Jump to content

Kann Gott alles verzeihen?


Moonshadow

Recommended Posts

hallo udo,

 

will nur kurz einiges zu deinen ausführungen sagen:

legitim ist es freilich jemand nicht zu vergeben. eine strafe dafür ist im gesetzbuch nicht vorgesehen. geistlich gesehen hat auch jeder die freiheit  sich zu entscheiden, wofür er will. gott drängt sich mit gewalt niemand auf. allerdings muss auch jeder für sein handeln vort gott einmal rechenschaft ablegen, ganz allgemein gesagt.

ein mensch, der wie du sagst verzweifelt ist und in seinem schmerz antwort sucht , gerade solchen menschen will gott nahe sein und gerade sie haben in ihrem leid die chance mit gottes hilfe darüber hinauszuwachsen und bei gott inneren trost und frieden zu finden in ihrem schmerz. beispiele aus der geschichte  gibt es ja genug, dass menschen gerade durch not zu gott gefunden haben oder ihm näher gekommen sind und gott ihnen , wie jesus auch sagt, den tröster, den heiligen geist gesandt hat.  eine situation, ein problem löst sich durch gebet, durch gottes hilfe äusserlich oft nicht, aber wir erhalten eine innere kraft es im frieden zu tragen.  den zugang zu diesem inneren frieden muss man sich aber auch erbitten, von selber kommt er nicht.

 

gruss werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen


Zitat von werner am 3:52 - 9.März.2001

hallo udo,

 

will nur kurz einiges zu deinen ausführungen sagen:

legitim ist es freilich jemand nicht zu vergeben. eine strafe dafür ist im gesetzbuch nicht vorgesehen. geistlich gesehen hat auch jeder die freiheit  sich zu entscheiden, wofür er will. gott drängt sich mit gewalt niemand auf. allerdings muss auch jeder für sein handeln vort gott einmal rechenschaft ablegen, ganz allgemein gesagt.

ein mensch, der wie du sagst verzweifelt ist und in seinem schmerz antwort sucht , gerade solchen menschen will gott nahe sein und gerade sie haben in ihrem leid die chance mit gottes hilfe darüber hinauszuwachsen und bei gott inneren trost und frieden zu finden in ihrem schmerz. beispiele aus der geschichte  gibt es ja genug, dass menschen gerade durch not zu gott gefunden haben oder ihm näher gekommen sind und gott ihnen , wie jesus auch sagt, den tröster, den heiligen geist gesandt hat.  eine situation, ein problem löst sich durch gebet, durch gottes hilfe äusserlich oft nicht, aber wir erhalten eine innere kraft es im frieden zu tragen.  den zugang zu diesem inneren frieden muss man sich aber auch erbitten, von selber kommt er nicht.

 

gruss werner

 

lieber Werner, (liebes Forum)

verstehe Deine Auslegung gut. Nur darf man dabei bitte nicht vergessen, daß es ein Unterschied ist, ob ich Glaubensüberlieferungen nur erläutere, oder ob ich sie in einem schweren Schicksalsschlag ertragen muß. Das Gott helfen möchte steht für mich als Christ außer jeder Frage, aber kann er auch verlangen, daß ich dem Mörder meiner Tochter vergeben muß? Das ist doch letztendlich die Frage. Schließe ich nur dann mit ihm Friede, wenn ich dem Mörder vergebe? Hilft mir Gott dabei, daß ich das tue? Verurteilt er mich etwa, weil ich es nicht kann? Habe ich  deshalb zuwenig an seine Allmacht geglaubt? Nein lieber Werner, ich denke dies ist eine Bilderbuchantwort, die mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Stell Dir vor, die Eltern des jetzt gefundenen Mädchens müßten dem Mörder ihrer Tochter vergeben. Das würde bedeuten, das sie sagen müßten, du hast unsere Tochter zwar umgebracht, aber wir vergessen das ganze und tun so, als wenn nichts gewesen wäre!!! Kannst Du Dir sowas vorstellen? Ich, ehrlich gesagt nicht. Allenfalls kann ich mir nur noch vorstellen, daß Gott diesen leidgeprüften Eltern hilft, mit ihrem Schicksal fertig zu werden. Für mich stellt sich bei solch schrecklichen Dingen auch die Frage, warum läßt er dies trotz seiner Allmacht zu ??? Zum Schluß wieder eine Geschichte aus meinem theologischen Kurs:

O, Aljoscha. Ich will nicht Gott lästern! Ich begreife doch, wie groß die Erschütterung des ganzen Erdkreises sein wird, wenn alles im Himmel und unter der Erde in einen einzigen Lobgesang zusammenklingt, wenn alles was lebt und was gelebt hat, ausruft: "gerecht bist du, o Herr, denn offenbar sind jetzt deine Wege!" Wenn selbst die Mutter den Peiniger, der ihren Sohn von Hunden hat zerreißen lassen, umarmt und alle drei unter Tränen singen: "gerecht bist du, o Herr!" - dann, ja dann ist der Gipfel alles Wissens und Erkennens erreicht, dann wird alles seine Erklärung finden.

