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Demut- Mut zu dienen?


Mariamante

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Der Duden nimmt Bezug auf das "dienen" hergeleitet vom Ursprung des Wortes "Demut" - aber auch auf "Milde" und "Bescheidenheit"

 

Das Wort selbst kann wie ja schon erwähnt sowohl negativ als auch positiv besetzt werden.

 

Demütige ich jemanden so handele ich ja im sehr negativen Sinne, diene ich jemandem, gar noch ohne Gegenleistung zu erwarten so handele ich ja im sehr positiven Sinne.

 

Mut zum Dienen - ist wohl die kürzeste und treffendste Definition von "Demut" - doch nicht verstanden in einer zwanghaften sklavischen Art und Weise sondern eher aus der Freiheit heraus, denn nur dazu benötige ich diesen Mut.

 

 

 

Ein Ausschnitt aus: © Anselm Grün "50 Engel für das Jahr" Verlag: Herder/Spektrum ISBN 3-451-27178-8

 

 

Seit dem 16. Jahrhundert hat das Wort Mut mehr und mehr die Bedeutung von Tapferkeit angenommen. Tapferkeit gehört zu den vier Kardinaltugenden. Sie bezeichnet die Unerschrockenheit im Bestehen von Gefahren. Sie entspringt, so der Ethiker Demmer, der Hochgemutheit des Geistes und verlangt Opferbereitschaft, Durchsetzungskraft sowie Willen zu Selbstbehauptung. Mut und Tapferkeit sind nicht nur vom Soldaten gefordert, sondern von jedem Menschen. Wir alle brauchen Mut, um unser eigenes Leben zu leben, das Leben, das uns von Anbeginn zugedacht ist. Allzuleicht passen wir uns den anderen an, übernehmen ihre Vorstellungen, um nicht gegen den Strom zu schwimmen. Heute herrscht zwar einerseits ein starker Liberalismus, der alles erlaubt. Aber zugleich kann man eine große Uniformität beobachten. Die Medien vermitteln eine Norm, wie man heute zu sein hat, wie man denken soll, wie man sich heute kleidet, was man heute tut. Da bedarf es eines großen Mutes, anders zu sein, so zu sein, wie es für ich stimmig und richtig ist.

 

Du brauchst den Engel des Mutes, wenn Deine Arbeitskollegen über eine Kollegin herziehen. Da nicht mitzuschimpfen, sondern darauf hinzuweisen, daß man ihr das am besten selbst sagen sollte, oder das Reden über andere abzubrechen mit der Bemerkung, man könne das alles ja auch in einem andern Lichte sehen, das verlangt Mut. Zunächst wirst Du da Unverständnis ernten. Vielleicht werfen die andern Dir sogar vor, Du seist ein Pharisäer. Die Kollegin sei eben unmöglich. Menschen lassen sich nicht so leicht verunsichern. Wenn Du den Mut aufbringst, den Klatsch über andere zu unterbrechen, dann fühlen sich die Tratschenden ertappt und wollen sich rechtfertigen, indem sie Dir den schwarzen Peter zuschieben. Da bedarf es eines starken Mutes, Dich mit Deiner Meinung zu behaupten, auch dann, wenn die andern Dich ausgrenzen wollen und Dir vorwerfen, Du würdest ja auch über die andern reden.

 

gby

 

Bernd

bearbeitet von beegee
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Die Encarta-Definition ist aber auch scheiße. Da wird ein völlig einseitiges, christliches Demutsverständnis gezeichnet - schon allein die Bezugnahme auf Unglück und Leid ist völlig unpassend.

 

Demut als das Gegenteil von Hochmut kann man sehr vielen Dingen gegenüber empfinden. Und zum Beispiel das Erkennen der eigenen Kleinheit, gemessen an den Weiten des Universums, halte ich für äußerst positiv und charakterfördernd ... und nebenbei kein bißchen christlich.

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Beim Suchen im Internet stieß ich auf folgende STelle:

 

Demut nun besagt noch mehr als Dienen. Bei der Demut handelt es sich niemals um ein Dienen um des Dienens oder der Unterwürfigkeit willen. Das wäre höchstens für einen Hund, aber nicht für einen Menschen eine Tugend. Vielmehr ist Demut jene Haltung, in welcher der Mensch viel Zeit, Opfer und Verzicht aufwendet und sogar richtig und vernünftig findet, weil er ein übergeordnetes, hohes Ziel dabei erreichen kann. (Es ist nicht so, daß Demut einfach der Verzicht vor dem sicheren Erfolg wäre; der dauernde Hinblick auf das möglicherweise erreichbare hohe Ziel ist lediglich die Begründung der Vernünftigkeit des ganzen Unternehmens.) Demut schließt aber durchaus lange Phasen ein, in denen man einfach weiterzugehen hat, ohne Näheres erklärt zu bekommen. Ein vollkommen demütiger Mensch fragt nicht einmal mehr danach, ob er mit seinem Handeln Erfolg, ob er tatsächlich den richtigen Weg gewählt habe, usf.; so fragt er am Anfang, dann jedoch vergißt er solche Abschweifungen. Er vergißt sogar sich selbst. Er geht einfach im Vertrauen auf eine höhere Instanz, die Sinn, Erfolg und alles übrige zu geben vermag.

