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Geschrieben

Es sind sogar nur 282 000 - die haben dann auch viel Platz.

 

Die Veränderungen der deutschen Sprache lassen sich schon an dem Wandel zwischen Alt- und Mittelhochdeutsch (böse künstliche Hochsprache) nachvollziehen. Je näher man unserer Zeit kommt, desto besser ist man wieder in der Lage, die Texte zu verstehen, obwohl sie einem doch teilweise etwas seltsam erscheinen.

Geschrieben

Ach, es geht eigentlich. Diesen Text hab' ich mal in einer Klausur analysiert:

 

Under der linden

 

Under der linden

an der heide,

dâ unser zweier bette was,

dâ muget ir vinden

schône beide

gebrochen bluomen unde gras.

vor dem walde in einem tal,

tandaradei,

schône sanc diu nahtegal.

 

 

Ich kam gegangen

zuo der ouwe:

dô was mîn friedel komen ê.

dâ wart ich empfangen

hêre frouwe

daz ich bin sælic iemer mê.

kust er mich? wol tûsentstunt:

tandaradei,

seht wie rôt mir ist der munt.

 

 

Dô hete er gemachet

alsô rîche

von bluomen eine bettestat.

des wirt noch gelachet

inneclîche,

kumt iemen an daz selbe pfat.

bî den rôsen er wol mac

tandaradei,

merken wâ mirz houbet lac.

 

 

Daz er bî mir læge,

wesse ez iemen

(nu enwelle got!), so schamte ich mich.

wes er mit mir pflæge,

niemer niemen

bevinde daz wan er und ich

und ein kleinez vogellîn:

tandaradei,

daz mac wol getriuwe sîn.

Geschrieben

Mann, bin ich froh, dass das Gedicht in meiner nächsten (und letzten) Deutschklausur schlimmstenfalls aus dem Barock kommt...

Geschrieben

Ist doch ganz einfach (Und noch dazu eines der schönsten Gedichte, das ich jemals in einer Klausur analysiert hab).

Geschrieben
Ist doch ganz einfach (Und noch dazu eines der schönsten Gedichte, das ich jemals in einer Klausur analysiert hab).

Ich bin mir nicht ganz sicher bei einigen Begriffen (mein mhd. ist etwas eingerostet).

 

Kannst Du mal übersetzen?

 

(prüde war das Mittelalter ja nun wirklich nicht ...)

Geschrieben

So, hab ich zwar nicht selber "übersetzt", aber es sollte reichen:

 

Unter der Linde,

auf der Wiese,

dort wo das Bett von uns zweien war,

da könnt ihr sehen,

liebevoll gebrochen,

Blumen und Gras.

Vor einem Wald in einem Tal,

tandaradei,

sang schön die Nachtigall.

 

Ich kam gegangen

zu der Wiese:

Mein Geliebter war schon vor mir da.

Und so begrüßte er mich,

heilige Jungfrau,

daß ich darüber für immer glücklich bin.

Ob er mich küßte? Sicherlich tausendmal:

tandaradei,

seht, wie rot mein Mund ist.

Er hatte aus

Blumen ein herrliches

Bett hergerichtet.

Darüber wird sich jeder von Herzen

freuen,

der dort vorübergeht.

An den Rosen kann er noch gut,

tandaradei,

erkennen, wo mein Kopf lag.

 

Daß er mit mir schlief,

wüßte das jemand

(nein bei Gott!), dann schämte ich mich.

Was er mit mir tat,

niemand jemals soll das

wissen außer ihm und mir.

Und jenem kleinen Vogel:

tandaradei,

der wird sicherlich verschwiegen sein.

 

 

Quelle

Geschrieben
Was bei uns im Gegensatz zu den Isländern das Verstehen der alten Texte erschwert, ist die künstliche Hochsprache, die es eben vor 1000 Jahren so noch nicht gab.

Doch es leigt eben an dieser künstlichen Hochsprache, dass heute ein Hamburger mit einem Schweizer kommunizieren kann, ohne Latein zu können. Das war, wenn viell. nicht vor 1000 Jahren, so vor 500 nicht der Fall.

Geschrieben

@Clown: Das Gedicht geth wirklich noch.

 

Frage: Könntest Du mir auf die Schnelle übersetzen:

 

Der minniglîchen meide  triuten wol gezam

 

?

Geschrieben
Was bei uns im Gegensatz zu den Isländern das Verstehen der alten Texte erschwert, ist die künstliche Hochsprache, die es eben vor 1000 Jahren so noch nicht gab.