Hier ist aber nun für mich der Haken, denn gerade das ist es, was ich nicht annehmen kann. Und daher beeile ich mich, solange ich noch auf Erden bin, meine Vorkehrungen zu treffen. Denn sieh, Aljoscha, es ist doch möglich, daß ich, wenn ich diesen Augenblick noch erlebe oder von den Toten auferweckt werde, um das alles zu sehen, - daß auch ich dann beim Anblick der Mutter, die den Peiniger ihres Sohnes umarmt, mit allen anderen zusammen ausrufe: "gerecht bist du, o Herr!" Ich will aber nicht, daß ich dann so ausrufe. Und darum beeile ich mich, solange es noch Zeit ist, meine Schutzwehr dagegen zu errichten, und darum danke ich im voraus für jede höhere Harmonie. Ist sie doch nicht ein einziges Tränlein jenes gequälten Kindchens wert, das sich mit dem Fäustchen an die kleine Brust schlug und zu einem "lieben Gottchen" betete. Sie ist es nicht wert, denn diese Kindertränlein sind ungesühnt geblieben. Sie aber müssen gesühnt werden, sonst gibt es keine Harmonie. Aber womit, wodurch kannst du sie sühnen, wie sie rächen? Ist das überhaupt möglich? Was tut es schließlich, daß sie gerächt werden? Was tue ich mit der Rache, was nützen mir die Höllenqualen der Peiniger, was kann die Hölle hierbei wieder gutmachen, wenn das Kindchen schon zu Tode gequält ist? Und was ist das für eine Harmonie, wenn es noch eine Hölle gibt? Ich will verzeihen und umarmen und will nicht, daß noch gelitten werde. Und wenn die Leiden der Kinder zu jener Summe von Leid, die zum Kauf der Wahrheit erforderlich ist, unbedingt hinzukommen müssen, so behaupte ich im voraus, daß die Wahrheit diesen Preis nicht wert ist. Ich will nicht, daß die Mutter den Peiniger ihres Sohnes umarme! Wie darf sie es wagen, ihm zu vergeben? Wenn sie will, kann sie für sich vergeben - mag sie ihm ihr unermeßliches Mutterleid und ihren Schmerz verzeihen; aber die Leiden ihres von Hunden zerrissenen Kindes darf sie nicht verzeihen, dazu hat sie kein Recht, auch dann nicht, wenn ihr Kind selbst dem Peiniger verziehe! Wenn das aber so ist, wenn man nicht verzeihen darf, wo ist dann die Harmonie? Gibt es in der ganzen Welt ein Wesen, das verzeihen könnte, welches das Recht hätte, zu verzeihen? Ich will keine Harmonie, aus Liebe zur Menschheit will ich sie nicht. Lieber bleibe ich bei ungesühnten Leiden. Lieber bleibe ich rachelos bei meinem ungerächten Leid und meinem unstillbaren Zorn, selbst wenn ich nicht im Recht wäre. Ist doch diese Harmonie gar zu teuer eingeschätzt! Wenigstens erlaubt es mein Beutel nicht, so viel für den Eintritt zu zahlen. Darum aber beeile ich mich, mein Eintrittsbillet zurückzugeben. Und wenn ich nur ein ehrlicher Mensch bin, so ist es meine Pflicht, dies so bald wie möglich zu tun. Das tue ich denn auch. Nicht Gott ist es, den ich ablehne. Aljoscha, ich gebe ihm nur die Eintrittskarte ergebenst zurück.

"Das ist Empörung", sagte Aljoscha leise und mit gesenktem Blick.

Dem ist wahrlich nichts mehr hinzuzufügen.

lieben Gruß

Udo          

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

hallo udo,

 

ich bin mir sehr wohl um unsere menschlichen grenzen bewusst. glaube nur nicht , dass ich nicht schon wegen des umgebrachten mädchens gebetet und geweint habe und mir der gedanke kam, falls man den mörder findet, ihn sofort am nächsten baum aufzuhängen.

die andere seite aber ist, dass ich genau weiss, dass gott die vergebung will und wir aus seiner sicht vergeben müssen. dass das ohne seine hilfe nicht zu schaffen ist , habe ich  erwähnt. ich denke, dass aus christlicher sicht, wir uns am ende dazu durchringen sollten. der jetzige papst hat seinem attentäter immerhin auch vergeben und ihm die hand gedrückt. ich finde das enorm. das kann nur gott wirken. ich weiss durchaus, dass es einen unterschied macht, ob man selber betroffen ist oder nicht und weiss auch , dass man als betroffener, selbst wenn man christ ist durch grosse kämpfe durchgehen muss in so einer situation und wenn man vergeben will, erst recht.  selbst wenn sich jemand betroffener zur vergebung mit hilfe gottes durchgerungen hat, werden ihn weiterhin anfechtungen immer wieder ankommen und er wird immer wieder auch in  wut- und hassgedanken zurückfallen, weil eine dauerhafte überwindung für den durchschnittschristen lange dauert und nicht ohne rückfälle ist. wenn man sich aber nur grämt und nicht loskommt von den schlimmen mörderischen ereignissen , wird man zeitlebens selber wie gefangen sein. deswegen sind gottes weisungen für uns ja letztlich nur gut.  

gruss werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

lieber Werner,

Dein letzter Beitrag gefällt mir ebenfalls gut. Gottes Weisungen sind für uns Menschen Rettung und Hilfe. Bleibt aber trotz allem für mich die große Hoffnung, daß Gott mich vor einem solch großen Schicksalsschlag bewahrt, wie es die Eltern des getöteten Mädchens durchmachen müssen!

ganz lieben Gruß

Udo

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

hallo udo,

 

ich kann deinem letzten beitrag voll zustimmen.

wir wissen nicht, warum solches schicksal die einen trifft, die andern nicht. nur dürfen wir m.e. nicht noch gott vorwerfen wie der ev. bischof es tat "gott wo bist du gewesen".  gott ist doch nicht schuld an solchen verbrechen!!!!!!!  wenn wir schon das alles nicht verstehen können und aus unserer jetzigen sehr begrenzten menschlichen schau auch keinen sinn erkennen können , sollten wir gott nie einen vorwurf machen.  

gruss werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...