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Geschrieben (bearbeitet)
Am 21.12.2024 um 00:29 schrieb KevinF:

Für die evangelisch-lutherischen Kirchen sind quasi die Bekenntnisschriften der hermeneutische Schlüssel, für die Rkk das Lehramt.

 

Das Grundprinzip ist ziemlich ähnlich, nur dass die Bekenntnisschriften wesentlich freier ausgelegt werden können als das Lehramt der Rkk.

 

Wenn man kein lebendiges Lehramt hat, sondern quasi jeder sich eigenständig auf zunehmend älter werdende Texte beruft, ist es wurscht, ob es sich um die Hl. Schrift, Kirchenväter, Konzilien oder Bekenntnisschriften handelt.

 

Jeder interpretiert durch eine Brille. Daher sind die unterschiedlichsten Interpretationen nur folgerichtig.

 

Ohne entscheidende Instanz sind Spaltungen aller Art unvermeidbar.

bearbeitet von rorro
Geschrieben
vor 4 Minuten schrieb rorro:

 

Wenn man kein lebendiges Lehramt hat, sondern quasi jeder sich eigenständig auf zunehmend älter werdende Texte beruft, ist es wurscht, ob es sich um die Hl. Schrift, Kirchenväter, Konzilien oder Bekenntnisschriften handelt.

 

Jeder interpretiert durch eine Brille. Daher sind die unterschiedlichsten Interpretationen nur folgerichtig.

 

Ohne entscheidende Instanz sind Spaltungen aller Art unvermeidbar.

diese Instanz müßte völlig neutral sein wenn es sinnvoll sein soll

Geschrieben
16 hours ago, Studiosus said:

Und da würde ich zuerst präzisieren: Das Konzil von Konstanz in seiner Gesamtheit wird von der katholischen Kirche als ökumenisches Konzil anerkannt, an seiner Gültigkeit (anders als beim widerspenstigen "Rumpf-Konzil" von Basel nach dessen Verlegung nach Ferrara/Florenz oder später der Synode von Pistoia) besteht also kein Zweifel. Verworfen wurden im Nachgang "lediglich" die vom Konzil verabschiedeten Dekrete konziliaristischer Prägung. 

 

Aber ist es nicht irgendwie noch problematischer, wenn ein Konzil nur teilweise gültig ist?

 

Wenn ein späteres Konzil Entscheidungen von früheren Konzilien grundsätzlich revidieren könnte, dann wäre das verständlich, aber das ist ja auch nicht so?

 

 

Geschrieben (bearbeitet)
12 hours ago, rorro said:

 

Wenn man kein lebendiges Lehramt hat, sondern quasi jeder sich eigenständig auf zunehmend älter werdende Texte beruft, ist es wurscht, ob es sich um die Hl. Schrift, Kirchenväter, Konzilien oder Bekenntnisschriften handelt.

 

Jeder interpretiert durch eine Brille. Daher sind die unterschiedlichsten Interpretationen nur folgerichtig.

 

Ohne entscheidende Instanz sind Spaltungen aller Art unvermeidbar.

 

Außer es gibt ein gemeinsames Verständnis, das Unterschiede innerhalb einer gewissen Bandbreite aushalten kann.

 

Und exakt dies definiert ja die Kirchen der Leuenberger Konkordie.

 

Der Unterschied zwischen einem symbolischen Abendmahlsverständnis und dem Glauben an die Realpräsenz wird zum Beispiel nicht als kirchentrennend betrachtet.

bearbeitet von KevinF
Geschrieben
vor 2 Minuten schrieb KevinF:

Der Unterschied zwischen einem symbolischen Abendmahlsverständnis und dem Glauben an die Realpräsenz wird zum Beispiel nicht als kirchentrennend betrachtet.

 

Das war mal anders - gaaannz anders! ;)

Geschrieben
1 minute ago, Marcellinus said:

 

Das war mal anders - gaaannz anders! ;)

 

Ja, hat sich auch erst mit besagter Übereinkunft offiziell geändert.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 18 Minuten schrieb KevinF:

Wenn ein späteres Konzil Entscheidungen von früheren Konzilien grundsätzlich revidieren könnte, dann wäre das verständlich, aber das ist ja auch nicht so?

