wird der seit 1349 nachweisbare siebenjährige Turnus fortgesetzt, ein Rhythmus, der nur ganz selten unterbrochen wurde. Die Tradition dieser Reliquienverehrung lässt sich mit Sicherheit nur bis auf Karl den Großen zurückführen. Wichtiger aber ist, und das erscheint weder als eine Erkenntnis unserer kritischen Zeit noch als eine Ausflucht aus der Verlegenheit: Die Frage der Echtheit dieser Reliquien ist zweitrangig. Entscheidend war und ist, dass in Aachen immer wieder gläubige Menschen in diesen Stoffreliquien Zeichen fanden und finden, die ihnen das Leben und Sterben des Herrn anschaulich machen. Zeichen, die ohne sie jeweils nach ihrer Authentizität zu befragen, den pilgernden Menschen den Blick öffnen für die Grundwahrheiten seines Glaubens.

 

Die Aachenfahrt 2000 lädt die Wallfahrer in den Gottesdiensten an den einzelnen Wallfahrtstagen zu einer Besinnung über die Zeichen der sieben Sakramente, durch die der Herr seine Zusage immerwährender Gegenwart unter uns einlöst. Der Ruf nach Aachen im Heiligen Jahr ist der Ruf, in einer großen Weggemeinschaft der Glaubenden und in der bewussten Weiterführung einer lebendigen Tradition das große Jubeljahr unserer Kirche mitzufeiern.

 

Im Rahmen einer feierlichen Vesper wurde am 09.06.2000 die vier Aachener Heiligtümer - das Kleid Mariens, die Windel Jesu, das Enthauptungstuch Johannes des Täufers und das Lendentuch des Herrn - erstmals nach sieben Jahren wieder gezeigt.

 

43 Hammerschläge hallten durch den Dom, in den hell das Licht durch die wieder strahlend bunten Chorhallen-Fenster fiel. Dann hatten die Goldschmiede Benedikt und Hubertus Foerster sowie Prosper Brüderlin das Schloss der Wappentruhe Richard von Cornwalls geöffnet.

 

Neun Tage lang wurden sie nun als Symbole des Glaubens verehrt. Das Zeremoniell war faszinierend und mutete geheimnisvoll an. Nach altem Ritus bat der Dompropst den Bischof, «die Heiligtümer erheben zu dürfen». Und doch war es diesmal etwas anders. Zunächst nämlich wird die ursprüngliche Heimstatt der Reliquien, der Marienschrein, geöffnet, dann die Wappentruhe, der vorerst zum letzten Mal die Heiligtümer entnommen werden. Ab Montag, den 19.06.2000 ruhen die Reliquien für sieben Jahre wieder im angestammten Schrein.

 

Bei der Vesper treten nach Eröffnung und Antiphonen (liturgischen Wechselgesängen) Dompropst Hans Müllejans und Oberbürgermeister Jürgen Linden an die Truhe, um die Unversehrtheit des mit Blei ausgegossenen Schlosses zu überprüfen. Fanfaren lassen das «Urbs aquensis» ertönen, die auserwählten Umstehenden dürfen den ersten Blick auf die Heiligtümer werfen. In einer kleinen Prozession werden sie, noch in bunte Seide verpackt, zur Sakristei gebracht.

 

«Wer vom Innern der Kirche, aus der Mitte des Glaubens diese biblischen Reliquien anschaut, dem können sie zur Brücke werden, die ihn mit Jesus, Maria und dem Täufer verbindet», sagte Bischof Heinrich Mussinghoff in seiner Predigt. «Wer glaubend schaut, dem ist die Echtheit dieser geistlichen Erfahrung weit mehr wert und wichtiger als die historische Echtheit der Reliquien, die eher einen nebensächlichen Rang erhält.» Wer draußen stehen bleibe, der könne nur «Lumpen» sehen.

 

Erstmals im Jubiläumsjahr des Aachener Münsters werden den Gläubigen die Heiligtümer gezeigt, als Zeichen der Geburt und der Menschwerdung Jesu, des Zeugnisses für den Herrn und der Erlösung durch Jesus Christus. Worte der Evangelisten und Gesänge begleiteten den feierlichen Akt.