 

Quelle:

 

http://www.padre.at/einkehr-heilig.htm

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Die Encarta-Definition ist aber auch scheiße.
*zustimm*
Da wird ein völlig einseitiges, christliches Demutsverständnis gezeichnet -

Kokolores. Als ob irgendwa in der Encarta christlich sei - oder gar Kenntnis oder Verständnis, was "Christlich" ist!

Deren Verständnis von "Demut" ist allerdings fast schon diametral entgegengesetzt zum christlichen.

bearbeitet von Lucia Hünermann
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Demut als das Gegenteil von Hochmut kann man sehr vielen Dingen gegenüber empfinden. Und zum Beispiel das Erkennen der eigenen Kleinheit, gemessen an den Weiten des Universums, halte ich für äußerst positiv und charakterfördernd ... und nebenbei kein bißchen christlich.

Nicht...:)??

 

Wer von den Gottlosen vertritt eine solche Haltung? Wann wurde sowas jemals thematisiert?

 

Alleine, das zu thematisieren, haben die Religionen wohl ein Monopol drauf...:blink:

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Der Duden nimmt Bezug auf das "dienen" hergeleitet vom Ursprung des Wortes "Demut" - aber auch auf "Milde" und "Bescheidenheit"

Das stimmt. Das vernachlässigt Encarta völlig.

Mut zum Dienen - ist wohl die kürzeste und treffendste Definition von "Demut" - doch nicht verstanden in einer zwanghaften sklavischen Art und Weise sondern eher aus der Freiheit heraus, denn nur dazu benötige ich diesen Mut.

Jetzt grübel ich, was ich aus dem namen Hel-mut mache... :blink:

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Die Encarta - und damit wohl auch die Umgangssprache - sehen das anders:

 

Demut [De·mut]

die; -; nur Sg; das völlige Fehlen von persönlichem Stolz, die Einstellung, dass man Unglück, Leid o. Ä. ertragen muss, ohne zu klagen: Schicksalsschläge in D. ertragen ||K-: Demuts-, -haltung || hierzu de·mü·tig Adj; de·muts·voll Adj

 

Das triffts genau !!

bearbeitet von Poliven
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Demut als das Gegenteil von Hochmut kann man sehr vielen Dingen gegenüber empfinden. Und zum Beispiel das Erkennen der eigenen Kleinheit, gemessen an den Weiten des Universums, halte ich für äußerst positiv und charakterfördernd ... und nebenbei kein bißchen christlich.

Nicht...:)??

 

Wer von den Gottlosen vertritt eine solche Haltung? Wann wurde sowas jemals thematisiert?

 

Alleine, das zu thematisieren, haben die Religionen wohl ein Monopol drauf...:blink:

Oh, ich weiß es natürlich nicht mit Sicherheit, aber würde schätzen, die meisten. Es steht im Gegensatz zu der Vorstellung, unsterblich und gottesebenbildlich zu sein, und paßt damit auch recht gut zu einem gottlosen Weltbild :).

 

Und daß die Religionen auf dieses Thema ein Monopol haben, halte ich für ein Gerücht.

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Demut wird als "Dien- Mut", Mut zu dienen übersetzt.

 

Die hl. Teresa von Avila sagt: "Demut ist Wahrheit".

 

Die hl. Schrift sagt: "Den Demütigen gibt Gott seine Gnade, den Hochmütigen widersteht er."

 

Wie versteht ihr Demut? Was zeichnet einen demütigen Menschen aus.

Demut ist die Grundlage für eine tiefe Spiritualität, weil sie Einsicht möglich macht.

 

Demut ist auch die Eigenschaft, die, solange von sich selbst abverlangt, fruchtbar und heilig ist, sobald jedoch von anderen eingefordert, leicht zur Demütigung wird.

Liebe Barbarosina:

 

Du hast es gut auf den Punkt gebracht, dass die von anderen geforderte Demut zur Demütigung wird, und eine Form des eigenen Stolzes sein kann.

 

Charles de Foucauld schrieb einmal sinngemäß: Wir haben die Demut auf den Lippen, aber lassen sie nicht bis ins Herz dringen. Ist es in unserem Leben nicht auch wichtig, dass wir in Gemeinschaft mit anderen leben- damit wir so demütiger werden? Der Mensch der allein ist, kennt seine eigenen Schwächen oft nicht, weil ihm der "Reibebaum" fehlt - in der Gemeinschaft aber wird mehr offenkundig, was in uns steckt.