 

Das ist doch auch so? Es ist sogar der Normalfall. Allerdings: Es ist unheimlich wichtig, hier die jeweiligen Verbindlichkeitsgrade von Konzilsentscheidungen zu beachten. Lehrentscheidungen im engen Sinne oder auch mit dem Anathem belegte Verurteilungen eines Konzils gelten gemeinhin als unfehlbar und sind durch spätere Konzilien und/oder Päpste eigentlich nicht revidierbar. 

 

Rein "organisatorische" Entscheidungen, die in der Regel die Mehrheit der Konzilsmaterie ausmachen, die z. B. Fragen der Disziplin betreffen, sind natürlich zeitgebunden und werden regelmäßig aktualisiert oder von nachfolgenden Kirchenversammlungen und Päpsten überschrieben. Sonst könnte es ja selbst in nicht-dogmatischen Gebieten keinen "Fortschritt" oder eine Anpassung an die Erfordernisse der Zeit geben. 

 

Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Deshalb sind die lehrmäßigen Aussagen des Konzils von Chalzedon natürlich weiterhin verbindlich und in voller Geltung. Was es darüber hinaus für die Kirche seiner Zeit an disziplinarischen, liturgischen oder juristischen Maßnahmen verfügt hat, ist allerdings seitdem vielfach überarbeitet und auch revidiert worden. Was ja auch logisch ist. Die Kirche im Jahr 1215, 1545, 1870 oder 1962 entsprach natürlich nicht mehr den Gegebenheiten von Konstantinopel und folglich sind auch die Vorschriften aus dieser Zeit größerenteils vollkommen überholt und aus der Zeit gefallen. 

bearbeitet von Studiosus
Geschrieben
15 minutes ago, Studiosus said:

 

Das ist doch auch so? Es ist sogar der Normalfall. Allerdings: Es ist unheimlich wichtig, hier die jeweiligen Verbindlichkeitsgrade von Konzilsentscheidungen zu beachten. Lehrentscheidungen im engen Sinne oder auch mit dem Anathem belegte Verurteilungen eines Konzils gelten gemeinhin als unfehlbar und sind durch spätere Konzilien und/oder Päpste eigentlich nicht revidierbar. 

 

Rein "organisatorische" Entscheidungen, die in der Regel die Mehrheit der Konzilsmaterie ausmachen, die z. B. Fragen der Disziplin betreffen, sind natürlich zeitgebunden und werden regelmäßig aktualisiert oder von nachfolgenden Kirchenversammlungen und Päpsten überschrieben. Sonst könnte es ja selbst in nicht-dogmatischen Gebieten keinen "Fortschritt" oder eine Anpassung an die Erfordernisse der Zeit geben. 

 

Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Deshalb sind die lehrmäßigen Aussagen des Konzils von Chalzedon natürlich weiterhin verbindlich und in voller Geltung. Was es darüber hinaus für die Kirche seiner Zeit an disziplinarischen, liturgischen oder juristischen Maßnahmen verfügt hat, ist allerdings seitdem vielfach überarbeitet und auch revidiert worden. Was ja auch logisch ist. Die Kirche im Jahr 1215, 1545, 1870 oder 1962 entsprach natürlich nicht mehr den Gegebenheiten von Konstantinopel und folglich sind auch die Vorschriften aus dieser Zeit größerenteils vollkommen überholt und aus der Zeit gefallen. 

 

Okay, das erklärt die Sache (außer das "eigentlich" ;)), danke.

Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb KevinF:

Der Unterschied zwischen einem symbolischen Abendmahlsverständnis und dem Glauben an die Realpräsenz wird zum Beispiel nicht als kirchentrennend betrachtet.

 

in Deutschland. Das katholische Kirchenverständnis ist ein grundlegend anderes. Da kann keine Ortskirche für sich was theologisch festlegen. Es ist Ein Leib.

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Studiosus:

Allerdings: Es ist unheimlich wichtig, hier die jeweiligen Verbindlichkeitsgrade von Konzilsentscheidungen zu beachten.

 

Wenn man sich das Zweite Vatikanum anschaut, dann tragen die einzelenen Dokumente nicht umsonst einen lehramtlichen Titel. So gibt es zwei Dogmatische(!) Konstitutionen: Dei Verbum und Lumen Gentium. Die habe natürlich einen höheren Verbindlichkeitsgrad als eine andersartige Konstitution oder gar eine bloße Erklärung.