 

In der Wallfahrtstruhe wurden die Reliquien für die Nacht sorgfältig verschlossen. Das inbrünstig aus tausenden Kehlen erklingende «Urbs aquensis» beendete die Feier. Unter Glockengeläut strömten die Menschen durch die Wolfstür ins Freie.

 

Textpassage zur Heiligtumsfahrt

Ich habe an einem Tag dieses "Bromborium" in 2000 auch mitgefeiert.

bearbeitet von umusungu
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Wie gesagt, wenn z. B. (Walldürn, Weingarten) Heilig-Blut-Reliquien verehrt werden, könnte ich mich als Bischof oder Priester (oder Abt in Weingarten) hinstellen und (sinngemäß) sagen, "Wir verehren hier das Blut das Jesus für uns vergossen hat". Ob die Reliquie nun tatsächlich echt ist, ist dabei zweitrangig. Ähnlich sehe ich es mit den Kreuz-Reliquien.

 

Als Aachener Bischof würde ich mich allerdings lieber mit einer erfundenen Grippe ins Bett legen, als eine "Windel Jesu" zu verehren und zu beweihräuchern....

 

Werner

Worin besteht der grundsätzliche Unterschied zwischen diesen Reliquien?

Doch wohl nicht in der Unmöglichkeit der Vorstellung, ein kackendes Jesus-Baby sich denken zu müssen? Doch genau das ist die Realität der Menschwerdung ..........

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Bischof Heinrich von Aachen hat doch einige sehr gute Sätze gesagt, weshalb er sich nicht "wegen Grippe im Bett liegend" zur Heiligtumsfahrt entschuldigen liess:

"Wer vom Innern der Kirche, aus der Mitte des Glaubens diese biblischen Reliquien anschaut, dem können sie zur Brücke werden, die ihn mit Jesus, Maria und dem Täufer verbindet», sagte Bischof Heinrich Mussinghoff in seiner Predigt. «Wer glaubend schaut, dem ist die Echtheit dieser geistlichen Erfahrung weit mehr wert und wichtiger als die historische Echtheit der Reliquien, die eher einen nebensächlichen Rang erhält.» Wer draußen stehen bleibe, der könne nur «Lumpen» sehen."

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Wie gesagt, wenn z. B. (Walldürn, Weingarten) Heilig-Blut-Reliquien verehrt werden, könnte ich mich als Bischof oder Priester (oder Abt in Weingarten) hinstellen und (sinngemäß) sagen, "Wir verehren hier das Blut das Jesus für uns vergossen hat". Ob die Reliquie nun tatsächlich echt ist, ist dabei zweitrangig. Ähnlich sehe ich es mit den Kreuz-Reliquien.

 

Als Aachener Bischof würde ich mich allerdings lieber mit einer erfundenen Grippe ins Bett legen, als eine "Windel Jesu" zu verehren und zu beweihräuchern....

 

Werner

Worin besteht der grundsätzliche Unterschied zwischen diesen Reliquien?

Doch wohl nicht in der Unmöglichkeit der Vorstellung, ein kackendes Jesus-Baby sich denken zu müssen? Doch genau das ist die Realität der Menschwerdung ..........

Der Unterschied ist der zwischen

+++ das ist mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden +++
und der plumpen Fälschung einer (sorry) vollgek*ckten Windel.

 

Tut mir leid wenn ich deine Gefühle verletzt habe, wenn dich diese Windeln näher zu Christus bringen ist es gut, aber mich würden sie eher abstossen, und im Gegensatz zum Hl. Blut kann ich darin auch kein Glaubensgeheimnis entdecken.

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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Nun ja, es gibt Gerüchte, dass sich aus allen Splittern vom Holz des Kreuzes ca. 50 Kreuze herstellen ließen :blink: ...