 

Gehört es nicht auch zur Demut in der Gemeinschaft zu erkennen, dass andere Fähigkeiten und Talente haben, die man selbst nicht hat - und dass die Zusammenarbeit mit anderen wichtig ist?

Lieber Mariamante,

 

welch eine Wahrheit Du da wieder aussprichst. In der Tat...

 

Erst in einer Gemeinschaft zeigen sich die Ecken, Kanten so richtig; da lernt man sich selbst erst richtig kennen, und wie sehr man auch der anderen bedarf.

 

Weise ist der, der an die Demut nicht gemahnt oder sie fordert, sondern an sie erinnert.

 

Aber warum diese ganzen Fragen an mich?

 

Als Frau ist mir jahrhundertelange, nein, jahrtausendlange Demut tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben. "Die unwürd'ge Magd" ist kein rein ungefährer Begriff, sondern wurde lange als Rollenzuweisung und sogar als Selbstverständnis von den Frauen gefordert..

Es kann sein, dass es hitzigeren Temperamenten schwerer fällt, sich zur Demut zu gemahnen, denn Demut erfordert auch Selbstkontrolle.

 

Da kann es schon mal vorkommen, dass auch einer "unwürd'gen Magd" bei 250km/h auf der Autobahn die Bremsscheiben durchglühen, wenn unerwartet ein Baumstamm vor die Räder rollt, ihr die Sicht auf die Weite versperrt und sie gezwungen wird, eine Notbremsung vorzunehmen.

Da kommt es bisweilen nicht nur zur Reibung, sondern mitunter auch zum Funkenschlag.

Die Magd steigt aus, flucht ein bisschen, bereut es aufrichtig, schüttelt sich, steigt ein und rast weiter.

bearbeitet von barbarosina
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Wer? Das muß unsereins schon selbst machen. Und vom Aufrufen zur Mäßigung habe ich nun wirklich nichts geschrieben.

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Lieber Mariamante,

 

welch eine Wahrheit Du da wieder aussprichst. In der Tat...

 

Erst in einer Gemeinschaft zeigen sich die Ecken, Kanten so richtig; da lernt man sich selbst erst richtig kennen, und wie sehr man auch der anderen bedarf.

 

Weise ist der, der an die Demut nicht gemahnt oder sie fordert, sondern an sie erinnert.

 

Aber warum diese ganzen Fragen an mich?

 

Als Frau ist mir jahrhundertelange, nein, jahrtausendlange Demut tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben. "Die unwürd'ge Magd" ist kein rein ungefährer Begriff, sondern wurde lange als Rollenzuweisung und sogar als Selbstverständnis von den Frauen gefordert..

Es kann sein, dass es hitzigeren Temperamenten schwerer fällt, sich zur Demut zu gemahnen, denn Demut erfordert auch Selbstkontrolle.

 

Da kann es schon mal vorkommen, dass auch einer "unwürd'gen Magd" bei 250km/h auf der Autobahn die Bremsscheiben durchglühen, wenn unerwartet ein Baumstamm vor die Räder rollt, ihr die Sicht auf die Weite versperrt und sie gezwungen wird, eine Notbremsung vorzunehmen.

Da kommt es bisweilen nicht nur zur Reibung, sondern mitunter auch zum Funkenschlag.

Die Magd steigt aus, flucht ein bisschen, bereut es aufrichtig, schüttelt sich, steigt ein und rast weiter.

 

 

Liebe Barbarosina!

Danke für all deine guten Worte. Dass Demut das Auge sehend machen kann( nicht nur für die Bedürfnisse anderer) sondern auch für manche Schlingen zeigt die folgende Wüstenvatergeschichte (ich liebe sie, diese kurzen prägnanten Geschichten:

 

Ausspruch des Altvaters Antonios:" Ich sah alle Schlingen des Feindes über die Erde ausgebreitet. Da seufzte ich und sprach: Wer kann ihnen denn entgehen? Und ich hörte wie eine Stimme zu mir sagte: DIE DEMUT.

 

und noch eine zweite:

 

Ein Bruder wandte sich an den Altvater Matoe „Sage mir ein Wort!" Er aber sprach zu ihm: "Wohlan, bitte Gott, daß er dir ins Herz Trauer und Demut lege. Und achte allezeit auf deine Sünden, urteile nie über andere, sondern stelle dich unter alle anderen. Habe keine Freundschaft mit einem Knaben und keine Bekanntschaft mit einem Weib, habe keinen Häretiker zum Freund, und entschlage dich allen Vertrauens auf dich selbst. Beherrsche Zunge und Bauch, vom Wein genieße nur wenig. Und wenn jemand über irgendeine Sache redet, dann streite nicht mit ihm: Wenn er aber Gutes sagt, dann sprich: Ja! wenn Schlimmes, dann sage: Du weißt, was du sagst. Streite nicht mit ihm über das, was er gesagt hat. Das ist die Demut."