 

Doch diese Verbindlichkeit - und da irren die Piusse, die auch immer auf die unterschielichen Grade herumreiten - bezieht sich nicht auf den Gehorsam der Laien oder Kleriker diesen Schriften gegenüber, sondern auf die Veränderbarkeit durch spätere Kirchenversammlungen unterschiedlicher Art oder durch Päpste.

Geschrieben (bearbeitet)

Stimmt, beim allsonntäglichen Credo erinnere ich mich auch immer an meine Glaubens- und Gehorsamspflicht gegenüber der Erklärung "Inter mirifica" des II. Vatikanums und bin dankbar, dass mir das Konzil erlaubte, die modernen Kommunikationsmittel zum Apostolat zu verwenden. Wahrscheinlich dachten die Konzilsväter da noch an Röhrenfernseher und diese alten, orangenen Telekom-Telefone mit Wählscheibe. 

 

 

Was ich damit sagen will: Ganz so einfach, wie es sich beide Seiten manchmal machen, ist die Sache tatsächlich nicht. 

bearbeitet von Studiosus
Geschrieben
54 minutes ago, rorro said:

 

in Deutschland. Das katholische Kirchenverständnis ist ein grundlegend anderes. Da kann keine Ortskirche für sich was theologisch festlegen. Es ist Ein Leib.

 

In Europa. Ein paar außereuropäische Kirchen sind auch dabei.

 

Und ja, es ist ein anderes Verständnis von Kirche als das der Rkk.

 

Unterschiedliche Bekenntnisstände der einzelnen Kirchen werden innerhalb einen gemeinsamen Rahmens eben nicht als kirchentrennend betrachtet.

 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 23 Stunden schrieb Studiosus:

 

Grundsätzlich habe ich dagegen auch nichts einzuwenden (wie könnte ich auch?). Die Frage ist allerdings auf welche Weise er das tut. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich persönlich der Ansicht zuneige, dass dem Papst zweifelsohne Infallibilität in Fragen der Glaubens- und Morallehre unter den bekannten Umständen zukommt, diese allerdings nicht in dem Sinne absolut ist, dass er frei und ohne Rücksicht auf die Überlieferung Neues verkünden könnte. Ich sehe, wie ich an anderer Stelle schon schrieb, diese Ansicht im Wortlaut des Konzils selbst angelegt, das die Funktion der päpstlichen Unfehlbarkeit für die Kirche darlegt, indem es lehrt, dass den Nachfolgern Petri der Beistand des Heiligen Geistes nicht verheißen wurde, damit sie unter seiner Inspiration neue Lehren verkündeten, sondern damit sie das angestammte Glaubensgut heilig bewahrten und getreu erklärten. 

 

Allein: Wer entscheidet, ob etwas der Bibel und Tradition entspricht, zumindest in ihnen angelegt ist - oder ihnen widerspricht? Letztlich der Papst!

 

(Wenn ich richtig im Bilde bin, ist es eigentlich Lehre des Tridentinums, das nur das dogmatisiert werden kann, was eine biblische Grundlage hat. Nun kann man bezweifeln, dass die Marien-Dogmen wie der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel in irgendeiner Weise in der Bibel zu finden sind. Wenn der Papst aber sagt, dass sie dort implizit angelegt sind, dann ist das in der innerkatholischen Logik eben so.)

 

vor 23 Stunden schrieb Studiosus:

Das Petrusamt sollte Diener der Tradition sein und ihr keine Gewalt antun. Der Papst wäre in dieser Betrachtungsweise viel eher Schutz- und Bestätigungsorgan der Tradition als ihr kreativer Neuinterpret. 

 

Nur erneut: Wer legt fest, was Schutz und was Gewalt ist? Ein Kardinal? Ein Dorfpfarrer? Jeder Gläubige für sich? Dr. Martin Luther? Eben nicht - es ist der Papst, der das tut.

bearbeitet von iskander
Geschrieben (bearbeitet)
vor 1 Stunde schrieb iskander:

Eben nicht - es ist der Papst, der das tut.

 

Du - und komischerweise genauso die Apologeten (des "Der Papst darf alles/Vatikanum 2"-Flügels), zu denen ich dich jetzt eher nicht zähle - stürzen sich rein auf die dogmatische bzw. juristische Kernaussage "Der Papst entscheidet in Fragen des Glaubens und der Moral letztverbindlich". Das stimmt. Punkt. Und ich werde hier den Teufel tun, das zu bestreiten. 

