Domingo Geschrieben 20. Dezember 2004 Melden Share Geschrieben 20. Dezember 2004 Ich habe mal die Aufmerksamkeit-Disziplin bei alltäglichen Verrichtungen auszuprobieren, doch hält das bei mir höchstens ein paar Sekunden, dann fange ich wieder an, irgeneinen Film in meinem Kopf spielen zu sehen und vergesse meinen Vorsatz. Ist es nicht leichter, eine "richtige" Meditation mit Kissen usw. durchzuhalten? Da wird man durch die Situation selbst immer daran erinnert, dass man gerade beim Meditieren ist und Gedanken einfach loswerden muss... gruss, Domingo Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
pmn Geschrieben 20. Dezember 2004 Melden Share Geschrieben 20. Dezember 2004 (bearbeitet) Hallo Tso Wang, kalter Wind wehte vorbei. Einen glühenden Tee in warmen Räumen mit vielen Plätzchen. () + die Gnade Christi sei mit allen. peter bearbeitet 20. Dezember 2004 von pmn Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Tso Wang Geschrieben 21. Dezember 2004 Autor Melden Share Geschrieben 21. Dezember 2004 Ich habe mal die Aufmerksamkeit-Disziplin bei alltäglichen Verrichtungen auszuprobieren, doch hält das bei mir höchstens ein paar Sekunden, dann fange ich wieder an, irgeneinen Film in meinem Kopf spielen zu sehen und vergesse meinen Vorsatz. Ist es nicht leichter, eine "richtige" Meditation mit Kissen usw. durchzuhalten? Da wird man durch die Situation selbst immer daran erinnert, dass man gerade beim Meditieren ist und Gedanken einfach loswerden muss... gruss, Domingo Hi Domingo, ich denke, wenn Du lange genug Übungspraxis (Meditation, Kontemplation) erworben hast, wirst Du auch in der Bewegung Achtsamkeit üben können. Wenn ich beispielsweise laufe oder fahradfahre schwirren am Anfang natürlich auch Alltagsgedanken in meinen Kopf herum, die jedoch, wenn ich mich auf meinen Atem konzentriere, allmählich zur Ruhe kommen. Irgendwann bin ich dann - hört sich witzig an - "Fahradfahren" oder "Laufen" (die Grenzen zwischen Geist, Körper und Fahrrad verschwimmen; falls ich dann allerdings in schwierigem Gelände wieder verspanne und stolpere oder nen "Satz baue" ist die Trennung wieder da, hihihi.) () Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Tso Wang Geschrieben 21. Dezember 2004 Autor Melden Share Geschrieben 21. Dezember 2004 P.S. Zum Thema "Gedankenloswerden" gibt's nen schönes Teisho von Yamada Koun Roshi (zum Koan "Ummon streckt seine Arme aus"). Interesse? () Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Tso Wang Geschrieben 21. Dezember 2004 Autor Melden Share Geschrieben 21. Dezember 2004 Hallo Tso Wang, kalter Wind wehte vorbei. Einen glühenden Tee in warmen Räumen mit vielen Plätzchen. () + die Gnade Christi sei mit allen. peter Hallo Peter, bei Kälte empfehle ich Tee - "Oolong" oder Tee - "Tie Guanyin" ("eiserne Göttin der Gnade"). Bei Wind sind besonders die beiden Windpunkte ("fengchi" / "Teich des Windes") im oberen Nacken z.B. mit einem Schal und das sog. "Tor des Lebens" (zwischen den Nieren) zu schützen (wichtig z.B. beim Radeln im Winter). () Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 21. Dezember 2004 Melden Share Geschrieben 21. Dezember 2004 Teisho ? Interesse? Klar! () Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Tso Wang Geschrieben 22. Dezember 2004 Autor Melden Share Geschrieben 22. Dezember 2004 Teisho ? Interesse? Klar! () Hallo Domingo, ein Teisho (jap. tei=darbringen, sho=rezitieren) ist eine Darlegung des Roshis (Meister/ Lehrer) dem Buddha gegenüber. Es ist ein Bestandteil der Zen-Schulung und wird normalerweise nur bei einem Sesshin (Tage intensiver Zazen-Übung) gehalten, unter Anwesenheit der Zen-Schüler. Und nun wieder zum Thema 'Gedankenvermeiden'. Hier das Teisho von Yamada Koun Roshi (nur für Zazen-Praktizierende von Belang), das sich u.a. an Fortgeschrittene wendet (irgendwie meinte ich, Du seist im Zen kein Anfänger, Domingo. Vielleicht habe ich mich geirrt, wer weiß) : Bevor ich auf den Fall eingehe, möchte ich euch einen kleinen Abschnitt aus Yasutani Roshis Kommentar zum Hekiganroku vorlesen. Dort schreibt er: »Wenn ihr in eurem Samadhi noch ein Wissen darüber besitzt, in welchem Zustand ihr euch befindet, wäre es besser, ihr würdet euch überhaupt nicht darauf einlassen. Weit besser ist ein Zustand, in dem zwar Gedanken auftauchen, diese aber ungewollt sind. Es ist wie beim Schwertkampf: Könnt ihr das Kämpfen mit den Schwert ohne einen Gegner erlernen? Ob nun unwillkürliche Gedanken auftauchen oder nicht, ihr müsst alles fallen lassen und euch in eure Übung vertiefen.