 

 

Die dritte Geschichte ist schon wieder eine Herausforderung- aber dennoch:

 

Ein Altvater erzählte uns: eine angesehene, edle Frau reiste einst zur Verehrung der heiligen Orte, und als sie nach Caesarea kam, wollte sie dort ausruhen und bat den Bischof, er solle ihr eine Jungfrau senden, die sie in der Frucht Gottes unterweise. Der Bischof suchte ihr eine demütige Jungfrau aus und schickte sie zu ihr. Nach einiger Zeit, als ihr der Bischof einmal begegnete, fragte er sie: "Wie führt sich die Jungfrau, die ich dir angewiesen habe?" Die Frau antwortete: " Sie ist sicher gut, doch nützt sie meiner Seele nicht gerade viel. Denn in ihrer Demut läßt sie mich in allem meinen eigenen Willen tun." Da gab ihr der Bischof eine rauhere, die sie bei jeder Gelegenheit schimpfte, und sie eine reiche Närrin und ähnliches schalt. Als der Bischof nach einiger Zeit wieder nachfragte, wie sie nun mit dieser Jungfrau zufrieden sei, da antwortete sie: "Wirklich, die nützt meiner Seele." Und durch diese erlangte sie eine große Sanftmut.

 

Liebe Segensgrüße und immer gute Fahrt!

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Lieber Mariamante,

 

welch eine Wahrheit Du da wieder aussprichst. In der Tat...

 

Erst in einer Gemeinschaft zeigen sich die Ecken, Kanten so richtig; da lernt man sich selbst erst richtig kennen, und wie sehr man auch der anderen bedarf.

 

Weise ist der, der an die Demut nicht gemahnt oder sie fordert, sondern an sie erinnert.

 

Aber warum diese ganzen Fragen an mich?

 

Als Frau ist mir jahrhundertelange, nein, jahrtausendlange Demut tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben. "Die unwürd'ge Magd" ist kein rein ungefährer Begriff, sondern wurde lange als Rollenzuweisung und sogar als Selbstverständnis von den Frauen gefordert..

Es kann sein, dass es hitzigeren Temperamenten schwerer fällt, sich zur Demut zu gemahnen, denn Demut erfordert auch Selbstkontrolle.

 

Da kann es schon mal vorkommen, dass auch einer "unwürd'gen Magd" bei 250km/h auf der Autobahn die Bremsscheiben durchglühen, wenn unerwartet ein Baumstamm vor die Räder rollt, ihr die Sicht auf die Weite versperrt und sie gezwungen wird, eine Notbremsung vorzunehmen.

Da kommt es bisweilen nicht nur zur Reibung, sondern mitunter auch zum Funkenschlag.

Die Magd steigt aus, flucht ein bisschen, bereut es aufrichtig, schüttelt sich, steigt ein und rast weiter.

 

 

Liebe Barbarosina!

Danke für all deine guten Worte. Dass Demut das Auge sehend machen kann( nicht nur für die Bedürfnisse anderer) sondern auch für manche Schlingen zeigt die folgende Wüstenvatergeschichte (ich liebe sie, diese kurzen prägnanten Geschichten:

 

Ausspruch des Altvaters Antonios:" Ich sah alle Schlingen des Feindes über die Erde ausgebreitet. Da seufzte ich und sprach: Wer kann ihnen denn entgehen? Und ich hörte wie eine Stimme zu mir sagte: DIE DEMUT.

 

und noch eine zweite:

 

Ein Bruder wandte sich an den Altvater Matoe „Sage mir ein Wort!" Er aber sprach zu ihm: "Wohlan, bitte Gott, daß er dir ins Herz Trauer und Demut lege. Und achte allezeit auf deine Sünden, urteile nie über andere, sondern stelle dich unter alle anderen. Habe keine Freundschaft mit einem Knaben und keine Bekanntschaft mit einem Weib, habe keinen Häretiker zum Freund, und entschlage dich allen Vertrauens auf dich selbst. Beherrsche Zunge und Bauch, vom Wein genieße nur wenig. Und wenn jemand über irgendeine Sache redet, dann streite nicht mit ihm: Wenn er aber Gutes sagt, dann sprich: Ja! wenn Schlimmes, dann sage: Du weißt, was du sagst. Streite nicht mit ihm über das, was er gesagt hat. Das ist die Demut."

 

 

Die dritte Geschichte ist schon wieder eine Herausforderung- aber dennoch:

 

Ein Altvater erzählte uns: eine angesehene, edle Frau reiste einst zur Verehrung der heiligen Orte, und als sie nach Caesarea kam, wollte sie dort ausruhen und bat den Bischof, er solle ihr eine Jungfrau senden, die sie in der Frucht Gottes unterweise. Der Bischof suchte ihr eine demütige Jungfrau aus und schickte sie zu ihr. Nach einiger Zeit, als ihr der Bischof einmal begegnete, fragte er sie: "Wie führt sich die Jungfrau, die ich dir angewiesen habe?" Die Frau antwortete: " Sie ist sicher gut, doch nützt sie meiner Seele nicht gerade viel. Denn in ihrer Demut läßt sie mich in allem meinen eigenen Willen tun." Da gab ihr der Bischof eine rauhere, die sie bei jeder Gelegenheit schimpfte, und sie eine reiche Närrin und ähnliches schalt. Als der Bischof nach einiger Zeit wieder nachfragte, wie sie nun mit dieser Jungfrau zufrieden sei, da antwortete sie: "Wirklich, die nützt meiner Seele." Und durch diese erlangte sie eine große Sanftmut.