 

Richtig ist aber meines Erachtens ebenso, dass Petrusamt und Tradition auch noch in den Texten des I. Vatikanums, ja im Text des Unfehlbarkeitsdogmas selbst, eben nicht gleichgesetzt werden (insofern die halböffentliche Aussage Pius IX. 'La Tradizione sono io' tatsächlich ihre Probleme hat, aber das nur am Rande). Die Tradition bleibt als Begriff, sozusagen als Orientierungsrahmen, zwar auf den Papst bezogen, aber wird nicht als freie Verfügungsmasse desselben dargestellt, sondern als vielmehr als Vorgabe. Mit Blick vor das I. Vatikanum, in die mittelalterliche theologische und kanonistische Tradition, ist das sowieso klar. Hier werden einige Kritierien genannt, innerhalb derer sich das supreme Lehramt des Papstes (das schon zu dieser Zeit unbestritten ist) zu bewegen hat, durch die es sozusagen nach einer Art checks and balances einhegt wird. Das ist bei den einschlägigen Autoren etwa das ius divinum naturale, aber eben auch die Tradition als solche, die ein Papst - sicher nicht juristisch, da er die plenitudo potestatis innehat, aber quasi im Sinne einer moralischen Verpflichtung - berücksichtigen muss. Ich referierte bis hierher.

 

Diese Tendenz finde ich, wie weiter oben schon gesagt, auch im Ersten Vatikanischen Konzil noch bestätigt, das den Papst gerade nicht als Herrn über den Glauben charakterisiert. Er besitzt die Zusage des Beistands des Heiligen Geistes nicht dazu, um neue Lehre zu verkünden, sondern das übernommene Glaubensgut zu bewahren und getreu auszulegen. Und bis in die jüngere Vergangenheit gab es auch keinerlei Anlass, daran zu zweifeln, dass sich die Päpste - bei aller Machtvollkommenheit - selbstverständlich demütig unter die Tradition der Kirche gestellt und entsprechend gelehrt haben. Es ist daher kein Zufall, dass sich im Abstand von fast einem Jahrhundert - 1869/70 und 1962/65 - zweimal die Frage stellte: Wie hält es der Papst mit der Tradition? In einem Fall war, wie ich zu zeigen versuchte, diese Rückfrage meines Erachtens unbegründet, im anderen Fall erscheint sie mir zumindest nicht völlig aus der Luft gegriffen. 

 

Wenn ich gewissen Kommentaren hier folge, dann könnte der Papst morgen etwas "lehren", das direkt dem göttlichen Recht widerspricht und 1 Milliarde Katholiken müssten wie die Ölgötzen mit offenem Mund dastehen und sich denken "Ist ja der Paaaapst, wird schon richtig sein. Mannomann". Das verkennt sowohl die Absicht des Ersten Vatikanischen Konzils als auch den Umstand, dass Katholiken zu dieser Art von denkfauler Einfältigkeit, denn das ist kein Gehorsam, nicht aufgerufen sind. Das wäre wirklich den Verstand am Garderobenhaken aufhängen, wenn schon das Thematisieren dieser Dinge "tabuisiert" ist. 

 

Das Dargestellte ist nur meine Privatmeinung, die eigentlich nichts zur Sache tut. Da hier aber immer wieder darauf rekurriert wird, lege ich sie nochmal dar. Für mich sind das alles rein spekulative Fragen. Ich habe nicht vor mich in diesem, im nächsten oder einem anderen, zukünftigen Pontifikat von Papst und Kirche zu trennen. Dazu habe ich gar keinen Anlass. Und umgekehrt gibt es für die kirchliche Obrigkeit keine Notwendigkeit, mich zu maßregeln (da ich mich nie öffentlich in der Frage der Legitimität von Päpsten oder ihrer Handlungen auf die eine oder andere Seite stellen werde). Insofern regt ihr euch offenbar mehr auf als ich. 