« Ich weiß nicht genau, ob diese Worte von Yasutani Roshi selbst stammen oder ob er sie vielleicht von seinem Lehrer Harada Roshi übernommen hat. Ich kann das auch nicht mehr feststellen. Aber ich denke, sie passen sehr gut auch für uns heute. Viele Menschen sind ständig dabei, sich zu kontrollieren und zu registrieren: »Gestern ging meine Übung gut, aber heute war ich nicht so gut...«, und so weiter und so weiter. Woher aber wollt ihr wissen, was gut oder nicht so gut ist? Ihr könnt es gar nicht wissen. Darauf wollte Yasutani Roshi aufmerksam machen. In einem echten Samadhi verschwindet eine derartige Selbstkontrolle ganz und gar. Manche Menschen, vor allem intellektuelle Typen, haben eine Art zweites Selbst entwickelt, mit dem sie jede Handlung beobachten und kontrollieren. Doch solange man sich selbst beobachtet wie ein Wachmann, kann man nicht in ein echtes Samadhi hineinkommen. Für ein echtes Samadhi muss dieser Beobachter verschwunden sein. Das Koan Mu dient auch dazu, dieses zweite, alles kontrollierende Selbst verschwinden zu lassen. Wenn ihr Mu mit solcher Intensität übt, dass ihr ganz von Mu absorbiert seid, dann seid ihr von diesem überflüssigen Selbst mit einem Mal befreit. Kommt ihr also in ein echtes Samadhi, gibt es kein Selbst mehr, das darüber wacht, wie es euch ergeht. Wichtig sind auch Yasutani Roshis Bemerkungen über die unwillkürlichen Gedanken. Oft kommen zu mir Menschen in Dokusan, die sich darüber beklagen, dass sie von Gedanken geplagt werden. Obwohl darüber schon in den Einführungen viel und eigentlich Ausreichendes gesagt wurde, beschäftigt sie dieses Problem noch immer. Unwillkürliche Gedanken sind alle herumstreunenden Gedanken und Überlegungen, die während des Sitzens auf der Oberfläche unseres Bewußtseins erscheinen - und verschwinden. Beim Zazen sind eure Augen leicht geöffnet und ihr könnt sehen, was vor euch ist. Da auch eure Ohren nicht zugestopft sind, könnt ihr die Geräusche aus eurer Umgebung hören. Und weil ihr nicht schlaft, ist euer Geist wach, und verschiedene Gedanken können kommen und gehen. Was immer ihr seht oder hört oder welche Gedanken auch immer im Geist erscheinen, nichts von alledem vermindert die Wirkung des Sitzens, wenn ihr diesen Erscheinungen keine Aufmerksamkeit schenkt und sie dadurch nicht selbst zum Hindernis macht. Trotzdem ärgern sich noch viele Menschen über das Auftauchen von Gedanken, obwohl ihnen schon oft gesagt wurde, dass sie den Gedanken keine Aufmerksamkeit schenken sollen. Diese umherflatternden Gedanken sind der Wirkung des Zazen keineswegs abträglich. Allerdings sind sie auch nicht positiv zu werten. Denn verfolgt man die flüchtigen Gedanken mit seiner Aufmerksamkeit oder spitzt die Ohren, um alle Geräusche genau zu registrieren, oder richtet die Augen gezielt auf das, was vor einem ist, dann schadet das unserer Übung sehr, weil uns das Üben mit Mu schließlich ganz entgleisen kann. Es kommt also darauf an, den Gedanken, Geräuschen und sichtbaren Gegenständen keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken und immer wieder zur Übung mit Mu oder zum Zählen der Atemzüge zurückzukehren. Es gibt auch keinen Grund zu erschrecken und zu denken: »Oh Schreck! Da sind sie ja wieder, die Gedanken!« Auch das wäre eine Form von Aufmerksamkeit, um ihnen hinterherzujagen. Was soll man also tun? Sie einfach allein lassen und weiter machen mit der eigenen Übung. Ob nun Gedanken aufsteigen oder nicht, lasst einfach alles so, wie es ist, und widmet euch eurer Übung! Das ist ein wichtiger Hinweis, den wir alle befolgen sollten, auch wenn es nicht immer leicht ist. Konzentriert euch einfach auf Mu. Schließlich können unwillkürlich aufsteigende Gedanken auch ein Ansporn sein, um noch intensiver Mu zu üben. Das ist der Grund für Yasutani Roshis Bemerkung, dass ein von Gedanken durchwehtes Samadhi immer noch besser ist als ein Samadhi, dem wir aus eigener Beurteilung ein Gütesiegel verleihen. Auch beim Schwertkampf kann man ohne einen Gegner, der