 

Liebe Segensgrüße und immer gute Fahrt!

Lieber Mariamante,

 

danke für deine blumigen Gleichnisse und vor allem für die guten, von Herzen kommenden Segensworte.

Ich lese stets gern etwas Erbauliches vor dem Schlafengehen, heute brauchte ich ausnahmsweise nicht die Bibel zu lesen, weil Du mir schon deine Gleichnisse gewidmet hattest.

Ich hatte auch noch das Bedürfnis, Dir zwei Geschichten zu erzählen, aber wenn du dann mit fünfen antwortest, wär mir das für heute zu spät geworden, und ich möchte nicht, dass Du die halbe Nacht wegen mir wach bleibst.

Wie bereits erwähnt, schätze ich deine Wort-und Erzählkunst zu sehr, als dass ich der Versuchung widerstehen könnte, nicht darauf einzugehen.

Deswegen bedaure ich es sehr, dass ich mich für jetzt zurückhalten muss.

 

Gute Nacht!

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Das denke ich über Demut:

 

In Micha 8,6 lesen wir:

 

"Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott."

 

Das ist die Grundlage, die Forderungen Gottes an uns Menschen.

 

In der Stille hat der Herr mir schon wie oft gesagt, dass ich meinen Stolz täglich bei ihm abgeben muss, weil Er sonst nicht in mir und durch mich Wirken kann. Das bedeutet auf Klartext, dass ich jeden Tag dem Herrn meine Sünden / meine Vergehen und halt eben auch meinen Stolz an Ihn abgeben muss.

 

Ich hatte mal ein sehr demütigendes Erlebnis, obwohl ich meinem Gott gehorsam war. Es war eine Prüfung. Im Anschluss setzte der Herr aus lauter Güte lauter Wunder in mein Leben frei, das war sehr schön und ich bin Ihm sooooo dankbar dafür!

 

Noch was, vielleicht gibts ja unter Euch so ein paar Ketzer <grins>, die Luther gesehen haben? Da liegt er mit ausgebreiteten Armen auf dem Boden mit dem Gesicht zu Erde und betet. Das hat mich sehr beeindruckt. Denke sowieso, dass wir viel zu wenig Gottesfurcht haben, auch ich. Schließlich soll man mit Furcht und Zittern um den Einzug ins Paradies kämpfen...

 

Gruss an alle und Gottes reichen Segen für diesen Tag

 

Viel Power von oben wünscht Euch:

 

Euer Knilch im Glauben, Meister des Ungehorsams, das immer wieder stolpernde Lamm des guten Hirten, Anfänger im Hören auf des Königs Stimme, Looser auf der ganzen Linie, niedrigster Prinz in der Reihenfolge der schwächsten Kronenträger und

<imletztenmomentdurchdiesichschließendehimmelstürsichwerfender>

 

Michael

bearbeitet von Nachfolger
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Noch was, vielleicht gibts ja unter Euch so ein paar Ketzer <grins>, die Luther gesehen haben? Da liegt er mit ausgebreiteten Armen auf dem Boden mit dem Gesicht zu Erde und betet

sowas kannste an jedem Karfreitag in den katholischen Kirchen auch sehen!! Brauchst keinen Luther dafür - für den es eh zu spät ist :blink:

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Nie ist ein Mensch hochmütiger als wenn er meint er wäre wirklich demütig!!
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Der demütige Mensch ist es, der die großen Dinge vollbringt.

 

Der demütige Mensch ist es, der die kühnen Taten vollbringt.

 

Der demütige Mensch ist es, dem die großartigen Visionen vorbehalten bleiben

 

 

und das aus drei naheliegenden Gründen: erstens strengt er seine Augen mehr an als jeder andere, um ihrer ansichtig zu werden; zweitens überwältigen und begeistern sie ihn stärker, wenn sie sich einstellen; drittens registriert er sie genauer und aufrichtiger und macht, daß sie weniger durch die Abgedroschenheit und Selbstzufriedenheit seines Alltags-Ichs verfälscht werden.

 

Abenteuer sind für diejenigen bestimmt, die am wenigsten mit ihnen rechnen - die sie, mit anderen Worten, am meisten als Abenteuer erleben. Abenteuer sind für die Schüchternen, sind, so gesehen, für die Abenteuerunlustigen da.