 

 

[Und nur um sprachliche Verwirrung zu vermeiden: Ich meine mit "Tradition" bis auf ein Mal im Text (bei "theologischer und kanonistischer Tradition") immer die Apostolische, durch die Kirche bewahrte Überlieferung und nicht etwa das landläufige "Brauchtum", "Gewohnheit" oder "Machen wir schon immer so".] 

bearbeitet von Studiosus
Geschrieben

@Studiosus

 

Das ist etwa so, als gäbe es in einem Staat einen allmächtigen Monarchen. Gebunden ist er nur an einen einzigen Verfassungsartikel, welcher ihm vorschreibt, dass er zum allgemeinen Wohle und in Gerechtigkeit zu regieren habe. Was aber, wenn es kein Gericht, kein Parlament, kein Volksentscheid und keine andere Institution gibt, die ihm entgegenhalten könnte, dem erwähnten Verfassungsgrundsatz nicht gerecht zu werden, und ihn entsprechend korrigieren könnte? Was, wenn allein er selbst darüber entscheidet, ob er zum allgemeinen Wohl und in Gerechtigkeit regiert?

 

Dann haben wir es - was Du ja selbst sagst - mit einem moralischen Appell zu tun, nicht mehr. Dann ist die Formulierung von Pius IX. vielleicht unklug. Er hätte besser etwas sagen sollen wie:

"Nach reiflicher Überlegung, zahlreichen Beratungen mit meinen hochgeschätzten Mitbrüdern, vor allem aber nach langem und beharrlichem Gebet bin ich durch Gottes Gnade zur Überzeugung gelangt, dass Du, mein lieber Mitbruder, der Tradition an dieser Stelle nicht gerecht wirst, so sehr Du gewiss auch den rechten Willen hast. Um unserer großen Tradition, vor der auch ich mich in Ehrfurcht verneige, zu entsprechen, müssen wir nämlich ..."

 

Die Unterschiede bestehen aber nur auf einer ideellen, moralischen und stilistischen Ebene. Am Ende bleibt doch, um Georg Herwegh zu zitieren, dies:

 

"Sie bürsten und sie bürsten,
Die Fürsten bleiben Fürsten,
Die Mohren bleiben Mohren
Trotz aller Professoren."

Geschrieben (bearbeitet)
vor 16 Minuten schrieb iskander:

Was aber, wenn es kein Gericht, kein Parlament, kein Volksentscheid und keine andere Institution gibt, die ihm entgegenhalten könnte, dem erwähnten Verfassungsgrundsatz nicht gerecht zu werden, und ihn entsprechend korrigieren könnte? Was, wenn allein er selbst darüber entscheidet, ob er zum allgemeinen Wohl und in Gerechtigkeit regiert?

 

Das ist genau die Aporie, vor der wir stehen. Es gibt ein solches Organ, das in dieser Weise über den Papst urteilen könnte, nicht. Zumindest nicht in der gegenwärtigen theologischen und kirchenrechtlichen Verfassung der Kirche. Das Axiom Prima sedes a nemine iudicatur steht. Das ist immer der natürliche Endpunkt jeder Diskussion über einen "Papa haereticus"

 

Natürlich kann man auf die kanonische Tradition (etwa auf den Canon Si Papa im mittelalterlichen Kirchenrecht bzw. überliefert bei Gratian) und theologische Autoritäten aus den verschiedensten Jahrhunderten verweisen. Am Ende beißt man sich an diesem Problem die Zähne aus. 

 

Das war auch der Grund, warum ich schrieb, ich brüte nicht Tag und Nacht über päpstliche Entscheidungen und deren Legitimation. Es gibt keine Lösung. Das ist einfach so. Daher ist es sinnvoller, das hinzunehmen und sich anderen Aufgaben zu widmen. 

bearbeitet von Studiosus
Geschrieben
On 12/23/2024 at 1:54 AM, iskander said:

Dann haben wir es - was Du ja selbst sagst - mit einem moralischen Appell zu tun, nicht mehr. Dann ist die Formulierung von Pius IX. vielleicht unklug. Er hätte besser etwas sagen sollen wie:

"Nach reiflicher Überlegung, zahlreichen Beratungen mit meinen hochgeschätzten Mitbrüdern, vor allem aber nach langem und beharrlichem Gebet bin ich durch Gottes Gnade zur Überzeugung gelangt, dass Du, mein lieber Mitbruder, der Tradition an dieser Stelle nicht gerecht wirst, so sehr Du gewiss auch den rechten Willen hast. Um unserer großen Tradition, vor der auch ich mich in Ehrfurcht verneige, zu entsprechen, müssen wir nämlich ..."

 

Möchtest Du nicht päpstlicher Redenschreiber werden 😁?

 

Wobei sich die genannte Szene vor Verabschiedung des Dogmas ereignete...