Es gab halt mal Zeiten, da war Reliquienhandel ein blühendes Geschäft, und man war auch durchaus bereit, größere Summen zu spendieren, um (vermeintliche) Heiligtümer zu besitzen oder aus der Hand von "Unwürdigen" zu befreien. Dass diese "Unwürdigen" das ausgenutzt haben - kann man es ihnen verübeln???

Das Problem ist, daß hier echte Schwindeleien, fromme Übertreibungen und antikirchliche Propaganda bunt durcheinander gehen. Das Beispiel mit den Kreuzpartikeln, für das es die verschiedensten zahlenmäßigen Versionen gibt, ist dafür typisch. Zwar wird immer wieder behauptet, daß es derart viele Kreuzreliquien gäbe, es gibt aber keine Beweisführung dazu. Die offiziell bekannten Kreuzreliquien reichen keineswegs aus, um sich zu derartigen Holzbergen stapeln zu lassen. Vielmehr trifft sich hier die nachreformatorische Polemik gegen alle (vermeintliche) Vergötzung von Gegenständen, hier auch als Illustration zur Ablehnung des katholischen Heiligenkultes, mit der neuzeitlichen antichristlichen Propaganda.

 

Ein Beispiel für den ehrfürchtigen Umgang mit derartigen Reliquien ist ganz sicher das Turiner Grabtuch. Zwar gibt es ganz vereinzelt auch so etwas wie Kopien, m.W. wurde aber nicht behauptet, es handle sich bei derartigen Kopien um das echte Grabtuch. Bei der mittelalterlichen Informationsverarbeitung hätten sich mit so einem Stück doch trefflich Geschäfte machen lassen. Der Sinn der Menschen für derartiges war aber vielleicht doch nicht ganz so auf Sensationsgier ausgerichtet, wie wir viiiiiel aufgeklärteren Neuzeitmenschen uns das gern einreden lassen.

 

Wo es zu Doppelungen bei Reliquien kommt, also wenn z.B. ein berühmter Märtyrer mit zwei Köpfen rumgelaufen sein müßte, ist die Ursache in den meisten Fällen in einer irrtümlichen Identifikation der Gräber zu sehen, wenn auch gelegentlich bewußte Fälschungen vorliegen mögen.

 

Am lustigsten fand ich übrigens ein (nicht von einem Bischof versiegeltes) Reliquiar, in dem neben Reliquien fast aller Apostel und Nothelfer auch eine Reliquie "ex ossibus Beatae Mariae Virgine", also aus den Knochen der seligen Jungfrau Maria, zu sehen war - der Schöpfer wie der Käufer dieses Reliquiars waren in der katholischen Lehre über die Gottesmutter offensichtlich nicht sehr bewandert. :P

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In Münster St.Lamberti befindenn sich:

 

St. Lamberti besitzt Reliquien römischer Märtyrer und der Hl. Hildegard von

Bingen OSB, Äbtissin

 

 

:-))

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In Münster St.Lamberti befindenn sich:

 

St. Lamberti besitzt Reliquien römischer Märtyrer und der Hl. Hildegard von

Bingen OSB, Äbtissin

 

 

:-))

Herzlichen Glückwunsch zum Erkenntniszugewinn! :blink:

 

(Und gar nix vom Lambert...?)

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Abenteuerlich ist auch die Reliquiengeschichte des hl. Apollinaris von Franz-Ludwig Greb:

 

200 Jahre lang hatte sich in Ravenna kein Mensch um die Gebeine des hl. Apollinaris gekümmert. Das Wissen um den Aufbewahrungsort der Reliquien war verloren gegangen. Erst 1175 fand man den Aufbewahrungsort wieder.

 

Inzwischen aber wurde in Reims ein namensgleicher Heiliger verehrt und eine Apollinarisabtei war entstanden. Die Abtei verarmte im 11. Jahrhundert und wurde 1050 aufgehoben.

 

Zwischenzeitlich hatte Kaiser Otto III. in Aachen-Burtscheid 1003 eine Apollinarisabtei gegründet, zu deren reicher Ausstattung auch Weinberge in Remagen gehörten. Die Reimser Apollinarisreliquien wurden in die Aachener Apollinarisabtei übertragen.