 

Auszug aus Chesterton "Ketzer"

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Ein Aspekt von Chesterton zur Demut:

 

Hier geht es uns nur um einen bestimmten Aspekt der Demut. Sie diente im großen und ganzen dazu, den Hochmut und die unersättliche Begierde des Menschen zu zügeln. Ständig verdarb sich der Mensch mit neuerfundenen Bedürfnissen die Befriedigung. Mit seiner Vergnügungssucht zerstörte er sich die Hälfte seiner Vergnügungen. Seine Lustsuche bezahlte er mit dem Verlust der höchsten Lust, nämlich des Überraschungsmoments. So wurde denn deutlich, dass der Mensch nur dann eine große Welt sein eigen nennen konnte, wenn er sich selbst klein machte.

 

Selbst die hochfahrendsten Visionen, ragende Städte und stürzende Zinnen, sind Schöpfungen der Demut. Riesen, die ganze Wälder wie Gras niedertrampeln, sind Schöpfungen der Demut. Denn Türme sind nur dann hoch, wenn wir zu ihnen emporschauen; und Riesen sind nur dann Riesen, wenn sie größer sind als wir. Diese ganze, ins Gigantische ausgreifende Phantasie des Menschen, die vielleicht seine gewaltigste Lust bildet, ist im Grunde ein Geschenk der Demut. Ohne Demut können wir nichts genießen —können wir nicht einmal Stolz empfinden.

 

Woran wir aber heute kranken, das ist Demut am falschen Fleck. Die Bescheidenheit hat das Selbstbewußtsein freigegeben und sich statt dessen der Glaubenskraft bemächtigt, wo sie doch nie etwas zu suchen hatte. Der Mensch sollte an sich selbst zweifeln, aber doch nicht an der Wahrheit; das hat sich genau ins Gegenteil verkehrt. Heute ist das, worauf der Mensch beharrt, genau der Teil, auf dem er nicht beharren sollte — er selbst. Und das, woran er zweifelt, ist genau der Teil, an dem er nicht zweifeln dürfte — die Vernunft Gottes.

 

Huxley predigte eine Demut, die sich damit bescheidet, von der Natur zu lernen. Würden wir also vorschnell behaupten, es gebe keine für unsere Zeit charakteristische Demut, wir wären im Irrtum. Es gibt sie in der Tat, aber wie sich herausstellt, ist dies eine Demut, die in der Praxis vergiftender wirkt als die wildesten Selbsterniedrigungen des Asketen.

 

Die alte Demut war ein Sporn, der den Menschen vorantrieb, kein Nagel im Schuh, der ihn daran hindert, weiterzugehen. Denn die alte Demut ließ den Menschen an seinen Bemühungen zweifeln und brachte ihn so dazu, sich noch mehr anzustrengen. Die neue Demut hingegenlässt ihn an seinen Zielsetzungen zweifeln und veranlasst ihn damit, seine Bemühungen überhaupt einzustellen.

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lesen wir wieder mal die gleichen Bücher, tomlo?? :blink:

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lesen wir wieder mal die gleichen Bücher, tomlo?? :blink:

richtig, hast du schon ihn durchgelesen, ich bin gerade bei H.G. Wells und die Demut :)

bearbeitet von tomlo
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Lieber Mariamante,

 

welch eine Wahrheit Du da wieder aussprichst. In der Tat...

 

Erst in einer Gemeinschaft zeigen sich die Ecken, Kanten so richtig; da lernt man sich selbst erst richtig kennen, und wie sehr man auch der anderen bedarf.

 

Weise ist der, der an die Demut nicht gemahnt oder sie fordert, sondern an sie erinnert.

 

Aber warum diese ganzen Fragen an mich?

 

Als Frau ist mir jahrhundertelange, nein, jahrtausendlange Demut tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben. "Die unwürd'ge Magd" ist kein rein ungefährer Begriff, sondern wurde lange als Rollenzuweisung und sogar als Selbstverständnis von den Frauen gefordert..

Es kann sein, dass es hitzigeren Temperamenten schwerer fällt, sich zur Demut zu gemahnen, denn Demut erfordert auch Selbstkontrolle.

 

Da kann es schon mal vorkommen, dass auch einer "unwürd'gen Magd" bei 250km/h auf der Autobahn die Bremsscheiben durchglühen, wenn unerwartet ein Baumstamm vor die Räder rollt, ihr die Sicht auf die Weite versperrt und sie gezwungen wird, eine Notbremsung vorzunehmen.

Da kommt es bisweilen nicht nur zur Reibung, sondern mitunter auch zum Funkenschlag.

Die Magd steigt aus, flucht ein bisschen, bereut es aufrichtig, schüttelt sich, steigt ein und rast weiter.

 

 

Liebe Barbarosina!