uns gegenüber steht, nicht zum Erfolg kommen. Es gibt also keinen Grund, die zufällig aufsteigenden Gedanken zu verachten. Im Gegenteil, ihr könnt euch sogar glücklich schätzen, weil sie einen zusätzlichen Ansporn für eure Übung darstellen. Dennoch gibt es Menschen, die sich aktiv in ein Handgemenge mit ihren eigenen Gedanken einlassen. Sie kämpfen gegen sie und strengen sich an, sie zu vertreiben. Nichts könnte lächerlicher sein. Da eure Gedanken ja während der Übung weder Bedeutung noch Aktualität besitzen, gleicht der Kampf mit ihnen einem Krieg gegen eingebildete Geister. Sobald ihr konsequent Mu praktiziert, werden eure Gedanken von selbst verschwinden, ohne dass ihr sie eigens vertreiben müsst. - Ich habe diesen Text von Yasutani Roshi zitiert, um denen zu helfen, die sich über aufkommende Gedanken beunruhigen. Solche Menschen scheint es noch zu geben. - Jetzt aber zu unserem Koan! () -------- "Wenn wir Zazen üben, dann ist es nicht so, daß der große Geist den kleinen Geist kontrolliert, sondern einfach so, daß der große Geist wahrhaft zu funktionieren beginnt, sobald der kleine Geist still wird." (Shunryu Suzuki in "Seid wie Reine Seide und Scharfer Stahl") Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Tso Wang Geschrieben 23. Dezember 2004 Autor Melden Share Geschrieben 23. Dezember 2004 (bearbeitet) ... Um auch mal anderen Aspekten Wort zu verschaffen, wäre es bestimmt von Interesse, wie Christen mit ihrem "mystischen" Erbe umgehen. M.E. könnte das Christentum wieder mehr Zulauf erwarten, wenn es den Menschen, die von unserer durch die Vernunft teilweise bis in Detail reglementierten Welt langsam die Nase voll haben, auch in ihren Häusern wieder mehr Angebote im - ich nenne es mal - A-Rationalen (nicht Irrationalen!) macht. Vielleicht wollen viele nicht mehr nur vernunftorientierte Predigten und Auslegungen der Schrift (Scholastik), sondern auch einmal wieder den Weg nach Innen wagen (Jesus saß selbst lange in der Wüste, warum sollte man also nicht in Anlehnung an dieses Faktum den Interessierten Angebote im Nachleben dieser Erfahrung machen, natürlich in kleinerem Rahmen als Jesus dies tat). Das könnte den derzeitigen Zulauf zu östlichen Lehren erklären. Das ist m.E. aber auf Dauer nicht gut. Ein Christentum, das sein Erbe wieder vermehrt zum Vorschein bringt, könnte auch denen, die vielleicht auf der Suche nach dem "Nicht-Scholastischen" in Jesu Lehre sind, wieder eine stärkere Heimat vermitteln. Wie seht Ihr das? () bearbeitet 23. Dezember 2004 von Tso Wang Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 23. Dezember 2004 Melden Share Geschrieben 23. Dezember 2004 (irgendwie meinte ich, Du seist im Zen kein Anfänger, Domingo. Vielleicht habe ich mich geirrt, wer weiß) : Ich weiß es bestimmt nicht... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
pmn Geschrieben 5. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 5. Januar 2005 Tso Wang, bitte einen starken Tee. AAARRRGGGHHHH Auf den Internetsuchseite für Vermissten tümmeln sich Spammer, Schockbilderweitergeber und Faker. "Suchhotlines" bieten für 1,35Euro pro telefonminute "Hilfe" an, usw, usw .... Zum Himmel schreiend !!!! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Tso Wang Geschrieben 9. Januar 2005 Autor Melden Share Geschrieben 9. Januar 2005 Reg Dich nicht auf, Peter. Das geht vorbei. Ich mach dir gleich nen Tee. Dazu einen 'milden' Sake. Traurigerweise wird mit dem Leid anderer auch versucht, Geld zu scheffeln. () Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
pmn Geschrieben 10. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2005 Hallo Tso Wang, Danke. manchmal tut es gut zu vergessen und zu sprechen Ein Glas auf den, der uns geschaffen hat. gruss und weiter () peter Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 13. März 2005 Melden Share Geschrieben 13. März 2005 Hallo Tso Wang, Ich antworte hier auf Deinen Beitrag in F+A: Es hätte sich hier ruhig eine längere Diskussion entwickeln können, ich finde aber, das Wichtigste ist schon gesagt worden. Das längere Zitat einige Postings weiter oben hat bei mir den Nagel auf den Kopf getroffen Ciao, Domingo Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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