jonathan Geschrieben 8. Februar 2003 Autor Melden Share Geschrieben 8. Februar 2003 hi martin - ich meinte damit auch eher, dass ich das gefühl habe, dass der ökumenische dialog nicht (mehr? ich kann das nicht beurteilen) ganz so "euphorisch" oder "mutig" geführt wird. vor allem in diesem jahr des ökumenischen kirchentages. ich habe persönlich das gefühl, dass man fast übervorsichtig ist, man möchte nichts tun, was zu einem politikum wird oder als provozierendes statement missverstanden werden könnte. von guardini kenne ich "vom geist der liturgie", ja. und gibt's da noch was anderes, was du mir empfiehlst? gruß. j. p.s. an petrus: katholizität umfasst die ganz schöpfung? oder was wolltest du sagen? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Martin Geschrieben 9. Februar 2003 Melden Share Geschrieben 9. Februar 2003 Das ist es schon, jonathan, ich wußte nicht, was du alles gelesen hast. Ein Aspekt geht mir dabei durch den Kopf, der in der Ökumene-Diskussion häufig etwas untergeht. Kann es sein, dass die katholische Kirche den Gemeinschaftsaspekt des Glaubens stärker betont, als evangelische Kirchen dies im Durchschnitt tun. Gibt es in evangelischen Kreisen eine Grundhaltung, die besagt, dass Kirche sich der Beziehung zwischen Gott und dem einzelnen Menschen nur in den Weg stelle, so dass es gut sein, Kirche auf das unumgänglich notwendige Maß zurückzuschrauben? Individualität über Gemeinschaft, statt Individuum in der Gemeinschaft. Ich habe da mal etwas gelesen, dass im Zusammenhang mit dem Begriff Neuprotestantismus stand. Herzliche Grüße Martin Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
jonathan Geschrieben 9. Februar 2003 Autor Melden Share Geschrieben 9. Februar 2003 hast du das evtl. bei neuner/kleinschwärzer-meister, kleines handbuch der ökumene (düsseldorf [patmos verlag] 2002) gelesen? dort wird ausgeführt, dass luthers bemühungen in der folgezeit im sinne eines subjektivismus, individualismus interpretiert wurde, "die Luther wohl selbst noch fremd waren." (S. 39) ideengeschichtlich ist aber ein indivdualismus nicht ausschließlich der reformation zuzuschlagen, sondern sollte allgemein bei dem denken der renaissance oder des humanismus - und der damit verbundenen "entdeckung des subjekts" wie man so schön sagt - verortet werden. ich denke, dass diejenigen, die in einer evangelischen kirche eingebunden sind, weniger dem motto folgen: gott gut, kirche böse. diejenigen, die so eine grundhaltung haben, haben doch meist eher keine kirchliche anbindung (oder evangelische, die doch so eine grundhaltung haben sollten, haben ein verkürztes bild von dem, was die reformation bedeutet hat). hierzu gibt es einen sehr interessanten (und kurzen) aufsatz von Urs Baumann: "Ökumene ohne Konfessionen? Individualisierte Religon und Ökumene", zu finden in: B. J. Hilberath u.a., Ökumene - wohin? Bischöfe und Theologen entwickeln Perspektiven, Tübingen/Basel 2000, S. 99-107. über die skizzierung der problemlage müssen wir uns nicht lange unterhalten: religion ist immer mehr dem einzelnen überlassen, bei der zusammenstellung aus dem markt der religiösen möglichkeiten gilt: erlaubt ist, was gefällt. ich meine das ganz sachlich (konservative gruppen würden hysterisch eine solche entwicklung mit untergangs- und dekadenz-metaphern beschreiben wollen). die frage für die ökumenischen bestrebungen allerdings ist, wie auf diese situation "frei vagabundierender Religiosität" eingegangen wird. die bisherigen dialoge liefen zwischen den konfessionsgrenzen und gingen davon aus, dass christliche identität und konfessionelle identität gleichzusetzen ist. das ist aber für viele nicht mehr so. mir fällt noch einiges ein, aber es ist schon wieder viel zu lang. kurzum, möglicherweise ist also subjektivismus weniger einem neuprotestantismus zuzuschlagen, sondern einer neo-religiosität. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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