Danke für all deine guten Worte. Dass Demut das Auge sehend machen kann( nicht nur für die Bedürfnisse anderer) sondern auch für manche Schlingen zeigt die folgende Wüstenvatergeschichte (ich liebe sie, diese kurzen prägnanten Geschichten:

 

Ausspruch des Altvaters Antonios:" Ich sah alle Schlingen des Feindes über die Erde ausgebreitet. Da seufzte ich und sprach: Wer kann ihnen denn entgehen? Und ich hörte wie eine Stimme zu mir sagte: DIE DEMUT.

 

und noch eine zweite:

 

Ein Bruder wandte sich an den Altvater Matoe „Sage mir ein Wort!" Er aber sprach zu ihm: "Wohlan, bitte Gott, daß er dir ins Herz Trauer und Demut lege. Und achte allezeit auf deine Sünden, urteile nie über andere, sondern stelle dich unter alle anderen. Habe keine Freundschaft mit einem Knaben und keine Bekanntschaft mit einem Weib, habe keinen Häretiker zum Freund, und entschlage dich allen Vertrauens auf dich selbst. Beherrsche Zunge und Bauch, vom Wein genieße nur wenig. Und wenn jemand über irgendeine Sache redet, dann streite nicht mit ihm: Wenn er aber Gutes sagt, dann sprich: Ja! wenn Schlimmes, dann sage: Du weißt, was du sagst. Streite nicht mit ihm über das, was er gesagt hat. Das ist die Demut."

 

 

Die dritte Geschichte ist schon wieder eine Herausforderung- aber dennoch:

 

Ein Altvater erzählte uns: eine angesehene, edle Frau reiste einst zur Verehrung der heiligen Orte, und als sie nach Caesarea kam, wollte sie dort ausruhen und bat den Bischof, er solle ihr eine Jungfrau senden, die sie in der Frucht Gottes unterweise. Der Bischof suchte ihr eine demütige Jungfrau aus und schickte sie zu ihr. Nach einiger Zeit, als ihr der Bischof einmal begegnete, fragte er sie: "Wie führt sich die Jungfrau, die ich dir angewiesen habe?" Die Frau antwortete: " Sie ist sicher gut, doch nützt sie meiner Seele nicht gerade viel. Denn in ihrer Demut läßt sie mich in allem meinen eigenen Willen tun." Da gab ihr der Bischof eine rauhere, die sie bei jeder Gelegenheit schimpfte, und sie eine reiche Närrin und ähnliches schalt. Als der Bischof nach einiger Zeit wieder nachfragte, wie sie nun mit dieser Jungfrau zufrieden sei, da antwortete sie: "Wirklich, die nützt meiner Seele." Und durch diese erlangte sie eine große Sanftmut.

 

Liebe Segensgrüße und immer gute Fahrt!

So, lieber Mariamante,

 

hier bin ich in neuer Frische!

 

Ja, besonders die 3. Geschichte war eine echte Herausforderung, denn ich habe die halbe Nacht über die Moral der Geschichte nachgedacht:

 

Fazit -Da kann man doch sehen, wie leicht aus einer kleinen Magd eine ehrbare, angesehene, sanftmütige Dame wird.

 

Den Part des Bischofs hatte ich für dich vorgesehn, fehlen noch 2 Jungfrauen- bis gestern hätt ich noch eine Idee für eine rauhe gehabt, die ist aber auch über Nacht mutiert, hoffe ich wenigstens.

 

Hast du eine Idee?

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Lieber Mariamante,

 

danke für deine blumigen Gleichnisse und vor allem für die guten, von Herzen kommenden Segensworte.

Ich lese stets gern etwas Erbauliches vor dem Schlafengehen, heute brauchte ich ausnahmsweise nicht die Bibel zu lesen, weil Du mir schon deine Gleichnisse gewidmet hattest.

Ich hatte auch noch das Bedürfnis, Dir zwei Geschichten zu erzählen, aber wenn du dann mit fünfen antwortest, wär mir das für heute zu spät geworden, und ich möchte nicht, dass Du die halbe Nacht wegen mir wach bleibst.

Wie bereits erwähnt, schätze ich deine Wort-und Erzählkunst zu sehr, als dass ich der Versuchung widerstehen könnte, nicht darauf einzugehen.

Deswegen bedaure ich es sehr, dass ich mich für jetzt zurückhalten muss.

 

Gute Nacht!

Liebe Barbarosina!

 

Vergelts Gott und herzlichen Dank für Deine guten Worte. Möge der Heilige Geist in Deinem Leben so wunderbar wirken, dass alle Prügel die dir in den Weg gelegt werden in Heizmaterial für das Feuer der göttlichen Liebe in dir verwandelt werden. Ich glaube das gehört auch irgendwie zur Demut: Die Widrigkeiten im Alltag als Herausforderung annehmen - die Mühen nicht als "Feinde" zu sehen, sondern eher als Schleifsteine, die den Diamanten veredeln wollen.

