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Mißtrauen gegenüber der Bibel


Olli

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Hallo allerseits,

 

zu diesem Thread hab ich mich entschlossen, als ich canos Antworten im Paulus-Thread und exploreres Antwort darauf gelesen habe. Cano nahm verschiedene Bibelstellen aus der Apostelgeschichte heraus, und kommentierte die "peinlichen" Widersprüche. Explorer dagegen führte aus, daß es sich bei mündlichen Überlieferungen nunmal nicht ausschließen lasse, daß es in Detailfragen zu leicht unterschiedlichen Schilderungen kommen kann.

 

Ich denke, diese Unterschiede liegen darin begründet, mit welchem Ziel man den Text der Bibel liest. Der Christ liest in der Bibel, um näher zu Gott zu kommen, und auch um einen persönlichen Gewinn für seine Beziehung zu Gott und zu seinen Mitmenschen (und auch sich selbst) zu haben.

 

Ein Atheist liest in der Bibel, um die Widersprüche zu finden (die er ja auch leicht findet), und um damit zu versuchen, den Christen von der Nutzlosigkeit seines Glaubens zu überzeugen.

 

viele Grüße

 

Olli

 

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>> Ein Atheist liest in der Bibel, um die Widersprüche zu finden (die er ja auch leicht findet), und um damit zu versuchen, den Christen von der Nutzlosigkeit seines Glaubens zu überzeugen. << (Olli)

 

 

Solche Atheisten mag es geben, Olli,

 

der nachdenkliche Atheist hat jedoch keineswegs die Absicht, den Christen von der Nutzlosigkeit seines Glaubens zu überzeugen, weil er weiß, daß der Glaube nicht nutzlos ist. Denen, die den Glauben brauchen, hilft er in der Regel auch (mal mehr, mal weniger).

 

Der Atheist bzw. Agnostiker beschäftigt sich primär nicht mit den biblischen Widersprüchen, um andere zu überzeugen, sondern um sich selbst zu überzeugen, und zwar davon, daß es sich bei der Bibel nicht um eine Offenbarung Gottes handeln kann, sondern um ein von fehlbaren und irrtumsanfälligen Menschen geschaffenes Werk.

 

Bisweilen sind diese von Menschen geschaffenen Werke auffallend schlampig gemacht. Die Apostelgeschichte ist dafür ein schönes Beispiel.

 

Wie wir wissen, wurde die Apostelgeschichte von Lukas geschrieben. Abgesehen davon, daß sie etliche frei erfundene Episoden enthält, ist ihr Autor nicht einmal in der Lage, eine singuläre Begebenheit (Damaskus-Erlebnis) innerhalb eines nicht allzu umfangreichen Werkes widerspruchsfrei zu verarbeiten.

 

Beim Damaskus-Erlebnis handelt es sich übrigens nicht um eine Nebensächlichkeit, sondern um ein ganz elementares Ereignis. Insofern dürfte man annehmen, daß bei seiner Darstellung bzw. Erwähnung dem Leser keine Varianten zur freien Auswahl geboten werden.

 

In der Zeit, als die Apostelgeschichte geschrieben wurde, brauchte man es noch nicht so genau zu nehmen. Nur wenige dürften sie komplett gelesen haben, noch weniger dürften sich im Besitz einer Abschrift befunden haben. Unter diesen Umständen ist es naturgemäß schwieriger als heutzutage, Widersprüche und Ungereimtheiten aufzudecken.

 

Damals dürfte sich niemand daran gestört haben, daß wir weder in der Apostelgeschichte, noch in den Paulusbriefen etwas über die Reaktion erfahren, die Pauli (Sauli) Bekehrung zwangsläufig in Jerusalem ausgelöst haben muß. Saulus war schließlich nicht irgendein Christenverfolger unter ferner liefen, sondern ein "Obermacker", ein ganz scharfer Hund. Wenn ein solcher Mann plötzlich eine Kehrtwendung um 180 Grad macht, dann erregt das so gewaltiges Aufsehen, daß es irgendwo erwähnt sein müßte.

 

Na ja, solche Feinheiten vermögen einen gutgläubigen Christen nicht zu irritieren.

 

Herzliche Grüße

Cano

 

 

 

 

 

(Geändert von Cano um 15:50 - 30.April.2001)

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Widerspruch, Cano.

 

>Der Atheist bzw. Agnostiker beschäftigt sich primär nicht mit den biblichen Widersprüchen, um andere zu überzeugen, sondern um sich selbst zu überzeugen, und zwar davon, daß es sich bei der Bibel nict um eine Offenbarung Gottes handeln kann, sondern um ein von fehlbaren und irrtumsanfälligen Menschen geschaffenes Werk.<

 

Abgesehen davon, dass ich mich bereits überzeugt habe (obwohl ich bereit bin, das bei Bedarf immer wieder in Frage zu stellen), beschäftige ich mich mit den Widersprüchen, um Christen ihren Hochmut zu nehmen, in einer staatlichen Gemeinschaft unter Hinweis auf ihre Glaubensgrundsätze andere Menschen bevormunden zu können. Siehe "christliche" Werte, staatlicher Religionsunterricht, Kreuze in Schulen, Ausschluss von Sterbehilfe etc.

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Zitat von Ute am 15:49 - 30.April.2001

 

Abgesehen davon, dass ich mich bereits überzeugt habe (obwohl ich bereit bin, das bei Bedarf immer wieder in Frage zu stellen), beschäftige ich mich mit den Widersprüchen, um Christen ihren Hochmut zu nehmen, in einer staatlichen Gemeinschaft unter Hinweis auf ihre Glaubensgrundsätze andere Menschen bevormunden zu können. Siehe "christliche" Werte, staatlicher Religionsunterricht, Kreuze in Schulen, Ausschluss von Sterbehilfe etc.