 

Als 1250 Reichsverweser Engelbert von Berg, Erzbischof von Köln, die an ihrem eigenen Reichtum erstickte Abtei in Aachen auflöste und den Besitz Zisterzienserinnen übergab, suchten diese sofort alle Traditionen abzubrechen. Sie rissen die Abteikirche ab und suchten sich auch der Apollinarisreliquien zu entledigen.

 

Sie brachten die Reliquien nach Remagen auf den - damals so genannten - Martinsberg. Eine Martinskirche wurde im 11. Jahrhundert an die Siegburger Benediktiner übergeben, die dort im 12. Jahrhundert eine Propstei errichteten. Aus dem Remagener Martinsberg wurde der Apollinarisberg.

 

Als Herzog Wilhelm I. in eine Fehde mit Siegburg verwickelt wurde, überfiel er Remagen. Die Reliquien des hl. Apollinaris führte er 1383 als Siegesbeute nach Düsseldorf.

 

Allerdings hatte Wilhelm nur einen Teil der Reliquien erwischt. Ritter Gerhard von Einenberg war dem jülisch-bergischen Herzog zuvorgekommen und hatte 1383 das Haupt des hl. Apollinaris vor dem Reliquienräuber auf der Burg Landskrone in Sicherheit gebracht.

 

Deshalb wurden ein Jahr nach dem Reliquienraub in Remagen wieder Reliquien des hl. Apollinaris verehrt.

bearbeitet von overkott
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Abenteuerlich ist auch die Reliquiengeschichte des hl. Apollinaris von Franz-Ludwig Greb:

 

200 Jahre lang hatte sich in Ravenna kein Mensch um die Gebeine des hl. Apollinaris gekümmert. Das Wissen um den Aufbewahrungsort der Reliquien war verloren gegangen. Erst 1175 fand man den Aufbewahrungsort wieder.

 

Inzwischen aber wurde in Reims ein namensgleicher Heiliger verehrt und eine Apollinarisabtei war entstanden. Die Abtei verarmte im 11. Jahrhundert und wurde 1050 aufgehoben.

 

Zwischenzeitlich hatte Kaiser Otto III. in Aachen-Burtscheid 1003 eine Apollinarisabtei gegründet, zu deren reicher Ausstattung auch Weinberge in Remagen gehörten. Die Reimser Apollinarisreliquien wurden in die Aachener Apollinarisabtei übertragen.

 

Als 1250 Reichsverweser Engelbert von Berg, Erzbischof von Köln, die an ihrem eigenen Reichtum erstickte Abtei in Aachen auflöste und den Besitz Zisterzienserinnen übergab, suchten diese sofort alle Traditionen abzubrechen. Sie rissen die Abteikirche ab und suchten sich auch der Apollinarisreliquien zu entledigen.

 

Sie brachten die Reliquien nach Remagen auf den - damals so genannten - Martinsberg. Eine Martinskirche wurde im 11. Jahrhundert an die Siegburger Benediktiner übergeben, die dort im 12. Jahrhundert eine Propstei errichteten. Aus dem Remagener Martinsberg wurde der Apollinarisberg.

 

Als Herzog Wilhelm I. in eine Fehde mit Siegburg verwickelt wurde, überfiel er Remagen. Die Reliquien des hl. Apollinaris führte er 1383 als Siegesbeute nach Düsseldorf.

 

Allerdings hatte Wilhelm nur einen Teil der Reliquien erwischt. Ritter Gerhard von Einenberg war dem jülisch-bergischen Herzog zuvorgekommen und hatte 1383 das Haupt des hl. Apollinaris vor dem Reliquienräuber auf der Burg Landskrone in Sicherheit gebracht.

 

Deshalb wurden ein Jahr nach dem Reliquienraub in Remagen wieder Reliquien des hl. Apollinaris verehrt.

so viele Zeilen hätte ich von Dir nicht erwartet

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