Pegasos Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 Es sind sogar nur 282 000 - die haben dann auch viel Platz. Die Veränderungen der deutschen Sprache lassen sich schon an dem Wandel zwischen Alt- und Mittelhochdeutsch (böse künstliche Hochsprache) nachvollziehen. Je näher man unserer Zeit kommt, desto besser ist man wieder in der Lage, die Texte zu verstehen, obwohl sie einem doch teilweise etwas seltsam erscheinen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 Ach, es geht eigentlich. Diesen Text hab' ich mal in einer Klausur analysiert: Under der linden Under der linden an der heide, dâ unser zweier bette was, dâ muget ir vinden schône beide gebrochen bluomen unde gras. vor dem walde in einem tal, tandaradei, schône sanc diu nahtegal. Ich kam gegangen zuo der ouwe: dô was mîn friedel komen ê. dâ wart ich empfangen hêre frouwe daz ich bin sælic iemer mê. kust er mich? wol tûsentstunt: tandaradei, seht wie rôt mir ist der munt. Dô hete er gemachet alsô rîche von bluomen eine bettestat. des wirt noch gelachet inneclîche, kumt iemen an daz selbe pfat. bî den rôsen er wol mac tandaradei, merken wâ mirz houbet lac. Daz er bî mir læge, wesse ez iemen (nu enwelle got!), so schamte ich mich. wes er mit mir pflæge, niemer niemen bevinde daz wan er und ich und ein kleinez vogellîn: tandaradei, daz mac wol getriuwe sîn. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Pegasos Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 Mann, bin ich froh, dass das Gedicht in meiner nächsten (und letzten) Deutschklausur schlimmstenfalls aus dem Barock kommt... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 Ist doch ganz einfach (Und noch dazu eines der schönsten Gedichte, das ich jemals in einer Klausur analysiert hab). Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 Ist doch ganz einfach (Und noch dazu eines der schönsten Gedichte, das ich jemals in einer Klausur analysiert hab). Ich bin mir nicht ganz sicher bei einigen Begriffen (mein mhd. ist etwas eingerostet). Kannst Du mal übersetzen? (prüde war das Mittelalter ja nun wirklich nicht ...) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 So, hab ich zwar nicht selber "übersetzt", aber es sollte reichen: Unter der Linde,auf der Wiese, dort wo das Bett von uns zweien war, da könnt ihr sehen, liebevoll gebrochen, Blumen und Gras. Vor einem Wald in einem Tal, tandaradei, sang schön die Nachtigall. Ich kam gegangen zu der Wiese: Mein Geliebter war schon vor mir da. Und so begrüßte er mich, heilige Jungfrau, daß ich darüber für immer glücklich bin. Ob er mich küßte? Sicherlich tausendmal: tandaradei, seht, wie rot mein Mund ist. Er hatte aus Blumen ein herrliches Bett hergerichtet. Darüber wird sich jeder von Herzen freuen, der dort vorübergeht. An den Rosen kann er noch gut, tandaradei, erkennen, wo mein Kopf lag. Daß er mit mir schlief, wüßte das jemand (nein bei Gott!), dann schämte ich mich. Was er mit mir tat, niemand jemals soll das wissen außer ihm und mir. Und jenem kleinen Vogel: tandaradei, der wird sicherlich verschwiegen sein. Quelle Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 Was bei uns im Gegensatz zu den Isländern das Verstehen der alten Texte erschwert, ist die künstliche Hochsprache, die es eben vor 1000 Jahren so noch nicht gab. Doch es leigt eben an dieser künstlichen Hochsprache, dass heute ein Hamburger mit einem Schweizer kommunizieren kann, ohne Latein zu können. Das war, wenn viell. nicht vor 1000 Jahren, so vor 500 nicht der Fall. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 @Clown: Das Gedicht geth wirklich noch. Frage: Könntest Du mir auf die Schnelle übersetzen: Der minniglîchen meide triuten wol gezam ? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 Was bei uns im Gegensatz zu den Isländern das Verstehen der alten Texte erschwert, ist die künstliche Hochsprache, die es eben vor 1000 Jahren so noch nicht gab. Doch es leigt eben an dieser künstlichen Hochsprache, dass heute ein Hamburger mit einem Schweizer kommunizieren kann, ohne Latein zu können. Das war, wenn viell. nicht vor 1000 Jahren, so vor 500 nicht der Fall. Nix gegen die Hochsprache, die haben wir dringend nötig! Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Stefan Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 Die Minnigliche (Liebreizende) zu lieben, brachte keinem Scham. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 (bearbeitet) Die Minnigliche (Liebreizende) zu lieben, brachte keinem Scham. Ok, aber: 1. was heißt "meide"? 2. was heißt "triuten"? 3. Ist "gezam" = "Es geziemte sich"? bearbeitet 3. Januar 2005 von Domingo Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Stefan Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 Die Minnigliche (Liebreizende) zu lieben, brachte keinem Scham. Ok, aber: 1. was heißt "meide"? 2. was heißt "triuten"? 3. Ist "gezam" = "Es geziemte sich"? 1. Maid - "minneclîche meide" übersetzt man wohl am besten mit "holde Maid" 2. lieben oder geliebt zu werden, muss ich nochmal genauer nachschlagen 3. ist gut möglich, muss ich auch nachschlagen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 (bearbeitet) @Clown: Das Gedicht geth wirklich noch. Frage: Könntest Du mir auf die Schnelle übersetzen: Der minniglîchen meide triuten wol gezam ? Wir hatten mittelhochdeutsch vorher im Unterricht behandelt, deshalb hatte man sich an die Sprache ein wenig "gewöhnt" (und einige Begriffe waren angegeben, sodass man sich den Rest erschließen konnte). bearbeitet 3. Januar 2005 von Clown99 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied. Mag sein, doch ich persönlich, statt mir Tändeleien anzuhören, will lieber sehen, wie Siegfried 10'000 Sachsen den Schädel einschlägt Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied. Mag sein, doch ich persönlich, statt mir Tändeleien anzuhören, will lieber sehen, wie Siegfried 10'000 Sachsen den Schädel einschlägt Aber nicht in einer Klausur Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 Übrigens habe ich kein mhd-Wörterbuch online gefunden. Wo es doch z.B. für Sanskrit mehr als eines gibt. Sind die Inder fleißiger als die Deutschen? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 (bearbeitet) Das kenn ich noch: http://germa83.uni-trier.de/cgi-bin/gotoMWVLemma.tcl?BA00074 Das wahre ist es nicht, vor allem brauch ich irgendwie 10 Aufrufe bis die Seite mal dargestellt wird. bearbeitet 3. Januar 2005 von Clown99 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 (bearbeitet) Besser als gar nichts. Danke sehr! Also "triuwe" ist ein inniges Verhältnis, Zueigung und so, auch "Treue" (die direkte Fortsetzung im Nhd.) Also Liebe ist Treue, da hat Carlos offenbar recht... Und "triuten" hat den Dat. ("der...meide") nach sich, also ist alles klar. bearbeitet 3. Januar 2005 von Domingo Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied. Mag sein, doch ich persönlich, statt mir Tändeleien anzuhören, will lieber sehen, wie Siegfried 10'000 Sachsen den Schädel einschlägt Aber nicht in einer Klausur Stimmt. Solche Sachen hebt man sich am besten für die Freizeit auf Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Pegasos Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied. Ist das Nibelungenlied nicht noch Althochdeutsch? Wenn ja, ist es kein Wunder. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Domingo Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 BTW: Ich halte Walther von der Vogelweides Gedicht für einfacher als das Nibelungenlied. Ist das Nibelungenlied nicht noch Althochdeutsch? Wenn ja, ist es kein Wunder. Nein, es stammt ja aus dem 13. Jh. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Olli Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 Hossa auch wenns nicht direkt zum Thema gehört: wenn am Kebab-Stand gefragt wird "... mit Scharf?" finde ich das auch ganz lustig. Olli Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
maxinquaye Geschrieben 3. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 3. Januar 2005 (bearbeitet) Hossa auch wenns nicht direkt zum Thema gehört: wenn am Kebab-Stand gefragt wird "... mit Scharf?" finde ich das auch ganz lustig. Olli Das hat alles mal angefangen mit : "Würden Sie gerne den Döner mit einen Kleks scharfer Soße ?" das wurde dann über : "Wollen Sie den Döner mit scharfer Soße ?" über : "Mit scharfer Soße ?" .. zu dem von Dir erwähnten : "mit scharf ?" Im Jahre 2011 : "?" bearbeitet 3. Januar 2005 von maxinquaye Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Caveman Geschrieben 4. Januar 2005 Melden Share Geschrieben 4. Januar 2005 Wahrscheinlich nur ein "Scharso?"... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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