 

Sowas nenne ich nicht "Hochmut", sondern "Positionen". Ich bezeichne ja auch deine "Werte" nicht als hochmütig!

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lieber Cano,

Damals dürfte sich niemand daran gestört haben.......

Du bist zwar in den Aussagen der Bibel sehr belesen, hier aber hast Du doch etwas übersehen. Lies doch mal bitte Apostelgeschichte 9, 1 - 19

lieben Gruß

Udo

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Lieber Udo,

 

ich bin Deinem Rat gefolgt und habe Apg. 9, 1 - 19 und zusätzlich bis 22 gelesen. Ich konnte jedoch nicht entdecken, was ich Deiner Meinung nach übersehen haben soll.

 

Aus den genannten Versen ist nicht ersichtlich, welche Reaktion Pauli plötzliche Bekehrung in Jerusalem ausgelöst hat. Es ist lediglich die Rede davon, daß man in Damskus in Aufregung geriet über die plötzliche Wandlung des Mannes, der in Jerusalem alle (Christen) vernichten wollte.

 

Herzliche Grüße

Cano

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Zitat von Cano am 22:45 - 30.April.2001

Lieber Udo,

 

ich bin Deinem Rat gefolgt und habe Apg. 9, 1 - 19 und zusätzlich bis 22 gelesen. Ich konnte jedoch nicht entdecken, was ich Deiner Meinung nach übersehen haben soll.

 

Aus den genannten Versen ist nicht ersichtlich, welche Reaktion Pauli plötzliche Bekehrung in Jerusalem ausgelöst hat. Es ist lediglich die Rede davon, daß man in Damskus in Aufregung geriet über die plötzliche Wandlung des Mannes, der in Jerusalem alle (Christen) vernichten wollte.

 

Herzliche Grüße

Cano

 


 

lieber Cano,

ich weiß ja nicht welche Ausgabe von Bibel Du hast, aber ich zitiere mal aus der "Guten Nachricht" der Deutschen Bibelgesellschaft:

Vers 10 - 16  In Damaskus lebte ein Jünger Jesu namens Hananias. Dem erschien der Herr und sagte: "Haninias">Ja Herr< antwortete er. Der Herr sagte: "Geh in die gerade Straße in das Haus von Judas und frage nach Saulus aus Tarsus". Er ist dort und betet. In einer Vision hat er gesehen, wie ein Mann Namens Hananias zu ihm kommt und ihm die Hände auflegt, damit er wieder sehen kann. Hananias antwortete: >Herr ich habe von vielen Seiten gehört, wie dieser Mann deine Anhänger in Jerusalem grausam verfolgt hat. Er ist mit der Vollmacht der führenden Priester nach Damaskus gekommen und will alle verhaften, die sich zu deinem Namen bekennen<. Der Herr sagte zu ihm:"Geh unbesorgt hin, ich habe ihn als mein Werkzeug ausgesucht".

Also ich lese hieraus, daß sehr wohl Paulus als Christenverfolger bekannt war.

lieben Gruß

Udo    

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Lieber Udo,

 

hier liegt wohl ein Mißverständnis vor. Daß Paulus in Jerusalem Christen verfolgt hat (bzw. haben soll), habe ich ja nirgendowo in Abrede gestellt.

 

>> lieber Cano,

Damals dürfte sich niemand daran gestört haben....... <<

 

Du beziehst Dich auf eine Stelle meines Postings, in dem ich meine Verwunderung darüber zum Ausdruck gebracht habe, daß man nirgendwo etwas darüber erfährt, welche Reaktionen die plötzliche Sinneswandlung Pauli in Jerusalem ausgelöst hat.

 

Ich verstand deshalb Deinen Hinweis auf Apg. 9, 1-19 dergestalt, daß ich dort etwas über die von mir vermißten Jerusalemer Reaktionen erfahren würde.

 

Dies war jedoch nicht der Fall.

 

Ich hoffe, daß jetzt alle Klarheiten beseitigt sind.

 

Herzliche Grüße

Cano

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Interessanterweise häufen sich die Widersprüche dort am meisten, wo es interessant wird:

 

Die Kreuzigung:

Was sagen die Schächer? Ist Johannes unter dem Kreuz oder nicht? Was sind die letzten Worte Jesu.

 

Noch mehr die Entdeckung des leeren Grabes:

Wer geht hin? Was geschieht (z.B. Erdbeben und so)? Wieviel Engel?

 

Interessanterweise findet sich der gleiche Zusammenhang von Widerspruch und theologischer Qualifizierung bereits im alten Testament. Die Rettung am roten Meer existiert in x widersprüchlichen Fassungen.

 

Die Widersprüche sind ziemlich offensichtlich, der von mir gerade beschriebene Zusammenhang auch.

 

Man kann jetzt Unterschiedliches daraus machen:

 

- Die Widersprüche kitten (besonders in biblizistischen Freikirchen-Gruppen beliebt)

- Die Widersprüche als schlagendes Argument nehmen, dass die Bibel nicht Gottes Wort, sondern Menschenwerk ist

- Die Widersprüche als "Mysterium" erklären

 

und so weiter.

 

Der Knackpunkt liegt für mich in der Verhältnisbestimmung von Menschenwort und Gotteswort. Ist für eine inkarnatorische Religion nicht ganz uninteressant.

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Zitat von Mecky am 23:23 - 30.April.2001

Der Knackpunkt liegt für mich in der Verhältnisbestimmung von Menschenwort und Gotteswort. Ist für eine inkarnatorische Religion nicht ganz uninteressant.


 

Hallo Mecky,

 

an welche Möglichkeiten des Verhältnisses von Menschenwort zu Gotteswort denkst du?

 

Viele Grüße

Heidi

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