 

 

On 12/23/2024 at 1:54 AM, iskander said:

Die Unterschiede bestehen aber nur auf einer ideellen, moralischen und stilistischen Ebene. Am Ende bleibt doch, um Georg Herwegh zu zitieren, dies:

 

"Sie bürsten und sie bürsten,
Die Fürsten bleiben Fürsten,
Die Mohren bleiben Mohren
Trotz aller Professoren."

 

Ah, die Märzenzeit.

 

Hier vertont (+ "Trotz alledem"):

https://www.youtube.com/watch?v=eOByR7anNWE

Geschrieben
Am 22.12.2024 um 23:00 schrieb Studiosus:

Stimmt, beim allsonntäglichen Credo erinnere ich mich auch immer an meine Glaubens- und Gehorsamspflicht gegenüber der Erklärung "Inter mirifica" des II. Vatikanums und bin dankbar, dass mir das Konzil erlaubte, die modernen Kommunikationsmittel zum Apostolat zu verwenden. Wahrscheinlich dachten die Konzilsväter da noch an Röhrenfernseher und diese alten, orangenen Telekom-Telefone mit Wählscheibe.

 

Was ich damit sagen will: Ganz so einfach, wie es sich beide Seiten manchmal machen, ist die Sache tatsächlich nicht. 

 

Doch, so einfach ist das. Du hörst auf die Kirche und lebt ansonsten Dein Christenleben in der Welt.

Geschrieben
vor 49 Minuten schrieb rorro:

 

Doch, so einfach ist das. Du hörst auf die Kirche und lebt ansonsten Dein Christenleben in der Welt.

 

Jetzt händeln wir mal am Weihnachtstag nicht herum. 

 

Ich gebe Dir vollkommen recht, dass das kirchliche Lehramt, insbesondere in Gestalt des Papstes, die regula fidei proxima darstellt, an der sich die Gläubigen orientieren müssen und der sie zu Gehorsam verpflichtet sind.

 

Kein Widerspruch, keine Einreden gegen diese Aussage. 

 

 

Und jetzt schonmal vorab, bevor es später in die Christmette geht: Gesegnete Weihnacht Dir und allen, die das vielleicht noch lesen! 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 3 Stunden schrieb KevinF:

 

Möchtest Du nicht päpstlicher Redenschreiber werden 😁?

 

Die Kunst der Diplomatie ist in jenen Gefilden so ausgereift, scheint mir, dass man dort meiner bescheidenen Dienste kaum bedürfen wird. :D

 

vor 3 Stunden schrieb KevinF:

Wobei sich die genannte Szene vor Verabschiedung des Dogmas ereignete...

 

Das stimmt; ich habe auch "Der Unfehlbare" von Wolf gelesen und habe das also wohl also aus der gleichen Quelle wie Du.

 

@ alle: Ich schließe mich @Studiosus an und wünsche allen ein frohes Fest (und allen, die sich davon angesprochen fühlen, auch ein gesegnetes). ;)

 

 

bearbeitet von iskander
Geschrieben

Wichtiges aus einem Bistum, "wichtig" im Sinne des Sittenverfalls, der sich zunehmend - jetzt sogar innerhalb einer Christmette - breitmacht:

 

 

Aufstand der Gläubigen in Freiburg - Erzbischof bei Christmette ausgelacht

Bei der traditionellen Christmette im Freiburger Münster ist am Dienstagabend Erzbischof Stephan Burger minutenlang nicht zu Wort gekommen. Wie die "Badische Zeitung" berichtet, musste der Erzbischof die Liturgie unterbrechen. Es sei ein klarer Affront gewesen, berichtete die "Badische Zeitung".

 

Geschrieben

Ein sehr ärgerlicher Vorfall. Und besonders schlimm finde ich, dass der Erzbischof als er den Schlusssegen spenden wollte, von Teilen der Gläubigen ausgelacht wurde. Das spricht meines Erachtens Bände. 

 

Warum gehen solche Leute überhaupt in eine Christmette? 

 

Demonstrationen haben in der Liturgie nichts zu suchen. Hätten sie meinetwegen vor dem Münster protestiert, ok. Aber das geht gar nicht. 

Geschrieben

Was hat denn der Erzbischof angestellt?

Geschrieben
vor 1 Minute schrieb Einsteinchen:

Was hat denn der Erzbischof angestellt?

 

As geht wohl um eine Personalangelegenheit.

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