 

Im übrigen hast du mich durchschaut :blink: Auf eine Geschichte von Dir (die mich natürlich noch immer interessiert) hätte ich womöglich mit noch einer geantwortet wie z.B dieser:

 

Ein von schwerer Krankheit heimgesuchter Mann klagt dem Schriftgelehrten, das Leiden nehme ihm jede Lust; es verstöre ihm Lernen und Gebet. Da legt ihm der Rabbi die Hand auf die Stirn und sagt: "Woher weißt du denn, mein lieber Freund, was Gott mehr gefällt- deine Lehre oder dein Leiden?"

 

Liebe Segensgrüße

herzlich

Peter

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barbarosina: So, lieber Mariamante,

 

hier bin ich in neuer Frische!

 

Ja, besonders die 3. Geschichte war eine echte Herausforderung, denn ich habe die halbe Nacht über die Moral der Geschichte nachgedacht:

 

Fazit -Da kann man doch sehen, wie leicht aus einer kleinen Magd eine ehrbare, angesehene, sanftmütige Dame wird.

 

Den Part des Bischofs hatte ich für dich vorgesehn, fehlen noch 2 Jungfrauen- bis gestern hätt ich noch eine Idee für eine rauhe gehabt, die ist aber auch über Nacht mutiert, hoffe ich wenigstens.

 

Hast du eine Idee?

 

Also da haben wir jetzt ziemlich gleichzeitig gepostet.

In der 3. Geschichte geht es um den Eigenwillen- der mit dem Egoismus zusammen hängt. Und insofern das Aufgeben des Eigenwillens auch mit Demut zu tun hat, sind wir gerade noch beim Thema.

 

Franz von Sales meinte köstlich: " Der Egoismus (man könnte sagen: der Eigenwille) stirbt eine viertel Stunde nach uns".

 

Wenn man die Widrigkeiten im Leben- wie soeben angedeutet - als Lehrmeister sieht und weiß, dass "Brennesseln" auch ein sehr nützliches Kraut sein können, dann wir man nicht überall "Unkraut" sehen das uns brennt, sondern Heilmittel und geistliche Hilfen, die uns reifen.

 

Die Frau im Gleichnis hat das erkannt. In Deinem lieben Vergleich (vergelts Gott) siehst du mich ein wenig zu liebevoll - denn ich wäre höchstens mit der störrischen Dienerin zu vergleichen- im Sinne eines sokratischen Bremse, die manche AAs hier aufgescheut hat.

 

Gott erhalte Dir Dein gutes Herz!

 

Liebe Segensgrüße

Peter

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nochmal Chesterton:

 

Der Durchschnittsheide — wie der Durchschnittsagnostiker — wurde einfach sagen, er sei zufrieden mit sich selbst, aber nicht unverschämt selbstzufrieden; es seien viele besser und viele schlechter als er, und seine Verdienste seien zwar beschränkt, aber doch vorhanden.

Kurz, er würde den Kopf hoch tragen; aber nicht unbedingt hochmütig wirken.

 

Das ist eine männliche und vernünftige Haltung, aber sie unterliegt dem gleichen Einwand wie der Kompromiss zwischen Optimismus und Pessimismus. Da sie ein Gemisch aus zwei Dingen ist, ist sie eine Auflösung dieser zwei Dinge; keines von beiden ist in seiner vollen Kraft gegenwärtig und behält seine Farbe vollkommen bei. Anderseits reinigt diese milde, rationalistische Bescheidenheit die Seele nicht wie ein Feuer, um sie klar zu machen wie Kristall. Sie macht den Menschen nicht wie die strenge, durchdringende Demut zum kleinen Kinde, das sich zu Füssen der Grashalme setzen kann. So verliert er beides: die Poesie des Stolzes und die Poesie der Demut.

 

Das Christentum suchte durch das gleiche, seltsame Mittel beides zu retten.

 

Es trennte die beiden Ideen und trieb dann beide auf die Spitze. Einerseits sollte der Mensch hochmütiger werden, als je zuvor; anderseits sollte er demütiger sein, als je zuvor. Soweit ich Mensch bin, bin ich die Krone der Schöpfung. Soweit ich ein Mensch bin, bin ich das Haupt der Sünder.

 

Alle Demut, die Pessimismus gewesen war und die Menschen dazu veranlasst hatte, dem Leben gegenüber eine unklare oder verwerfliche Haltung einzunehmen — all das war aufzugeben. Wir durften nicht länger auf die Wehrufe des Ekklesiasten hören, wonach die Menschheit die Tiere in keiner Weise überrage, noch auf den furchtbaren Schrei Homers, der Mensch sei nur das armseligste aller-Tiere des Feldes. Der Mensch war ein Ebenbild Gottes, das im Paradies lustwandeln sollte. Der Mensch überragte alle Tiere bei weitem; der Mensch war nur armselig, weil er nicht ein Tier, sondern ein gefallener Gott war.

Die Griechen hatten vom Menschen als über die Erde kriechend gesprochen, als ob er an ihr haften würde. Nun sollte der Mensch hinschreiten über die Erde, als sei er berufen, sie sich zu. unterwerfen.

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