Doch es leigt eben an dieser künstlichen Hochsprache, dass heute ein Hamburger mit einem Schweizer kommunizieren kann, ohne Latein zu können. Das war, wenn viell. nicht vor 1000 Jahren, so vor 500 nicht der Fall.

Nix gegen die Hochsprache, die haben wir dringend nötig!

 

Werner

Geschrieben

Die Minnigliche (Liebreizende) zu lieben, brachte keinem Scham.

Geschrieben (bearbeitet)
Die Minnigliche (Liebreizende) zu lieben, brachte keinem Scham.

Ok, aber:

 

1. was heißt "meide"?

 

2. was heißt "triuten"?

 

3. Ist "gezam" = "Es geziemte sich"?

bearbeitet von Domingo
Geschrieben
Die Minnigliche (Liebreizende) zu lieben, brachte keinem Scham.

Ok, aber:

 

1. was heißt "meide"?

 

2. was heißt "triuten"?

 

3. Ist "gezam" = "Es geziemte sich"?

1. Maid - "minneclîche meide" übersetzt man wohl am besten mit "holde Maid" :blink:

2. lieben oder geliebt zu werden, muss ich nochmal genauer nachschlagen

3. ist gut möglich, muss ich auch nachschlagen.

Geschrieben (bearbeitet)
@Clown: Das Gedicht geth wirklich noch.

 

Frage: Könntest Du mir auf die Schnelle übersetzen:

 

Der minniglîchen meide  triuten wol gezam

 

?

Wir hatten mittelhochdeutsch vorher im Unterricht behandelt, deshalb hatte man sich an die Sprache ein wenig "gewöhnt" (und einige Begriffe waren angegeben, sodass man sich den Rest erschließen konnte).

bearbeitet von Clown99
Geschrieben

BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied. :blink:

Geschrieben
BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied. :)

Mag sein, doch ich persönlich, statt mir Tändeleien anzuhören, will lieber sehen, wie Siegfried 10'000 Sachsen den Schädel einschlägt :blink:

Geschrieben
BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied.  :)

Mag sein, doch ich persönlich, statt mir Tändeleien anzuhören, will lieber sehen, wie Siegfried 10'000 Sachsen den Schädel einschlägt :blink:

Aber nicht in einer Klausur :)

Geschrieben

Übrigens habe ich kein mhd-Wörterbuch online gefunden. Wo es doch z.B. für Sanskrit mehr als eines gibt. Sind die Inder fleißiger als die Deutschen? :blink:

Geschrieben (bearbeitet)

Besser als gar nichts. Danke sehr!

 

Also "triuwe" ist ein inniges Verhältnis, Zueigung und so, auch "Treue" (die direkte Fortsetzung im Nhd.) Also Liebe ist Treue, da hat Carlos offenbar recht...

 

Und "triuten" hat den Dat. ("der...meide") nach sich, also ist alles klar.

bearbeitet von Domingo
Geschrieben
BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied.  :)

Mag sein, doch ich persönlich, statt mir Tändeleien anzuhören, will lieber sehen, wie Siegfried 10'000 Sachsen den Schädel einschlägt :blink:

Aber nicht in einer Klausur :)

Stimmt. Solche Sachen hebt man sich am besten für die Freizeit auf :P

Geschrieben
BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied. :blink:

Ist das Nibelungenlied nicht noch Althochdeutsch? Wenn ja, ist es kein Wunder.

Geschrieben
BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied.  :blink:

Ist das Nibelungenlied nicht noch Althochdeutsch? Wenn ja, ist es kein Wunder.

Nein, es stammt ja aus dem 13. Jh.

Geschrieben

Hossa

 

auch wenns nicht direkt zum Thema gehört: wenn am Kebab-Stand gefragt wird "... mit Scharf?" finde ich das auch ganz lustig. :blink:

 

Olli

Geschrieben (bearbeitet)
Hossa

 

auch wenns nicht direkt zum Thema gehört: wenn am Kebab-Stand gefragt wird "... mit Scharf?" finde ich das auch ganz lustig. :blink:

 

Olli

Das hat alles mal angefangen mit :

 

"Würden Sie gerne den Döner mit einen Kleks scharfer Soße ?"

 

das wurde dann über :

 

"Wollen Sie den Döner mit scharfer Soße ?"

 

über :

 

"Mit scharfer Soße ?"

 

..

zu dem von Dir erwähnten :

 

"mit scharf ?"

 

Im Jahre 2011 :

 

"?"

bearbeitet von maxinquaye
Geschrieben

Wahrscheinlich nur ein "Scharso?"...

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